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Zweieinhalb verschwendete Stunden im auf 16 Grad gekühlten Kino. Was blieb, war eine Erkältung. Das war mein Resümee nach Man of Steel im Juli 2013. Die fertig geschriebene Kritik habe ich nie online gestellt, weil ich mich über drei A4 Seiten nur über den Film ausgekotzt hatte, bei dem gar nichts zusammenstimmte. Das wollte ich den Zartbitter-Fans nicht zumuten.

Eine Fortsetzung sehe ich mir auf keinen Fall an. Da war ich sicher. Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass die Fortsetzung Batman v Superman heißen würde. Wo mir doch der düstere Batman von allen Comic-Helden am liebsten ist. Der Trailer dazu kam letzten Sommer raus und ich wusste: Den muss ich sehen. Die Fortsetzung setzt nämlich genau an einem Punkt an, der für mich das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Für Man of Steel gehört Superman tatsächlich vor Gericht gestellt

Für Man of Steel gehört Superman tatsächlich vor Gericht gestellt

Inhalt
Batman v Superman beginnt mit dem Ende von Man of Steel – nur aus der Perspektive von Bruce Wayne (Batmans alter ego). Er sieht das Ausmaß der Zerstörung, das Superman angerichtet hat. Im Kampf gegen General Zod verwandelte dieser Metropolis in eine Schutthalde und viele Menschen starben. Bruce Wayne hat es sich zum Ziel gemacht, Superman zu vernichten. Doch auch Lex Luthor, Supermans erklärter Erzfeind, hat seine Pläne und spielt die beiden gegeneinander aus. Er will die Welt gänzlich von Superhelden befreien – von Batman genauso wie von Superman.

Nimm 2, zahl 1
Wenn man sehr streng ist, ist Batman v Superman ebenso unorganisiert wie Man of Steel. Eine genaue Analyse ist aber nach dem ersten Anschauen gar nicht möglich, denn es stecken mindestens zwei Filme in dem Zweieinhalb-Stunden-Werk, mit so vielen Details, dass es schon etwas unübersichtlich wird. Der erste Teil (Film 1, wenn man so will) mit seinen angerissenen philosophischen Fragen ist sehr schwerfällig geraten. Es entsteht kein erzählerischer Fluss und holpert unbeholfen von Szene zu Szene – wenngleich mit großartigen Bildern.

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Ausnahmsweise wird nicht um eine Frau gekämpft. Im Gegenteil: hinter Wonder Woman stehen auch die Kontrahenten vereint da

Wer macht es am besten?
In Man of Steel hat Henry Cavill schon gezeigt, dass er für die Rolle des Superman wohl die Muskeln besitzt, aber nicht das Charisma. Doch mit wem soll man ihn vergleichen? Christopher Reeves gilt für viele als Maßstab. Das hat mit Nostalgie zu tun oder vielleicht mit Respekt vor dem verstorbenen Schauspieler, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt war. Doch Reeves war alles andere als ein großer Schauspieler. Den Vergleich braucht Cavill wirklich nicht zu scheuen.

Als vor anderthalb Jahren bekannt gegeben wurde, dass Ben Affleck Batman spielen soll, war es für die Fanboys das Ende der Welt. Anscheinend gilt es als allgemein akzeptiert, dass Ben Affleck der schlechteste Schauspieler überhaupt ist. Diese Meinung teile ich nicht. Ich finde sogar: Er gibt einen ganz tollen Batman ab! (Bitte, man erinnere sich: Wir mussten sogar schon Val Kilmer als Batman sehen.)

Mindestens genauso viel Aufregung gab es um die Ankündigung, dass Jesse Eisenberg die Rolle des Lex Luthor übernehmen soll. Nichts würde diesen Batman v Superman retten können, so die Meinung vieler. Es ist Geschmackssache, ob einem gefällt, wie Jesse Eisenberg Lex Luthor anlegt. Sein Lex Luthor wirkt wie ein verwöhntes Söhnchen, irgendwie noch nicht so richtig erwachsen und mitunter unsicher. Doch er ist in Wahrheit berechnend, kalt und böse. Eisenberg bringt diesen Bösewicht – auf eine ganz eigene Art – gut rüber.

Trotz der Missstimmung über Besetzungs-Entscheidungen im Vorfeld, wurde Batman v Superman mit höchster Spannung erwartet. Und auch wer mit Affleck oder Cavill nicht zufrieden ist, wird nicht viele Gedanken daran verschwenden, sobald die Spezialeffekte einsetzen. Und das ist oft. Im zweiten Teil des Films wird aus dem vollen geschöpft und die opulenten Bilder in einem markerschütterndem Soundtrack im Dauer-Fortissimo ertränkt. Es ist ein Film so aufgeblasen und laut wie eine Wagner-Oper.

