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Das Salzburger BühnenErlebnis packt aus, was am „Jedermann“ fasziniert

Der Mammon (Daniel Kranawitter) mit seiner geballten Kraft. Alle Bilder: Bühnenerlebnis / Angelika Leitner

Der Mammon (Daniel Kranawitter) mit seiner geballten Kraft gegen Jedermann (Peter Christian Ebner). Alle Bilder: Bühnenerlebnis / Angelika Leitner

Mit seinem „Jedermann“ hat Hugo von Hofmannsthal ein zeitloses Theaterstück geschaffen. Im Jahre 1911 wurde es in Berlin in einem Zirkuszelt uraufgeführt. Er war es, der dieses Stück gemeinsam mit dem Regisseur Max Reinhardt nach Salzburg brachte. Seit dem Jahre 1920 wird es nun ununterbrochen bei den Salzburger Festspielen auf dem Domplatz gespielt. Dabei verwob Hofmannsthal dramaturgische Vorbilder aus mittelalterlichen Mysterienspielen, wo Allegorien und Personifikationen abstrakter Wirklichkeiten auftreten und den frühneuzeitlichen Stoff „Von dem sterbenden reichen Menschen“, den der Nürnberger Meistersinger Hans Sachs verfasste. Zweifellos spricht der Stoff auch über die Festspiele hinaus sein Publikum an.

Angelika Bamer-Ebner als Buhlschaft und Regisseurin mit Peter Christian Ebner als Jedermann

Angelika Bamer-Ebner als Buhlschaft und Regisseurin mit Peter Christian Ebner als Jedermann

Denn nicht nur in Salzburg, sondern an vielen Orten und anderen Schauplätzen wird er lebendig inszeniert. Zartbitter fragte beim Salzburger BühnenErlebnis Bamer Ebner nach. Das Ensemble spielt im August den Jedermann im Gut Edermann bei Teisendorf in Bayern nun schon zum vierten Mal. Die SchauspielerInnen sprechen aus ganz persönlicher Sicht über die Faszination, die der „Jedermann“ auf sie ausübt.

 

 

Hier sehen Sie einen kurzen Einblick in die Inszenierung. Lesen sie unten weiter …

 

Intensive Kindheitserinnerungen

Daniel Holzbauer und Erwin Slavetinsky als Dünner und Dicker Vetter beim Abschied

Daniel Holzbauer und Erwin Slavetinsky als Dünner und Dicker Vetter beim Abschied

Beginnen wir mit dem Schauspieler, der den Jedermann schon am längsten kennt. Erwin Slavetinsky (Dicker Vetter, Spielansager) ist seit seiner Kindheit vom Theater begeistert. Er begleitete seine Eltern auf den Salzburger Domplatz und war bereits als Kind sehr beeindruckt. „Damals mimte Will Quadflieg (1952-1959) den Jedermann. In den Autobussen saßen die kostümierten Schauspieler.“ Erst später, als Slavetinsky den „Teufel“ bei der Inszenierung auf der Festung Hohensalzburg spielte, hat er sich intensiver mit den Texten auseinander gesetzt. Der Stoff beschäftigt sich mit menschlichen Grundfragen: „Was soll aus unserem Leben werden? Die Sucht nach Materiellem wird bedeutungslos. Der Tod holt uns alle ein.“

Barbara Hagen-Walther als Mutter

Barbara Hagen-Walther als Mutter

Von ähnlich intensiven Kindheitserinnerungen spricht Barbara Hagen-Walther (Mutter, Glaube). Als Maximilian Schell (1978-1982) den Jedermann zum Besten gab, war sie als kleines Kind dabei. Sie begleitete ihren Vater, der damals den Gerichtsdiener (Büttl) spielte. Stolz zeigt sie mir ein Bild aus dem Jahre 1984, wo sie mit dem kostümierten Vater posierte. „Dieses Bild habe ich immer in meiner Geldbörse bei mir.“

