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Thomas Gröbner und Ludwig Obermeier

Viele von euch kennen die populäre Seite Humans of New York  . Eine Facebook-Seite mit fast 10 Millionen Fans. Es ist eine Seite, die kurze Geschichten erzählt. Von Menschen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, die aber eine Geschichte zu erzählen haben. Berührende, lustige und traurige Geschichten. Unzählige Humans of-Seiten folgten. Seit Juni auch Humans of Salzburg. Zwei Studenten der Journalistik, Thomas Gröbner und Ludwig Obermeier, sind in Salzburg unterwegs und sammeln Geschichten.

 

Aber was treibt die beiden an? Beide stammen aus einem kleinen Dorf und empfanden in der Stadt eine gewisse Entfremdung. Und um den Menschen näher zu kommen interessieren sie sich für ihre Geschichten. „Es ist auch für einen selbst nicht einfach die Hürde zu überwinden, jemanden Fremden anzusprechen. Aber in der Stadt ist das leichter, weil man ja selbst fremd ist.“, so Thomas Gröbner. Und Ludwig Obermeier meint: „Wir treffen oft Menschen, denen wir eigentlich keine Beachtung schenken würden. Durch die hu3Menschen und Geschichten werden wir auch selbst open minded.“

 

Und mit ihrem Humans of Salzburg wollen sie als Eingewanderte der Stadt etwas schenken. Die Menschen vor den Vorhang zu holen, die die Stadt eigentlich ausmachen.

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Michael König, 46 Jahre, Geschäftsführer des Diakoniewerkes in Salzburg. Er ist ausgebildeter Psychologe und Psychotherapeut. Er ist engagiert in der Plattform „Armut hat Platz“ und nominiert für den „Österreicher des Jahres“ .

Zartbitter trifft ihn im Cafe.

Zartbitter: Du engagierst dich für Menschen in Armut. Warum?

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Michael König

Michael: Menschen in Armut haben oftmals wenige Möglichkeiten sich selbst zu helfen, ihre Situation aus eigener Kraft zu verbessern. Sie sind oft in dieser Situation, weil sie schon unter Bedingungen aufgewachsen sind, die sie selbst nicht beeinflussen können. Das kann sozialer, wirtschaftlicher, politischer Art sein oder alles zusammen. Ich habe die Vision, dass in einer Gesellschaft das Gefälle zwischen Arm und Reich nie so groß sein darf, um die Gesellschaft zu spalten. Aber ich lerne auch von Menschen in großer Armut sehr viel. Im Kontakt und in der Begegnung, denke ich über das eigene Leben nach. Es macht mich dankbar. Ich bekomme Einsichten in unsere Gesellschaft und unsere Lebensentwürfe. Und ich spüre eine Spiritualität der Armut. Die Begegnung mit armen Menschen darf nicht einseitig sein. Wir geben und sie nehmen. Es ist ein Austausch.

Zartbitter: Im Namen der Plattform „Armut hat Platz“ steckt ja, dass wir Armut aushalten müssen. Aber können wir auch etwas tun?

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„Wir müssen hinschauen“

Michael: Wir müssen unterscheiden zwischen der Armut in Österreich und anderswo. Wir haben auch hier armutsgefährdete Menschen. Hohe Lebenshaltungskosten und ein niedriges Einkommen. Ich denke an alleinerziehende Mütter, die mit einem Halbtagsjob über die Runden kommen müssen. Hier müssen wir konsequent schauen, dass die strukturellen Rahmenbedingungen verbessert werden. Es gibt eine Tendenz, dass Reiche immer reicher werden, ohne etwas dafür zu tun, etwa mit Immobilien oder Finanzgeschäften. Hier muss politisch gegengesteuert werden. Die Armut, die uns durch die Bettlerinnen und Bettler in unseren Städten begegnet, ist eine andere Armut. Als ersten Schritt müssen wir hinschauen. Wir müssen verstehen, was in deren Herkunftsländern passiert, das sie zwingt zu uns zu kommen. Die Armut dort hat mit unserem Wohlstand hier zu tun. Wenn allein in drei Jahren 6000 Ärzte und Ärztinnen aus Rumänien nach Österreich, Deutschland und England auswandern, muss uns das zu denken geben. Dazu kommen unzählige Pflegekräfte, die unser System aufrecht erhalten. Sie fehlen aber dort. Dies müssen wir uns bewusst machen und auch unsere Verantwortung wahrnehmen ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Wir müssen Zusammenhänge verstehen und wir müssen einsehen, dass konventionelle Hilfsprojekte dort wenig bringen. Es ist die Zeit gekommen mit den Menschen vor Ort nachhaltige Projekte zu entwickeln. Bildung, einen Beruf erlernen und dann arbeiten, das ist ein Schritt aus der Armut. Partnerschaftliche Projekte sind hier gefragt.

