Interessantes zum Thema Kultur

Udo Jürgens Als kleiner Junge half ich natürlich zu Jerry. Die Kleineren zu unterstützen, war immer mein Anliegen. Schließlich hatte doch Tom immer das Nachsehen. Gut so. Aber es war Udo, der die Serie aus den 40iger Jahren im deutschen Sprachraum zum Aufblühen brachte. Vielen Dank für die Blumen.

Jedes Lied wurde mit Sahne serviert. Denn das Leben ist ja nicht nur eine Schokoladentorte, sondern auch die süßen Schnitten können genossen werden. Auch wenn er noch niemals in New York gewesen ist, so hat er doch 1001 mal bei sentimentalen Akkorden griechischen Wein genossen.

Sein Bruder, der wunderbar malen kann, den hat er bewundert. Weil er Zeitloses schaffen kann. Das wollte Udo, Geschichte schreiben, aber nicht durch Kriegszüge. Sondern durch alltägliche und hochpolitische Geschichten, die jede/r versteht. Denn diese Welt braucht Lieder: Lieder vom gläsernen Menschen, vom ehrenwerten Haus, vom Drachen-Bauen, vom Schwimmen gegen den Strom, von unserer Angst und vom größten Wunsch.

Gib uns Deine Angst, wir geben Dir unsere Hoffnung dafür. Heute begann der Rest Deines Lebens. Ein Augenblick, ein Stundenschlag, 1000 Jahre sind ein Tag. So lange klingt Dein Lebenswerk nach.

Danke Udo, merci Chéri!!!

 

Vor einigen Wochen wurden die Server von Sony Pictures gehackt. E-Mails, Dokumente und ganze Filme wurden dabei gestohlen. Fast täglich geben die Hacker Informationen aus kompromittierenden E-Mails preis, für die Sony weltweit Häme erntet.

Das ist unangenehm, aber sehr harmlos zu dem Wirbel, um den durch die Hacker gestohlenen Film „The Interview“. Der Film stammt von Seth Rogen, und der ist für ziemlich brachialen Bad Taste-Humor bekannt. Auch der Trailer von „The Interview“ lässt nicht darauf schließen, dass Rogen hier mit mehr Subtilität vorgegangen ist. Ganz kurz zum Inhalt: Es geht es darum, dass zwei vertrottelte US Journalisten im Auftrag der CIA den Präsidenten Nordkoreas umbringen sollen: Kim Jong-un.

Bereits im Juni hat Nordkorea auf den Affront reagiert. Und nun drohten Hacker, die sich „Guardians of the Peace“ nennen, mit Anschlägen auf Kinos, in denen der Film gezeigt wird. Sony Pictures musste rasch reagieren: Die unmittelbar bevorstehende Premiere des Films wurde abgesagt und der Film überhaupt zurückgezogen.

Ausgestoßen von Hollywood
Der Komiker Steve Carell postete darauf nur ein Bild von Charly Chaplin in „Der große Diktator“ – ohne Kommentar. Das ist ein starkes Symbol. Charly Chaplin stellte 1940 eine Hitler-ähnliche Figur dar (und in einer Doppelrolle einen jüdischen Barbier) und nahm die Politik des Dritten Reichs ordentlich auf die Schippe.

Schauspieler und Regisseur Seth Rogen (Foto: Angela George, Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Schauspieler und Regisseur Seth Rogen
(Foto: Angela George, Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Es gab jedoch einen Unterschied: Hitler, hieß bei Chaplin Hynkel, und die Handlung spielte im erfundenen Staat Tomanien. Der Diktator plante die Invasion des Nachbarstaats Osterlitsch. Auch die Juden wurden in dem Film verfolgt – sofern Hynkel nicht gerade ein Darlehen von jüdischen Bankiers benötigte. Es war eindeutig: Hitlers Art zu reden, die Symbole der Nazis usw. – es wurde alles persifliert. Sollte Sony sich lieber ein Beispiel an Chaplins Mut nehmen? Ist Seth Rogen am Ende gar der Charly Chaplin unserer Zeit? Wohl kaum.

