Beiträge

Das war jetzt richtig schön wieder mal in einer Vorlesung zu sitzen. Andrea Ender hat ihre Antrittsvorlesung an der Universität Salzburg gehalten. Ihr Thema: Von der Welt in den Kopf und zurück-Zweitsprachen lernen und gebrauchen.

Meine Erkenntnisse aus der Vorlesung: Die wissenschaftliche Sicht des Spracherwerbs sollte auch in der politischen Diskussion viel mehr Platz haben. Die Forderung an die MigrantInnen und Flüchtlinge Deutsch zu lernen, ist schnell gesagt. Wie es Menschen geht, die eine Zweitsprache lernen, steht politisch nie zur Diskussion. Besonders wenn es Erwachsene sind.

Drei wesentliche sprachwissenschaftliche Feststellungen will ich in den zukünftigen politischen Diskussionen und Forderungen zum Thema „Die sollen Deutsch lernen“ immer parat haben:

  1. Deutsch lernt man am besten, wenn neben der Theorie im Kurs ganz viel Praxis möglich ist
  2. Für die Menschen, die Deutsch in Österreich lernen, ist es eine große Herausforderung im Alltag zwischen Hochdeutsch und Dialekt zu unterscheiden
  3. Wie schnell jemand eine Sprache lernt hängt von vielen Faktoren ab: Lerntyp, welcher Unterricht in welcher Umgebung, soziale Interaktionen, …

Und als vierten Punkt füge ich aus meiner langjährigen Praxis als Deutschlehrerin dazu: Lob und Unterstützung führen schneller zum Erfolg als Druck und Kritik!

Und PolitikerInnen sollten öfters mal in Vorlesungen gehen ;)

Hier gibt es 13 Tipps für einen freudvollen Deutschkurs!

Leicht ist es nicht mit dem Dialekt, besonders für jene, die Deutsch erst im Erwachsenenalter lernen. Aber auch viele Deutsche tun sich schwer in manchen Alltagssituationen. Was mich besonders freut ist, wenn sich Deutschlernende darauf einlassen auch so manches Dialektwort zu benutzen. nix oder net

Ein Klassiker, der aber leider oft falsch gebraucht wird, ist das Wörtchen „nix“. Klar ist, dass es eine Verneinung ist. Leider wird es oft mit dem Wörtchen „net“ verwechselt. Dann kommt es zu Sätzen wie: „Ich kann nix kommen.“ Darum ist es mir wichtig in meinen Deutschkursen immer wieder Dialektwörter und deren richtigen Gebrauch zu erklären.

Eine besondere Herausforderung sind die Richtungsadverbien: hinauf, hinunter, hinüber, herüber, herauf, herunter… Diese hochsprachlichen Wörter im Dialekt zu erkennen, erfordert viel Phantasie. Denn „aufi, owi, ummi, umma, aufa, owa“ oder noch schwieriger „zuawi, doni“ stehen in keinem Lehrbuch. Eine Schülerin meinte nach der Präsentation der Richtungsadverbien im Dialekt einmal: „Jetzt kann ich endlich meine Chefin verstehen.“

Aber auch der Konjunktiv hat so seine Tücken. Einfach ist es mit „hätte, wäre und würde“, aber „fände, ginge, käme“ haben schon so manchen verzweifeln lassen. Im Dialekt den Konjunktiv zu erkennen ist dann schon für Fortgeschrittene. Denn wer vermutet schon hinter der Endung „-at“ den Konjunktiv? Im Dialekt sagen wir: „gangat, tatat, kunntat, mechat“, das zu verstehen, geht nicht ohne eine kleine Extrastunde im Deutschkurs, die ich immer wieder gerne mache. Und wir haben viel Spaß dabei!