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Zartbitter: Du bist nominiert für den „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Humanität. Was erwartest du von dieser Nominierung?

Michael: Es ist die Möglichkeit eine humanitäre Botschaft formulieren zu können. Es geht darum mit den bettelnden Menschen in unseren Städten würdevoll umzugehen. Hinter dem „Bettlerproblem“ steht ein europäisches Armutsproblem. Und unser Salzburger Weg ist ein mögliches Modell. Zuhören, miteinander reden und dann ins Tun kommen. Und das quer über Kirchen, Organisationen und Parteien hinweg. Die Nominierung gilt der ganzen Plattform „Armut hat Platz“ , die Caritasdirektor Johannes Dines ins Leben gerufen hat. Und das Preisgeld von 10.000 Euro soll natürlich in die Arbeit für Menschen in Armut gehen.

Zartbitter: Wir wünschen dir und der Plattform alles Gute!

Hier geht’s zur Nominierung und Abstimmung: http://diepresse.com/unternehmen/austria14/3869165/index?cat=3

Zartbitter stimmt für Michael König :)

Abgedroschen aber wahr ist das Sprichwort: „Wenn einer eine Reise tut! dann…“ ja was dann?
Ich war jetzt vier Tage in Rumänien, mit einer Gruppe, die etwas erfahren wollte, was viele Menschen in Europa, in Österreich in Salzburg beschäftigt. Ja, warum kommen denn die Bettlerinnen und Bettler zu uns? Setzen sich auf die Straße und wollen Geld von uns. Es gibt viele Meinungen dazu, Vorurteile, Wissen und Nichtwissen. Ich möchte meine Erfahrung einbringen, die ich in den 4 Tagen in Rumänien machen durfte. Wir haben viele Programmpunkte gehabt und ich will fünf davon herausnehmen und davon berichten. Ich will kein Urteil abgeben, kein Vorurteil widerlegen noch bestätigen. Ich will versuchen einfach zu schildern, was ich gesehen, gehört und gefühlt habe. Und ich will versuchen nicht zu werten.

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Am Rande des Dorfes – die Romasiedlung

Die Romasiedlung
Wir fahren durch eine Romasiedlung. Es sind mehr Hütten als Häuser. Daneben Verschläge. Überall sind Kinder, Frauen, Männer, Hühner, Kühe, auch ein Schwein. Die Menschen winken, einige deuten uns, wir sollen Geld da lassen. Das Wetter ist sonnig, fast fühlt man sich versetzt in einen Roman von Ebner Eschenbach aus dem 19. Jahrhundert. Außen die dörfliche Idylle, dahinter der Kampf ums Überleben. Ich stelle mir kurz vor, wie es hier wohl aussieht, wenn es regnet, wenn es Winter ist. Kann man die Straße dann überhaupt noch befahren? Wie wird es warm in den Hütten? Das Schwein ist dann sicher geschlachtet, auch ein Teil der Hühner.

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Im Altenheim in Sebes

Sebes – es geht doch
Der Vizebürgermeister und die Leiterin der Sozialabteilung empfangen uns im Saal des Rathauses. Sie schildern, was sie machen. Wie viele oder besser wie wenig Gelder sie zur Verfügung haben, um soziale Maßnahmen in der Stadt zu setzen. Wir spüren, es ist ihnen ernst. Sie wollen in ihrer Stadt das Bestmöglichste tun. Sie wollen nicht nur die wenigen Gelder an einzelne Personen verteilen, sie wollen nachhaltig was tun. Eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, geführt von der Diakonie, ist so eine nachhaltige Maßnahme, in der auch Gelder der Stadt stecken. Die Menschen hier erleben einen Tagesablauf, der ihnen Sinn gibt, sie stellen etwas her, sie erfahren Respekt. Sie sind ein bisschen Teil der Gesellschaft. Im Altenheim von Sebes sehe ich das große Bemühen um ein menschenwürdiges Leben für die alten Männer und Frauen. Über Stufen geht es in die Zimmer, zwei bis vier Personen sind hier untergebracht. Ein niedriges Bett, ein Kasten, ein Nachttisch. Bei den Frauen stehen hier Plastikblumen, Heiligenbildchen und Fotos von früheren Zeiten. Bei den Männern steht fast nichts. Über Stufen geht es in die Duschen, auf die Toiletten. Die Küche ist EU-konform. Nirosta, HCCP – geprüft, ein Raum für das Gemüse, ein Raum für das Fleisch. Der Veranstaltungsraum ist im ersten Stock über beschwerliche Treppen hinauf. Die Direktorin sagt, dass dieser Raum ins Erdgeschoss verlegt wird, das ist die nächste Maßnahme. Im Garten Apfelbäume voll mit Früchten, dazwischen Bänke. Es ist alles sehr sauber, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirken sehr freundlich, sehr bemüht. Die alten Menschen sitzen auch draußen, rauchen, schauen in die Sonne, haben sich in ihr Schicksal ergeben.

