Rauhnacht im Hühnerstall
Im Winter gibt es nicht viel zu tun im Hühnerstall, die Hühner sitzen dick eingepackt in wärmenden Daunen, die sich nach der Mauser gebildet haben, auf ihren Stangen oder genießen die spärlichen Sonnenstrahlen der kalten Wintersonne. Sie stellen das Eierlegen ein. Das passt mir natürlich nicht ganz, aber ich kann damit leben. Meine Hühner brauchen schließlich die Energie, um sich selber warm zu halten.
Ich kann mich so auf die Tiere konzentrieren und den Stall auf das kommende Jahr vorbereiten, damit es ihnen weiter gut geht und sie gesund bleiben.
In der Zeit von 24. Dezember bis 6. Jänner sind die sogenannten Rauhnächte, die dunkelsten Nächte des Jahres. Über diese Zeit gibt es viele Mythen. So sollen sogar die Tiere im Stall in der Nacht vom Heiligen Abend zum Christtag miteinander sprechen. Gehört hat das noch keiner. Außerdem soll es Unglück bringen, die Tiere dabei zu stören.
Zu dieser Zeit kommen zu den Weihnachtsbräuchen auch viele heidnische Bräuche – besonders hier bei uns in der Alpenregion. Dazu gehört das Räuchern, mit dem man frische Energie in Haus und Stall bringt und diese reinigt. Die Rauhnächte (Rauh kommt von Rauch; gemeint ist damit das Räuchern oder vom mittelhochdeutschen Wort rüch – haarig was sich auf Fell bekleidete Dämonen bezieht) galten früher als die Zeit der Geister und Dämonen. Das Räuchern mit duftenden Kräutern soll vor deren Einflüssen schützen. Ich räuchere schon sehr lange und bin überzeugt, dass der herbe, reinigende Duft der ausströmenden ätherischen Öle hilft, Spannungen und schlechte Stimmungen abzubauen und die Luft zu reinigen.
Ich verwende Weihrauch, Gewürze und getrocknete Kräuter. Letztere stammen aus dem eigenen Garten. So kann ich sicher sein, dass diese die gesamte Energie der Sonne in sich haben und beim Räuchern Ihren vollen Duft freigeben.
Meine persönliche Mischung besteht aus Salbei (luftreinigend), Rosmarin und Thymian (aktivierend), Kreuzkümmel (schützend) und natürlich Weihrauch. Teilweise kommen auch noch Fichtennadeln oder Latschennadeln dazu. Diese Mischung lege ich auf glühende Kohlen in einer Kupferpfanne und gehe damit durch Haus und Stall. Echte Kräuterhexen geben in verschieden Räumen bestimmte, andere Kräuter dazu, je nach Gespür, was der Raum benötigt.
Im Stall ist die Luftreinigung sehr wichtig; da verwende ich mehr Weihrauch und Salbei. Den Hühnern gefällt’s, denn nach dem Räuchern stelle ich immer wieder fest, dass die Hühner sehr ruhig sind und sich um mich scharen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Es scheint ihnen gut zu tun. Und ich bin sicher, dass es meinen Hühnern auch im kommenden Jahr gut gehen wird.