Viel zu entdecken: Die Internationale Sommerakademie Salzburg

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Seit vier Jahren nehme ich an den Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst teil – und zwar beruflich, als Simultanübersetzer. Wenn ich davon erzähle, dann stelle ich oft fest: Die international renommierte Bildungseinrichtung ist den Salzburgern zwar ein Begriff, doch über den Namen hinaus ist den meisten wenig darüber bekannt. Irgendwas mit Oskar Kokoschka und irgendwas mit der Festung. Ehrlich gesagt, noch vor einigen Jahren ging’s mir nicht viel anders. Das Programm der Sommerakademie könnte dieses Jahr jedoch dafür sorgen, dass sich mehr Salzburger_innen für die Veranstaltungen der Institution interessieren als bisher. Ab 21. Juli.

Die Sommerakademie kurz umrissen
1953 vom österreichischen Maler Oskar Kokoschka als „Schule des Sehens“ gegründet, bietet die Sommerakademie jährlich Kurse in Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Bildhauerei u.v.a.m. auf hohem Niveau. Internationale Künstler_innen unterrichten Student_innen, welche ebenso aus aller Welt kommen – nur ca. ein Viertel der Teilnehmer_innen sind aus Österreich. Die Kurse der Sommerakademie stehen grundsätzlich allen offen: Kunststudent_innen und Kunstschaffenden ebenso wie Laien. Doch man muss schon einiges an Voraussetzungen mitbringen, damit die Bewerbung als Teilnehmer_in überzeugt. Was das künstlerische Kursprogramm betrifft, ist die Sommerakademie eine „geschlossene Veranstaltung“, zu der man als Nicht-Teilnehmer_in nur an den Tagen der offenen Tür Zugang hat.

Studentin der Klasse von Norbert Bisky  auf der Festung Hohensalzburg, 2013 (Foto: Ruth Ehrmann)

Studentin der Klasse von Norbert Bisky
auf der Festung Hohensalzburg, 2013
(Foto: Ruth Ehrmann)

Zusätzlich gibt es aber viele Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Jeder kann sie besuchen – ohne Vorkenntnisse und ohne Einladung. Diese Veranstaltungen sind so angelegt, dass jeder einsteigen kann, der sich für das Thema interessiert. In den letzten Jahren lauteten die Themen für diese Veranstaltungen z. B. „Das Atelier“ oder „Globale Kunst“. Die ganz breite Masse wird man damit nicht erreichen, aber das strebt Sommerakademie auch gar nicht an.

Raus aus der Altstadt, rein nach Lehen
Dieses Jahr jedoch verspricht das Programm für die Salzburger_innen besonders interessant zu werden. Das Thema lautet „STÄDTE – Räume für Kunst, Politik, Leben…“. Und dabei geht es nicht nur ganz allgemein um Stadt-Theorie, sondern sehr konkret um unsere Stadt, Salzburg. Zum Beispiel um Lehen. Dieser Stadtteil dient ja sonst nicht unbedingt als Vorzeigebezirk. Hildegund Amanshauser, die Direktorin der Sommerakademie, wollte aus ganz bestimmten Gründen dort hin, denn: „Lehen ist ein Zentrum der Stadtentwicklung.“
Darüber reden ist gut, noch besser ist es aber, sich alles vor Ort anzusehen. Bei einem Stadtspaziergang mit Sarah Untner vom Verein Stadtwerk erfährt man mehr, wie und wodurch Lehen sich gerade wandelt – von einer Randzone mit schlechtem Ruf zu einem modernen, urbanen und facettenreichen Stadtteil, der durchaus interessant und lebenswert ist.

Mitspazieren und mitdiskutieren

Hildegund Amanshauser leitet die international renommierte Bildungseinrichtung  (Foto: Victoria Schaffer)

Hildegund Amanshauser leitet die international renommierte Bildungseinrichtung
(Foto: Victoria Schaffer)

Aber auch andere Teile der Stadt Salzburg werden erkundet. Drei weitere Spaziergänge, führen zum Beispiel durch verborgene Winkel zwischen Nonntal und Mülln, oder folgen den Salzburger Wasseradern und Brunnen. Immerhin sind wir Salzburger besonders stolz auf unsere gute Wasserqualität. Die Vorträge und Diskussionen zum Thema Stadt finden ebenfalls in Lehen statt – in der Stadtgalerie. Dort werden Fragen behandelt wie „Wie funktionieren Städte heute (nicht)?“ Oder besonders heikel: „Wie können wir die Brücke von der lokalen Situation in Salzburg mit der Shopping- und Eventmeile ‚UNESCO Welterbe Altstadt’ zu globalen Entwicklungen schlagen?“

„In Salzburg engagieren sich die Einwohner sehr für ihre Stadt“, ist Hildegund Amanshauser überzeugt. Und weil das so ist, sollte das interessante Programm Menschen anlocken, die eine große Rolle bei der Stadtentwicklung innehaben – wie Stadtplaner_innen, Architekt_innen und Künstler_innen. Darüber hinaus können und sollen sich auch interessierte Bürger_innen daran beteiligen. Die Hoffnung ist, dass möglichst viele Stimmen etwas zur Diskussion beitragen.

Typischer Sommer-Aufreger in Aussicht?
Und wer sich für Diskussionen nicht begeistern kann, hat dieses Jahr trotzdem was von der Sommerakademie: Zum ersten Mal wird ein Kurs gehalten, bei dem Kunst im öffentlichen Raum entsteht, die auch in der Stadt zu sehen sein soll. So werden wir uns darüber freuen oder erhitzen können. Kunst im öffentlichen Raum sorgt in Salzburg ja regelmäßig für Aufregung. Ein Skandal könnte aber ausbleiben, denn „das wäre zu einfach.“ Hildegund Amanshauser ist es wichtig, dass die Interventionen einen speziellen Bezug zu dem Ort haben, an dem sie stehen, und nach Ende der Sommerakademie 2014 wieder verschwinden. „Wir wollen die Stadt ja nicht mit Kunst zumüllen.“
Wir dürfen trotzdem gespannt sein. Und uns auf einen interessanten Sommer mit dem Programm der Sommerakademie freuen.

 

Links:
Mehr über die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst

Veranstaltungsprogramm 2014 der Sommerakademie

Alle Stadtspaziergänge der Sommerakademie