von Elisabeth Kaplan

Vor einigen Wochen hat Zartbitter einen Aufruf gestartet, um neue österreichische Pop-Acts kennenzulernen und unter die Lupe zu nehmen. Am besten gefallen von allen Einreichungen hat uns Kathi Kallauchs Song „Schon Sehen“.

Unsere Nr. 1: Kathi Kallauch  (Foto: Bernhard Eder)

Unsere Nr. 1: Kathi Kallauch
(Foto: Bernhard Eder)

Kathi Kallauch ist zwar gebürtige Deutsche, lebt aber seit ihrer Jugend in Österreich. Als Sängerin und Songschreiberin begeistert Kallauch durch ihre Natürlichkeit und authentische, sympathische Ausstrahlung. Ihre erste EP mit sechs eigenen Songs hat sie Ende September rausgebracht und zu „Schon Sehen“ gibt es auch ein charmantes Video.

Im Hier und Jetzt leben. Wie geht das?!
Inhaltlich dreht sich „Schon Sehen“ um die Bemühungen einer Person, die Aufforderung umzusetzen, im Hier und Jetzt zu leben – ein Ratschlag, der leichter gesagt als getan ist, wie Kallauch in den ersten paar Zeilen festhält:
Wie meinst du das jetzt: „Leben im Jetzt“?
Ich sitz auf meinem Bett und versuch ihn zu umarmen den Moment
der immer wieder wegrennt.

Mit diesem Dilemma setzt sich die Sängerin in den ersten beiden Strophen auseinander. Mit dem Einsatz des Refrains scheint es dann plötzlich Klick zu machen. Sie singt:
Und dann wird alles so einfach
Ich lass die schweren Dinge los …

So sieht das Cover zu Kathi Kallauchs EP aus. Wenn euch wichtig ist, dass es weiterhin österrichische Popmusik gibt: Die EP gibts zu kaufen

So sieht das Cover zu Kathi Kallauchs EP aus. Wenn euch wichtig ist, dass es weiterhin österrichische Popmusik gibt: Die EP gibts zu kaufen

Instabile Struktur hebt die Unvorhersehbarkeit hervor
An den Strophen gefällt mir ihre Fluidität: Geht man davon aus, dass es drei Strophen gibt (1. „Wie meinst du das jetzt“; 2. „Türen gehen zu“; 3. „Du hältst meinen Kopf“ – wobei man die beiden ersten auch als eine zusammengefasste Strophe sehen könnte), unterscheiden sich diese in Bezug auf ihre Länge und melodische Bewegung. Die mäandernden, wellenartigen Bewegungen in der Gesangslinie sind wie das Leben selbst, das unvorhergesehene Wendungen nimmt, und unterstreichen die Idee des Songs, nämlich die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie kommen. Eine rigide, auf vier-taktige Abschnitte aufgebaute Struktur würde dem Song hier ganz und gar nicht dienen. Besonders gefällt mir der gekürzte Takt bei „wegrennt“, der beim Anhören tatsächlich den Eindruck vermittelt, als würde einem der Moment durch die Finger flutschen.

Stabile Struktur betont die Erkenntnis
Der Refrain ist strukturell stabiler und klarer als die Strophen, denn da wird plötzlich „alles so einfach“, wie es im Text heißt. Inhaltlich ist ja der Refrain der Punkt, an dem die Sängerin erkennt, was es bedeutet, den Augenblick voll auszukosten, wo also alles klar wird.

Die instrumentale Begleitung gibt jedem Refrain einen anderen Charakter: So übernimmt sie im ersten Refrain die Leichtigkeit aus der Strophe mit den Akkordzerlegungen in der Gitarre. Der zweite Refrain wird spielerischer, dank einer Veränderung im Schlagzeugrhythmus und der Beifügung eines Akkordeons. Im dritten Refrain wird die Begleitung reduziert, sodass sie nur aus Ukulele und Glockenspiel besteht. Diese Instrumentenkombi erzeugt eine sorglose und verspielte Stimmung – eben die kindliche Sicht auf die Welt. Bei den weiteren Wiederholungen wird dann wieder aufgebaut, indem die anderen Instrumente und Backing Vocals wieder dazukommen.

Resumee
Kathi Kallauch ist mit ihrem Akustik-Pop-Sound und gewissenhaft getexteten Lyrics ein Gute-Laune-Song gelungen, der zu recht sogar auf Ö3 Airplay bekommt. Wir von Zartbitter gratulieren ihr dazu. Weiter so, Kathi – und viel Erfolg!