Allegorien werden lebendig
Die Rolle der Mutter macht ihr Spaß und die des Glaubens, findet Hagen-Walther inhaltlich schwierig, wenn auch sehr inspirierend. Das Stück lebt stark von den Personifaktionen der abstrakten Wirklichkeiten. Diese beeindrucken alle Schauspieler des Ensembles. Daniel Kranawitter (Schuldknecht und Mammon) fasziniert die eigene persönliche Auseinandersetzung mit der Rolle des Mammons. „Die Allegorien verleihen dem Stück Lebendigkeit und Witz.“

 

Christine Walther als Teufel versteht die Welt nicht mehr

Christine Walther als Teufel versteht die Welt nicht mehr

Dieser ist in außerordentlichen Maße in der Worten des Teufels zu erkennen, den Christine Walther verkörpert. Sie sieht im Stück die Urfragen des Lebens gestellt: „Gibt es Gott oder nicht? Menschliche Themen wie Beruf, Freunde, Familie und Krankheit werden hinterfragt.“ Walther spielt außerdem die Rolle des Todes. Der führt vor Augen, dass die Zeit begrenzt ist. „Im Sterben ist jeder allein. Jedermann hat Angst vor dem Tod, weil er mit sich nicht im Reinen ist.“

Die Kinder des Schuldknechts fühlen mit ihrem Vater

Die Kinder des Schuldknechts fühlen mit ihrem Vater

Dem Blumenkind und Schuldknechtsbild Johanna gefällt speziell der Teufel, „denn er ist gut und lustig gespielt.“ Ihre Schwester Elena findet dagegen den Tod spannend, da er so gruselig echt ist. Für die zehnjährige Laura ist „einfach alles“ faszinierend.

 

Die kritische Stimme im Ensemble
Bühnenerlebnis Bamer Ebner Jedermann zartbitter Gut EdermannDaniel Holzbauer (Dünner Vetter, Spielansager) spielt mit, weil er schon oft gemeinsam mit Angelika Bamer-Ebner und mir auf der Bühne gestanden ist. Das macht ihm Freude. Im Stück kommt ihm zu oft das Wort Gott und das Thema Schuld vor. „Der Jedermann ist ein Theaterstück für nicht Theatermenschen. Die Message ist leicht zu verstehen.“ Trotzdem ist auch er im vierten Jahr wieder mit von der Partie. Die Kinder haben ein besondere Freude mit ihm, denn als Jukebox hinter der Bühne hat er immer ein lustiges Lied auf Lager.

 

Zeitlose Aktualität, die jedermann betrifft

Jedermann hält seine geschwächten Werke (Monika Seidenfuß-B.) in den Armen

Jedermann hält seine geschwächten Werke (Monika Seidenfuß-B.) in den Armen

Für Monika Seidenfuß-B. (Werke, Schuldknechts Frau) verliert der Stoff nie an Aktualität. „Der Jedermann zieht die Menschen immer in den Bann. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit.“ In dieselbe Kerbe schlägt Arnold Niederhuber (Koch, Büttl, Knecht). Er weiß, dass sich jeder Mensch mit diesen Themen beschäftigt und „sich darüber Gedanken macht, warum er auf dieser Welt lebt.“

Arnold Niederhuber als unterwürfiger Koch

Arnold Niederhuber als unterwürfiger Koch

Irmgard Böttcher (Arme Nachbarin, Tischdame) befasst sich intensiv mit dem religiös gefärbten Schluss und „die Konfrontation mit dem eigenen Tod.“ Für mich selbst als Jedermann Darsteller ist ein ganz entscheidendes Kriterium für das Gelingen der Rolle: Schaffe ich in der Begegnung mit dem Glauben und den Werken den Wandel vom skrupellosen Lebensmenschen zum Mann, der wirklich glauben kann und mit sich ins Reine kommt. Ist diese Veränderung glaubwürdig, dann hast du es geschafft und kannst in Ruhe sterben. Der Tod verliert so seine Angst einflößende Macht.

Der Wunsch Schauspielerin zu werden

Der prachtvolle Auftritt der Buhlschaft

Der prachtvolle Auftritt der Buhlschaft Angelika Bamer-Ebner

Zum Schluss lassen wir die Regisseurin und Buhlschaft Angelika Bamer-Ebner zu Wort kommen: „Mich beeindruckt der Spannungsbogen zwischen dem historischen Stoff in schöner Kunstsprache und der immerwährenden Aktualität des Inhaltes. Zum anderen lässt dieses vielseitige Stück sehr viel Kreativität und Freiraum in der Umsetzung zu.“ In der Bildgewalt hat dieses Meisterwerk für sie etwas Mystisches. Es war zudem das erste Schauspiel, das sie je gesehen hat. „Mit diesem Stück entstand auch der Wunsch, Schauspielerin zu werden.“ Ihr Traum ging in Erfüllung.

