Vorbereitet war ich auf diese Reise in den Libanon, mit altem Wissen, mit Internetrecherche und Filmen. Mit Bildern im Kopf. Aber dann ist es doch ganz anders als erwartet.

Die Fahrt vom Beiruter Flughafen ins Zentrum der Stadt erinnerte mich an vielen Stellen an Istanbul vor 20 Jahren. Hochhäuser, Bauruinen, viele Kräne, Müll an den Straßenrändern. Zwischen den hohen Häusern immer wieder notdürftig erbaute Hütten. Glitzernde Geschäfte, dann wieder Verschläge, wo jemand Autoreifen oder Gemüse verkauft. Armut, überzuckert mit Handywerbung.

Beirut Zentrum

Beirut – das fast menschenleere Zentrum

Im Zentrum meinte unsere Gastgeberin, Marie Ghia, beginnen wir mit einem Kaffee in einem schönem Lokal: “ Die anderen Seiten des Libanon seht ihr die nächsten Tage noch oft genug.“

Beirut Zentrum

Beirut: Römische Ausgrabungen zwischen Moschee und Kirchen

Beim anschließenden Rundgang durch das Zentrum folgt einem auf Schritt und Tritt die Geschichte. Die ganz alte mit römischen Ausgrabungen und die jüngste mit dem Grab des ermordeten Präsidenten Hariri und seinen Leibwächtern. Stefan Maier, Projektkoordinator der Caritas, erzählte von den Archiologen, die die Zerstörungen des Krieges nutzen, um das ganz alte Beirut sichtbar zu machen.

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Wenn das mal hält! Römische Ausgrabungen in Beirut

Die große Ausgrabung aus der Römerzeit befindet sich zwischen Moschee, Kirchen und dem Parlament. Sie gleicht einer ungesicherten Baustelle, ich habe das Gefühl, dass die gelagerten Platten, Steine und Werkzeuge jederzeit wieder einstürzen können.

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Das Grab des ermordeten Präsidenten Hariri in Beirut

Immer wieder lautes Glockengeläut. Bei mehr als zehn christlichen Konfessionen mit je eigenen Kirchen kein Wunder. Dazwischen ruft der Muezzin. Wir sehen fast keine anderen Menschen, für ein Stadtzentrum ist das gespenstisch. Beim Grab des Präsidenten Hariri neben dem zentralen Platz sind wir ganz alleine. Trotz des Militärs, deren Posten, die wichtigen Gebäude sichern, habe ich nie ein Gefühl der Unsicherheit. Das liegt sicher auch daran, dass einem ständig die dicksten Wägen von Porsche, Toyota, Mercedes und BMW unterkommen. Mit so einem teuren Auto sprengt sich wohl keiner in die Luft, geht es mir durch den Kopf. Aber nicht nur die Autos sind dick in Beirut, auch die Lippen der Frauen. Was dem libanesischen Mann sein Auto, ist der libanesischen Frau ihr Aussehen. Große Augen, schmale Nase, dicke sexy Oberlippe, perfekter Body. Auto wie Körper dürften nicht so billig zu bekommen sein. Für mich schauen alle SUVs und alle Lippen gleich aus.

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Die katholisch-orthodoxe Kirche hoch über Beirut

Wir fahren weiter zu einer katholisch-orthodoxen Kirche hoch über Beirut und passieren dabei einige christliche Patriarchate, armenisch orthodox, griechisch katholisch und andere, ich bin schon ganz durcheinander. Dort kann ich eine Kerze anzünden und kurz innehalten.

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Die Wallfahrt zur Maria vom Libanon ist beliebt

Weiter geht es zu einem Marienheiligtum in Harissa. Die Statue schaut über Beirut aufs Meer hinaus. Es sind viele Menschen da, um zu beten oder auch nur den Ausblick zu genießen.

Dann fahren wir die Berge hinauf, bis wir in Broumanna ankommen. Luftkurort Beiruts. Und ein Sitz der Barmherzigen Schwestern. Dort wohnen wir, in einem alten drusischen Palast. Gemeinsam mit den Kindern von St. Vincent und den Schwestern.