Unterstützt die heimische Musikszene und kauft die EP! Zum Beispiel auf iTunes.

von Elisabeth Kaplan

Mama hat mir beigebracht, dass ich mich für ein Geschenk immer bedanken muss und höflich lächeln soll. Papa hat mir beigebracht, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut. Aber Opa hat immer gesagt: Was nix kostet, ist nix wert. Und von Vergil weiß ich, dass ich bei Geschenken vorsichtig sein soll – denn vielleicht verbirgt sich etwas anderes dahinter.

Bei den Diskussionen um das neue U2 Album „Songs of Innocence“ geht es weniger um die Musik als um die Vertriebsmethode. Und auch ich fühle mich nicht dazu inspiriert, über den musikalischen Inhalt des Albums zu schreiben. Ich konnte mich mit U2 noch nie anfreunden und dieses Album wird mich bestimmt nicht bekehren. U2 ist eine Band, die man entweder liebt oder hasst. So kann man davon ausgehen, dass bei den 500 Millionen zwangsbeglückten iTunes-Usern viele dabei sind – sagen wir einfach mal die Hälfte – die die Musik von Haus aus nicht mögen. Und sogar bei der anderen, grundsätzlich U2-affinen Fraktion sind viele verärgert über die Art und Weise wie das Album vertrieben wird. Seien wir ehrlich, das, was uns U2 und Apple als „Geschenk“ verkaufen wollen ist wohl eher mit dem sich geräuschlos nähernden, schlagartigen Angriff einer Tarnkappendrohne zu vergleichen.

In einer Industrie, die sich immer mehr anstrengen muss, Menschen dazu zu bewegen, Geld für Musik auszugeben, nehmen die PR-Gags immer neue Formen an. Letztes Jahr zum Beispiel hat sich Jay Z mit Samsung für eine Marketingkampagne zusammengetan: Die Besitzer von gewissen Galaxy-Modellen hatten die Möglichkeit, sein neues Album „Magna Carta Holy Grail“ ein paar Tage vor dem eigentlichen Release gratis zu downloaden. Dazu war es notwendig, sich mittels App anzumelden, und die Aktion beschränkte sich auf eine Million Downloads. In dem Fall konnte man eher von einem „Geschenk“ sprechen, denn nur Jay Z-Fans werden das Angebot in Anspruch genommen haben und die haben sich sicher darüber gefreut, zu dieser exklusiven Gruppe zu gehören und als erster ein Album zu besitzen, das auch in weiterer Folge sehr erfolgreich war.

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Lieb gemeint? Wie auch immer: Nein, danke!

Bei dem Guerilla-artigen Angriff von U2/Apple kommen zurecht unbehagliche Gefühle hoch. Es tun sich einige Fragen auf. An vorderster Stelle: Warum? U2 und Apple antwortet: „Es ist ein Geschenk!“ Aber so etwas gibt es in der Businesswelt nicht – nicht ohne Hintergedanken. U2 profitieren eindeutig. Sie haben von Apple ihr Honorar bekommen, die Verkaufszahlen von ihren älteren Alben haben zugenommen, sie sind wieder präsent in den Medien und sie konnten diese Aufmerksamkeit nutzen, um das bevorstehende Gegenstück, „Songs of Experience“, anzukündigen. Was der Vorteil für Apple ist, ist mir nicht klar und das finde ich unheimlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Firma einige Millionen Dollar ausgibt, ohne sich irgendeinen Nutzen zu erhoffen. Ist ihnen die reine, durch die Aktion erzielte Publicity so viel wert?