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Arnold Schwarzenegger, unsere steirische Eiche, ist nach seiner Karriere als Gouverneur von Kalifornien wieder fest im Filmgeschäft. Dieses Jahr gleich mit zwei Filmen. Mit einem davon geht er auf Nummer sicher: Er schlüpft wieder in seine Paraderolle als Terminator.

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Echt Kult
1984 kam Terminator ins Kino und es war ein wirklich tolles Science-Fiction-Action-Erlebnis – visuell toll und sehr spannend. Schwarzenegger war als Terminator Modell T800, ein Cyborg mit menschlicher Hülle, wirklich bedrohlich. Erst 1991 brachte Regisseur James Cameron die Fortsetzung des Erfolgs Terminator 2: Judgement Day in die Kinos. Er brachte uns auch ein neues Terminator-Modell: den polymorphen T1000 aus Flüssigmetall. Obwohl die Möglichkeiten damals noch vergleichsweise bescheiden waren, waren die computergenerierten Effekte umwerfend. Und abgesehen vom wagnerisch-pathetischen Ende war es eine aufregende Achterbahnfahrt von einem Film. Diese beiden Filme mag ich auch heute einfach noch sehr.

Ich gebe zu: Auf Teil 3 und 4 hab ich verzichtet und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt, um beim neuen Terminator: Genisys mitzukommen – denn dieser führt uns wieder zurück an den Anfang der Filmreihe.

Zurück aus der Zukunft
Wir sehen den Terminator (ein computeranimierter, junger Arnold Schwarzenegger) im Jahr 1984 landen. Und auch Kyle Reese [früher Michael Biehn, heute Jai Courtney], wird wieder aus dem Jahr 2029 ins Jahr 1984 geschickt, um die Kellnerin Sarah Connor [früher Linda Hamilton, heute Emilia Clarke] vor dem Terminator zu retten. Nur dass diesmal die Geschichte ganz anders verläuft, denn Sarah Connor ist nicht das verängstigte Hascherl, das man aus dem originalen Terminator-Film kennt, sondern schon eine ebenso taffe Kriegerin, zu der sie erst in Terminator: Judgement Day 1991 wurde.

Es ist ganz interessant, wie der Ausgangspunkt aus dem Ur-Terminator herangezogen wird, nur dass die Welt irgendwie Kopf steht. Die Protagonisten unternehmen dann auch noch eine Zeitreise ins Jahr 2017. Von hier aus sollen Sarah Connor und Kyle Reese den Judgement Day verhindern. Für jene, die bisher noch keinen Terminator-Film gesehen haben: Das ist das von der künstlichen Intelligenz Skynet eingeleitete jüngste Gericht, mit dem die Menschen vernichtet werden sollen. Nach seinem Willen sollen die Maschinen die Welt beherrschen. Nur dass Skynet jetzt als Betriebssystem namens Genisys daherkommt.

Alles klar?
Die Story ist wirklich sehr komplex und verwirrend. Mir war es schlichtweg etwas zu viel, um allem richtig zu folgen. Ich bin nicht einmal sicher, ob alles innerhalb des Films und innerhalb der Filmreihe noch zusammenpasst. Dazu passiert alles viel zu schnell. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, die Hauptsache ist, dass am Ende jeder Szene irgendetwas unter ohrenbetäubenden Getöse in die Luft geht.

Trotz allem Bemühen das Publikum gut zu unterhalten, fehlt dem Film aber einfach die Spannung. Es gibt ein paar wenige spannende Momente, aber nichts bleibt so richtig in Erinnerung – bis auf eine Szene: Der abstürzende Bus. Und das ist nicht so packend wie in dem Film, aus dem diese Szene entlehnt ist, nämlich The Lost World – Jurassic Park aus dem Jahr 1997.