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Das Kinderheim

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Mittagsruhe

Das stille Kinderheim
Wir fahren in ein staatliches Kinderheim. Wir sind zu fünft. Knapp 200 Kinder wohnen hier. Am Tor macht uns der Sicherheitsmann auf. Fünf mehrstöckige Blöcke, ein paar einstöckige Häuser und dazwischen viel Fläche. Ein Teil davon ist mit vielen Blumen bepflanzt. Ein paar Spielgeräte und ein kleiner Fußballplatz. Alles verlassen, leer. Die Direktorin empfängt uns. Wir gehen gleich zu den Blöcken, hier wohnen die Kinder. Sie sagt es ist gerade Schlafenszeit, von zwei bis vier Uhr. Wir betreten einen Block. Im Erdgeschoss ein paar Zimmer, voll mit Spielsachen, vor allem Plüschtieren. Die Wände sind leer, keine Bilder, keine Poster. An jeder Tür hängt eine Liste mit etwa 20 Namen, es ist jeweils der Gruppenraum. Wir gehen in den ersten Stock. Hier sind die Schlafräume für je drei bis vier Kinder. Und hier liegen sie auch. Auf jeder Matratze ist eine Plastikhülle, darauf ein verrutschtes Leintuch. Die Kinder liegen in den Betten. Manche schauen uns an, nicht schlaftrunken, sondern eher weggetreten. Eigentlich sehen sie uns nicht. Die Direktorin öffnet den Kleiderkasten, zeigt uns die ordentlich gestapelten Kleidungsstücke. An den Wänden nichts, kein Bild, kein Poster, nur die weiße Wand. Es gibt auch keine Nachttischchen. Nur die Betten und der Kasten. Und die Kinder drinnen mit ihren vier, fünf, sechs Jahren.
Im nächsten Block kommen wir zu den älteren Kindern, eigentlich sind sie schon Jugendliche. Unten wieder die Gruppenräume. In einem sitzen aufgefädelt auf zwei alten Sofas sieben Mädchen und starren in den Fernseher. Sie schenken uns einen kurzen Blick, erwidern das Hallo aber nicht. Sofort richtet sich ihr Blick wieder auf den Fernseher. Im nächsten Raum spielen zwei Mädchen, Schwestern wie die Direktorin erklärt, Mensch ärgere dich nicht. Wir unterhalten uns mit wenigen englischen Worten mit ihnen. Nicht nur ich habe das Gefühl, dass sie für uns Mensch ärgere dich nicht spielen. In den oberen Stockwerken die Schlafräume, Betten, zwei Kästen, sauber aufgeräumt und einige Plüschtiere. Keine Bilder, keine Poster, nichts was darauf hinweist, dass hier junge Mädchen wohnen. Jetzt gehen wir mit der Direktorin in die Bibliothek und das Musikzimmer. Bildung ist wichtig erklärt sie uns. Im Bücherkasten verstauben die Druckwerke. Im Musikzimmer stapeln sich neben alten Sachen eingepackte Gitarren.
kh1Wir gehen weiter zum Speisesaal. Daneben ist die Küche, EU-konform wie uns die Direktorin erklärt, natürlich Nirosta und HCCP-geprüft. Im Raum mit der Abwasch sind fein säuberlich die Blechteller gestapelt. Wir sind am Ende unseres Rundgangs und gehen wieder über den Hof. Dort steht eine Erzieherin mit einem Küberl voller blauer Zuckerl. Die Direktorin erklärt uns, dass es immer um vier Uhr nachmittags eine Süßigkeit für die Kinder gibt. In diesem Moment kommen sechs Kinder aus einem Block, stellen sich in einer Reihe an und empfangen aus der Hand der Erzieherin jeweils ein Zuckerl. Wir bedanken uns für die Führung und machen uns wieder auf den Weg. Wir stellen fest, dass wir von den zweihundert Kindern nicht einen Laut, kein Lachen und keinen Schrei gehört haben.

