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Das Ensemble besteht aus Ungarn, Syrern und Somaliern und Salzburgerinnen. Alle Fotos: Christoph Strom

Ein Beitrag von Ingrid Burgstaller

400 Jahre tot und so lebendig wie nie zuvor. Theateraufführungen, Filme, Ausstellungen, Lesungen … William Shakespeare wird im Jubiläumsjahr weltweit geehrt. Doch nirgends wie in Salzburg. Hier proben Darsteller – Profis, Laien, Flüchtlinge, Asylbewerber, Einheimische, Frauen und Männer – gerade sein Stück „Wie es euch gefällt“. Mehrsprachig kommt es im kleinen theater, Kunsthaus Nexus und auf Schloss Goldegg auf die Bühne. Dem bedeutenden britischen Lyriker und Dramatiker würde das gefallen.

Angelika Bamer-Ebner bringt in ihrer Inszenierung verschiedene Sprachen auf die Bühne. Doch sie verspricht: „Den Inhalt werden alle verstehen. Wir kommunizieren ja nicht nur mit Worten.“

Am 18. Februar ist Premiere. Vor den Vorhang tritt dann auch Regisseurin Angelika Bamer-Ebner. Das Selber-Mitspielen bezeichnet sie als Dessert. Momentan befindet sich die engagierte Theatermacherin noch mitten beim Zubereiten des Hauptganges. Nach dem offenen Casting, einem Kennenlernen und Annähern aller Mitwirkenden, sind nun die Proben für das mehrsprachige Theaterprojekt „Spielend Einander Verstehen“ im Endspurt. „Es ist herausfordernd. Es ist ja ein Mix aus Profis, Laien, von Frauen und Männern mit und ohne Theatererfahrung. Gerade bei den Asylbewerbern stand zu Beginn immer die Frage im Raum: Werden sie in einem Monat noch da sein? Doch es hat sich gut entwickelt. Was nicht heißt, dass ab nun Entspannen angesagt ist. Aber jeder hängt sich rein.“ Das Mitwirken von Flüchtlingen und Asylbewerbern sei horizonterweiternd. „In der Probenzeit bist du nahe dran an den Leuten und erfährst ihre Geschichte. Ich denke mir dann: Wir können wirklich dankbar sein, für das, was wir haben.“

Für Angelikas Partner im Leben und auf der Bühne, Peter Christian Ebner, geht es auch um Chancen für die Menschen und eine gute Zukunft für alle: „Diese werden wir nur haben, wenn wir uns miteinander verstehen. Das kann auch spielend funktionieren.“ Dass sich das eingespielte Team Bamer und Ebner für eine Shakespeare-Komödie entschieden hat, erklären sie so: „Das Stück passt einfach gut; es handelt von Verbannung, Flucht und Heimatlosigkeit einerseits. Auf der anderen Seite werden Werte wie Güte, Hoffnung und Großzügigkeit in den Vordergrund gespielt.“ Ihr Ziel: Die ZuschauerInnen sollen staunen und in magische Momente eintauchen. Nur so viel sei verraten: „Alles wandelt sich zum Guten. Nur dass das Ende nicht wie im Original im Wald von Arden, sondern im Untersberger Wald stattfindet.“ Für ein Hörerlebnis werden neben Deutsch Sprachen wie Spanisch, Ungarisch, Arabisch, Italienisch sowie Englisch sorgen.

Mahamed Abdulqadir Yahye spricht Deutsch und Somali in Shakespeares „Wie es euch gefällt“. Das Proben macht ihm Spaß. Und: „Ich habe durch das Theater Freunde gefunden.