Vielleicht stimmt es ja, dass sogar negative Publicity einen positiven Effekt hat. Aber für mich ist die Tatsache, dass mir Apple die Entscheidungsfreiheit genommen hat, ob ich denn auf „Download“ klicke oder nicht, äußerst bedenklich. Aber vielleicht hat uns die Firma mit ihrer sehr öffentlichen Vorführung eines unerwünschten, unerlaubten Eingriffs auf unsere digitalen Geräte einen Gefallen getan, indem sie uns für das Thema Cyber-Sicherheit sensibilisiert. Und vielleicht ist das das eigentliche Geschenk.

von Elisabeth Kaplan

Österreich-Serie Teil 6

Der Song „Dancer“ der Wiener Band Gin Ga – bestehend aus Alex Konrad, Klemens Wihlidal, Emanuel Donner und Matias Meno – ist eindeutig vom New Wave inspiriert. New Wave war ein Stil, der sich Ende der 70er/Anfang der 80er in England aus dem Punk heraus entwickelte. Man könnte sagen, dass New Wave vom Punk inspirierte Popmusik ist. Die New Waver haben Elemente aus dem Punk genommen und die Energie übernommen, aber ihre Musik zugänglicher gemacht für die Allgemeinheit. Ich hatte jedenfalls einen Riesenspaß dabei, die Anspielungen auf New Wave in „Dancer“ zu finden.

cover_grInternationale Connections
Gin Ga ist wieder mal eine österreichische Band, die im Ausland bekannter ist als daheim. Dieses Phänomen ist deswegen zustande gekommen, weil sie einen belgischen Manager haben, der ihnen nicht nur Auftritte im Ausland verschafft, sondern auch Airplay in Ländern wie Polen, Spanien, Frankreich und natürlich in Belgien. Außerdem haben sie eine Zeitlang mit James Stelfox, dem Bassisten der Britpop-Band Starsailor, zusammengearbeitet, nachdem dieser sich als Gin Ga-Fan bekannt hatte. Diese internationalen Verbindungen trugen dazu bei, dass sich Gin Ga aus der Beengung der österreichischen Popmusik-Szene befreien konnten. Dadurch haben sie sozusagen ein internationales Gütesiegel aufgestempelt bekommen, das notwendig ist, um in Österreich überhaupt ernst genommen zu werden.

Im Herbst letzten Jahres brachten Gin Ga ihr zweites Album „Yes/No“ bei Monkey Music heraus. Das Album strotzt vor Energie und einprägsamen Songs. Gin Ga haben einen eigenständigen Sound geschaffen, bei dem ich mich öfter ins England der Post-Punk-Jahre zurückversetzt fühle. Der Song, der sich bei mir auf Anhieb eingebrannt hat, ist „Dancer“ (seht das Video im Homemade-Stil hier!).

New Wave aus Österreich
Was sind also, kurz gesagt, die notwendigen Zutaten für einen gelungenen New Wave-Song?

Punkt 1: Einen Geist und eine Energie, die klar vom Punk abstammen. Abgehakt.
Punkt 2: Elemente, die an diese spezielle Ära (nämlich späte 70er bis Mitte der 80er) erinnern. Auch abgehakt.
Punkt 3: Starke Melodien, Schwerpunkt auf Songwriting, Verwendung von Synthesizer-Sounds. Alle abgehakt!

Der Song beginnt mit wiederholten Oktaven im Bass, die unmissverständlich auf die 80er verweisen. Man denke nur an solche Vorbilder wie „Blue Monday“ (1983) von New Order, „Smalltown Boy“ (1984) von Bronski Beat oder auch „Fade to Grey“ (1980) von Visage. Dann setzt Alex Konrad mit der 1. Strophe ein. Er führt mit seinem Gesangsstil die Tradition von Performern der Punk- und Postpunk-Ära wie Joe Strummer (The Clash), Billy Idol oder Robert Smith (The Cure) fort, die allesamt keinesfalls als „gute“ Sänger im klassischen Sinn bezeichnet werden können, aber dennoch mit ihren Vocals viel Emotion und Drama vermitteln.

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In allen Strophen wird im Hintergrund eine Zeile mitgeschrien, in der 1. Strophe zum Beispiel „And with my first breath“. Dieses Schreien in Songs ist ein Mitbringsel aus der Punk-Ära und wurde im New Wave zum Beispiel von den Talking Heads in „Burning Down the House“ (1983) übernommen.

Die Strophen werden außerdem von einem rhythmischen Motiv geprägt, das von industrial klingenden Perkussionsinstrumenten gespielt wird. Die verwendeten Klänge finden sich bereits in „People are People“ (1984) von Depeche Mode und das Motiv hat eine ähnliche prägende Funktion wie bei „Tainted Love“ (1981) von Soft Cell.