Hat noch immer gut Lachen: Arnold Schwarzenegger  (Photo by Kevin Winter/Getty Images for Paramount Pictures)

Hat noch immer gut Lachen: Arnold Schwarzenegger
(Photo by Kevin Winter/Getty Images for Paramount Pictures)

Langlebiger Actionheld
Wie passt Arnold Schwarzenegger in diesen Film? Die 30 Jahre Unterschied kann man wohl kaum überzeugend wegliften. Das Geheimnis: Auch Cyborgs können altern. Dachte ich mir erst noch: „Aaah, ja“, war die Skepsis rasch vergessen. Ich gewöhnte mich recht rasch an den Gedanken. Vielleicht lenkt ja die verwirrende Handlung des Films erfolgreich von diesem „störenden Element“ ab.

Ansonsten hatte ich richtiggehend nostalgische Gefühle, wenn Szenen aus dem ersten Film, neu gefilmt, ein anderes Licht auf bereits bekannte Geschehnisse werfen oder plötzlich mittendrin anders verlaufen. Hätte ich den Trailer nicht gesehen, hätte der Film auch tatsächlich ein paar interessante Überraschungen parat gehabt. Derzeit ist es so, dass die Trailer meistens das Wichtigste schon vorab verraten. Schade.

Doch was ich darüber hinaus verraten kann: Am Ende ist klar, dass die Terminator-Geschichte noch lange nicht vorbei ist. Amoi gehts no leicht.

Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Terminator: Genisys unterhält ganz gut – immer was los auf der Leinwand. Aber trotz allem Krach und Kawumm kommt keine Spannung auf. Fans der Terminator-Reihe und von Arnie werden nostalgischen Spaß daran haben.

Schon beim ersten Auftritt der Minions in Ich– Einfach unverbesserlich als gleichermaßen patschert-süße wie boshafte Sidekicks des Antihelden Gru war klar: die sind Instant-Kult!

Doch es dauert noch, bis das dritte Abenteuer mit ihrem (inzwischen gar nicht mehr so) bösen Meister Gru in die Kinos kommt. So haben die Kauderwelsch sprechenden Überraschungseier in Latz-Jeans ihr eigenes Vehikel bekommen. Vom ersten Plakat und ersten Teaser-Trailer an hab ich mich auf diesen Film gefreut. Sicher ein Fest des anarchischen Humors. Sehr lustig für Erwachsene.

Minions_3Der Kino-Spaß des Sommers?
Weit gefehlt. Die ersten 10 Minuten verlaufen überraschungslos, denn es wurde bereits alles, aber auch wirklich alles in den Trailern gezeigt und somit das Lustigste vorweggenommen. Trotzdem kann man sich noch am Humor in der typischen Minions-Manier freuen. Doch nur wenig später hängt die Unterhaltung schon durch. Und zwar ab dem Punkt, an dem die eigentliche Geschichte beginnt. Einige Filmkritiker vermuten, dass diese kleinen gelben Kartoffelnockerl einfach keinen ganzen Film tragen können. Ich finde, das stimmt nicht. Den Film hätten die Minions leicht gestemmt, ohne dass das Publikum sich an ihnen sattsieht. Doch der Autor hat einen großen Fehler begangen: Er hat den Minions in der Mitte einfach ihren Film weggenommen und ihn an eine andere Figur abgegeben: Scarlett Overkill.

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Nomen est Omen
Scarlet Overkill will die Krone von Queen Elisabeth I. stehlen. Wie gut, dass drei Minions Stuart, Kevin und Bob gerade auf der Suche nach einem neuen Schurken sind, dem sich das Minions-Volk als Lakaien (die deutsche Übersetzung des englischen Worts „minion“) andienen kann. Sie sind ohne Skrupel auch zu dieser Schandtat bereit. In diesem Fall ist es halt eine Schurkin, die dazu einen schurkisch-trotteligen Ehemann hat. Zu gerne hätte ich den Film im Original gesehen, wo Sandra Bullock [Gravity] und Jon Hamm diesen Figuren die Stimmen verleihen.