Das exotische Somali in Wort und Gesang steuert Mahamed Abdulqadir Yahye bei. Vor dem Krieg in seiner Heimat geflüchtet, lebt er seit eineinhalb Jahren in Salzburg im Christkönig-Kolleg. Zum „Spielend Einander Verstehen“-Projekt hat ihn ein Zeitungsbericht gebracht. Vor einigen Wochen hat der dreifache Familienvater nach langer Trennung seinen Ältesten (16) wieder in die Arme schließen können. „Er ist von Ägypten aus mit dem Boot über das Mittelmeer. Ich bin sehr froh, dass es ihm gut geht. Er ist jetzt in Imst untergebracht. Hoffentlich kann er bald zu mir nach Salzburg kommen. Ich wünsche mir, dass er eine Ausbildung als Mechaniker macht“, erzählt Yahye, der für sich am liebsten einen Job in einem Hotel hätte oder als Staplerfahrer – „darin habe ich Erfahrung“. Die Voraussetzung, der positive Ausgang des Asylverfahrens, ist endlich da. Das Nachholen der restlichen Familie nach Österreich, seiner Frau und der jüngeren Kinder, sei sein sehnlichster Wunsch. Glücklich mache ihn zur Zeit vor allem das Theater, das Beisammensein mit den anderen Darstellern. „Wenn ich an die erste Aufführung denke, bin ich schon nervös. Ich muss noch viel mit den deutschen Sätzen üben. Ich will gut sein. Mein Sohn soll mich auf der Bühne sehen und stolz sein.“

Info: „Wie es euch gefällt“ frei nach William Shakespeare wird aktuell mit SalzburgerInnen und SchauspielerInnen unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Herkunft erarbeitet. Das Motto dieser besonderen Produktion: „Spielend Einander Verstehen“. Regie führt Angelika Bamer-Ebner. Marina Razumovskaja aus Estland komponierte die Bühnenmusik. Premiere ist am Sa., 18. Februar, im kleinen theater Salzburg als Beitrag im „Monat der Vielfalt“ der Stadt Salzburg. Nach den Aufführungen in Salzburg am 5., 11. und 12. März macht das vom Zukunftslabor Salzburg 20.16 ausgezeichnete Theaterprojekt am 3. März im Kunsthaus Nexus Saalfelden, auf der Burg Mauterndorf und am 6. April  auf Schloss Goldegg Station. Mehr unter www.theater-brettspiel.at und www.bamer-ebner.com.

Kaffeemaschinen, Jacken, Teller, Decken: Vieles findet im Kost-Nix-Laden in Salzburg bei den Asylwerberinnen und Asylwerber einen dankbaren Abnehmer. Vom 10. bis 21. Juni können die Bewohnerinnen und Bewohner Salzburgs einen Teil dazu beitragen.

kaffeemaschine320 Euro. Mit dieser lächerlichen Summe müssen Asylwerberinnen und Asylwerber jedes Monat in Salzburg auskommen. Dass damit eine menschenwürdige Existenz kaum möglich ist, sollte jedem klar sein. Es fehlt oft an den grundlegendsten Dingen. Daher veranstaltet das Jugendzentrum Iglu in Salzburg auch im Monat Juni einen Kost-Nix-Laden. Dabei können Asylwerberinnen und Asylwerber unter anderem Elektrogeräte, Herdplatten, modernes Gewand, Teller und Decken gratis mitnehmen.

Die Idee dazu kommt aus Wien, wie der Initiator des Kost-Nix-Ladens, Johannes Witek, erzählt: „In der Bundeshauptstadt gab es ebenfalls Sachen im Gratis-Angebot, die noch gut in Schuss waren. Daher haben wir dieses Modell gleich für Salzburg übernommen.“ Witek ist Obmann des Vereins Synbiose. Dieses Integrationsprojekt wurde im Juli 2010 gegründet und setzt sich für Asylwerber und Migranten ein. Das besondere Anliegen ist die Vermittlung von Deutschkenntnissen im Rahmen von Sprachkursen. Diese Kurse werden auch im Jugendzentrum Iglu angeboten.

„Es ist uns aber auch wichtig, dass der Kost-Nix-Laden keinen Almosencharakter hat“

Der Kost-Nix-Laden hat sich in Salzburg bewährt. Er findet am Mittwoch, dem 25. Juni, in der Haydnstraße 4, zum dritten Mal in diesem Jahr statt. „Es ist uns aber auch wichtig, dass der Kost-Nix-Laden keinen Almosencharakter hat“, erklärt Witek. Jeder Salzburger und jede Salzburgerin kann zwischen dem 10. und 21. Juni (Montag bis Freitag zwischen 10 und 17 Uhr) nicht mehr gebrauchte Utensilien in der Haydnstraße 4 vorbei bringen. Voraussetzung ist, dass alles in einwandfreiem Zustand ist. Ausgenommen sind Fernseher, Möbel, Unterwäsche und Zierartikel.