Ohne die Art des Humors zu vergleichen, ist der größte Unterschied, dass „Der große Diktator“ – bei aller Eindeutigkeit – kein reales Land und keinen realen Menschen. Was aber noch mehr zählt: Der Film zeigt nicht, wie ein reales und regierendes Staatsoberhaupt eines Landes umgebracht werden soll. Noch dazu auf Geheiß Amerikas, dem Land in dem der Film produziert wurde.

In „Der große Diktator“ plant die jüdische Bevölkerung zwar auch einen Anschlag auf den Diktator, doch sie besinnen sich und kommen zu dem Schluss:

Freiheit kann nicht durch Mord und Zerstörung erreicht werden.

Das ist eine wichtige Botschaft des Films, eine Botschaft des Autors und Regisseurs Charly Chaplin. Das war seine Einstellung. Charly Chaplin wäre mit der Gesinnung des Films „The Interview“ sicher nicht einverstanden gewesen. Das sollte auch Steve Carell wissen. Die Todesszene von Kim Jong Un kursiert inzwischen übrigens auch bereits im Internet. Es ist ganz gewiss nicht lustig, wie er in Flammen aufgeht.

Nach dem Trailer geht es weiter …

Schelte bekam Sony für auch vom Komiker Ben Stiller und von Talkshow Host Jimmy Kimmel. Sie nannten diese Entscheidung „unamerikanisch“ und „feige“. Haben sie Recht?

Bedroht Terror die künstlerische Freiheit?
Klar, die Hacker und Terroristen haben mit ihrer Erpressung gewonnen. Ich verstehe die Kritik. Es ist bitter und zutreffend, dass Sony hier vor Hackern und möglichen Terroristen in die Knie gegangen ist. Terror gewinnt gegen künstlerische Freiheit – wirklich kein schöner Gedanke (auch wenn ich persönlich gern auf die Produkte von Seth Rogens künstlerischer Verwirklichung verzichte). Aber in diesem Fall der Erpressung durch Terroristen weiß man nicht, mit wem man es wirklich zu tun hat. Es gibt daher kein Gegenüber, dessen weiteres Verhalten man richtig abschätzen könnte. Der Filmstart war bereits für den 25. Dezember geplant. Sony musste also äußerst rasch entscheiden.

Sony Pictures ist jedenfalls durch das Zurückziehen des Films zum Buhmann der Branche geworden. Doch, man weiß immer erst nachher, welche Reaktion richtig gewesen wäre. Stellt euch vor, der Film läuft an und ein Anschlag wird verübt – ganz wie angedroht. Der Aufschrei gegen das Studio wäre dann noch viel größer als der Protest jetzt. Statt nur Häme und Kritik gäbe es Anschuldigungen, dass Sony den Tod unschuldiger Menschen fahrlässig in Kauf genommen hätte. „Aus Profitgier“ würde es heißen.

Ein Staat würde und muss anders handeln. Aber ich verstehe die Entscheidung des Unternehmens. Sony wird es überleben, auch wenn „The Interview“ vielleicht ganz in der Versenkung verschwindet, werden alle darüber hinwegkommen und die Vorwürfe der Feigheit werden auch rasch vergessen sein. Der Ruf, dass das Studio Menschen auf dem Gewissen hat, würde ewig haften bleiben.

von Adis Šerifović

Ein kleiner Junge sitzt daheim und kritzelt etwas in sein Heft. Er schreibt wie wild und lässt sich von seiner großen Schwester, dem laufenden Fernseher oder seinem besten Freund, der ihn wieder nach draußen locken will, nicht ablenken. Natürlich spielt der kleine Junge gerne draußen, immerhin ist das Land mit seinen Hügeln und düsteren Wäldern ein perfekter großer Spielplatz. Doch heute gilt sein einziges Interesse seinem neuen Buch. Die bunten Herbstblätter rascheln im kühlen Wind und ihm scheint es, als ob sie ihn in dieser aufregenden Natur in Krispl zum Spielen rufen …

Dieser kleine Junge war ich, im Alter von ungefähr acht Jahren. Wie immer schrieb ich an einer Geschichte, an die ich gerade dachte. Wie jedes Mal beendete ich diese Geschichten nie – zu viele Ideen, zu wenig Zeit. Oder vielleicht war es doch immer eine Frage der Disziplin? Ich weiß es nicht.