So weit so gut, doch die Geschichte kommt nie so richtig schön ins Fließen. Der Weg zum Höhepunkt ist holprig, denn die Minions werden als Hauptfiguren immer wieder in die Rolle der Sidekicks gedrängt und dann wieder ins Zentrum gerückt – ein klassischer Erzählfehler. Vielleicht wäre das noch verschmerzbar, wäre der Film wenigstens durchgehend so unterhaltsam, wie es die Trailer suggerierten. Wenngleich einzelne Slapstick-Einlagen zum Schmunzeln waren, war im ganzen Kinosaal kein einziges Mal ein herzhaftes Lachen zu hören. Bis zum Schluss war aus der Story die Luft schon weitgehend raus. Dass die bis dahin schon bekannten James-Bond-mäßigen Bösewicht-Gadgets von Scarlet Overkill an dieser Stelle nur noch ein paar Nummern größer aufgeblasen werden, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Versprechen nicht eingelöst wurden. Es war halt alles nur größer und durch die Übertreibung leider nicht besser. Scarlet Overkill – der Name wird letztlich zum Programm.

Um dem Ganzen dann noch eins draufzusetzen, nehmen die drei Minions am Ende als herzige Helden, die alles in Ordnung bringen und das englische Königreich retten, artig von der Queen höchstpersönlich Ehrungen und Geschenke entgegen. Eigentlich die ultimative Erniedrigung für einen wahren Minion. Das wäre in den ansonsten süßlich endenden Ich – Einfach unverbesserlich-Filmen nicht passiert – dort blieben sie konsequent bis zum Schluss auf entzückende Weise fies. Das Ende von Minions lässt vermuten, dass es kein weiteres Solo der gelben Verbrecher-Helferlein mehr geben wird. Gut so. Ich freue mich umso mehr, sie in Ich – Einfach unverbesserlich 3 so zu sehen, wie die Welt sie kennen und lieben gelernt hat.

Meine Bewertung auf IMDB: 5 Punkte
Kleinere Kinder finden den Film ganz sicher wirklich sehr lustig. Viele Erwachsene, die einen anarchischen Spaß erwarten, werden wahrscheinlich enttäuscht sein.

Bumm! Ein dumpfes Wummern. Und wieder: Bumm! Erschütterungswellen in wassergefüllten Plastikbechern. Angsterfüllte Kindergesichter. Die Kinder sitzen mitten in der Nacht in einem Auto fest. Die Spannung war riesig und das Publikum rutschte immer tiefer in die Kinosessel hinein.

Die Minute vor dem ersten Auftritt des Tyrannosaurus Rex in Steven Spielbergs bahnbrechendem Film Jurassic Park hat Kultstatus und wurde dutzende Male in anderen Filmen zitiert. 22 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal lebensecht wirkende Dinosaurier im Film zu sehen waren. Das war einfach …. WOW! Der Film war ein Mega-Erfolg und brach alle Rekorde.

Heute setzt das Kinopublikum perfekte computergenerierte Effekte voraus. Was soll man da noch Neues zeigen? Gar nichts. Das beweist die Neuauflage der Dino-Serie, Jurassic World.

Jurrassic WorldDie Charaktere folgen einfachen Schablonen und stecken voller Klischees: die Gedankenlosigkeit der Erwachsenen, der jugendliche Ungehorsam und die Gier (oder sonstige hinterfotzige Motive) der Unsympathen dienen ausschließlich dazu, dem zu erwartenden Verlauf der Handlung eine Rechtfertigung zu geben. Die Kinder überleben, der Held kriegt die Frau und den Bösewicht ereilt seine gerechte Strafe.

War ich enttäuscht? Nein. Niemand geht wegen einer neuen oder originellen Handlung in einen Dinosaurier-Film. Alle wollen einfach nur Saurier sehen.

Ein schweres Erbe
Jurassic World ist ein Themenpark, der auf dem Gelände des gescheiterten Jurassic Park steht. Er ist jedoch völlig neu. Doch das beeindruckend riesige Holztor besteht aus dem Holz des alten Tors zum Jurassic Park – das wird den staunenden Besuchern erklärt. Und ganz genauso ist es mit dem Film: Er steht auf dem Fundament des 22 Jahre alten Vorgängerfilms und fängt doch die Geschichte von Neuem an.

