Asyl-Welcome-Tag: Zwischen Hoffnung, Realität und Motivation
Heute hatten wir zum zweiten Mal den Welcome-Tag für AsylwerberInnen in der Stadt Salzburg. An die 200 Menschen sind gekommen, um sich über die Stadt, Arbeitsmöglichkeiten und Deutschkurse zu informieren. Einige sind schon mehrere Monate in Salzburg, andere erst ein paar Tage.
Dass AsylwerberInnen eingeschränkt arbeiten können wissen viele Betroffene gar nicht, gemeinnützige Beschäftigung, Saisonarbeit und in einem freien Gewerbe. Die Experten der Wirtschaftskammer und des AMS wurden bestürmt mit Fragen.
Das hat mir wieder einmal gezeigt, wie groß der Wille der Menschen ist hier Fuß zu fassen. Meine Rolle beim Welcome-Tag war es den Leuten unseren Welcome-Guide ans Herz zu legen. Darin gibt es die wichtigsten Regeln für ein konfliktfreies Miteinander. Ich erzähl immer davon, wie wichtig es ist Deutsch zu lernen. Und dass es keine Ausrede gibt es nicht zu tun, wenn man lernfähig ist. Angebote gibt es genug, die Infos dazu geben wir. Auch das Frauenbüro ist vertreten und macht klar, wie wir es in Österreich mit den Frauenrechten halten.
Aber eines ist mir auch heute wieder bewusst geworden. Eine klare und einheitliche Vorgehensweise fehlt noch völlig. Dabei wäre es so einfach in einem kleinen Land wie Österreich an einem Strang zu ziehen. So bald die Menschen hier bei uns um Asyl ansuchen müsste eigentlich ein System ins Laufen kommen:
- Alle Daten der Person aufnehmen und allen nachfolgenden Behörden und Organisationen zur Verfügung stellen. Jetzt ist es so, dass jedes Mal wieder das gleiche Frage- und Antwortspiel abläuft. Sinnvoll ist das nicht.
- Die Menschen müssen sofort über ihre Rechte und Pflichten informiert werden. Dazu gehört auch über die informellen Regeln aufzuklären, so wie wir es mit unserem Welcome- Guide in der Stadt Salzburg machen. Jetzt tappen viele AsylwerberInnen immer wieder in „interkulturelle Fettnäpfchen“, was auch nicht gerade förderlich für ein konfliktfreies Zusammenleben ist.
- Die Menschen müssen gleich in Deutschkurse kommen. Nicht vier Stunden in der Woche, sondern mindestens 15 Stunden. Dann lernt man schnell, effektiv und hat auch noch eine Tagesstruktur. Viele Menschen verlieren durch das lange Warten und das untätige Herumsitzen oft die Motivation. Deutschkurse können das verhindern.
- Es gibt Arbeit in unserem Land. Bis jetzt können AsylwerberInnen als gemeinnützig Beschäftigte nur 6 Wochen arbeiten und müssen dann auch noch den kargen Lohn zum großen Teil abliefern. Es bleibt eigentlich für eine Stunde Arbeit nur 1 Euro. Dass die Menschen es trotzdem tun, zeigt, dass es ihnen ein Anliegen ist zu arbeiten und Teil der Gesellschaft zu sein. Und da ginge noch viel mehr. Ich bin froh, dass die Stadt Salzburg hier vorbildlich ist, heuer werden es 200 Menschen sein, die bei der Stadt eine gemeinnützige Beschäftigung finden. Aber was ist mit den anderen Gebietskörperschaften? Warum ist so eine arebit immer noch die Ausnahme und nicht die Norm?
- Und eines müssen wir am Anfang auch immer ganz klar sagen: Österreich bietet dir Schutz, aber es ist nicht das Paradies. Jeder und jede muss sein Leben selbst in die Hand nehmen. Wenn es schwierige Phasen gibt, dann ist Hilfe da. Aber es ist schon jeder für sich selbst verantwortlich. Manche AsylwerberInnen haben mir erzählt, welche Geschichten sie über Europa auf der Flucht gehört haben. Auch wenn es weh tut, wir müssen den Menschen die österreichische Realität sofort sagen. Dass es keine tolle Wohnung gibt, dass es lange dauern kann, bis die Familie nachkommen darf. Und dass ein syrisches oder afghanisches Zeugnis in Österreich oft nicht anerkannt wird und dass man auch in der Arbeit häufig wieder von vorne beginnen muss. Abwaschen ist auch eine ehrbare Arbeit.
Auf den Punkt gebracht: Mit den Menschen auf Augenhöhe sprechen, sie informieren, begleiten, respektvoll mit Österreich vertraut machen und ihnen Kraft und Motivation geben, es zu schaffen. Denn wer eine Flucht mit all ihren Schrecknissen, Problemen und Hindernissen hinter sich hat, schafft es natürlich auch in Österreich.
Wenn wir es ehrlich angehen – miteinander!
Mehr zu interkulturellen Missverständnissen hier: Vom Händeschütteln!