Mit 15 Jahren schrieb ich dann das erste Mal einen Fantasyroman fertig und im Alter von 17 Jahren die erste Novelle. Beides ist noch irgendwo abgespeichert und ist nicht zur Veröffentlichung gedacht. Vielmehr waren meine ersten literarischen Werke für mich eher eine Art Training und Hobby. Später erkannte ich, dass mein Schreiben durchaus selbsttherapeutische Gründe hatte.

Mit 22 Jahren schrieb ich mein erstes Kinderbuch fertig, welches auch den Weg in die Öffentlichkeit fand: Eine Geschichte über zwei beste Freundinnen, die sich zwar von ihrer Herkunft und Religion unterscheiden, dies aber kein Hindernis für sie darstellt.

Am ersten Schultag weiß Clara nicht, wo sie sich hinsetzen kann und findet einen freien Platz neben Elif:

„Doch plötzlich sah sie etwas, was ihr gefiel! Ein Mädchen saß beim Fenster und rechts neben ihr war ein Platz frei. Sie war ihr auf Anhieb sympathisch, da sie einen Schal um den Kopf trug, auf dem ganz viele Kätzchen oben waren. Und Clara liebte Katzen! Sie stürmte auf diesen freien Platz wie ein wildes Pferd, um ihn ja für sich zu haben.“
(Auszug aus „Elif und Clara. Der geheime Schlüssel; erschienen beim Alhamra Verlag)

elif clara cover

„Elif und Clara – Der geheime Schlüssel“ Was dieser Schlüssel wohl ist? Wo und wie werden die beiden besten Freundinnen ihn finden?

Elif trägt Kopftuch, ist Muslimin und ihre Eltern kommen ursprünglich aus der Türkei. Elifs Eltern sehen sich selbstverständlich als Österreicherinnen und Österreicher, was jedoch manche in ihrer Umgebung weniger bestätigen können. Eines Tages nehmen die Mädchen ihre Haustiere, den dicken Kater Theo und das kleine Küken in die Schule mit, welche sie jedoch in ihren Schulta-schen verstecken. Plötzlich gehen die beiden Haustiere im Unterricht aufeinander los, weshalb die Lehrerin die beiden Freundinnen zur Direktorin schickt. Haustiere in die Schule mitzunehmen, ist nämlich nicht erlaubt. Und aus diesem gegebenen Anlass sitzen bald darauf auch Elifs und Claras Eltern bei der Direktorin, wo die Situation schließlich eskaliert:

„Ich meine Euch Ausländer! Wer macht denn täglich Ärger bei uns in der Stadt? Wenn ich die Zeitung aufschlage, sehe ich Hunderte Berichte, wo ihr wieder etwas angestellt habt! Ich halte es mit euch wirklich nicht mehr aus! Integriert euch endlich!“, kreischte Claras Mama.
„Wir sind keine Ausländer! Mein Mann und ich sind hier geboren und haben einen österreichischen Pass. Wir sind Österreicher!“, sagte Elifs Mama zornig.
„Ach ja?! Und Ihre Kleidung? Die sieht ja nicht sehr österreichisch aus…“, erwiderte Claras Mama. „Ach, hören Sie doch auf! So etwas lass ich mir nicht bieten, Ihrer Tochter sind Sie aber kein Vorbild! Sie sollten sich schämen“, rief Elifs Mama und wandte sich zum Gehen.
„Jaja! Den Schlüssel zur Integration haben Sie bestimmt nicht gefunden!“, rief Claras Mutter ihr nach.
(Auszug aus „Elif und Clara. Der geheime Schlüssel; erschienen beim Alhamra Verlag)

Elif, Clara und ihr Klassenkamerad Jan machen sich auf, um diesen Schlüssel zur Integration zu finden. Ist es vielleicht der gestohlene Stadtschlüssel, der seit einiger Zeit verschollen ist? Die drei geraten in ein großes Abenteuer und bringen sich selbst in große Gefahr …

