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Manchmal hat man ja schon lange so ein Gefühl „im Bauch“. Man will ja eigentlich ökologisch korrekt einkaufen, nachhaltig und auch im Sinne einer artgerechten Tierhaltung. Also versucht man im Supermarkt möglichst Bio-Produkte einzukaufen. Man will der Werbung glauben und zahlt ja auch ein bisschen mehr für Bio. Aber wie gesagt, es gibt da so ein ungutes Gefühl im Bauch. Vielleicht ist das ja doch nur Geschäftemacherei? Dann vergisst man diese Gedanken schnell wieder und versucht weiter korrekt einzukaufen. Bio-Eier mit der berühmten Null vorne dran oder biologische Erdäpfel.

Und dann sieht man eher zufällig eine Dokumentation in der ARD und das Gefühl im Bauch ist wieder da. Aber dieses Mal eher als Schock! Man sieht Hühnerhöfe, die biologisch zertifiziert sind, aber man versteht nicht warum. Geschundene Kreaturen, verdreckte Ställe, tote Tiere. Alles biologisch?

Erdäpfel, die aus Ägypten kommen, auch biologisch zertifiziert. Ein Experte erklärt, dass für die Herstellung der Erdäpfel in Ägypten 300 Liter Trinkwasser gebraucht werden, für die gleiche Menge in Deutschland produzierter Erdäpfel 10 Liter Regenwasser. Alles biologisch und nachhaltig?

Man bleibt nach dieser Doku etwas ratlos zurück. Eigentlich möchte man ja wirklich alles richtig machen, aber wie? 

Die Doku ist unter diesem Link zu finden:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/exclusiv-im-ersten-wie-billig-kann-bio-sein?documentId=11623914

Was in den Vereinigten Staaten und Kanada schon lange normal ist, ist in Deutschland in der Testphase. Bei uns in Österreich wird gerade darüber diskutiert. Ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren  hat durchaus einige Vorteile. Gerade in der ersten Phase einer Bewerbung findet Diskriminierung besonders häufig statt, wie die Deutsche Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) feststellt. Besonders betroffen sind Frauen mit Kindern, ältere ArbeitnehmerInnen und MigrantInnen. Sie werden nachweislich weniger zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

Im ersten Schritt bei einem anonymisierten Bewerbungsverfahren lässt man das Foto, Name, Geburtsdatum, Familienstand und das Herkunftsland weg. Bei Ausbildungs- und Berufserfahrungen stehen keine Jahreszahlen. Die Personalverantwortlichen treffen nur aufgrund dieser Daten eine Auswahl. Nachdem  sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen haben, erhalten sie die vollständigen Unterlagen, um sich auf das Gespräch vorzubereiten. Die Vorteile liegen auf der Hand. Diskriminierung ist in der ersten Bewerbungsphase so gut wie ausgeschlossen. Die Bestqualifizierten kommen zum Vorstellungsgespräch und neue Bewerbergruppen werden angesprochen.

Nun gibt es natürlich auch Einwände. Einige Personalverantwortliche meinen, auch Sympathie, Vertrauenswürdigkeit und Individualität sind ausschlaggebend. Dem steht entgegen, dass ja spätestens beim Vorstellungsgespräch die Anonymität vorbei ist und es keinen Schutz vor Diskriminierung gibt. Aber vielleicht erlebt so manche/r Verantwortliche, dass ein Kevin, eine Tülin, eine Mutter mit 3 Kindern oder ein 50jähriger doch zum Unternehmen passen. Ohne anonymisiertes Bewerbungsverfahren wäre es nicht zu so einer positiven Überraschung gekommen.

Darum bin ich schon gespannt auf das Pilotprojekt, das Ministerin Heinisch-Hosek präsentieren wird. Und ich hoffe, dass es viele NachahmerInnen gibt!

