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Wenn ich auf Urlaub fahren möchte und mir Übernachtungsmöglichkeiten suche, frage ich standardmäßig die Barrierefreiheit ab. Und da gibt es fast jedes Mal die Überzeugung seitens der Vermieterinnen, dass eine Rampe Barrierefreiheit bedeutet: „Ja, wir haben eine Rampe ins Haus“, ist die meist verwendete Standardantwort.

Frage ich dann näher nach, erweist sich das restliche Haus meist nicht barrierefrei. Sei es, dass das Badezimmer zu klein und auch noch eine schmale 70er-Tür hat oder dass der Frühstücksraum nur über Stufen erreichbar ist. „Wie helfen ja eh“, heißt es dann, wenn ich sage, dass das mit Rollstuhl nicht möglich sei. Wobei helfen sie mir? Beim Duschen oder beim Essen? Unterstützung schön und gut, aber ich würde gerne selbst entscheiden, wann ich was und wie und vor allem mit wem machen möchte.

Gerne wird vergessen, dass Rollstuhlnutzerinnen nicht nur bis ins Zimmer kommen möchten, sondern wie jeder Mensch auch noch andere Bedürfnisse haben. Neben dem WC muss genug Platz zum Anfahren mit dem Rollstuhl und Umsitzen sein. Die Dusche muss bodeneben einfahrbar und mit einer Sitzmöglichkeit, sowie Griffen und Armaturen in Sitzgreifhöhe ausgestattet sein. Das Waschbecken muss unterfahrbar und der Spiegel aus der sitzenden Position einsehbar sein. Vor dem Bett wird genug Platz zum Zufahren mit dem Rollstuhl benötigt.DSC05617

Doch zur Barrierefreiheit zählen noch ganz andere Dinge. Menschen mit Hörbehinderungen benötigen mindestens im Rezeptionsbereich eine Induktionsanlage. Ebenso sollten für das Zimmer ein Rüttelkissen (zum Aufwecken) und eine Blitzlichtanlage als Alarm vorhanden sein. Blinde oder sehbehinderte Menschen benötigen Leitsysteme durchs Haus und profitieren von einer kontrastreichen und nicht spiegelnden Umgebung. Ist ein Aufzug im Haus, muss er mit einer Sprachausgabe ausgestattet sein.

Alle diese Dinge regeln diverse ÖNORMEN mit ihren vorgegebenen Normmaßen ganz genau. Aber das ist eine andere Geschichte.

DSC06480Und so lange umfassende Barrierefreiheit nicht wie selbstverständlich überall angeboten wird, muss es auch Infomaterial über barrierefreie Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung geben. Jede Zimmeranbieterin möchte doch, dass sich ihre Gäste wohlfühlen und im besten Fall gerne wiederkommen.

Leider zeigt die Praxis, dass nur wenige Verantwortliche in der Tourismusbranche bis dato das Potenzial von Barrierefreiheit erkannt haben. Und so ist es für die meisten Menschen mit Behinderung, und auch für mich, äußerst mühsam und zeitaufwändig einen Urlaub zu organisieren.

 

Hinweis: Der Beitrag wurde der Lesbarkeit wegen bewusst in der weiblichen Form verfasst, da diese die männliche automatisch mit einschließt.

Nach längerer Bauphase ist der untere Teil der Linzergasse in Salzburg fertig gestellt. Die Investitionskosten dafür belaufen sich auf 2,6 Millionen Euro. Politiker der Stadt und ein großer Teil der Geschäftsleute zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. Also alles eitel Wonne? Nein, keineswegs. Ein Rundgang durch die Linzergasse offenbart die fehlende Barrierefreiheit. Nur ein winzig kleiner Teil der Geschäfte und Lokale bieten einen ungehinderten Zugang.

Ein Armutszeugnis für Salzburg, das sich damit rühmt, eine moderne Touristenstadt zu sein. Dazu gehört allerdings auch ein Zugang für alle Menschen. Es wird das große wirtschaftliche Potenzial verkannt, das durch die Schaffung von Barrierefreiheit entsteht. Rund ein Fünftel der Menschen haben eine Behinderung, dazu kommen noch zahlreiche ältere Menschen und Eltern mit Kinderwagen, für die der Zugang zu den Geschäften und Lokalen erschwert oder gar unmöglich gemacht wird.

Ein Experte, der sich mit der Materie intensiv befasst, ist Manfred Fischer. Der Oberösterreicher, der Schulungen und Sensibilisierungskurse abhält, sitzt im Rollstuhl und setzt sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. „Die Linzergasse ist ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Ich fahre zum Beispiel viel lieber mit meiner Frau und meinen Kindern in den Europark, weil dort alles barrierefrei ist.“

Doch wer trägt Schuld an diesem baulichen Desaster? Aus dem Bauamt kam die Aussage, dass man mit den Hausbesitzern darüber gesprochen habe, aber niemanden zur Umsetzung zwingen könne. „Es wäre so einfach. Man hätte die Investitionen zwischen den Hausbesitzern und den Geschäftsleuten aufteilen können. Alle hätten davon profitiert“, so Fischer weiter. Oftmals wird auch der Denkmalschutz als Ausrede hergenommen. „Das ist Blödsinn, in den meisten Fällen wird die Fassade gar nicht berührt“, sagt der Experte.