Der Libanon hat uns gut aufgenommen.

In einer Moschee in Afghanistan detoniert eine Bombe. 14 Menschen sterben. Pilger, die in dem Gotteshaus einen religiösen Feiertag begehen wollten. Einen Tag zuvor werden 17 Menschen in Kabul bei einem Bombenanschlag in den Tod gerissen. Männer, Frauen, Väter, Mütter, Söhne, Töchter, Brüder und Schwestern. Sie müssen sterben, weil einige Fanatiker es so wollen. Weil sie sich dazu berufen fühlen. Seit Generationen ist das Land am Hindukusch Kriegsgebiet. 1979 marschieren sowjetische Truppen dort ein. Zehn Jahre später ziehen sie sich aus der „abtrünnigen“, schwer kontrollierbaren Teilrepublik zurück und hinterlassen das Feld der Zerstörung den Mudschaheddin. Von der Außenwelt unberücksichtigt nimmt die Radikalisierung ihren Lauf. Die afghanische Gesellschaft verliert ihre Basis und ihre Mitte. Stattdessen regieren Chaos und Gewalt in den Straßen von Kabul. Gottesfürchtige Krieger, die in pakistanischen Flüchtlingslagern aufgewachsen sind und dort das Kämpfen und den Islam verinnerlicht haben, wollen angeführt von dogmatischen Talibanführern in einem „Heiligen Krieg“ einen Gottesstaat installieren. Bis Anfang der 1990er-Jahre werden die Mudschaheddin zunächst mit fünf Milliarden US-Dollar unterstützt. Sie sollen die Sowjets abschütteln und bekommen dafür Waffen und Munition. Ein Jahrzehnt später bekämpft die US-Regierung die Taliban mit Milliardenbeträgen aus amerikanischen Steuergeldern. Die Appelle der UNO dazwischen finden kein Gehör. Die internationalen humanitären Hilfsmittel sind im Vergleich zu den Militärausgaben Peanuts. Stattdessen verwandelt sich Afghanistan auf der Suche nach Osama Bin Laden und weil seit jeher Öl durch die kaspische Region fließt einmal mehr zum internationalen Kampfschauplatz.

In der syrischen Stadt Aleppo begräbt ein eingestürztes Wohnhaus 25 Menschen unter sich. Syrische Kampfjets haben im Duett mit russischen das Gebäude in Schutt und Asche verwandelt. In den Trümmern werden später die Leichen von Kindern geborgen. Sie sind Opfer eines Bürgerkrieges, der das Land im Nahen Osten in die Steinzeit katapultiert hat. Doch jenseits der Grenze im Irak sieht die Situation nicht wesentlich besser aus. In drei sogenannten Golfkriegen und immer wiederkehrenden Wirtschaftsembargos hat die Bevölkerung über Generationen hinweg das Überleben aber auch das Kämpfen gelernt. Krieg, Zerstörung und Armut haben dem IS-Staat und seiner Miliz den Weg geebnet und einen Nährboden für unendlichen Hass geschaffen.

Der Tod ist in diesen Regionen der Welt ein ständiger Begleiter. Er löscht Leben aus und begräbt die Hoffnung. In der fernen Schweiz verhandeln indes Vertreter von Großmächten über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien. Sie schmieden Allianzen, besprechen ihre taktische Vorgehensweise, entwickeln Strategien mit Bündnispartnern und setzen neue Ziele für ihre politischen und militärischen Missionen. Währenddessen treffen Waffentransporte in Saudi-Arabien ein. Die selbstgesteuerten Raketen, entwickelt in einem westlichen Industriestaat, werden später Häuser im Jemen dem Erdboden gleichmachen und Menschen unter den Trümmern begraben. Diese Menschen werden Opfer einer vermeintlich hochentwickelten Technologie und eines zweifelhaften Fortschritts.

