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Die nächste Debatte steht in Österreich an. Deutschland diskutiert seit einigen Tagen über  die Kinderehe. Knapp 1500 Asylsuchende unter 18 Jahren sind in Deutschland als verheiratet registriert. Davon sind 361 unter 14Jahren. Das heißt für Österreich, dass etwa 150 Jugendliche verheiratet sind, 35 von ihnen sind unter 14 Jahren.

Aber wie umgehen mit dieser Tatsache. Wegsehen finde ich nicht gut. Die einen plädieren dafür, Ehen von 16-18 Jährigen auch anzuerkennen, um insbesondere die Ansprüche von Mädchen zu schützen. Die anderen wollen alle Ehen für nichtig erklären lassen. Einig sind sich eigentlich alle, dass die Ehen von unter 14jährigen zu annullieren sind, auch wenn die Ehepartner jetzt schon über 18 Jahre alt sind. Das sieht auch der Entwurf des deutschen Justizministers Heiko Maas so vor. Für 16-18 Jährige sieht der Entwurf allerdings vor, dass die Ehe nicht automatisch für nichtig erklärt wird, um Ansprüche nicht zu verlieren und etwaige Kinder nicht zu benachteiligen.

Beim zweiten Mal freiwillig?

Ein juristischer Eiertanz, allerdings auch eine Frage der Werte. Anerkennen wir, dass Kinder geheiratet haben? Haben sie das freiwillig getan? Würden die Mädchen, aber auch die Jungen zugeben, dass sie unter Zwang geheiratet haben?

Mir scheint der Weg die Ehen für nichtig erklären zu lassen eigentlich der vernünftigste. Das gibt die Chance die Mädchen und Jungen eindringlich darüber aufzuklären, dass weder in Deutschland noch in Österreich jemand zur Ehe gezwungen werden kann. Und auch, dass jeder Mensch mit 18 Jahren selbst über sein Leben bestimmen kann. Und wenn beide mit über 18 Jahren nach Aufklärung über die Werte und Gesetze in Deutschland oder Österreich noch immer miteinander leben wollen, dann können sie jederzeit heiraten. Aber dieses Mal legal in Deutschland oder Österreich und hoffentlich auch aus freien Stücken.

Um 2:45 Uhr hat der Wecker geklingelt. Schnell einen Misteltee gekocht, der ist gut gegen hohen Blutdruck, sollte es aufregend werden und ab aufs Sofa.

2:55 Uhr: Gleich geht die zweite Debatte los. Clinton gegen Trump. Es ist die Townhall-Debatte, nicht nur Journalisten fragen, auch die Bürger stellen Fragen. Und das vor dem Hintergrund des großen Sex-Skandals von Donald Trump, der seit Freitag fast die ganze Berichterstattung bestimmt.

3:00 Uhr: Ohne Handshake geht es los. Clinton bekommt die erste Frage gestellt und sie legt gleich los mit Vielfalt und der Stärke, wenn man zusammenhält. Und sie will die Präsidentin aller Amerikaner sein. Trump wiederholt sein „Amerika muss wieder groß werden“ und switcht zwischen Obamacare und dem Iran.

3:10 Uhr: Trump muss sich den Fragen zu seinem Busgespräch stellen. Er beteuert die höchste Achtung vor Frauen zu haben und er will Amerika wieder sicher machen. Clinton zählt alle Menschen auf, die Trump schon beleidigt hat. Und wieder bekräftigt sie, dass das vielfältige Amerika die Zukunft ist.

3:16 Uhr: Trump greift an. Bill Clinton hat Frauen missbraucht, bei mir waren es nur Worte. Er wirft ihr vor, dass sie den Vergewaltiger eines zwölfjährigen Mädchens verteidigt hat. Hillary Clinton kontert, dass Trump sich nie entschuldigt für seine Entgleisungen. Und Trump will als Präsident einen Sonderstaatsanwalt nur für Clinton.

Zwischenfazit: Eigentlich eine peinliche Vorstellung, besonders von Trump. Wer sagt was über wen?

3.24 Uhr: Noch immer geht es um Wahrheiten oder Lügen. Jetzt um die Emails von Hillary Clinton, die sie von ihrem privaten Account geschickt hat.

3:30 Uhr: Endlich eine Frage mit Substanz zu Obamacare von einem Bürger. Clinton verteidigt die Gesundheitsversicherung, will aber Nachbesserung. Trump empfindet es eine Katastrophe, will etwas Billigeres.

