Beiträge

Whatever happened to Fay Wray? In der Rocky Horror Show vermisst Dr. Frank-N-Furter die Eleganz des Hollywood-Stars. Doch das ist nicht das Einzige, wofür sie berühmt ist: Fay Wray ging für ihre Rolle in King Kong als erste Scream Queen in die Filmgeschichte ein – die Königin der Schreie.

Lange gab es keine würdige Nachfolgerin. Bis 1978 ein billiger Slasher-Film eine regelrechte Welle an Teenie-Horrorfilmen auslöste – und Jamie Lee Curtis zur neuen Scream Queen einer ganzen Generation machte.

Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen

Aufstieg und Fall. Und Aufstieg
Slasher Movies wie Halloween, Freitag der 13., A Nightmare on Elm Street erhielten endlose Fortsetzungen, bis sie zur ramschigen Meterware verkamen. Doch nichts ist so grausig wie die Realität: Anfang der 90er Jahre erschütterte eine Mordserie in Florida ganz Amerika – vier Stundentinnen und ein Student wurden vom Gainesville Ripper erstochen und ihre Leichen so arrangiert, dass der Schock-Effekt beim Anblick möglichst groß war. Die Taten inspirierten Horrormeister Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson. 1996 hauchten Sie mit Scream dem Slasher-Genre neues Leben ein. Und wer bis dahin dachte, Drew Barrymore würde nur als der Kinderstar aus E.T. – der Außerirdische in Erinnerung bleiben, lag falsch. Die ersten unvergesslichen 10 Minuten des Films gehören ganz ihr. Als erstes Opfer des sadistischen Mörders mit der unheimlichen Maske hat sie sich einen Ehrenplatz als Scream Queen verdient.

Das Besondere an dem Film war, dass er in seiner Geschichte die Metaebene mit einbezog. Der gruselige Ghostface-Mörder versetzt seine jugendlichen Opfer zuerst am Telefon in Angst, indem er ihnen Quizfragen über Horrorfilme stellt, die Schüler spekulieren darüber, welche Rolle sie hätten, wenn das ein Horrorfilm wäre – und welchen Mustern und Regeln die Ereignisse dann folgen müssten. Unzählige Filmzitate machten Scream zum frischen hocherfolgreichen, satirischen Slasher-Hit. Und schon war eine neue Welle ausgelöst.

Jetzt, fast 20 Jahre später gibt es Scream als Fernsehserie. Zuerst auf MTV ausgestrahlt, steht sie jetzt auf Netflix zum Streamen bereit. Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]

 

Morde in Serie
Wes Craven trieb die Story seines Films Scream rasch voran – und jagte uns zwischen Komik und Schauer von einem Ereignis zum nächsten. Ob eine Serie dasselbe schafft? Die erste Folge war recht vielversprechend. Insgesamt kommt die Serie jedoch nicht an den Film heran. Sie spielt aber von Neuem mit der Metaebene, und die Highschool-Schüler stellen fest: Ein Slasher Movie treibt die Story rasch voran – er eignet sich nicht für eine Fernsehserie. Hätte das der Autor dieser Zeilen mal selbst beherzigt. Es wäre sicher möglich gewesen etwas mehr Tempo und Spannung in die Geschichte zu bringen. Zwischen Folge 4 und 9 bietet die Serie zu viel von einer typischen, harmlosen Teenie-Serie und zu wenige Mordeinlagen. Stellenweise waren die Dialoge lang und spannungslos. Sie wirkten manchmal wie aus Dawson’s Creek. Interessantes Detail am Rande: Kevin Williamson, der Autor des originalen Scream-Films, schrieb auch Scream, die Serie – und von ihm stammt auch Dawson’s Creek. Als ich das gelesen hatte, war mir alles klar.

Damsels in Distress
Der Fernseh-Herbst hat aber noch eine vielversprechende Neuheit: Scream Queens. Die Serie hat mit Jamie Lee Curtis, inzwischen Grand Dame des Filmschreis, einen echten Trumpf in der Hand. Aber das ist nicht alles: Sie stammt noch dazu von den Machern von Glee und American Horror Story.

Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]

Was darf man sich also erwarten? Ziemlich guten Horror in Quietschbunt, mit viel Satire und völlig überzeichneten Charakteren – nicht nur für Teenies. Auch Erwachsene, die mal eine Abwechslung zu den düsteren Serienwelten von The Walking Dead und Game of Thrones suchen, könnten Gefallen daran finden.
Die Studentinnenverbindung Kappa Kappa Tau wird von der schönen, aber skrupellosen Mega-Zicke Chanel regiert. Am Uni-Campus geschehen bizarre Morde, und zwar gleich mehrere pro Folge. Wie es sich für eine Slasher-Story gehört, sind alle verdächtig: Chanel, die ihr treu ergebenen Verbindungs-Schwestern, aber auch die Studienleiterin – denn diese verachtet die verwöhnten Gören.
Es sind bisher drei Folgen veröffentlicht und die waren eine völlig absurde Mords-Gaudi – mit höchst-skurrilen Morden und ganz wunderbar, schrillen Schreien. Und mehr wird einem ja gar nicht versprochen. Ich bin gespannt, wie’s weitergeht.