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Nirosta und HCCP-geprüft – die Küchen in allen Einrichtungen

Im staatlichen Behindertenheim
Am letzten Tag fahren wir nach einem interessanten Gespräch mit dem Stadtrat von Sibiu in einen Ort eine Viertelstunde entfernt von dort. Wir kommen an, der Sicherheitsmann öffnet das Tor für uns. Langsam fahren wir zum Parkplatz. Aus mehreren Gebäuden kommen uns Menschen entgegen. Neugierig, lächelnd, einige abwartend. Als wir alle ausgestiegen sind, sind wir schon umringt von ihnen. Sie geben uns die Hand, manche berühren uns an der Kleidung, an der Schulter, an den Armen. Einige schmiegen sich an uns und reden drauf los. Sie sagen ihre Namen, schnell macht ein Wort die Runde: Austria. Die Direktorin, eine Frau, die Management studiert hat und ihre Pflegedienstleiterin führen uns durch die einzelnen Wohnhäuser. Im Erdgeschoss der Wohnraum mit Tisch, Stühlen und dem Fernseher. Daneben sind eine Dusche, ein Waschbecken und ein WC. Oben sind die Schlafräume. Wir gehen weiter in ein größeres Haus, hier sind Menschen, die nicht so agil sind. Manche schauen durch uns durch, andere wippen hin und her. Immer wieder kommen aber auch jene, die uns begrüßt haben, berühren uns wieder und wieder und immer wieder die Frage: Austria? Die Direktorin lädt uns in das Verwaltungsgebäude, damit wir reden können. Bei Kaffee, Wasser und Keksen stellen wir unsere Fragen. Wie kommen die Menschen hierher? Viele sind aus Behinderteneinrichtungen für Kinder und müssen mit 18 Jahren ins Heim für Erwachsene. Wie sieht der Tagesablauf aus? Um sieben Uhr aufstehen, frühstücken, Beschäftigungstherapie, um 10 Uhr gibt es eine medizinische Abklärung, Jause, Freizeit, Therapie, Mittagessen, medizinische Abklärung, Freizeit, Essen, medizinische Abklärung, Abendessen, Freizeit, schlafen. Was ist ihr pädagogisches Konzept hier? Wir sprechen mit ihnen, wie mit Kindern und zu den Pflegerinnen sagen sie Mama. Was wünschen sie sich für die Zukunft? Wir wollen neue Fenster, einige Dächer müssen repariert werden und die Wasserleitung muss endlich funktionieren.

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Fröhliche Kinder im Reussdörfchen

Das Reussdörfchen oder „Sie wollen doch“
Kinder sind die Hoffnung für die Zukunft. Kinder wollen lernen und gleichzeitig unbeschwert sein. Auch Kinder aus Romafamilien. Eine pensionierte Lehrerin sieht das so und hat gehandelt. Sie hat einen Kinderbauernhof in der Nähe von Sibiu aufgebaut. Kinder aus der Stadt und Kinder aus dem Dorf sollten hier Betreuung und Unterstützung finden, lernen, lachen, leben. Die Kinder sollten eine Chance für ihre Zukunft bekommen. Auch wenn viele, wie sie sagt, meinen, die Roma wollen nicht, dass ihre Kinder lernen. Sie hat ein Haus im Reussdörfchen, einer Ansiedlung von Sachsen, zum Kinderbauernhof umgewandelt. Sie sagt, Bildung ist der Schlüssel für ein menschenwürdiges Leben. Und sie sagt, dass sie die Kinder und ihre Familien dort abholt, wo sie sind. Wir kommen auf den Bauernhof, ein altes Haus, hergerichtet mit dem Charme der 1950er Jahre. Ein schöner Garten, viele Kinder, die schon ungeduldig auf uns warten, weil es Mittagessenzeit ist. Wir erleben fröhliche, selbstbewusste Kinder, die uns einen Tanz zeigen. Sie sind ein bisschen nervös, aber auch stolz. Sie haben großen Erfolg bei uns, wir sind begeistert, sehen in glückliche Kinderaugen, unterhalten uns mit Händen und Füßen. Die pensionierte Lehrerin entlässt uns mit den Worten“Steckt die EU-Gelder nicht in die Büros, sondern in die Bildung der Kinder“