Raffiniert verpackter Stuss
Der Text zu „Dancer“ könnte entweder ein vollkommener Unsinn sein, oder so tief und klug sein, dass ich ihn einfach nicht verstehe. Aber Gin Ga haben eine so geschickte Struktur gewählt, die fast jeden Text tiefsinnig wirken lässt. Jede Strophe beginnt gleich, mit den Worten „I was a dancer before I was born/before I could walk/before I could speak/before I was sold“. Das ist eine starke Struktur, die so gut wie jeden Inhalt verträgt.*

„To the left, to the right, to the left, to the right“
Der Refrain von „Dancer“ lautet dann: “To the left, to the right / To the left, to the right / D-d-d-dancer, dancer!” Hier habe ich abschließend noch eine kleine New Wave-Verbindung gefunden, und zwar zu „My (bzw. m-m-m-my) Sharona“ von The Knack aus dem Jahr 1979. Musikalisch kommt allerdings im Refrain ein stilistischer Bruch vor. Plötzlich fühle ich mich in die 90er versetzt durch die Massive Attack-artigen Streicher, aber immerhin sind wir noch in England!

Fazit
Warum ist diese Nummer eigentlich noch nicht zur Indie-Party-Hymne erkoren worden? Die Band hat sich sogar eine schräge kleine Choreographie einfallen lassen, die man als Gin Ga-Fan natürlich dazu ausführen kann, wie etwa diese englischen Freunde, die das Video bei sich zuhause rekonstruiert haben. Wie geil wär das denn, wenn bei Gin Gas nächstem Österreich-Konzert das gesamte Publikum den „Dancer“-Dance machen würde …

Das Album könnt ihr euch auf iTunes kaufen.

Für alle, die mehr über New Wave erfahren möchten, kann ich die erste Hälfte des Videos „VH1 presents the 80s: New Wave” (Englisch) empfehlen.

* Probiert es doch selbst aus: Man könnte irgendeinen Satz schreiben wie zum Beispiel „I went to the market / And bought a [und hier fügt beliebige reimende Begriffe ein, gemischt konkret und abstrakt]“ und schon hat man einen Liedtext, der zwar effektiv nichts aussagt, aber gut klingt und tiefsinnig wirkt. ;-)

Die englische Originalfassung dieses Blogeintrages gibt es auf http://elisabethkaplan.blogspot.co.at.

NICHT VERGESSEN: Unser AUFRUF AN ÖSTERREICHISCHE POP ACTS endet am 15.9.! Reicht eure Songs ein und seid im Oktober „Unter der Lupe“! Infos dazu hier: http://zartbitter.co.at/allgemein/aufruf-oesterreichische-pop-acts/

Wer sich übers Wetter hierzulande beklagt, sollte auf keinen Fall in die USA ziehen. In den Gegenden, wo es flach und weit wird, gibt es nämlich haufenweise Tornados. Ob klein und wendig oder gigantisch groß – auf jeden Fall zerstörerisch und tödlich. Zumindest im Film „Storm Hunters“ (Original „Into the Storm“) ist das so. Ein ungewöhnlich großes Sturmsystem terrorisiert eine kleine Stadt in Oklahoma.

Der Film wurde nicht so großartig beworben und lief schon in der zweiten Woche nur um 18 Uhr, dabei ist er ein Riesenspaß – zumindest für Leute, die es ganz lustig finden, wenn ganze Städte auf total absurde Weise vollständig verwüstet werden – freilich nur im Kino. Ich hatte meinen Spaß daran. Wunderbar-schaurig wirds, wenn ein Tornado eine brennende Benzin-Lache hochsaugt und als rasender Feuerteufel wütet.

 

Voller Einsatz: Richard Armitage

Voller Einsatz:
Richard Armitage

Jan de Bont hat mit Twister bereits einen ähnlichen Katastrophenfilm gedreht und damit ist das Thema Tornados auch vollständig abgedeckt, möchte man meinen. Um komplexe Handlungen geht es ja nicht, es handelt sich schließlich um reines Exploitation-Kino und die Effekte sehen auch heute noch ganz gut aus. Aber „Twister“ war 1996 (sooo lange schon?!?) und nicht 3D, da kann man schon einen neuen Wirbelsturm-Film rechtfertigen.
Außerdem kommt „Storm Hunters“ im Unterschied zu „Twister“ ohne überflüssige Liebesgeschichte aus. Überhaupt kommt der Film fast ohne Geschichte aus. Er ist der pure Katastrophengenuss ohne Ablenkung vom Wesentlichen.
Ein Tipp für Roland Emmerich: Wenn der Film keine Geschichte hat, ist es besser, die Lücke nicht mit dick aufgetragenem Schmalz zu füllen, das auch kein Ersatz für die fehlende Handlung ist.