Krieg ist global. Er ist ein lukratives Geschäft und kennt keine Grenzen. Warum sollte er auch? Wer seine Spielregeln bestimmt, kann gut von diesen leben. Ähnlich verhält es sich mit dem Terror. International gesehen ist der Terrorismus, von einem Staat ausgeübt oder einer radikalen Gruppierung, ein Big Business. Ein globaler Wirtschaftszweig, hinter dem bestimmte Interessen und Absichten stecken – irrational, unbegreiflich und menschenverachtend – aber selbst wenn Millionen sterben, profitieren einige wenige von ihrem Tod. Religionen und Ideologien sind den wahren Beweggründen vorgeschoben. In Wirklichkeit geht es um Bereicherung, Machtentfaltung, Ausbeutung, Unterdrückung und Unterwerfung ganzer Bevölkerungen.

Nationalismus kann diesem Terror nichts entgegensetzen. Er ist eine hilflose Antwort, die wiederum Unfrieden stiftet. Nationalismus ist die Triebfeder für kriegerische Auseinandersetzungen. Europa sollte das aus seiner Vergangenheit wissen. Ultra-Nationalisten und Faschisten haben den europäischen Kontinent und die Welt im 20. Jahrhundert in zwei Kriege und in den Untergang geführt. Nationalisten haben nicht nur Neid, Missgunst und Hass geschürt, sondern Millionen Menschen auf dem Gewissen. Sie haben die Massen mit falschen Idealen und Versprechen auf ihre Seite gebracht. Familienväter wurden zu Henkern und Totengräbern, Mütter zu Vollzieherinnen eines Unrechtssystems.

Im 21. Jahrhundert machen Autokraten ihre Grenzen dicht, um Flüchtlinge auszusperren, zensurieren oder verbieten Oppositionsmedien und verletzten Persönlichkeitsrechte der eigenen Bevölkerung. Militärbudgets werden aufgestockt und Sozialleistungen eingespart. Von öffentlicher Seite finanzierte Bürgerwehren sollen Städte und zuweilen das Land sicherer machen. Videokameras in Straßenbahnen sollen Passagiere vor Übergriffen schützen. In politischen und medialen Diskursen bestimmen Bedrohungszenarien die Debatten, gesellschaftliche Probleme werden kaum diskutiert. Bevölkerungsgruppen werden zu Sündenböcken abgestempelt. Neonazis marschieren auf Plätzen und Straßen auf. Unterkünfte von Asylsuchenden brennen.

Rechtspopulistische Politiker scheinen einfache Antworten auf komplexe Fragen zu kennen. Sie befinden sich mit ihren national-chauvinistischen Spinnereien und Phobien im Aufwind und fühlen sich im Glauben bestärkt „ihre“ Bürger beschützen zu können, während sich die Spirale der Gewalt unaufhaltsam weiterdreht, weil die Gier nach der eigenen Macht keine Grenzen kennt und die Welt zu verschlingen droht.

Um 2:45 Uhr hat der Wecker geklingelt. Schnell einen Misteltee gekocht, der ist gut gegen hohen Blutdruck, sollte es aufregend werden und ab aufs Sofa.

2:55 Uhr: Gleich geht die zweite Debatte los. Clinton gegen Trump. Es ist die Townhall-Debatte, nicht nur Journalisten fragen, auch die Bürger stellen Fragen. Und das vor dem Hintergrund des großen Sex-Skandals von Donald Trump, der seit Freitag fast die ganze Berichterstattung bestimmt.

3:00 Uhr: Ohne Handshake geht es los. Clinton bekommt die erste Frage gestellt und sie legt gleich los mit Vielfalt und der Stärke, wenn man zusammenhält. Und sie will die Präsidentin aller Amerikaner sein. Trump wiederholt sein „Amerika muss wieder groß werden“ und switcht zwischen Obamacare und dem Iran.

3:10 Uhr: Trump muss sich den Fragen zu seinem Busgespräch stellen. Er beteuert die höchste Achtung vor Frauen zu haben und er will Amerika wieder sicher machen. Clinton zählt alle Menschen auf, die Trump schon beleidigt hat. Und wieder bekräftigt sie, dass das vielfältige Amerika die Zukunft ist.