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Die Leiterin des Themenparks Jurassic World weiß: Alle Jahre muss ein völlig neuer, im Gen-Labor designter Saurier her. Gibt es keine neue Attraktion, werden Saurier für die Leute rasch so selbstverständlich wie ein Elefant im Zoo. Der zieht auch nicht die Massen an. Diese Erklärung ist sicher keine unabsichtliche Selbstreferenz auf den ganzen Film. T-Rex und Velociraptoren? Hatten wir schon in drei Jurassic Park Teilen. Jurassic World ist das Reboot und das Publikum des Jahres 2015 erwartet etwas Größeres, Schnelleres, noch Gewaltigeres. Und das bekommt es auch: den Indominus Rex. Der hat allerlei Tricks drauf und ist noch dazu hochintelligent.

Fürs Publikum ist’s einfach ein Spaß zuzusehen, wie die zwei Jungs Gray und Zack, ihre Tante Claire Dearing [Bryce Dallas Howard], und der Velociraptoren-Trainer Owen Grady [Chris Pratt aus Guardians of the Galaxy] immer wieder dem zum Vergnügen mordenden und hochgefährlichen Induminus-Rex-Weibchen entkommen – mit knapper Not. Ob Sie das Monster auch zur Strecke bringen?

Wo ist der Kultfaktor?
In Jurassic World ist alles drin ist, was man sich von zwei Stunden perfekter Saurier-Unterhaltung erwarten kann. Und trotzdem habe ich etwas vermisst: Kultszenen wie in Jurassic Park – zum Beispiel wie erste Auftritt des T-Rex. Und auch wenn man manchmal aus dem Sitz hochfährt – es gibt in Jurassic World keine einzige Szene, in der man so auf Nadeln sitzt, wie in Jurassic Park, wenn die zwei Kinder die hochgefährlichen Velociraptoren in einer Gastroküche austricksen.

Der Film wird finanziell voraussichtlich höchst erfolgreich. Immerhin bietet er solide Unterhaltung. Nur großartig ist er leider nicht.

Meine Bewertung auf IMDB – 7 Punkte
Ein gelungener Sommerfilm. Zwar nicht originell, aber durchgehend unterhaltsam. Chris Pratt hat sich einmal mehr bewiesen, dass er ein starker Leading Man für großes Blockbusterkino ist. Bitte mehr!

Katastrophenfilme gehören zu meinen cineastischen „Guilty Pleasures“ (zugegeben, davon habe ich mehrere). Das heißt, es sind wahrlich keine künstlerisch wertvollen Filme und die Storys sind eher eine schlechte Ausrede dafür, allerlei Katastrophen-Szenarien aneinander zu reihen. Das sollte mir zwar ein bisschen peinlich sein, ist es aber nicht. Darum bin ich immer wieder gern im Kino Zeuge, wie die Welt einstürzt – oder Teile davon. Und diese Teile der Welt liegen fast ausschließlich in den USA. Letzten Sommer war es ein Kleinstädtchen, das im Film Storm Hunters von Tornados verwüstet wurde. Dieses Jahr wird in San Andreas dafür gleich ganz Kalifornien platt gemacht. Von einer Serie der gewaltigsten Film-Erdbeben, die es je gab.

SAN ANDREASGrenzen des guten Geschmacks überschritten?
Ich muss zugeben, dass mein diesjähriges „Guilty Pleasure“ mit einer Portion Schuldgefühlen einherging. Ich habe mir vor dem Kino ernsthaft überlegt, ob es der Anstand zulässt, mich daran zu ergötzen, wie Menschen ihr Leben, ihre Lieben sowie Hab und Gut in einer gewaltigen Naturkatastrophe verlieren. Immerhin ist das Erdbeben in Nepal erst wenige Wochen her. Die Menschen dort haben alles verloren und die Not nach der Katastrophe ist im ganzen Land groß. Werden sie durch die unterhaltsam-aufregenden Nervenkitzel-Schauer, die der Film bietet, beleidigt? Und eines ist auch klar: Hätte das jüngste Erdbeben nicht Nepal, sondern die USA erschüttert, wäre der Filmstart sicher verschoben worden.