„Es war eine Bedingung von mir, dass der Eingang barrierefrei gemacht wird, wenn ich weiterhin hier die Apotheke führen soll“

Es gibt zumindest einen, der auf die Umsetzung von Barrierefreiheit gepocht hat. Werner Salmen, der Inhaber der Engel Apotheke in der Linzergasse 5. „Es war eine Bedingung von mir, dass der Eingang barrierefrei gemacht wird, wenn ich weiterhin hier die Apotheke führen soll“, so Salmen.

Nun wurde von der Stadt in Aussicht gestellt, dass bei der Renovierung ab dem ehemaligen Standort des Centralkinos hin zum Cornelius-Reitsamer-Platz und der Bergstraße die Barrierefreiheit umgesetzt werden soll. Ein kleiner Anfang, man darf gespannt sein.

Ein Beitrag unserer Gastautorin Monika

Gerade vor Weihnachten war vom größten Online-Buchhändler ständig in den Medien zu hören und zu lesen. Er zahle so schlecht und beute seine Mitarbeiter aus. Streiks waren angesagt. Vielerorts wurde zum Boykott gegen den besagten Online-Buchhändler aufgerufen. Viele sind diesem Aufruf auch nachgekommen. Ich bewusst nicht.

Doch von vorne. Als Kind liebte ich es in die Kinderbücherei zu gehen. Ich schmökerte in vielen Büchern und nahm mir dann jedes Mal das Höchstmaß an Ausleihen mit nach Hause um mich dann ausgiebig dem Lesegenuss hinzugeben. Schon damals war ich eine Leseratte. Und so dauerte es nur wenige Tage bis ich erneut zur Kinderbücherei pilgerte. Das größte war aber für mich, wenn ich meine Großmutter in die Buchhandlung begleiten und mir ein Buch aussuchen durfte. kinderbuecher

Es war dieser Geruch und das viele Papier das mich faszinierte. Viele Abenteuer und viel Interessantes gab es in diesen Büchern zu erobern. Die bunten Einbände ließen meine Phantasie blühen und ich fand es schön mit den Händen über tolle Einbände zu streichen. Stundenlang hätte ich mich diesem Genuss des Besuches einer Buchhandlung hingeben können.

Heute bin ich nicht mehr Fußgängerin sondern Rollstuhlnutzerin. Ich lese immer noch gerne. Was mir allerdings fehlt, ist Bücher in unseren traditionellen Buchhandlungen zu erstehen.

Die meisten Buchhandlungen in unserer Stadt sind für RollstuhlfahrerInnen gar nicht zugänglich und die die es sind, haben derart enge Wege, dass mir die Lust schon beim Eintreten ins Geschäft vergeht. Sind dann auch noch mehrere KundInnen im Geschäft, begleitet mich ständig die Angst über irgendwelche fremde Zehen zu fahren.

Selbst in den Buchhandlungen großer Einkaufszentren, in denen es grundsätzlich keine Platzprobleme gibt, sind die Gänge mit Hürden für RollstuhlfahrerInnen gespickt. Da gibt es einen Ständer mit Mondphasentee und um die nächste Ecke die Glücksschokolade für alle Muffeligen. Dort werden Weihnachtssachen abverkauft und im nächsten Gang lauert der Osterzubehörständer mitten am Weg. Das macht ein Durchkommen in den ohnehin schon eng bemessenen Gängen auch wieder unmöglich.amazon

Stehenbleiben und in einem Buch schmökern geht also auch da nicht. Was tun?

Dann doch beim Online-Buchhändler einloggen und online in den Büchern schmökern. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Auswahl riesengroß ist, ich kann das rund um die Uhr machen, völlig unabhängig von Öffnungszeiten, Sonn- und Feiertagen und Verkehrs- und Wetterbedingungen. Und dann ist auch der Versand noch super schnell. Am einen Tag gekauft und am übernächsten Tag kann ich schon in meinem Wunschbuch blättern. Wenn nicht sogar schneller.

Dagegen wenn ich mir ausrechne welche Vorbereitungszeit ich habe, bis ich mit dem Rollstuhl irgendwohin hinkomme. Und da ist noch gar nicht eingerechnet, dass ich eventuell wieder nur Busse ohne Rampe erwische oder wenn ich mit dem Auto fahre, dann die Behindertenparkplätze wieder Mal von lauter Nichtberechtigten verstellt sind und ich ewig suche oder warte, bis ich einen zum Aussteigen genug breiten Parkplatz finde. Ja und das Wetterproblem ist eine eigene Geschichte.

Das Service ist 1A und rücksenden kein Problem. Wenn ich Glück habe erwische ich vielleicht sogar ein billigeres gebrauchtes Exemplar. Nicht zu vergessen ist der Vorteil viele andere Dinge bestellen zu können und bei allen Dingen eine große Auswahl und Rezensionen zum Produkt von KäuferInnen habe. Ich stelle so auch Preisvergleiche an oder hole mir Anregungen für Geschenke.

Fazit: Boykott des Einkaufs beim Onlinehändler ist für mich kein Mittel um die Arbeitsplätze der MitarbeiterInnen zu verbessern. Für mich ist der Onlinehandel der ideale Einkaufsshop und ich möchte daher hiermit eine Lanze für die Branche und vor allem diesen einen bestimmten brechen.

Nur das Flair unserer alteingesessenen Buchhandlungen fehlt mir. Noch habe ich diesen bestimmten Duft in meinem Gehirn gespeichert …