3:16 Uhr: Trump greift an. Bill Clinton hat Frauen missbraucht, bei mir waren es nur Worte. Er wirft ihr vor, dass sie den Vergewaltiger eines zwölfjährigen Mädchens verteidigt hat. Hillary Clinton kontert, dass Trump sich nie entschuldigt für seine Entgleisungen. Und Trump will als Präsident einen Sonderstaatsanwalt nur für Clinton.

Zwischenfazit: Eigentlich eine peinliche Vorstellung, besonders von Trump. Wer sagt was über wen?

3.24 Uhr: Noch immer geht es um Wahrheiten oder Lügen. Jetzt um die Emails von Hillary Clinton, die sie von ihrem privaten Account geschickt hat.

3:30 Uhr: Endlich eine Frage mit Substanz zu Obamacare von einem Bürger. Clinton verteidigt die Gesundheitsversicherung, will aber Nachbesserung. Trump empfindet es eine Katastrophe, will etwas Billigeres.

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3:37 Uhr: Muslime in Amerika. Eine Muslimin fragt, wie sie mit der Islamfeindlichkeit umgehen soll. Trump verweist auf die Anschläge, die von Islamisten begangen wurden. Clinton verweist auf die erfolgreichen Muslime und will alle einladen, Teil Amerikas zu sein. Und mit Muslimen gemeinsam will sie den IS besiegen.

Zwischenfazit Halbzeit: Mit Trump kann  man nicht diskutieren. Er antwortet nicht auf Fragen, sagt einfach irgendwas, was vielleicht zum Thema passen könnte. Clinton müht sich ab, aber es ist schwer mit einem Menschen zu diskutieren, der sich nie an irgendeine Aussage erinnern kann.

3:48 Uhr: Bürgerfrage, ob Politiker eine öffentliche und private Meinung haben dürfen. Und Clinton bringt jetzt die Russen ins Spiel, die sich in den US-Wahlkampf einmischen. Trump meint Russland sei immer der Sündenbock. Trumps Steuererklärung ist immer noch nicht klar.

3:53 Uhr: Bürgerfrage, wie Trump es bewerkstelligen will, dass auch Reiche ihre Steuern zahlen. Trump meint, dass Hillary Clinton da als Senatorin was tun hätte können. Er will in Zukunft Steuern senken, besonders für den Mittelstand. Clinton will die Steuer-Schlupflöcher schießen, um in die Zukunft der Bürger zu investieren.

4:01 Uhr: Clinton zählt ihre politischen Erfolge auf, von der Kinderkrankenversicherung bis zu Atomverträgen, was Trump mit: Sie war eine Katastrophensenatorin kommentiert.

4:03 Uhr: Bürgerinnenfrage zu Syrien. Clinton bringt auch hier die Russen ins Spiel. Trump bedauert, dass Amerika bei Atomwaffen nicht auf dem neuesten Stand ist und Clinton hat als Außenministerin alles falsch gemacht. Trump würde in Mossul alle platt machen in 4 oder 5 Wochen, dann wäre der IS besiegt. Clinton will keine Bodentruppen schicken.

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4:14 Uhr: Bürgerfrage, ob die Kandidaten ein Präsident für alle sind. Trump will für alle da sein, Clinton ist Schuld, dass es weniger Arbeitsplätze gibt. Clinton redet nur, tut aber nichts. In den Städten ist die Armut.

4:20: Clinton betont, dass sie sich für ihre Ausrutscher entschuldigt. Trump sieht das gespaltene Amerika und sieht überall Hass, darum darf Clinton nicht gewählt werden. Denn auch sie hat Hass im Herzen.

4:30 Uhr: Die Umwelt ist Thema. Trump hat kein Problem mit Kohle. Clinton weiß, dass erneuerbare Energie notwendig sein wird.

4:35: Bürgerfrage: Was schätzen sie am anderen? Clinton lobt Trumps Kinder. Sie weist nochmals auf die Brisanz der Wahl hin, wie zukunftsweisend sie sein wird. Trump dankt für das Kompliment für seine Kinder. Er sieht sie als Kämpferin, das ist ein guter Charakterzug.