1911588_489436547832070_498861338_oFür mich ist Schreiben vielmehr als nur ein Beruf oder ein Hobby. Es ist eine Aufgabe, eine Berufung und auch eine Art Therapie. Vor allem bei Kinderbüchern kann ich meinen Geist richtig gehen lassen und mich in diese wunderbaren kleinen Geschöpfe versetzen, die die Welt so anders sehen als viele Erwachsene. Alles scheint machbar, unkomplizierter und jede Hürde wird als ein Abenteuer gesehen – und nicht als neue Belastung betrachtet. Für Kinder ist die Welt ein großer Spielplatz, und wenn ich schreibe, werde ich selber zum Kind und betrachte im Nachhinein so viele Dinge anders. Durch meine Arbeit in verschiedenen Schulen, konnte ich sehen, dass Kinder große Vorbilder im Umgang miteinander sein können. Es wird gespielt, man hat Spaß und es wird getobt – egal woher jemand kommt und wie diese Person aussieht oder heißt. Auch wenn es zu Streit kommt, wird dieser anhand der aktuellen Situation diskutiert („Du hast mir mein Spielzeug weggenommen, Armin!“) und man urteilt nicht aufgrund des Migrationshintergrundes („Du diebischer Bosnier!“). Ist das nicht ein gutes Beispiel für unsere Politik und unseren Umgang miteinander?
So werden die „Ausländer, die unsere Arbeitsplätze wegnehmen“ für „die Arbeitslosigkeit“ und „die störenden Bettler auf der Straße“ für „die steigende Armut in Österreich“ zur Verantwortung gezogen.

Schreiben öffnet mir für vieles die Augen, weil man Themen für Kinderaugen einfach gestalten muss. Und bei dieser „einfachen Gestaltung“, werden bestimmte Probleme an ihrer Wurzel ge-packt, anstatt sich in leere Theorien bei den vielen Blättern zu verstricken. Und viele aktuelle Geschehnisse könnten tolle Kinderbücher füllen. Warum auch nicht versuchen? In meiner Kindheit inspirierten mich „Frodo“ aus „Herr der Ringe“ oder Harry Potters große Abenteuer für die Gerechtigkeit… Vielleicht inspirieren Sie mit Ihrem Schreiben die eine oder den anderen auch?


Adis Serifovic, geboren in Bosnien und Herzegowina, 1992 mit seiner Familie als zweijähriger nach Salzburg wegen des Genozids in Bosnien geflüchtet, ist Autor und Illustrator. Er lebt und studiert in Salzburg und engagiert sich in der Muslimischen Jugend Österreich und in der Plattform für Menschenrechte in Salzburg.

Hier Kontaktlinks: www.facebook.com/adis.serif

http://www.amazon.de/Abenteuer-Elif-Clara-Adis-erifovi/dp/3950351000/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1418589307&sr=8-1&keywords=elif+clara

Zur Einführung von Netflix haben alle Medien über die Fernsehrevolution geschrieben. Natürlich war ich Netflix Kunde der ersten Stunde. Das Angebot fand ich für den Anfang ganz ordentlich. Und auch wenn in den ersten beiden Monaten wenig dazugekommen ist: Ich habe immer wieder Filme und Serien entdeckt, die ich noch nicht kannte und ohnehin schon länger ansehen wollte.

Doch jetzt tut sich anscheinend wirklich was in der schönen Welt des Streaming-Fernsehens. Netflix hat bekannt gegeben, dass es bald alle drei Wochen neue Eigenproduzierte Serien veröffentlichen wird. Da die Firma schon einige wirkliche Hits produziert hat, darf man sich hier einiges erhoffen.

Mit seiner ersten selbst produzierten Serie „House of Cards“ hat Netflix vor fast 2 Jahren ganz schön großes Aufsehen erregt. Auch die Frauengefängnis-Serie „Orange is the New Black“ kam bei Kritik und Publikum sehr gut an.

