Die Wahrheit über Schrebergärtner und –innen!
Der Schrebergarten und die Menschen in ihm werden immer dann bemüht in einer Diskussion, auch in der politischen, wenn man folgendes sagen will:
- Du bist ein Spießer und Kleingeist
- Du schaust ja nicht über den eigenen Gartenzaun
- Da sind nur alte langweilige Menschen
- Der Rasen wird mit der Nagelschere geschnitten
- Überall nasenbohrende Gartenzwerge mit einer Mistgabel in der anderen Hand
- Du denkst nicht über den Tellerrand raus und bist die lebende Kleingartenverordnung
Das ist diskriminierend und zeugt von großer Unkenntnis über die Menschen, die einen Schrebergarten bewirtschaften. Denn die Wahrheit ist ganz einfach. Alles, was es in der großen weiten Welt gibt, findet sich auch in der Kleingartenkolonie. Und noch ein bisschen mehr.
Denn ein Kleingarten lehrt einen die richtige Balance zwischen Gemeinschaft und Individualismus zu finden. Man ist per du, interessiert sich für die Größe der Zucchini beim Nachbarn, gibt sich gute Tipps und Ratschläge über Pflanzen. Der Gesprächsstoff geht nie aus, denn sowohl das Wetter als auch die Schnecken sind ein Dauerthema. Es heißt ja, dass es bei alten Ehepaaren oft vorkommt, dass sie nicht mehr als 7 Sätze miteinander sprechen – täglich! Das kann einem im Kleingarten nicht passieren. Da ist immer irgendwas, das einer ausführlichen Diskussion bedarf. Im eigenen Garten, mit dem Nachbarn oder dem Kollegen 25 Gärten weiter. Natürlich gibt es unzählige Gartenzwerge, Eseln, Schildkröten, Adonise und Frösche.
Aja, Uhus sind derzeit voll im Trend. Und das ist der Individualismus im Kleingarten. Wer möchte kann sich ein ganzes Völkchen an trendigen, kitschigen und entzückenden Plastik-, Ton- oder Holzfiguren anschaffen. Wer es mag, bitteschön! Das nennt man Toleranz und Respekt. Und wenn man über den Gartenzaun schaut, dann ist das natürlich Neugierde, aber auch ganz einfach Interesse am Nächsten. Und wenn jemand Hilfe braucht, dann ist man zur Stelle, das nennt man Solidarität. Und ja es gibt viele ältere Menschen im Schrebergarten. Das ist aber nicht schlimm, sondern sehr spannend. Die haben nämlich ganz viel Erfahrung und Wissen und Jüngere fragen dann gerne mal nach. Das nennt man Wissensweitergabe und vom anderen lernen. Das alles und viel mehr gibt es im Schrebergarten.
Und in der politischen Diskussion würde ich mir manchmal MEHR Schrebergartenmentalität wünschen! Ein Miteinander, das Interesse am Anderen, Respekt und Hilfsbereitschaft.
Und ja auch bei mir im Schrebergarten gibt es Zwerge, Frösche, Hasen
und natürlich Rosenkugeln in allen Farben ;)