Und jetzt?
Ich habe versucht möglichst objektiv meine Eindrücke von fünf der mehr als zehn Stationen in Siebenbürgen zu schildern. Am Anfang habe ich geschrieben, dass ich nicht werten will. Aber ich will versuchen aus dem Gesehenen, Erlebten und Gefühlten ein Resümee zu ziehen, das auch in der Gruppe so diskutiert wurde:
Ausgang und Grund unserer Reise war die Situation um und mit den Bettlerinnen und Bettlern in Salzburg? Viele von ihnen sind Roma. Die Plattform „Armut hat Platz“ aus Salzburg, unter der Federführung der Diakonie hat diese Reise organisiert. Damit wir nicht nur über ein Land und seine Leute reden, sondern mit ihnen, vor Ort. Tja und was ist jetzt das Resümee?
reuss1Es gibt nicht das eine Problem und es gibt nicht die eine Lösung. Wir sehen einen Bruchteil der extremen Armut auf unseren Straßen. Im Land selbst ist die Armut der Roma eine Armut neben vielen anderen. Es fehlt an so vielen Ecken und Enden, dass die Kommunen und Landkreise einfach überfordert sind mit den Defiziten, die es gibt. Wir haben Politiker und Verwaltungsbeamte kennengelernt, die es besser machen wollen, sich bemühen, das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben welche kennengelernt, die die Situation einfach hinnehmen. Aber wir haben auch gesehen, dass eine Gruppe von Menschen am schwersten zu kämpfen hat, weil sie schon über Jahrhunderte nicht Teil der Gesellschaft waren, sondern immer am Rande der Gesellschaft gelebt haben. Und es wird noch Jahrzehnte brauchen die Situation der Roma zu verbessern. Bis dahin werden sie sich auf den Weg machen zu Orten, wo sie glauben, dass sie ihre Situation verbessern können. Keine Grenze, kein Gesetz kann Menschen davon abhalten dem letzten Zipfelchen Hoffnung zu folgen, auch wenn das eine Straße in Salzburg ist. Aber was kann ich, was können wir tun? Das was die alte Pädagogin aus Reussdörfchen gesagt hat, der Schlüssel ist die Bildung der Kinder und eines hat sie noch gemeint:

„Wir müssen es einfach tun, jeder von uns ist dazu aufgerufen!“

Es gibt gewisse lukullische Raffinessen, die einfach nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Dazu gehören die Pongauer Blattlkrapfen, die innerhalb kürzester Zeit zubereitet  sind und für Gaumenfreunden sorgen werden!

Zutaten:

60 dag Weizenmehl, zirka 3/8 Liter bis einen halben Liter Milch, etwas Salz.

Zubereitung:

Das Mehl in eine Schüssel geben, salzen, mit der siedenden Milch vermengen und auf einem Brett gut verkneten. Dabei sollte der Teig mittelweich sein.

Danach den Teig dünn auswalken und in zirka zehn Zentimeter große Quadrate ausradeln.

Zum Abschluss in sehr heißem Öl beiderseits rasch herausbacken.

Dazu schmeckt am besten gekochtes Sauerkraut, das man auf den fluffigen Krapfen gibt und danach einrollt.

 

Guten Appetit!

von Elisabeth Kaplan

Seit einigen Wochen nehme ich bei Zartbitter österreichische Bands unter die Lupe. Viele Newcomer-Bands haben mir seither geschrieben, mit der Bitte, auch mal unter die Lupe genommen zu werden. Darum startet Zartbitter einen öffentlichen Aufruf an Popbands bzw. -musiker, die sich in der Grauzone zwischen Ö3 und FM4 bewegen. Bands, die in Österreich Popmusik machen, haben es sehr schwer, da sie wenig mediale Unterstützung erfahren.