Foto 1Ist das schon die versprochene Revolution?
Bis zur versprochenen großen Serien-Offensive im 3-Wochen-Takt ist es zwar noch ein wenig hin – erst 2015 soll es so weit sein –, aber es gibt einen weiteren Vorgeschmack auf die Qualität, die Netflix seinen Abonnenten bieten will. Seit 12. Dezember steht nämlich die neue Serie „Marco Polo“ zur Verfügung. Die Presse beeilte sich, die Serie gleich als Konkurrenzprogramm zum Mega-Hit der letzten Jahre „Game of Thrones“ zu platzieren und die Erwartungen damit eigentlich ins fast Unerreichbare hochzupuschen.

Nach den ersten beiden Folgen von „Marco Polo“ kann ich nur sagen: Ich bin schon beeindruckt. Es gibt Armeen, Schlachten, fernöstliche Kampfkunst, wunderschöne und detailreiche Set-Ausstattungen sowie aufwändige Kostüme. Und natürlich Sex, denn in diesem Punkt scheint man tatsächlich mit den erfolgreichen Produktionen des Senders HBO mithalten zu müssen. Ein neues „Game of Thrones“ ist „Marco Polo“ trotzdem nicht. Warum auch? Es gibt „Game of Thrones“ ja schon. „Marco Polo“ kann durchaus mit seinen eigenen Qualitäten bestehen.

Die Geschichte ist allen bekannt. Oder irgendwie auch nicht. Mein eigenes Wissen – und ich getraue mich zu behaupten, das Wissen der meisten Leute – über Marco Polo geht zum Beispiel kaum darüber hinaus, dass er Jahrzehnte am Hof Kublai Khans verbrachte und dass er bei seinen Berichten über diese Zeit möglicherweise einiges dazuerfunden hat. Das gibt auch den Produzenten der Serie einige Freiheiten und sie haben sie gut genutzt. Warum nicht einen mehrere Jahre dauernden Krieg auf einen dramatischen Zweikampf zwischen zwei Brüdern auf den Punkt bringen? Bei aller Verzerrung zugunsten der Dramatik, darf man das Gefühl haben, dass man beim Ansehen ein bisschen mehr über Marco Polo und die politischen Umstände im Reich des Kublai Khan lernt. Die Geschichte beginnt zwar etwas langsam, nach zweieinhalb Episoden habe ich aber den Eindruck, dass sie zunehmend interessanter wird und auch etwas an Fahrt aufnimmt.

Hier gibt’s den Trailer zu sehen

Andere Vorbilder
Die richtige Mischung aus Geschichte und fernsehtauglich hingebogenen Geschichten bescherte bereits anderen Serien durchaus Erfolg: zum Beispiel „Rom“ (zumindest Staffel 1), „Die Tudors“ oder „Die Borgias“. „Marco Polo“ sollte man eher an ihnen messen. Und ich finde, es schneidet gut ab.

Die Zeit Online hat die Serie mit folgendem Kommentar bedacht: „Marco Polo wirkt wie das altmodische Vorweihnachtsprogramm konventioneller TV-Sender.“ Gar nicht so falsch, eigentlich. Ich habe früher die Vorweihnachts-Serien (es hieß immer Weihnachts-Vierteiler) geliebt – ob „Shogun“ oder „Der Seewolf“. Und ich habe sie, ehrlich gesagt, in den letzten Jahren sogar ein bisschen vermisst. Freilich wünscht man sich auch mehr Innovatives von Netflix. Aber der Weihnachts-Vierteiler-Vergleich klingt für mich nicht schlechter, als dass die Serie ein zweites „Game of Thrones“ sein soll.

Die große Fernsehrevolution läutet zwar auch „Marco Polo“ nicht ein, aber wenn gut gemachtes Fernsehen geboten wird, dann ist das schon viel mehr, als wir von vielen unserer Privatsender geboten bekommen – und auch von unseren viel teureren öffentlich-rechtlichen Sendern.

Immer wenn ich einen Peter Jackson-Film gleich als erstes in einer Mitternachtspremiere sehe, dann fragen mich am nächsten Tag alle, wie’s war. Die diplomatische Antwort lautet: Es kommt ganz drauf an. Und zwar darauf, ob man ein großer Tolkien-Fan oder Peter Jackson-Fan ist. Oder ob man Filme dann perfekt findet, wenn die CGI einfach umwerfend ist. Oder ob man einfach nur ein normaler Kinogänger ist, der nur eine gute Geschichte sehen will.