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120814_OTS0177/oesterreich-heinisch-hosek-plant-pilotprojekt-fuer-anonyme-bewerbungen

http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Leitfaden-anonymisierte-bewerbungsverfahren.html?nn=1735114

Spanien braucht Milliarden Euros, Griechenland hat schon ein paar hundert bekommen, Italien weiß ich grad nicht und Portugal und Irland und und und… Ich gebe zu, ich verstehe es nicht mehr. Und ich bin überzeugt, dass ich damit nicht alleine bin. Meine große Befürchtung ist allerdings, dass es auch vielen Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft ähnlich geht. Indes werden sie es kaum zugeben. Das spüren wir aber alle, darum trauen wir den ganzen Rettungsschirmen und- paketen nicht mehr. Viele von uns haben sich schon geistig von den vielen ESM – Diskussionen und Stabilitätspakten verabschiedet.

Aber das ist der falsche Weg. Da die meisten von uns keine FinanzexpertInnen sind, glauben wir nichts zu einer Lösung beitragen zu können. Vielleicht braucht es doch mehr als das Finanzexpertentum, um das Ruder herum zu reißen. Wo sind die PhilosophInnen, die SoziologInnen, die GeisteswissenschafterInnen, die eine Grundsatzdiskussion über unser Finanzsystem und unsere Gesellschaft  führen. Nicht die Definition des Geldes muss im Mittelpunkt stehen, sondern jene Werte, die eine Gesellschaft zukunftsfähig machen. Dazu gehören Gerechtigkeit, Solidarität, Mitmenschlichkeit und Demokratie.

Derzeit sind wir scheint’s jenen Mächten ausgeliefert, deren Denken und Handeln nur um den schnöden Mammom kreisen. Aber jeder einzelne von uns soll darüber nachdenken, was wir außer Geld noch vom Zusammenleben erwarten. Wollen wir weiter wie das Kaninchen vor der Finanzmarktschlange erstarren? Oder wollen wir jene Menschen im Großen und im Kleinen unterstützen, die über Alternativen nachdenken? So wie die Occupy-Bewegung, Attac oder die Engagierten in diversen alternativen Wirtschaftsforen. Ich denke, einen Versuch ist es wert!

Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür und damit das Motto „schneller, höher, weiter“. Es gibt wohl keine Zeit in der dieses Motto unser Leben tagtäglich prägt. Beim Sport kann ich das ja noch nachvollziehen, der Sinn der Sache ist ja für die SportlerInnen zu gewinnen. Und für die, die keine Chance auf den Gewinn haben gibt es ja das zweite olympische Motto: „Dabei sein ist alles!“.

In unserer modernen Gesellschaft verhalten wir uns aber oft wie siegeswillige OlympionikInnen, obwohl die wenigsten von uns wohl Olympiareife hätten. Da kann uns der Bus nicht schnell genug kommen, im Facebook kann ein „Gefällt mir“ nicht schnell genug gehen. Wir sollten auf alles sofort eine Antwort haben, ein Problem muss ruckzuck gelöst sein. Wer will schon länger als nötig an der Supermarktkasse stehen? Und wenn die Amazon-Lieferung nicht innerhalb 72 Stunden da ist, dann werden wir ungeduldig. Der Sommer soll schon im März da sein und spätestens Ende Oktober wollen wir eine Schneedecke fürs Skivergnügen.

Was in unserem Alltag vielleicht ein persönliches Ärgernis ist, hat in der Politik fatale Auswirkungen. Das können wir gerade in der verkorksten europäischen Politik erleben. Fast täglich schreit der berühmte „Markt“, dass Feuer am Dach ist und morgen die Welt aus den Fugen gerät. Die Politik versucht alles das Feuer zu löschen. Ist der erste Brand eingedämmt, fängt es am anderen Eck zu glimmen an. Regierungen entscheiden auf dem gefühlt 150. Gipfel und die nationalen Parlamente winken die Entscheidungen durch. Alles unter dem Druck jener, die die Ursache der Krise sind, ob Banken, Hedgefonds oder WirtschaftswissenschaftlerInnen. Es wird Zeit auf die Bremse zu steigen und zu entschleunigen. Es braucht wieder die Zeit über die großen und kleinen Probleme nachzudenken, zu hinterfragen und zu debattieren. Und dem Motto des guten alten Konfuzius zu folgen: „In der Ruhe liegt die Kraft!“

