Ein Zuhause für Masoume

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von Susanne G.

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Traiskirchen

Wir haben, sogar für unsere Verhältnisse stürmische Tage hinter uns. Am Freitag vor 10 Tagen haben wir bei einer Weihnachtsfeier für Flüchtlinge hier in M. (ich helfe bei Deutsch-Stunden etwas mit) von Masoume erfahren. Sie stammt aus Afghanistan, ist 15 und als „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ in Traiskirchen. Sie ist die Freundin von Fatime (ebenfalls 15, ebenfalls unbegleitet aus Afghanistan) und diese ist wiederum mit Mahdije (älter, verheiratet, Flüchtling aus Afghanistan), die im Flüchtlingsquartier hier in M. wohnt, befreundet. Am Samstag habe ich der Jugendwohlfahrt via Mail mitgeteilt, dass wir Masoume gerne bei uns aufnehmen würden. Am Dienstag hatten wir das erste Treffen mit der Leitung der Jugendwohlfahrt hier. Am Mittwoch habe ich 4 Stunden lang unsere Pflegestellenanträge ausgefüllt und mein Mann und ich haben „persönliche Stellungnahmen“ geschrieben und die Kinder füllen auch einen persönlichen Fragebogen aus und tun kund, dass sie sich auf Masoume freuen – inklusive Unterschrift. Am Donnerstag haben wir erfahren, dass ein geplantes „Beschnuppern“ über Weihnachten nicht geht, da Asylwerber Traiskirchen nicht länger als 48 Stunden verlassen dürfen. Also hieß es: entweder ganz oder gar nicht. Es hat für meinen Mann und mich keine 5 Sekunden gebraucht um „ganz“ zu sagen – naja, wir hatten ähnliche Situationen ja schon mal. Es wurde ausgemacht, dass Masoume am Montag, den 21.12 zu uns kommt. Zeitgleich kommt ihre Freundin Fatime zu einer Familie in K.. Wir sind in Kontakt. Die eine Jugendwohlfahrt informiert die andere und die zuständigen Personen im Innenministerium. Alles perfekt. Fast!

Am Donnerstag Abend haben die Mädls etwas aufgeregt angerufen, dass Masoume einen Bescheid hat, dass sie am Freitag Früh um 8:00 nach Wien verlegt wird. Ich bin gerade auf der Weihnachtsfeier meiner Schule und entwickle hektische Telefoniererei. Unter anderem läute ich die Leitung der Jugendwohlfahrt auf ihrem Privattelefon heraus – sie ist dennoch total freundlich und hilfsbereit. An diesem Abend kann ich dennoch nichts mehr erreichen. Am Freitag komme ich um 7:30 in Traiskirchen sofort durch und die Dame ist hilfreich und nett, kümmert sich um den Fall, geht persönlich zum zuständigen Herren und der meldet mir kurz vor 8:00 Uhr, dass er die Verlegung gestoppt hat – er hatte das Email von unserer Jugendwohlfahrt am Tag davor zwar bekommen,  es ist aber in der Flut von Emails untergegangen.

Am Freitag  Nachmittag ist alles fix: die Mädls werden am Montag 09:00 Uhr vom Bruder der Zweitfamilie in Traiskirchen abgeholt – die Torwächter und das „Frauenhaus“ in Traiskirchen werden vom Innenministerium verständigt, so dass die Mädls auch raus dürfen. HEKTISCHE Betriebsamkeit bei uns zu Hause, um aus einem chaotischen Spielzimmer ein Zimmer für Masoume zu machen. Am Montag, 21.12., um 10:30 kommt eine Dame von der Jugendwohlfahrt zum Hausbesuch. Um 12:29 steigen Masoume und Fatime in Wels aus dem Zug und werden von Susanne (Zweitfamilie) und mir begrüßt. Fahrt nach K. bzw. M. und dann endlich: Ende der Flucht. Masoume hält sich tapfer. Sie spricht kein Wort Deutsch oder Englisch, wir deuten, zeigen und meine Mädels sind supertoll. Anna hat sofort eine Übersetzungsapp Deutsch-Farsi/Persisch auf ihrem Handy gefunden und nutzt diese.

Ach ja: einen Christbaum haben wir heute auch gekauft, nur Weihnachtskeks gibt‘s bis jetzt noch keine.