Ich selbst gehöre zur letzteren Gruppe. Und zu „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ kann ich nur sagen: Wie man Tolkiens Bücher gut verfilmt, hat noch kein anderer so richtig vorgemacht. Peter Jackson ist darin also der konkurrenzlose Meister. Und mit seiner Meisterhand hat er auch diesen Film sehr souverän inszeniert.

THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG

Im Goldfieber: Thorin Eichenschild

Aber ist es auch ein guter Film?
Erzählerisch sicher nicht – wenn man „Die Schlacht der fünf Heere“ als eigenständigen Film betrachtet. Das soll man nach dem Willen des Regisseurs auch gar nicht. Denn Teil 2 „Smaugs Einöde“ endet im spannendsten Augenblick, als der goldgierige Drache Smaug erwacht, seine Höhle im Einsamen Berg verlässt und auf die Seestadt Esgaroth zufliegt. Und genau dort setzt Teil 3 fort.

+++ SPOILER+++
Hätte Teil 2 eine Viertelstunde länger gedauert, hätte „Smaugs Einöde“ einen schönen Abschluss erhalten. Denn länger dauert es nicht, bis Smaug niedergestreckt wird. Hätte sich Peter Jackson nicht auf diesen furiosen Auftakt zu Teil 3 verlassen können, dann hätte er den Einstieg in die eigentliche Geschichte von „Die Schlacht der fünf Heere“ sorgfältiger aufbauen müssen.
+++SPOILER ENDE+++

Thorin Eichenschild, der König der Zwerge, verfällt dem Drachenfieber. Er ist besessen von der Wirkung des Arkensteins. Als Herr übergroßer Reichtümer im Berg will er weder den Menschen der zerstörten Seestadt helfen, noch den Elben einen bestimmten Teil des Schatzes aus weißglänzenden Juwelen überlassen, den sie als den Ihren betrachten. Da führt er doch lieber Krieg gegen die Menschen und die Elben – bis die Heere der Orks kommen. Menschen, Elben und Zwerge liefern gemeinsam den Orks einen erbitterten Kampf.

THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES

Nicht gut drauf und ziemlich fieser Ork: Bolg

Das große Gemetzel
Was folgt, sind knapp 1,5 Stunden Gemetzel. Es wird geschlagen, erstochen und Gliedmaßen abgehackt. Und die Orks kommen mit immer grässlicheren Fabelwesen daher. Alles ist visuell perfekt. Aber ich hab das Schlachten unberührt verfolgt, weder mit Spannung noch mit Langeweile. Es gibt ein paar dramatisch gut ausgenutzte Showdowns zwischen ein einigen der Hauptfiguren. So habe ich wenigstens nicht ganz geistig abgeschaltet. Was ein Film aber braucht, ist ein wenig Interesse an Schicksalen. Mir kommt vor, als würde ich das bei jedem zweiten Film-Kommentar fordern. Die fünf Minuten, die dem elbisch-zwergischem Liebespaar Tauriel [Evangeline Lilly – bitte mehr Filme mit ihr!] und Kili [„sexiest dwarf alive“ Aidan Turner] gewidmet sind, reichen dazu bei weitem nicht aus. Ebenso geht die Belastungsprobe der Freundschaft zwischen Thorin Eichenschild [Richard Armitage] und Bilbo Beutlin [Martin Freeman] im Gemetzel unter.

THE HOBBIT: THE BATTLE OF FIVE ARMIES

Erste Hlfe für Gandalf: Galadriel

10 Seiten aus einem Buch geben nicht viel her – jedenfalls nicht ausreichend Stoff für 2,5 Stunden Film. Dadurch dass die Zwerge und der Hobbit sich nicht mehr auf einer Wanderung befinden, auf der es immer neue Abenteuer zu bestehen gilt, wird nicht viel Abwechslung geboten. Peter Jackson hat sich bemüht, noch etwas Geschichte mit hineinzubringen, zum Bespiel indem er eine Konfrontation mit Sauron als Überleitung zu „Herr der Ringe“ schafft. Doch es kam mir ein bisschen so vor, als sollte diese nicht allzu sehr von der Schlacht ablenken. Da schludert der Regisseur genauso drüber wie beim Ende der Schlacht.