Die beiden gehen mit einem Händeschütteln auseinander – immerhin!

Fazit: Trump sieht alles nur als großes Spiel. Ein bisschen Pennälergespräche über Frauen im Bus, Steuern zahlen ist überbewertet und das amerikanische Atomprogramm ist veraltet. Clinton müht sich ab, seine Angriffe zu neutralisieren. Dabei bleibt sie meistens gelassen, lässt sich nicht unter Druck setzen. Trump mosert immer wieder, dass er viel weniger Zeit bekommt als Clinton. Die Performance von Clinton ist gut, sie kann Fragen auch inhaltlich beantworten, während Trump wild durch die Themen hüpft und sich sichtlich nicht intensiv mit einem Thema auseinandersetzt. Das ist eher Stammtischniveau. Aber für die Ausgangsposition, die meisten wichtigen Parteifreunde haben sich abgewandt, hat er sich trotzdem gut geschlagen Clinton brilliert nicht, man kann sie sich aber als Präsidentin vorstellen.

Hoffentlich heißt es im November nicht: Gute Nacht Amerika!

Wenn ich in ein Land fahre oder fliege, das ich nicht kenne, spreche ich vorab üblicherweise mit Menschen, die von dort kommen. Da hatte ich es in den letzten Jahren wirklich einfach. Als Deutschlehrerin durfte ich Schülerinnen aus fast 100 Nationen unterrichten. Von Albanien, über den Kongo, Südkorea bis Venezuela. Aber Libanon? Ich kenne niemanden aus dem Libanon.

Du fliegst zu Gaddafi?

Also muss ich mich ganz klassisch vorbereiten. Mit Büchern und dem Internet. Nächste Woche fliege ich mit der Caritas nach Beirut. Dort besuchen wir Caritas-Einrichtungen, die auch von Spendengeldern aus Österreich unterstützt werden. Eine Schule, Flüchtlingslager, ein Frauenhaus. Natürlich erzähle ich allen, die es wissen oder auch nicht wissen wollen davon. Und immer kommen die drei Bemerkungen:

  1. Von den älteren Semestern: Ja früher war der Libanon ein wunderbares offenes Land und Beirut das Paris der Levante. Aber mit dem Bürgerkrieg ist alles kaputt gemacht worden
  2. Von jenen, die sich für Flüchtlinge interessieren: Der Libanon hat doch mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen, obwohl die so ein kleines Land sind.
  3. Von einigen, die null Interesse haben: Was tust denn beim Gaddafi?

Periscope und Elendstourismus

Und ich? Was weiß ich? Auch nicht viel mehr. Bücher und Internet helfen da weiter. Jeden Tag schau ich auf Periscope, da sieht man Livevideos aus aller Welt, um ein bisschen einen Eindruck zu bekommen. Interessant war die Busfahrt mit einer italienischen Reisegruppe durch Beirut. Und die Videos einer Hochzeitsfeier, da ging die Post ab.

Aber wie soll ich mich auf ein Flüchtlingslager vorbereiten? „Was machst du denn auch so eine Elendstourismus-Reise?“ meinte jemand zu mir. Das hat mich lange beschäftigt. Ich fliege dorthin, bin fünf Tage unterwegs und mein Reisepass ermöglicht mir wieder nach Europa zurückzukommen. Ohne Schlepper, Boot, Kleinlastwagen. Seit 1993 habe ich mit Flüchtlingen zu tun. In meiner politischen Funktion bin ich seit 2014 zuständig für die Integrationsagenden in der Stadt Salzburg. Mehr als je zuvor sind Flüchtlinge in den Focus der Integrationsarbeit gerückt. Natürlich sieht jeder von uns tagtäglich die Bilder aus den Flüchtlingslagern, kennt die Reportagen der Auslandsmagazine im Fernsehen. Und wer mit Flüchtlingen arbeitet, kennt die unzähligen Erzählungen der Menschen. Aber ich will es selbst sehen, ich möchte selbst zu einem Urteil kommen. Ich will auf dieser Caritasreise in den Libanon lernen und erfahren. Damit ich in Salzburg in der Integrationsarbeit vielleicht etwas besser machen kann. Im Sinne aller, der Salzburger und der Flüchtlinge.