Mittendrin in all dem cineastischen Bombast, war es, als hätte jemand den Film für kurze Zeit angehalten: begeisterter Zwischenapplaus für Wonder Woman, als diese ins Geschehen kommt. Ein Erlebnis das man nur selten im Kino hat und ich wünsche allen, die sich den Film ansehen, dass sich bei euch auch so eine Gruppe Fanboys im Kinosaal befindet. Ich wollte begeistert mitapplaudieren. Gal Gadot aus den Fast & Furious Filmen ist alleine schon optisch die perfekte Verkörperung der Amazone. Darüber hinaus stürzt sie sich beherzt und mit Lust in einen fast aussichtslosen Kampf.

[seht hier den Trailer – oder lest unten weiter]

Ende gut?
Trotz aller Schwächen, die man Batman v Superman vorwerfen kann, ist es für Fans der DC Comics ein wahres Fest, jedenfalls in der zweiten Hälfte. Einige dieser Fans werden Fan Cuts des Films anfertigen. Da gibt es ein breites Betätigungseld: überflüssige Szenen entfernen, zum Beispiel. Und zwar nicht nur am Anfang, sondern auch am Schluss. Am Ende der Story zeigt der Film ein wunderschönes Tableau. Doch anstatt den Film damit zu beenden, ziehen sich die Epilog-Szenen noch 10 Minuten dahin. Der Regisseur, Zack Snyder, wollte selbst da noch alles Mögliche erzählen, anstatt sich für nur eine Sache zu entscheiden. Aber wir wissen auch so: Gerechtigkeit naht – im nächsten Film – durch die Justice League.

Trotzdem wieder Applaus im Kino, als der Nachspann läuft. Den Fanboys hats gefallen – und für die ist er auch gemacht.

Meine Bewertung bei IMDB: 7 Punkte
Laut und bombastisch mit einigen Schwächen – und diese betreffen nicht den Cast. Ben Affleck und Jesse Eisenberg füllen ihre Rollen besser aus als allgemein erwartet. Insgesamt nimmt sich der Film auch etwas zu ernst.

Inhalt

Nick Dunne [Ben Affleck] geht an seinem fünften Hochzeitstag in die Bar und kotzt sich dort über seine Frau, Amy [Rosamund Pike], aus. Dabei hatte für die beiden alles wie im Märchen begonnen: kennenlernen, sich verlieben, heiraten – alles war perfekt. Bis Nick seinen Job verlor und Amy ihren Eltern fast ihr gesamtes (beträchtliches) Vermögen lieh. Geldsorgen holten die beiden bald aus ihrer Märchenwelt. Sie zogen von der teuren Stadt aufs billigere Land und wurden genau so ein Ehepaar, wie sie es nie werden wollten. Als Nick aus der Bar nach Hause zurückkehrt, um widerwillig den Hochzeitstag zu begehen, kommt der Schock: Amy ist verschwunden. Wahrscheinlich entführt. Von einem Kampf zeugt nur der umgeworfene, zerbrochene Glastisch im Wohnzimmer.

Die Medien stürzen sich auf die Story. Das ganze Land bekundet dem bestürzten Ehemann seine Unterstützung und hilft auf der Suche nach seiner Frau. Bis nach und nach Details über Nick bekannt werden. Die Unterstützung der Presse und Öffentlichkeit schlägt bald in Misstrauen um und Nick sieht sich im landesweiten Fernsehen mit der Frage konfrontiert: Haben Sie Ihre Frau umgebracht, Nick?

Ben Affleck auf der San Diego Comic-Con (Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0)

Ben Affleck
auf der San Diego Comic-Con
(Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0)

Achtung Spoiler!
Über „Gone Girl“ lässt sich kaum etwas schreiben, ohne die Handlung und einige der Wendungen zu verraten. Darum: Wer den Film noch sehen möchte: Bitte nicht weiterlesen! Alle anderen: Lest mal und gebt in den Kommentaren eure Meinung zum Film ab.

Der Film ist höchst erfolgreich: An den Kinokassen und beim Publikum (Durchschnittsbewertung auf IMDB: 8,5 von 10 Punkten). Und es wird viel darüber diskutiert. Dabei ist es sehr erstaunlich, dass einer der Diskussionspunkte Ben Afflecks Penis ist. Jawohl. Das gibt Stoff für die Klatschspalten und auch seine Ehefrau Jennifer Garner wurde (ausgerechnet) von Ellen DeGeneres dazu befragt. Man brauche dafür eine Weitwinkel-Linse, meint sie. Jetzt wissen wir das auch. Glückliche Frau Garner.
Das gute Stück hab ich übersehen. Ich muss wohl für eine Millisekunde geblinzelt haben. Aber ich habe mir die ganze Zeit über ohnehin eine ganz andere Frage gestellt: Wie wird Ben Affleck wohl demnächst ins Batman-Kostüm passen? Unter den losen Hemden zeichnete sich eindeutig der Wohlstand ab. Aber darüber redet niemand.