Trotzdem fand ich: Filme sind Fiktion und dienen der Unterhaltung. Angesichts des Ausmaßes an Leid und menschlichen Tragödien in der ganzen Welt dürfte niemand Unterhaltung irgendwelcher Art genießen. Bedrückendes gibt es genug. Und Unterhaltungsfilme haben den Zweck, uns für eine Weile abzulenken.

SA-09414… ist, wenn man trotzdem lacht
Wie ist es punkto Unterhaltung mit San Andreas bestellt? Großartig! Mehr können sich Fans von Katastrophenfilmen gar nicht wünschen. Es ist alles vorhanden: gewaltige Beben, einstürzende Wolkenkratzer, abstürzende Helikopter, Tsunamis und noch viel mehr. Ohne durch zu viel Handlung vom Wesentlichen abzulenken, bietet San Andreas eine aberwitzige Aneinanderreihung immer noch haarsträubenderer Ereignisse.

Die Handlung in Kurzform: Der Film erzählt die Mission zweier Eltern, ihre Tochter im hunderte Meilen entfernten San Francisco aus dem Erdbebenchaos zu retten. Warum sie glauben, das zu können? Ganz einfach: Der Vater [Dwayne Johnson] hat offenbar seinen Feuerwehr-Einsatzhubschrauber als Privatfluggerät zur Verfügung. Eh schon alles hinig in LA. Wen oder was soll er da bitte noch retten? So ist der Mann, der von der ersten Minute an ganz der harte Hund ist – mit weichem, fürsorglichem Kern, wenn’s die eigene Familie betrifft.

Der Film ist eine fast zweistündige Achterbahnfahrt in 3D. Man verfolgt dabei selbstverständlich nur die Ereignisse rund um die am Ende erfolgreichen Helden. Was völlig ausgeblendet ist, sind andere menschliche Schicksale. Zwar werden Menschen von Trümmern erschlagen oder verschwinden in tief klaffenden Rissen, die sich plötzlich im Boden auftun, aber sie bleiben anonym und alles passiert so schnell, dass man sie in der nächsten Sekunde schon vergessen hat. Einzig ein junger Wissenschaftler stirbt einen Tod, den das Publikum ein wenig bedauern kann. Doch seine Rolle war ohnehin recht kurz und nicht besonders groß. Ohne Identifikation mit dem armen Tropf löst sein Hinscheiden auch keine große Bestürzung aus – zumindest bei mir nicht. Dass keine der wichtigeren Nebenfiguren den Ereignissen zum Opfer fällt, ist ein wenig untypisch, denn das ist normalerweise die Gelegenheit, zwischen Katastrophenszenarien die Emotionen des Publikums anzusprechen und seine Tränendrüsen zu aktivieren.

Als unverzichtbares Element des Genres, kriegt aber wenigstens der unsympathische Kerl der Geschichte seine gerechte Strafe – und zwar in dem Teil des Films, in dem ich jedes Ereignis schon mit vergnügtem Glucksen und Klatschen begrüßte. Seinen Karl-der-Kojote-Tod (Wer kennt Karl und seinen Gegenspieler den Road Runner noch?) hätte ich gern noch ein wenig länger ausgekostet. Doch nicht einmal damit will sich San Andreas lange aufhalten.

Naiver Optimismus 
Am Ende, man darf es verraten, wird alles gut.  Ein Häufchen geretteter Menschen, sieht auf die Trümmer, die einmal eine Stadt waren. Millionen erschlagen und ertrunken. Die Familie umarmt sich. Die amerikanische Flagge weht. Alles ist gut. „Was jetzt?“, spricht die Mutter. „Wir bauen etwas Neues“, erwidert der Vater, ernst und wissend in die Ferne blickend. Diese Schlichtheit und Naivität gehört auch zur köstlichen Katatstrophen-Unterhaltung à la Hollywood.

Zum Abspann röhrt dann noch die australische Sängerin Sia eine Bombast-Cover-Version von California Dreamin. Es klingt wie ein Aufruf zum letzten Gefecht. Das passt zum Film, aber für den berühmten Song von The Mamas and the Papas ist es eindeutig etwas zu dick aufgetragen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Die Erwartungen an das Genre sind voll erfüllt: Alles stürzt spektakulär ein und es gibt keine anspruchsvolle Story, die von diesem Vergnügen ablenkt. Die Möglichkeiten von 3D und CGI sind vielleicht nicht voll ausgeschöpft, aber passabel.