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3:37 Uhr: Muslime in Amerika. Eine Muslimin fragt, wie sie mit der Islamfeindlichkeit umgehen soll. Trump verweist auf die Anschläge, die von Islamisten begangen wurden. Clinton verweist auf die erfolgreichen Muslime und will alle einladen, Teil Amerikas zu sein. Und mit Muslimen gemeinsam will sie den IS besiegen.

Zwischenfazit Halbzeit: Mit Trump kann  man nicht diskutieren. Er antwortet nicht auf Fragen, sagt einfach irgendwas, was vielleicht zum Thema passen könnte. Clinton müht sich ab, aber es ist schwer mit einem Menschen zu diskutieren, der sich nie an irgendeine Aussage erinnern kann.

3:48 Uhr: Bürgerfrage, ob Politiker eine öffentliche und private Meinung haben dürfen. Und Clinton bringt jetzt die Russen ins Spiel, die sich in den US-Wahlkampf einmischen. Trump meint Russland sei immer der Sündenbock. Trumps Steuererklärung ist immer noch nicht klar.

3:53 Uhr: Bürgerfrage, wie Trump es bewerkstelligen will, dass auch Reiche ihre Steuern zahlen. Trump meint, dass Hillary Clinton da als Senatorin was tun hätte können. Er will in Zukunft Steuern senken, besonders für den Mittelstand. Clinton will die Steuer-Schlupflöcher schießen, um in die Zukunft der Bürger zu investieren.

4:01 Uhr: Clinton zählt ihre politischen Erfolge auf, von der Kinderkrankenversicherung bis zu Atomverträgen, was Trump mit: Sie war eine Katastrophensenatorin kommentiert.

4:03 Uhr: Bürgerinnenfrage zu Syrien. Clinton bringt auch hier die Russen ins Spiel. Trump bedauert, dass Amerika bei Atomwaffen nicht auf dem neuesten Stand ist und Clinton hat als Außenministerin alles falsch gemacht. Trump würde in Mossul alle platt machen in 4 oder 5 Wochen, dann wäre der IS besiegt. Clinton will keine Bodentruppen schicken.

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4:14 Uhr: Bürgerfrage, ob die Kandidaten ein Präsident für alle sind. Trump will für alle da sein, Clinton ist Schuld, dass es weniger Arbeitsplätze gibt. Clinton redet nur, tut aber nichts. In den Städten ist die Armut.

4:20: Clinton betont, dass sie sich für ihre Ausrutscher entschuldigt. Trump sieht das gespaltene Amerika und sieht überall Hass, darum darf Clinton nicht gewählt werden. Denn auch sie hat Hass im Herzen.

4:30 Uhr: Die Umwelt ist Thema. Trump hat kein Problem mit Kohle. Clinton weiß, dass erneuerbare Energie notwendig sein wird.

4:35: Bürgerfrage: Was schätzen sie am anderen? Clinton lobt Trumps Kinder. Sie weist nochmals auf die Brisanz der Wahl hin, wie zukunftsweisend sie sein wird. Trump dankt für das Kompliment für seine Kinder. Er sieht sie als Kämpferin, das ist ein guter Charakterzug.

Die beiden gehen mit einem Händeschütteln auseinander – immerhin!

Fazit: Trump sieht alles nur als großes Spiel. Ein bisschen Pennälergespräche über Frauen im Bus, Steuern zahlen ist überbewertet und das amerikanische Atomprogramm ist veraltet. Clinton müht sich ab, seine Angriffe zu neutralisieren. Dabei bleibt sie meistens gelassen, lässt sich nicht unter Druck setzen. Trump mosert immer wieder, dass er viel weniger Zeit bekommt als Clinton. Die Performance von Clinton ist gut, sie kann Fragen auch inhaltlich beantworten, während Trump wild durch die Themen hüpft und sich sichtlich nicht intensiv mit einem Thema auseinandersetzt. Das ist eher Stammtischniveau. Aber für die Ausgangsposition, die meisten wichtigen Parteifreunde haben sich abgewandt, hat er sich trotzdem gut geschlagen Clinton brilliert nicht, man kann sie sich aber als Präsidentin vorstellen.

Hoffentlich heißt es im November nicht: Gute Nacht Amerika!