Mit diesen Gedanken und dem Wissen aus Büchern und Internet fliege ich und komme wahrscheinlich mit unerwarteten Eindrücken zurück. In zwei Wochen weiß ich mehr!

Pinke Schlösser am 11.Oktober

Da soll vieles in Pink erstrahlen. In Salzburg das Schloss Mirabell und das Schloss Leopoldskron. Pink so hat mir die Organisatorin Bettina Strobl von Plan International erklärt, ist eine starke Farbe. Historisch gesehen war Pink bis in die 1920er Jahre die Farbe der Männer, während das helle Blau für Zartheit stand und den Mädchen vorbehalten war. Das Pink am Weltmädchentag soll die Stärke der Mädchen zeigen und gleichzeitig darauf aufmerksam machen, dass wir weltweit noch viel Arbeit vor uns haben:

·         Mädchen werden immer noch abgetrieben, weil nur Buben erwünscht sind von der Familie

·         Mädchen haben es schwerer eine Schulbildung zu bekommen

·         Mädchen erleiden Genitalverstümmelungen

·         Mädchen sind öfters Opfer von Menschenhandel und Prostitution

Mit pinken Socken ein Zeichen setzen

Heut habe ich mit Susanne Kurz, Bundesrätin und Frauenpolitikerin, ein langes Gespräch gehabt. Über Frauen- und Mädchenpolitik und über den Weltmädchentag. Und da meinten wir, wieso eigentlich nur Gebäude in Pink bestrahlen. Wir könnten uns ja Pink anziehen am 11. Oktober und damit auch ein Zeichen setzen. Zumindest ein pinkes Tuch oder einen Schal hat man ja zuhause. Und die ganz tollen modernen Männer haben im Kleiderkasten sicher ein rosa Hemd oder pinke Socken, oder?

Susanne und ich wollen am 11. Oktober ein pinkes Zeichen setzen für Mädchen weltweit! In pinkem Rock, pinker Hose und einem schicken pinken Schal. Wer ist dabei? Hier geht’s zur Anmeldung!

Ein Städtetrip mit Kindern schreckt ja manche Menschen ab. Das muss aber nicht sein. Denn jede Stadt bietet Menschen jeglichen Alters etwas Besonderes. So auch Hamburg. Ich war als Patentante mit drei Kids im Alter von sieben, zehn und zwölf Jahren unterwegs. Die Mutter war auch dabei, was die Sache natürlich vereinfacht hat. Die Vorfreude war riesig! Aber was soll man sich in zweieinhalb Tagen eigentlich anschauen? Und was für eine Unterkunft ist zu empfehlen?

Unser Hotel in Hamburg

Bei den Hotels auch der höheren Kategorie gibt es ja immer wieder gute und günstige Angebote. So haben wir uns für den Europäischen Hof direkt am Bahnhof entschieden. Liegt zentral, man fährt mit der S-Bahn vom Flughafen direkt hin. Ausschlaggebend war hier auch das Wellnessangebot. Wer weiß, vielleicht brauchen die Kids mal weniger Stadt und ein bisschen Badewasser. Die 150 Meter Rutsche über sechs Stockwerke war ein überzeugendes  Argument. Und einmal haben wir es für 3 Stunden einfach in Anspruch genommen. Und vom Hotel gab es auch ein 3-Tages Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel – sehr praktisch.