Nachdem Teil 1 und 2 schon als je über 20 Minuten längere Versionen auf Blu-ray erschienen sind, dürfen sich Fans sicher nächste Weihnachten auf eine Extended Version von Teil 3 freuen. Liebes Christkind, bitte beschere mir jedoch eine verkürzte Version dieser Trilogie – zwei Teile mit je zwei Stunden. Ich würd mich drüber freuen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Wie erwartet, technisch Perfekt: noch mehr Computer-generierte Bilder, noch mehr Orks. Vorschlag für einen alternativen Titel: „Wo ist Bilbo Beutlin?“

 

Alle Photos: Courtesy of Warner Bros. Pictures

 

2017 erscheint ein Buch, das sich mit dem Sport in der NS-Zeit in Salzburg befasst. Dafür werden noch Zeitzeugen und Dokumente gesucht.

Ein Meistersprung zartbitterIn den 1930er-Jahren gab es zwei einschneidende Ereignisse für das lokale Sportgeschehen. Mit Beginn des Ständestaates unter den Diktaturregierungen von Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg brachen ab 1934 sämtliche sozialdemokratischen Vereine weg. Nach der Übernahme Österreichs durch das Hitler-Regime im März 1938 wurden alle nicht NS-konformen Vereine verboten – es wurden auch sämtliche katholischen Vereine gelöscht, einige der Mitglieder sind obendrein in ein Konzentrationslager gekommen.

Ein ausführliches Buchprojekt, das 2017 präsentiert wird, wird sich mit den damaligen Geschehnissen auseinandersetzen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landessportorganisation, des Salzburger Landesarchivs sowie des Interfakultären Fachbereichs für Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Salzburg. Die Idee kommt von Joachim Glaser, langjähriger Sportredakteur des ORF und nunmehriger Buchautor.

Das Ziel des Buches ist es, eine fundierte wissenschaftliche Darstellung des Sports zu liefern, fernab von Mythen und Legenden. „Bis jetzt hat sich die Aufarbeitung des Sports während der NS-Zeit auf Wien konzentriert. Vor allem im Bereich des Fußballs hat sich diesbezüglich viel getan. Im Westen Österreichs existiert bis dato wenig“, sagt Historiker Andreas Praher, der gerade seine Doktorarbeit zum Thema Skisport in der NS-Zeit verfasst. Das Buch werde sowohl den gesamten Breitensport als auch den Schul- und Wehrsport unter die Lupe nehmen. „Es gab einige Konflikte zwischen der Deutschen Arbeiterfront, den Reichs- und den Gauführungen sowie der Hitlerjugend“, erklärt Landesarchiv-Direktor Oskar Dohle. Wichtig sei, dass man niemanden an den Pranger stellen wolle. „Einige Funktionäre wurden nach Kriegsende kurz gesperrt, waren aber ein paar Jahre später wieder aktiv. Wir wollen ihre Biografien aufarbeiten, wissen derzeit aber noch nicht, wie viele Menschen damals wirklich dabei waren“, sagt Dohle.

Für das Buchprojekt werden noch Zeitzeugen, aktive Sportler von damals, aber auch Mitarbeiter, die Beiträge verfassen, im gesamten Bundesland gesucht. „Wir müssen unzählige Kartons voller Archivmaterialien im In- und Ausland sichten. Dazu kommen noch sehr viele Mikrofilme“, sagt Dohle. Es sollen Interviews mit damals aktiven Funktionären, Sportlerinnen und Sportlern und ihren Nachfahren geführt werden.

Wer historische Dokumente wie Fotos, Briefe oder Schriftstücke zu Hause hat, kann sich direkt an den Direktor der LSO, Walter Pfaller, unter Tel.-Nr. 0662/8042-2578 oder E-Mail: sport@salzburg.gv.at wenden.

Fotos (c) Landesarchiv Salzburg