Vorgestellt und nachgefragt-Monikas Perspektive

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Monika Schmerold ist 49 Jahre, gelernte Finanzbuchhalterin, studierte Sozialarbeiterin und Gründerin des Vereins Knack:punkt. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Zartbitter: Du führst ein Leben aus einer anderen Perspektive. Wie kann man sich das vorstellen?Monika

Monika: Mit Behinderung ist man in der Minderzahl, überall trifft man auf Barrieren. Die Umwelt ist auf das Gros der Menschen ausgerichtet. Wäre es umgekehrt, dann hättest du jetzt die Minderheitenperspektive.

Zartbitter: Du hast den Verein Knack:punkt gegründet. Was macht der Verein?

Monika: Das ist ein Verein von und für Menschen mit Behinderung. Wir haben uns dem Selbstbestimmt-Leben Paradigma verschrieben.

Zartbitter: Was heißt das?

Monika: Selbstbestimmt-Leben heißt die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Und wir wollen mitbestimmen, das heißt es geht nichts über uns und ohne uns.

Zartbitter: Warum der Name Knack:punkt? Und wie viele engagieren sich im Verein?Monika Schmerold

Monika: Wir wollen Probleme knacken und die wichtigen Punkte suchen, die Nachteile, die man durch eine Behinderung hat, aufzeigen. Im Vorstand sind wir 3 Personen. Mitglieder haben wir 32 Menschen mit den verschiedensten Behinderungen. Nichtbehinderte können unterstützende Mitglieder werden.

Zartbitter: Wie gehst du mit den Blicken um, die dir und deinem Rollstuhl gelten?

Monika: Ich bemerke sie nicht mehr, früher hat es mich gestört. Man fällt ständig auf und ist im Mittelpunkt, man geht nicht in der Masse unter, es gibt keine Anonymität. Kinder sind anders, sie schauen interessiert. Manchmal überhole ich einen Kinderwagen und das Kind schaut direkt und fragt ganz offen. Bei Erwachsenen ist die Hundertstel Sekunde, die sie länger schauen unangenehm, da fühlt man sich beobachtet. Eigentlich wie ein Promi, nur bei mir schauen keine Paparazzi.

Zartbitter: Was rätst du Menschen, die etwa durch einen Unfall erst als Erwachsene plötzlich behindert sind?

Monika: Gerade nach einem Unfall muss man das Selbstbewusstsein stärken. Das Leben ist auch mit Behinderung lebenswert und man kann viel erreichen.

Zartbitter: Hast du eigentlich durch deine Behinderung ein besonderes Potenzial?Monika Verein Knackpunkt

Monika: Ja, ich setze mich intensiver mit dem Leben, der Umwelt und dem Alltag auseinander. Mein größter Wunsch wäre es auch nicht, keine Behinderung zu haben. Ich habe eine besondere Sichtweise durch meine Behinderung und ich lerne immer Menschen kennen, die ich sonst nie kennengelernt hätte.

Zartbitter: Was wünscht du dir für Menschen mit Behinderung in Zukunft?

Monika: Den Abbau von Barrieren und das beginnt im Kopf. Man muss wissen, dass es jeden in der nächsten Sekunde mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung treffen kann. Nichts ist eine Selbstverständlichkeit. Und am schönsten wäre es, wenn unser Verein nicht mehr notwendig wäre.

Zartbitter: Danke für das Gespräch und den Perspektivenwechsel.

im Facebook und im Internet findet ihr den Verein Knack:Punkt unter:

http://www.facebook.com/pages/Knackpunkt-Selbstbestimmt-Leben-Salzburg/202366959881249?fref=ts

www.knackpunkt-salzburg.at