Ein feministischer Film?
Ein bisschen Klatsch ist ganz lustig, aber der Film als solches wird sehr kontrovers diskutiert: Ist „Gone Girl“ zutiefst frauenfeindlich – oder ist der Film feministisch? Diskreditiert der Film Frauen, die Opfer männlicher Gewalt werden – oder zeigt er eine Frau, die sich aus eigener Kraft aus einer Situation, einer Ehe, befreit und ihre Unabhängigkeit sucht? Eines ist für mich gleich mal klar: Feministisch ist „Gone Girl“ sicher nicht, denn Amy ist wahrlich kein Vorbild an Frauenpower.

Vielleicht doch frauenfeindlich?
Auch dass der Film frauenfeindlich ist, stimmt für mich nicht. Zuerst einmal ist die Handlung allzu absurd dafür. Die unglückliche Ehefrau (der Ehemann betrügt sie und will sie verlassen) bereitet monatelang ihre Flucht aus ihrer Ehe vor. Und zwar so, dass sie es absichtlich wie eine schlecht inszenierte Entführung aussehen lässt. Sie befreundet sich mit der leicht zu manipulierenden Nachbarin (der „Idiotin von nebenan“, wie sie es formuliert), hält in einem Pseudo-Tagebuch Ereignisse fest, die nie stattgefunden haben (z.B. schreibt sie, dass ihr Ehemann sie geschlagen hat und sie um ihr Leben fürchtet), und sie legt Spuren – eine richtige Schnitzeljagd für die Polizei. Der untreue Ehemann soll ins Gefängnis. Oder noch besser zum Tode verurteilt werden. Das scheint ihr völlig gerecht. Dabei hat sie sich von Anfang an nur verstellt, um diesem Mann zu gefallen. Geliebt hat sie ihn nie. Es stellt sich auch heraus, dass sie bereits zuvor einen Mann mit falschen Vergewaltigungs-Anschuldigungen ins Gefängnis gebracht hat.

Ganz ehrlich finde ich, es handelt sich einfach um einen Thriller: Ein Krimi mit vielen Wendungen, der einen an der Nase herumführt und in dem nichts ist, wie es zunächst scheint. Niemand wird durch diesen Film Vergewaltigungsopfern unterstellen, die Anschuldigungen seien sicher falsch, weil es ja im Film „Gone Girl“ auch so war.

Alle Menschen san ma zwieda
Es ist nicht so, als würden nur Frauen schlecht wegkommen. Eigentlich mag der Film, nach der Romanvorlage der Autorin Gillian Flynn, keine seiner Figuren: nicht Amy; nicht ihren Ehemann; nicht Amys Eltern, deren Erwartungen sie nie gerecht werden konnte; und nicht den Ex-Freund Desi aus der Highschool. Der Film müsste also gleichzeitig als männerfeindlich gelten. (Das würde dann auch auf so ziemlich jeden Krimi und jeden Actionfilm zutreffen.)

Doch auch für Amy, deren Sicht Regisseur David Fincher ab ca. der Hälfte des Films zeigt, wendet sich das Blatt. Die taffe Manipulatorin wird nämlich auf der Flucht selbst hereingelegt und um ihr ganzes Geld gebracht. Hilfe suchend begibt Amy sich daraufhin in die Arme ihres Ex-Freundes Desi [Neil Patrick Harris], obwohl sie weiß, dass Desi auf ganz ungesunde Weise von ihr besessen ist. Aber er hat die Mittel, sie zu verstecken und nach einiger Zeit außer Landes zu bringen. Desi verwöhnt Amy, doch sie ist in seinem Haus eine Gefangene. Amy sieht im Fernsehen ein Interview mit ihrem Ehemann, Nick, und ist von seinen Worten berührt – so sehr, dass sie ihn nicht mehr in der Todeszelle sehen, sondern zu ihm zurückkehren will. Sie ahnt nicht, dass ihr Ehemann sie seinerseits geschickt manipuliert hat.

Wenn man schon davon ausgehen möchte, dass eine Geschichte über eine sozio- und psychopathische Figur die Sicht der Gesellschaft auf Frauen beeinflusst, dann ist „Gone Girl“ ab diesem Abschnitt in der Handlung höchstens dessen schuldig, für Amy letztlich Klischees zu bemühen: wankelmütig, zu leicht von Emotionen gesteuert und des Geldes wegen eine ungesunde Beziehung eingehend.

Böse genug?
Zumindest das Ende des Films möchte ich hier nicht verraten. Ich sage nur: Arme Männer. Böse, böse Amy. Auch wenn Rosamund Pike uns als Amy nicht wirklich das Fürchten lehrt. Ihre Performance hat nicht die Intensität wie zum Beispiel die einer Glenn Close in „Eine verhängnisvolle Affäre“.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 von 10 Punkten
„Gone Girl“ bietet eine aberwitzige Story mit einigen überraschenden Wendungen. Das mäßige Tempo des Films passt gut zur Geschichte. Stück für Stück wird demontiert, was man zu wissen glaubt, und die Story neu zusammengesetzt. Nur: Anstatt eines furiosen Showdowns gibt es einen etwas zu langatmig geratenen Epilog. Schade.