Alle Fotos: Jason Boland

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Harald Martenstein liest in Salzburg

Ihr kennt das sicher auch. Da hat man ein Ritual. Es begleitet einen schon ganz lange Zeit. Und ohne das Ritual fehlt an einem bestimmten Tag einfach etwas. Bei mir ist der Sonntag so ein Ritualtag. Nicht was ihr jetzt glaubt. Nein, es geht diesmal nicht um die Lindenstraße, wo sonntags zwischen 18.50 und 19.20 für mich nichts anderes existiert. Ich gestehe jetzt, ich habe da noch ein Ritual. Es dauert 2 Stunden. Das liegt an der Größe und Fülle des Objekts, das da im Mittelpunkt steht. Ich lese die ZEIT jeden Sonntag. Ich beginne immer mit den Österreichseiten und arbeite mich dann erst Mal vor bis zu den Titelkommentaren. Das ist meist schon harte Kost. Dann nehme ich mir den Reiseteil vor, alles immer ganz spannende Reiseziele, wo ich niemals hinkomme. Dann wird es wieder ernst. Das Feuilleton beginne ich auch hinten mit „Glauben und Zweifel“ und lese mich nach vorn. Wirtschaft und Wissen haben oft spannende Artikel. Und von der großen Zeit genieße ich dann zum Schluss das Dossier und die Artikel zur Geschichte. Nach dieser Lektüre weiß ich wahrscheinlich mehr als der durchschnittliche Mensch im Jahre 1635, schätz ich mal. Da ist man dann schon satt. Aber es geht weiter mit dem Zeitmagazin. Und spätestens da brauche ich die dritte Tasse Kaffee. Nein, nicht weil es fad wird im Magazin. Das Gegenteil ist der Fall. Den Kaffee brauche ich für den Genuss. Den Genuss die Kolumne von Harald Martenstein zu lesen. Ganz selten nervt er mich. Meist spricht er Sachen aus, die man schon mal irgendwie so im Hinterkopf hatte oder fühlte, aber sie niemals in Worte fassen könnte. Er behandelt viele ernste Themen, aber sie liegen einem nicht schwer im Magen, weil er sie mit so einer Nonchalance aufs Papier wirft. Dafür bewundere ich ihn.

Ihr kennt das sicher auch. Ein Mensch begleitet einem in einem Ritual über lange Zeit. Eine Sängerin, die man nur beim Keksebacken hört. Ein Film, den man in einer bestimmten Stimmung immer wieder gerne sieht. Eine Schriftstellerin, die man nur im Urlaub lesen kann, weil da die Zeit endlos scheint und das Buch gewürdigt werden muss. Oder die Kolumne von Harald Martenstein, die mit einer dritten Tasse Kaffee genossen wird. Und man denkt sich: Das wär doch mal schön diesen Menschen zu treffen. Und dann hat man die einmalige Chance!

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Mein Martenstein Selfie :)

Heute begann das Literaturfest in Salzburg. Ich musste für die Stadt Salzburg die Begrüßung machen. Ich habe normal kein großes Lampenfieber, wenn ich vor großem Publikum sprechen muss. Liegt wahrscheinlich an zwanzig Jahren Unterricht, da stand ich auch immer vorn. Aber diesmal war es anders. Harald Martenstein war da, um zur Eröffnung zu lesen. Das machte mich zugegebenermaßen doch ein kleines bisserl nervös. Der Mensch, dessen Kolumne zu meinem Sonntag gehört,  saß neben mir. Man denkt sich dann, ja kann ich jetzt wie ein 14 Jähriges Groupie um ein Selfie bitten? Was denkt sich der? Er ist doch ein seriöser Mensch, ein Autor, kein Volksmusiksänger oder Hip Hopper.  Egal, dachte ich mir, fragen kostet nichts. Und was soll ich sagen, natürlich haben wir ein Selfie gemacht, wir haben geplaudert, ich durfte ihm ein bisschen von Salzburg erzählen und toll gelesen hat er obendrein!

Martenstein zum Nachlesen

Literaturfest 2015