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Ich bin ja eine Mischung aus technikbegeisterter und technikskeptischer Mittvierzigerin. Völlig analog aufgewachsen habe ich Kalender analogerst Mitte der 1990er Jahre meinen ersten Computer gekauft. Ende der 90er Jahre kam dann ein Handy dazu. Lange Zeit habe ich viele Daten, Schriftstücke und ähnliches immer auch in Papierform gehabt. Bei Musik bin ich noch völlig altmodisch. Trotz IPhone höre ich Musik über den CD-Player. Meine Einstellung zum E-Book kann man hier nachlesen:  

www.zartbitter.co.at/kultur/buch-oder-ebook/  

Meinen Kalender führe ich doppelt – digital und in Papierform. Besonders wagemutig war ich bei den Geburtstagen meiner Freunde, Kolleginnen und Bekannten. Nur, ich wiederhole NUR, im Handykalender habe ich sie gespeichert, mit der Einstellung das Ereignis zu wiederholen und mich daran zu erinnern. Der September hat nicht viele Einträge, da wenige Freunde in diesem Monat das Licht der Welt erblickten.

Kalender digital

Heute früh gehe ich in die Arbeit, als mir plötzlich durch den Kopf schießt, dass ein ganz lieber Freund doch gestern Geburtstag hatte und ich hab mich nicht gemeldet. Ich wühle in der Handtasche nach meinem Handy, entsperre es und wische mich in den Kalender. Kein Geburtstag weit und breit. Ich wische weiter zum Oktober, November, Dezember. Bis Juli 2014, dann ist mir klar, alle Geburtstage sind weg. Sofort beginne ich in meinem Hirn zu kramen und fertige eine Liste mit Namen an. Gleichzeitig ärgere ich mich, dass ich diese Daten meinem Handy anvertraut ohne es analog gegenzusichern. Also sollte ich in der nächsten Zeit vergessen ganz lieben Menschen zu gratulieren, möge man mir verzeihen und mich dezent darauf hinweisen, damit ich es mir in meine neue Liste aus Papier eintragen kann, zusätzlich zum Handykalender, den ich wieder befülle. Also bleibe ich eine skeptische technikbegeisterte Mittvierzigerin.

Ein Beitrag unserer Gastautorin Gudrun Kavalir

Die digitale Welt macht alles leichter, schneller und überall verfügbar. Ach wirklich?!

Ich bin seit Stunden dabei, aus der auf CD gebrannten Musikfiles zu machen, um sie dann auf die Speicherkarte meines mp3-Players zu kopieren… und jetzt scheitert es daran, dass ich einen Adapter für die Karte brauche, um sie in den Slot am Laptop zu schieben. Die Verbindung mit dem USB-Kabel funktioniert nämlich nicht und die Karte ist zu klein für den Schlitz… Warum ist das alles so kompliziert geworden? Schon allein diese Begriffe machen mich ganz irre! Wir normalen „User“ verstehen diese Geräte und wie sie funktionieren ja eigentlich nicht wirklich. Wie auch? Oder weiß jemand, was 0010100111001010010100100111 bedeutet? … Ich will sofort meinen Walkman zurück!!! tast

Nutzen wir tatsächlich alle Funktionen, die ein Smartphone oder BlackBerry uns theoretisch bieten? Kennen oder verstehen wir sie überhaupt? Freilich kommt ein Mobile Phone unserem Bedürfnis nach Kommunikation mit anderen Menschen entgegen, egal ob friend oder nicht friend. Jeder ist immer und überall für jeden erreichbar. Theoretisch zumindest. Das gibt uns doch ein Gefühl von Sicherheit, von Verbundenheit, von Nicht-Alleinsein. Aber was ist, wenn der Akku leer und das Ladegerät unauffindbar?

Seien wir doch ehrlich mit uns und der Welt. Wer wollte nicht auch schon mal seinen PC oder Laptop aus dem Fenster werfen, weil der wieder irgendwas macht oder nicht macht, was man eben grade nicht will oder doch gerne hätte? Stunden, Tage verbringen wir damit, uns mit Geräten zu beschäftigen, die unser Leben oder die Kommunikation miteinander erleichtern und beschleunigen sollten. Wir vergeuden dabei unsere Lebenszeit, und das auch noch in schlechter Stimmung, nur weil sich der Computer aufgehängt hat. Soll er doch, wenn es ihm Spaß macht. Ich werde es wegen ihm jedenfalls nicht tun. Aber ich will dann auch meine Zeit nicht mehr weiter verschwenden. Nichts kann so wichtig sein, dass ich sie mir von diesem Gerät rauben lasse. Ich werde es abschalten und etwas anderes tun. Lesen zum Beispiel.

Aber nicht

0010100111001010010100100111

sondern

abcdefghijklmnopqrstuvwxyz.