Es gibt immer wieder Augenblicke, die einem im Gedächtnis haften bleiben. Der Tod von Michael Jackson war so ein Augenblick. Viele Menschen wissen noch, was sie getan haben, als sie von seinem Tod erfuhren. Ich weiß es auch noch. Ich war gerade aufgewacht, stellte den Handy-Wecker ab und sah eine SMS von einem lieben Kollegen: MJ ist tot. Zuerst dachte ich an einen Scherz, aber nein. Sein Tod hat mich berührt. Eigentlich eigenartig, denn es sterben täglich unzählige Menschen, die man nicht persönlich kennt. Aber MJ war doch ein Teil des Lebens vieler Menschen, mit seinen Liedern verbindet man schöne und weniger schöne Erinnerungen. Seine Musik hat mich über 30 Jahre begleitet. Dazu kamen noch die vielen Skandale und wunderlichen Dinge, vom beabsichtigten Kauf der Knochen des Elefantenmenschen bis zur skurrilen Heirat mit Lisa Marie Presley. Aber das waren doch nur Nebenschauplätze. Das was bleibt ist seine Musik. Einer meiner Lieblingssongs ist „Man in the Mirror“. Das Lied ist eine Selbsterkenntnis und eine Aufforderung. Ein einfacher Text, eine eingängige Melodie und die Kraft seiner Stimme lassen einen innehalten und  nachdenken. „Wenn du die Welt ein bisschen besser machen willst, schau in den Spiegel und fang bei dir selbst an.“ Klingt banal, sagt aber alles darüber aus, wie es wirklich besser gehen könnte. Die beste Version dieses Liedes ist die Performance in Bukarest 1992. Wenn man sich diese 15 Minuten schenkt, in den Spiegel sieht, dann spürt man Kraft. Und dann ist es ganz einfach die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen.

 

 

 

Das ist der Anteil am österreichischen Bruttonationalprodukt, der für die Entwicklungshilfe ausgegeben wird. Geht wirklich nicht mehr?  Dass Griechenland und Spanien ihre Ausgaben noch mehr als Österreich gekürzt haben ist keine rühmliche Ausrede, sondern beschämt. Warum kürzen wir dann eigentlich? Ich vermute, dass wir hier den Klassiker „Das Hemd ist uns näher als der Rock“ sehen. So denken und entscheiden Menschen, die nicht über das Eigene hinaussehen und kurzfristig glauben etwas sparen zu können.

 Aber das ist in der Entwicklungspolitik genau so kurz gedacht wie es in der Sozial- oder Umweltpolitik wäre. Entwicklungshilfegelder sind keine Almosen. Diese Gelder sollen Teil der Verantwortung sein, die wir haben müssen, wenn uns ernsthaft etwas an den Menschen in armen Ländern liegt. Denn wir haben auch keine Gewissensbisse auf Kosten vieler Menschen zu leben, die für uns Produkte fertigen, ohne die wir uns ein Leben nicht mehr vorstellen können. Wenn im Kongo Zigtausende unter unmenschlichsten Bedingungen Rohstoffe für unsere Handys, Fernseher und Computer fördern, dann sind wir auch in ihrer Schuld. Es muss uns ein Anliegen sein die dortigen politischen Bedingungen zu ändern, um auch in diesen Ländern menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Dazu gehören Entwicklungsgelder, die vor Ort etwa Kindern den Besuch einer Schule gestatten. Bildung ist nun einmal der beste Weg aus Armut und Fremdbestimmtheit.

Darum erwarte ich mir mehr als „0,27% Verantwortung“ von einem der reichsten Länder der Erde…

http://www.orf.at/stories/2123482/2123496/