„Ihr verdient Anerkennung dafür, dass ihr euch in diesem schwierigen Umfeld nicht entmutigen lasst, dass ihr nicht aufgebt oder ins Ausland geht. Wie groß muss da wohl eure Leidenschaft sein, wenn ihr weitermacht, obwohl ihr wisst, dass die Chancen auf den für die Publicity so wichtigen Airplay gleich null stehen.“

Pop logo_mediumIch kenne kein anderes Land, das seine heimischen Popbands so belächelt und vernachlässigt wie Österreich. Anderswo ist man stolz auf die heimische Popmusik und bringt sie an die Bevölkerung, man fördert die Vielfalt und unterstützt die Musiker. Die Behauptung, dass es in Österreich zu wenig gute Musik gibt ist schlichtweg eine Frechheit. Wie gibt es das sonst, dass manch eine österreichische Band im Ausland großen Erfolg hat und im Inland kaum Beachtung findet? Ein Armutszeugnis ist das für uns.

Fest steht, dass Popbands in Österreich mehr Anerkennung und Exposure brauchen – besonders neue Acts. Wir von Zartbitter möchten einen Beitrag dazu leisten und auf unserer Plattform auch Newcomer-Popbands vorstellen.

DAHER UNSER AUFRUF

Schickt uns:
* Eine kurze Biographie
* Die Lyrics zum eingereichten Song
* Einen Internet-Link (z.B. YouTube oder Soundcloud) zu eurem Song

Schickt diese Infos bitte bis 15.09.2014 an:
office@zartbitter.co.at
Wir stellen dann die drei Bands/Musiker vor, die uns am besten gefallen haben.

Im Oktober ist es dann soweit und vielleicht seid ihr
auf zartbitter.co.at “Unter der Lupe”!

Unter der Lupe waren schon:
Fijuka
The Makemakes
Bilderbuch
Tyler
Camo & Krooked

Nach längerer Bauphase ist der untere Teil der Linzergasse in Salzburg fertig gestellt. Die Investitionskosten dafür belaufen sich auf 2,6 Millionen Euro. Politiker der Stadt und ein großer Teil der Geschäftsleute zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. Also alles eitel Wonne? Nein, keineswegs. Ein Rundgang durch die Linzergasse offenbart die fehlende Barrierefreiheit. Nur ein winzig kleiner Teil der Geschäfte und Lokale bieten einen ungehinderten Zugang.

Ein Armutszeugnis für Salzburg, das sich damit rühmt, eine moderne Touristenstadt zu sein. Dazu gehört allerdings auch ein Zugang für alle Menschen. Es wird das große wirtschaftliche Potenzial verkannt, das durch die Schaffung von Barrierefreiheit entsteht. Rund ein Fünftel der Menschen haben eine Behinderung, dazu kommen noch zahlreiche ältere Menschen und Eltern mit Kinderwagen, für die der Zugang zu den Geschäften und Lokalen erschwert oder gar unmöglich gemacht wird.

Ein Experte, der sich mit der Materie intensiv befasst, ist Manfred Fischer. Der Oberösterreicher, der Schulungen und Sensibilisierungskurse abhält, sitzt im Rollstuhl und setzt sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. „Die Linzergasse ist ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Ich fahre zum Beispiel viel lieber mit meiner Frau und meinen Kindern in den Europark, weil dort alles barrierefrei ist.“

Doch wer trägt Schuld an diesem baulichen Desaster? Aus dem Bauamt kam die Aussage, dass man mit den Hausbesitzern darüber gesprochen habe, aber niemanden zur Umsetzung zwingen könne. „Es wäre so einfach. Man hätte die Investitionen zwischen den Hausbesitzern und den Geschäftsleuten aufteilen können. Alle hätten davon profitiert“, so Fischer weiter. Oftmals wird auch der Denkmalschutz als Ausrede hergenommen. „Das ist Blödsinn, in den meisten Fällen wird die Fassade gar nicht berührt“, sagt der Experte.

„Es war eine Bedingung von mir, dass der Eingang barrierefrei gemacht wird, wenn ich weiterhin hier die Apotheke führen soll“

Es gibt zumindest einen, der auf die Umsetzung von Barrierefreiheit gepocht hat. Werner Salmen, der Inhaber der Engel Apotheke in der Linzergasse 5. „Es war eine Bedingung von mir, dass der Eingang barrierefrei gemacht wird, wenn ich weiterhin hier die Apotheke führen soll“, so Salmen.

Nun wurde von der Stadt in Aussicht gestellt, dass bei der Renovierung ab dem ehemaligen Standort des Centralkinos hin zum Cornelius-Reitsamer-Platz und der Bergstraße die Barrierefreiheit umgesetzt werden soll. Ein kleiner Anfang, man darf gespannt sein.