Fast wäre es Regisseur Steven Quale gelungen, eine Mischung aus fiktiver Dokumentation und Found Footage-Film zu drehen. Ungefähr 90 Prozent des Films zeigen nämlich (zugegeben, manchmal mit Fehlern von der Kameraeinstellung) das, was seine Protagonisten selbst aufnehmen: Es filmen die Schüler der High School mit ihren Handys. Die Sturmjäger sind mit professionellen Schulterkameras und einem rundum mit Kameras ausgestatteten Fahrzeug unterwegs. Zwei total verrückte und leichtsinnige Möchtegern-YouTube-Stars glauben berühmt zu werden, wenn sie sich wie Jackass kopfüber in jede Gefahrensituation stürzen und alles mitfilmen. Ein Wetterhubschrauber kreist um das Sturmsystem und liefert die Bilder aus der Luft. Und dann gibt es noch die CCTV-Systeme in und außerhalb von Gebäuden.

Dass ca. 10 Prozent des Films nicht zu dem sonst pseudo-dokumentarischen Material passen, zerstört dieses Konzept leider. Trotzdem ist es interessant, wie plausibel es scheint, dass fast der ganze Film aus Videomaterial der handelnden Personen und Überwachungskameras hätte zusammengeschnitten werden können.

Wenn wir da lebend rauskommen wird geheiratet.  Oder doch nicht?

Wenn wir da lebend rauskommen wird geheiratet.
Oder doch nicht?

Auch der Epilog wird ganz durch die Linse verschiedener Handy-Kameras gezeigt. Und dort, am Schluss, musste ich feststellen, dass der verwitwete Schuldirektor Gary Fuller [Richard Armitage] und die alleinerziehende Meteorologin Allison Stone [Sarah Wayne Callies] nicht zusammengefunden haben. Dabei gab es bei ihrer ersten Begegnung im tödlichen Sturm diesen kleinen Funken, als Gary heldenhaft Allisons Leben rettete. Schade. Diese kleine Portion Liebes-Happy-End hätt ich schon vertragen, um nicht zu sagen: Ich hätt es mir gewünscht.

Wer den Film noch im Kino sehen möchte, muss sich beeilen. Ansonsten ist er aber ein Tipp für einen unterhaltsamen winterlichen DVD-Abend zu Hause.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte
Beste Unterhaltung mit aufregenden Bildern von Tornados aus dem Computer. Für die Geschichte selbst würde ich höchstens 3 Punkte gegeben. Das in der Gesamtbewertung stark zu berücksichtigen wäre aber ungerecht.

 

(Bilder: Warner Bros. Entertainment)

 

Peter Quill [Chris Pratt] ist ein gerissener Plünderer/Pirat und er hat einen coolen Hüftschwung drauf, wenn er sich auf einem verwüsteten Planeten geschmeidig durch Ruinen bewegt und dabei kleine, fiese Biester auch noch ganz nebenbei eliminiert. Sein Ziel ist jedoch, etwas sehr Wertvolles aus der Ruine mitzunehmen. Doch ganz offenbar handelt es sich um mehr als bloß um ein Artefakt, denn ein größenwahnsinniger Möchtegern-Universumsbeherrscher hat seine Schergen geschickt, um Peter die metallene Kugel zu entreißen. Peter, der sich den Gangsternamen Star-Lord gegeben hat, entkommt knapp aber elegant – mit seinen tänzerisch selbstbewussten Moves. Doch bald hat er noch mehr Leute auf den Fersen. Als Verbündete schart er ein paar untypische Helden um sich: die Attentäterin Gamora [Zoe Saldaña], einen Cyborg-Waschbären namens Rocket [Stimme im Original: Bradley Cooper], das humanoide Baumwesen Groot [Stimme im Original: Vin Diesel] und das raue, rotgemusterte Muselpaket Drax [Dave Bautista]. Gemeinsam werden sie die Guardians of the Galaxy.