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Am späten Nachmittag sind wir in Hamburg angekommen. Also blieb nur der Abend, da hat sich ein Spaziergang an die Binnenalster angeboten, samt riesiger Wasserfontäne und Schwänen. Dazwischen gab es eine Currywurst, nicht der Hamburger Klassiker aber sehr gut. Würschtel gehen bei Kindern immer ;)

Tag 2 in Hamburg mit großer Hafenrundfahrt

Am nächsten Tag stand ein Spaziergang durch die Innenstadt Richtung Hafen auf dem Programm. Wir haben die große Hafenrundfahrt gewählt, im Hotel gebucht, da war das Ticket für die Erwachsenen gleich um 10 Euro billiger. Die Fahrt mit „Klein Erna“ dauerte zwei Stunden und führte über Hamburgs Speicherstadt bis zum großen Containerhafen. Wir sahen sogar das zweitgrößte Containerschiff der Welt!

Große Hafenrundfahrt Hamburg

Große Hafenrundfahrt Hamburg

Beeindruckend nicht nur für die Kinder!

Fish and Chips am Hamburger Hafen

Fish and Chips am Hamburger Hafen

Seefahrt macht hungrig und am Hafen gab’s Fish and Chips.

Am Nachmittag dann boten sich drei Stunden im Schwimmbad an.

Labskaus und Rote Grütze

Zum Abendessen war ein Hamburger Spezialitätenrestaurant angesagt.

Labskaus

Labskaus

Rote Grütze

Rote Grütze

Bis auf die Rote Grütze ist weder Labskaus noch Aalsuppe ein von Kindern bevorzugtes Essen. Aber sie waren sehr tapfer und  haben gekostet, bevor sie sich wieder einer Currywurst widmeten. Ich finde ja Labskaus köstlich, es schaut nicht gerade appetitanregend aus, also eigentlich wie auf den Teller geko… Aber es schmeckt!!! Das Service im Restaurant Old Commercial Room war wie in allen anderen Lokalitäten und Geschäften in denen wir waren hervorragend und sehr kinderfreundlich.

Graffitishop Hafenstyle

Graffitishop Hafenstyle

Aja und wir waren auch in einem Graffitishop und bekamen eine tolle Beratung, also wer mit einem Jugendlichen im Graffitialter unterwegs ist, sollte die Chance nutzen und so einen Shop wie den Hafenstyle besuchen.

Tierpark Hagenbeck

Am dritten Tag ging es in den Zoo Hagenbeck. Die Erfahrung hat es gezeigt, man sollte mindestens vier Stunden einplanen, da ist das Tropenaquarium noch gar nicht dabei! Die Elefanten zu füttern, die riesigen Giraffen bewundern und im Eismeer Pinguinen, Eisbären und Walrössern begegnen. Ich gebe zu, da war ich auch wieder ganz Kind und hab mir bei den Eisbären an der Scheibe die Nase plattgedrückt…so schön war das dort.

Schönmachen für Aladdin

Dann mussten wir zurück ins Hotel. Schön machen. Für den Besuch des Musicals Aladdin. Ich gebe hiermit öffentlich zu, dass ich außer der Rocky Horror Show keine Musicals mag, das Gehopse und Geträllere nervt. Der Kinder wegen also ab ins Musical.

Aladdin Hamburg

Aladdin Hamburg

Aufgerüscht und aufgeregt betraten wir das Stage Theater, rote Teppiche, freundliche Menschen, die einem beim Ticketabriss schon erklären, wo die Toiletten sind und dass wir für unseren Kleinsten eine Sitzerhöhung gratis bei der Garderobe bekommen. Sehr nett. Dann ging das Musical los. Was soll ich sagen. Disney brauchte etwa fünf Minuten, um aus mir der Musicalskeptikerin einen Fan zu machen. Ich war hin und weg genauso wie die Kids und ihre Mum, so toll! Jederzeit wieder! JA richtig gelesen, jederzeit wieder!

Das Musical war wirklich ein grandioser Abschluss für den nicht mal 72-stündigen Hamburg-Aufenthalt. Eine Umfrage unter den Kindern ergab: Alles aber auch wirklich alles (bis vielleicht auf das Labskaus) war soooo super und soooo klass. Und ich sage, Hamburg eignet sich für Klein und Groß, es ist nie fad, die Menschen in Hamburg sind sehr kinderfreundlich und preislich war alles völlig im Rahmen.

Also auf nach Hamburg!