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von Elisabeth Kaplan

Heute geht es in meiner Österreich-Serie um das Wiener Pop-Duo Fijuka. Diese zwei Damen, Ankathie Koi (Gesang) und Judith Filimónova (Bass), haben sich an der Uni in Wien kennengelernt und haben Fijuka 2011 ins Leben gerufen. Sie beschreiben sich selbst als „synthie-pop-electronica minded band“, allerdings stelle ich mir unter der Bezeichnung etwas ganz anderes vor – nämlich eher den cleanen, digitalen Sound von Bands wie La Roux oder Chvrches. Fijuka, hingegen, klingt im Vergleich dazu sehr natürlich und warm, was der Verwendung von analogen Synth-Sounds und einem echten E-Bass zu verdanken ist. Was die Musik von Fijuka ausmacht ist für mich in erster Linie das Charisma und die Stimme von Ankathie Koi, zweitens die Synth-Sounds, und drittens der Bass.

Stimme
Hören wir erst mal auf die Stimme von Ankathie, die aus Burghausen an der bayerisch-österreichischen Grenze stammt und mit ihrer Darbietung den Geist von solch schrägen Pop-Damen wie Kate Bush, Elly Jackson, Feist, Imogen Heap oder Róisín Murphy beschwört. In den ätherischen Strophen von „Behave (From Now On)“, zum Beispiel, bietet sich ohne weiteres ein Vergleich mit Kate Bush an, während die rhythmischen Strophen von „Phantom Sentimental“ eine Ähnlichkeit mit „Bulletproof“ von La Roux haben. Und bei Fijuka stört mich der starke Akzent der Sängerin auch nicht. Das liegt, denke ich, am frechen, schrulligen Charakter der Musik, der Sängerin, des Gesamtkonzepts.

Ankathie Koi und Judith Filimónova sind Fijuka

Ankathie Koi und Judith Filimónova sind Fijuka

Ein starker Akzent bei SängerInnen, die sich der englischen Sprache bedienen, stört mich nur, wenn sie sich selbst zu ernst nehmen, oder wenn die Musik eindeutig darauf abzielt, amerikanisch oder englisch zu klingen. Ich kann aber einen Akzent durchaus akzeptieren, wenn er Teil eines ironischen oder experimentellen Konzeptes ist, oder wenn die Musik dezidiert Europa zuzuordnen ist. Der starke isländische Akzent von Björk, zum Beispiel, ist einfach ein integraler Bestandteil von ihrem gesamten Image und passt perfekt dazu. Außerdem überzeugt Ankathies selbstbewusste Performance und ihr Charisma. Man glaubt unweigerlich, dass es einfach so gehört, wie es ist. Ihre skurrilen Bewegungen im Video von „Behave (From Now On)“ sind einfach so schräg, dass man einfach hinschauen muss (abgesehen davon, dass ich diese bunten, schillernden Leggings haben muss!).

Synth
Fijuka verwenden klassische Synth-Sounds, die ihrer Musik ein eindeutiges Retro-Feeling verleihen. In ihren Live-Videos sieht man, dass Ankathie einen Roland RS-09 spielt, also einen Analog-Synthesizer, der 1979/80 auf den Markt kam und deswegen mit dem Sound der frühen Achtziger assoziiert wird. Aber ich glaube nicht, dass sich Fijuka mit einer Achtziger-Revival identifizieren, sondern eher dass die oft eher kitschigen Sounds des Roland eine logische Wahl sind für das spleenige Gesamtkonzept.

Fijuka experimentieren nicht nur gern mit Sounds der 80er Jahre, sondern auch mit dem passenden New Romantics-Makeup

Fijuka experimentieren nicht nur gern mit Sounds der 80er Jahre, sondern auch mit dem passenden
New Romantics-Makeup

Was Fijuka außerdem vom aktuellen Elektropop abhebt ist ihre vergleichsweise einfache Produktion. Während im Elektropop immer sehr viel los ist und viele verschiedene Ebenen und Sounds verschmelzen, beschränken sich Fijuka aufs Wesentliche, nämlich Vocals, Drums, Bass, Synth-Flächen für die harmonische Grundlage, und an ausgewählten Stellen melodische Synth-Lines. Und das war’s. Manche mögen das unter-produziert nennen, und wer weiß, ein guter Producer könnte vielleicht noch mehr aus den Songs rausholen, aber mir persönlich geht nichts ab.

 

Bass
Der Bass spielt bei Fijuka eine tragende Rolle, nicht nur weil Judith Filimónova, eine Hälfte des Duos, professionelle Bassistin ist. Dadurch, dass hier nicht ein ganzer Schwall an musikalischen Elementen um Aufmerksamkeit buhlt, kann man sich in aller Ruhe den einzelnen Bestandteilen widmen. Während die Hauptbasslinie in „Behave (From Now On)“ aus einer „Billie Jean“-artigen Achtelfigur besteht, ist der Bass in „Phantom Sentimental“ eher funky.

Videos
Die zwei Videos von Fijuka muss man sich einfach geben. Beide wurden von jungen Regisseuren gedreht und beide Male sind absolut professionelle Videos auf internationalem Niveau herausgekommen. In „Phantom Sentimental“ (Regie: Marie-Thérèse Zumtobel und Anselm Hartmann) werden Ankathie und Judith (wortwörtlich) wie Fleisch behandelt. Und das Video zu „Behave (From Now On)“ (Regie: Florian Pochlatko) ist einfach so exzentrisch und schrullig, dass ich es immer wieder gerne anschaue.

Video zu Phantom Sentimental auf YouTube
Video zu Behave (From Now On) auf YouTube

Alle, die in Salzburg und Umgebung wohnen: Fijuka spielen am 2. August im Rockhouse in Salzburg. Hingehen!