Guardians PlakatPeter Quill ist der Indiana Jones im Universum der Marvel Comic-Verfilmung „Guardians of the Galaxy“, das mit seiner Vielfalt an Wesen und Kulturen an den Phantasiereichtum der ersten „Star Wars“-Filme erinnert. Und das Beste: Der temporeiche Film ist perfekt von einem Soundtrack der groovigsten Hits der 70er Jahre untermalt. „Hooked on a Feeling“, „Come and Get Your Love“, „Ain’t No Mountain High Enough“ – sie alle finden sich auf einem Mix-Tape, das Peter als kleiner Junge 1988 von seiner Mutter bekommen hat, kurz bevor er von einem Raumschiff entführt wurde. Diese Kassette und der dazugehörige original Walkman sind für ihn wertvoller als alles andere. Wertvoller sogar als das von ihm gestohlene Artefakt. Wohlgemerkt enthält dieses einen Stein, dessen Kraft unbeschränkte Macht verleiht und sogar ganze Welten zerstören kann.

Chris Pratt, ist bekannt als der liebenwerte, begeisterungsfähige, aber auch recht infantile Andy aus der Comedy-Serie „Parks and Recreation“ – eine Figur, die ich sehr gerne mag. Doch hat er auch das Zeug zum Leading Man in so einem actiongeladenen Science Fiction-Spektakel? Er hat. Gut trainiert und ohne Bauch hat auch sein Gesicht ein bisschen ein wenig mehr Kontur als früher – passend für die Rolle des geschickten Fighters Peter Quill alias Star-Lord. Und dennoch scheint auch in dieser Rolle oft der übergroße 10-Jährige durch, den Chris Pratt in „Parks“ darstellt. Und dadurch rettet er nicht nur den Planeten Xandar und wahrscheinlich die ganze Galaxie, sondern auch den Spaß. Denn wo sonst in Blockbuster-Filmen nur vereinzelt halblustige Pointen eingestreut werden, ist hier Humor ein zentrales Element, das den ganzen Film über für eine leichte Stimmung sorgt.

Hauptdarsteller Christ Pratt auf der  Comic Con San Diego 2013 (Foto: Gage Skidmore)

Hauptdarsteller Christ Pratt auf der
Comic Con San Diego 2013
(Foto: Gage Skidmore)

„Guardians of the Galaxy“ ist in den USA schon längst der erklärte Sieger unter den Blockbustern dieses Kinosommers. Er ist es besonders weil er nicht nur auf das heutige Teenager-Publikum zugeschnitten ist, sondern auch die Kinder der 70er und 80er Jahre auf ihre Kosten kommen. Das ist nicht erwiesen, ich behaupte das jetzt einfach mal so. Denn: So gut unterhalten hab ich mich seit dem ersten Indiana Jones nur selten gefühlt.

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punke
„Indiana Jones“ meets „Star Wars“ – verschmolzen mit 3D-Technik und Erzähltempo des Jahrs 2014. Ein moderner Action-Spaß, der fast ein wenig nostalgisch macht.

 

 

 

Hier der Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Y8Dig8JgqRs

 

 

von Elisabeth Kaplan

Sam Smith ist der Liebling der Stunde in seiner Heimat England und seine stimmlichen Qualitäten sind nicht zu leugnen. Aber folgen wir „Stay With Me“ auf seinem Weg durch die Charts der Welt. Veröffentlicht wurde die Single im April und wurde gleich in einigen englisch-sprachigen Ländern mit großer Begeisterung aufgenommen. Sie erreichte in kurzer Zeit die Spitze der Charts in England, Kanada, Irland und Neuseeland (interessanterweise aber nicht in Australien), und diese Woche nahm sie den ersten Platz auf den Billboard Charts ein. Und seit die USA ihren Gütesiegel draufgeklatscht haben, ziehen weitere Länder allmählich nach, etwa die Schweiz, wo der Song derzeit auf Platz 8 liegt, in Deutschland auf Platz 15, oder Österreich auf Platz 18. Und Smiths Auftritt bei den VMAs diesen Sonntag (24.8.) wird vermutlich die Verkäufe noch einmal ankurbeln.

So ist es offensichtlich, dass „Stay With Me“ beim englisch-sprachigen Publikum spontan auf Anklang stößt. Warum eigentlich? Obwohl dieser Song bei mir persönlich keine Begeisterungsstürme auslöst – ok, ich geb zu, ich find ihn eher austauschbar und er ist für mich einer der schwächeren Songs auf Smiths ansonsten ziemlich soliden Debüt-Album – werde ich versuchen die Qualitäten zu finden, die offensichtlich viele, viele Menschen berühren.