Vorschaubild: FOX

Bild Ghostface: von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

 

Zur Einführung von Netflix haben alle Medien über die Fernsehrevolution geschrieben. Natürlich war ich Netflix Kunde der ersten Stunde. Das Angebot fand ich für den Anfang ganz ordentlich. Und auch wenn in den ersten beiden Monaten wenig dazugekommen ist: Ich habe immer wieder Filme und Serien entdeckt, die ich noch nicht kannte und ohnehin schon länger ansehen wollte.

Doch jetzt tut sich anscheinend wirklich was in der schönen Welt des Streaming-Fernsehens. Netflix hat bekannt gegeben, dass es bald alle drei Wochen neue Eigenproduzierte Serien veröffentlichen wird. Da die Firma schon einige wirkliche Hits produziert hat, darf man sich hier einiges erhoffen.

Mit seiner ersten selbst produzierten Serie „House of Cards“ hat Netflix vor fast 2 Jahren ganz schön großes Aufsehen erregt. Auch die Frauengefängnis-Serie „Orange is the New Black“ kam bei Kritik und Publikum sehr gut an.

Foto 1Ist das schon die versprochene Revolution?
Bis zur versprochenen großen Serien-Offensive im 3-Wochen-Takt ist es zwar noch ein wenig hin – erst 2015 soll es so weit sein –, aber es gibt einen weiteren Vorgeschmack auf die Qualität, die Netflix seinen Abonnenten bieten will. Seit 12. Dezember steht nämlich die neue Serie „Marco Polo“ zur Verfügung. Die Presse beeilte sich, die Serie gleich als Konkurrenzprogramm zum Mega-Hit der letzten Jahre „Game of Thrones“ zu platzieren und die Erwartungen damit eigentlich ins fast Unerreichbare hochzupuschen.

Nach den ersten beiden Folgen von „Marco Polo“ kann ich nur sagen: Ich bin schon beeindruckt. Es gibt Armeen, Schlachten, fernöstliche Kampfkunst, wunderschöne und detailreiche Set-Ausstattungen sowie aufwändige Kostüme. Und natürlich Sex, denn in diesem Punkt scheint man tatsächlich mit den erfolgreichen Produktionen des Senders HBO mithalten zu müssen. Ein neues „Game of Thrones“ ist „Marco Polo“ trotzdem nicht. Warum auch? Es gibt „Game of Thrones“ ja schon. „Marco Polo“ kann durchaus mit seinen eigenen Qualitäten bestehen.

Die Geschichte ist allen bekannt. Oder irgendwie auch nicht. Mein eigenes Wissen – und ich getraue mich zu behaupten, das Wissen der meisten Leute – über Marco Polo geht zum Beispiel kaum darüber hinaus, dass er Jahrzehnte am Hof Kublai Khans verbrachte und dass er bei seinen Berichten über diese Zeit möglicherweise einiges dazuerfunden hat. Das gibt auch den Produzenten der Serie einige Freiheiten und sie haben sie gut genutzt. Warum nicht einen mehrere Jahre dauernden Krieg auf einen dramatischen Zweikampf zwischen zwei Brüdern auf den Punkt bringen? Bei aller Verzerrung zugunsten der Dramatik, darf man das Gefühl haben, dass man beim Ansehen ein bisschen mehr über Marco Polo und die politischen Umstände im Reich des Kublai Khan lernt. Die Geschichte beginnt zwar etwas langsam, nach zweieinhalb Episoden habe ich aber den Eindruck, dass sie zunehmend interessanter wird und auch etwas an Fahrt aufnimmt.

Hier gibt’s den Trailer zu sehen

Andere Vorbilder
Die richtige Mischung aus Geschichte und fernsehtauglich hingebogenen Geschichten bescherte bereits anderen Serien durchaus Erfolg: zum Beispiel „Rom“ (zumindest Staffel 1), „Die Tudors“ oder „Die Borgias“. „Marco Polo“ sollte man eher an ihnen messen. Und ich finde, es schneidet gut ab.

Die Zeit Online hat die Serie mit folgendem Kommentar bedacht: „Marco Polo wirkt wie das altmodische Vorweihnachtsprogramm konventioneller TV-Sender.“ Gar nicht so falsch, eigentlich. Ich habe früher die Vorweihnachts-Serien (es hieß immer Weihnachts-Vierteiler) geliebt – ob „Shogun“ oder „Der Seewolf“. Und ich habe sie, ehrlich gesagt, in den letzten Jahren sogar ein bisschen vermisst. Freilich wünscht man sich auch mehr Innovatives von Netflix. Aber der Weihnachts-Vierteiler-Vergleich klingt für mich nicht schlechter, als dass die Serie ein zweites „Game of Thrones“ sein soll.

Die große Fernsehrevolution läutet zwar auch „Marco Polo“ nicht ein, aber wenn gut gemachtes Fernsehen geboten wird, dann ist das schon viel mehr, als wir von vielen unserer Privatsender geboten bekommen – und auch von unseren viel teureren öffentlich-rechtlichen Sendern.