Die Getränkeladen sind gut gefüllt. Das Buffet ist aufgebaut. Noch einmal proben die drei Sängerinnen aus dem Kosovo, Indien und der Türkei ihr selbstgeschriebenes Lied. Das ABZ öffnet pünktlich seine Türen für das Flüchtlingsfest 2013. Um 18 Uhr kommen die ersten Besucherinnen undFoto Besucher. Schnell füllt sich das Haus. Es ist ein kunterbuntes Durcheinander von Menschen verschiedener Herkunft, Sprachen und Religionen.

Ich darf an der Bar arbeiten, freue mich alte Bekannte zu treffen und neue Menschen kennenzulernen. Es gibt einiges an Neuigkeiten. Ein junger Flüchtling aus Afrika hat eine Lehrstelle als Einzelhandelskaufmann. Ein Mädchen, das ich schon sehr lange kenne, wird heuer maturieren. Ihre Eltern sind sehr stolz. Ein junger Afghane beginnt im nächsten Monat eine Lehre als Elektrotechniker. Schöne Nachrichten. Aber das Wichtigste heute ist das Feiern. Die drei Sängerinnen präsentieren ihr Lied und bekommen einen Riesenapplaus. Ein weiterer Höhepunkt ist der Auftritt einer Schuhplattler-Gruppe. Viele Flüchtlinge sehen erst staunend zu, dann versuchen es alle gemeinsam und es macht Spaß.

Tanzen macht hungrig und durstig. Das Buffet wird gestürmt, an den Tischen mischen sich die Leute, es wird geplaudert und gelacht.Foto2

Es ist ein Abend, an dem die Freude und das Miteinander im Vordergrund stehen, für einige Stunden sind die Sorgen, Unsicherheiten und Probleme vergessen. Morgen ist dann wieder Flüchtlingsalltag.

 

Wöchentlich lese ich in Medien von Menschen, die nicht in Österreich geboren sind, aber längst hier ihren Lebensmittelpunkt haben. In die Medien kommen sie mit ihrer Geschichte, weil Österreich sie nicht mehr hier haben will. Das liegt am Fremdengesetz. Der aktuelle Fall, eine Kolumbianerin hat faktisch in letzter Sekunde eine Chance auf Aufenthalt bekommen. Die Politik kündigt an, ein bisschen etwas am Fremdengesetz zu ändern. Hier an einem Schräubchen drehen, dort ein wenig nachjustieren. Das ändert aber nichts an der Grundhaltung, die die Politik in Gesetze gegossen hat. we are all one

Die Basis des Fremdengesetzes ist das Misstrauen und die Angst. Vor Menschen. Auch für AsylwerberInnen ist es oft noch immer ein jahrelanges Zittern um eine würdige Zukunft. Ein ganz lieber Bekannter von mir hat vor zwei Monaten nach sage und schreibe acht Jahren endlich Asyl bekommen. In diesen Jahren durfte er nicht arbeiten, er lernte hervorragend Deutsch, seine Gedanken kreisten aber täglich um einen positiven Asylbescheid, der Gang zum Briefkasten immer ein Wechselbad der Gefühle. Bald ist er 30 Jahre alt und nun beginnt sein Leben. Er will eine Ausbildung zum Pfleger machen, vorbildhaft. Aber warum nicht früher?

Was mir große Hoffnung macht ist, dass immer mehr Menschen sich einsetzen für andere. Menschen, die nicht tagtäglich mit dieser Thematik zu tun haben. Sondern die, die einfach nicht verstehen können, warum ihr Freund, ihre Arbeitskollegin, der Freund des Sohnes oder die Lebensgefährtin nicht bleiben dürfen. Die Menschen müssen in den Mittelpunkt rücken und nicht das Misstrauen und die Angst vor ihnen.