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(Foto: Mr Bulitt)

Danke, Tom Petty!
Das erste, das mir bei „Stay With Me“ auffiel, ist die offenkundige Ähnlichkeit des Refrains mit „I Won’t Back Down“ (1989) von der amerikanischen Ikone Tom Petty. Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass es (noch) keine rechtlichen Folgen gegeben hat. Gerade diese Woche wurde Shakira des Plagiats für schuldig befunden [„Loca“], also dürfen wir gespannt sein, ob Petty Beschwerde einlegt. Aber prinzipiell ist das Spiel mit vertraut klingenden Elementen eine clevere Marketingstrategie. Für Menschen aus englisch-sprachigen Kulturkreisen ist „I Won’t Back Down“ schließlich ein Klassiker, den wirklich jeder kennt, somit macht sich „Stay With Me“ diesen Wiedererkennungswert zunutze. „Stay With Me“ besteht im Großen und Ganzen aus drei Akkorden, nämlich vi – IV – I (Am – F – C), während Tom Petty seinen Song auf vi – V – I stützt. Das ist aber im gesamten ein winziger Unterschied, wenn man bedenkt, dass die Refrain-Melodien fast ident sind. In der dritten Zeile variiert Smiths Melodie zwar minimal, und Tom Petty fügt da eine unerwartete IV. Stufe als Überraschungseffekt ein, aber im Grunde genommen sind die Refrains gleich. So war es eigentlich vorherzusehen, dass die Vertrautheit des Songs bei vielen Leuten Anklang findet.

Kein Love-Song
Der Einsatz einer Hammondorgel und gospel-artiger Backing Vocals stellt auch eine Verbindung zur US-amerikanischen Kultur her, und Gospel ist ein Musikstil, der viele Menschen tief berührt. Für mich ist die Verwendung dieser Elemente aber eigenartig und einfach fehl am Platz. Grundsätzlich verleiht ein Gospelchor einem Song sofort Power, denn schließlich ist es nicht nur eine Person, die uns da etwas mitteilen möchte, sondern gleich zwanzig – also muss es ja stimmen. Der Chor hat die Aufgabe, die Aussage des Leadsängers zu bestätigen und zu bekräftigen, genauso wie es im traditionellen kirchlichen Rahmen der Fall ist. Aber: „Stay With Me“ handelt von einem jungen Mann, der sich nach einem One-Night-Stand unendlich leer und einsam fühlt. So ist die Idee, diese Verletzlichkeit und Einsamkeit durch einen Gospelchor zu untermauern, für mich einfach absurd.

Sam Smith live in Boston (Foto: Xavier Miró Bruix; Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Sam Smith live in Boston
(Foto: Xavier Miró Bruix; Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Ich glaube, das Arrangement führt die Zuhörer auch in Bezug auf den textlichen Inhalt in die Irre. Ich bin mir ziemlich sicher, viele Brautpaare werden sich diesen Song auf ihrer Hochzeit wünschen, weil sie denken, „Stay With Me“ wäre ein Liebeslied. Ich empfehle, den ganzen Text durchzulesen. „Oh, won’t you stay with me? / ‘Cause you’re all I need“ klingt ja noch ganz nett, aber „This ain’t love, it’s clear to see“ wäre aber dann eine eher unangemessene Botschaft bei einer Verehelichung.

Letzten Endes ist es Sam Smiths Stimme, die den Song trägt, obwohl ich finde, dass sie in Songs wie „I’m Not the Only One“, „Not In That Way“, oder auch „Restart“ besser zur Geltung kommt. Smith hat selbst gesagt, dass sein Debüt-Album, „In the Lonely Hour“, für einsame Menschen geschrieben wurde. Und für mich hat er als Person immer etwas Trauriges an sich, was vielleicht gerade den Zauber seiner Stimme ausmacht. Aber wenn ich ihn in Interviews sehe, fürchte ich ein bisschen um diesen traurigen, sensiblen Jungen und hoffe inständig, dass er dem Ruhm nicht zum Opfer fällt.

Seht hier das Video zu „Stay With Me“: https://www.youtube.com/watch?v=pB-5XG-DbAA

Die englische Originalversion dieses Blogeintrages lest ihr hier: http://www.elisabethkaplan.com/Blog/Entries/2014/8/23_Stay_With_Me_-_Sam_Smith.html

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