Im Fernsehen stehen Himmel und Hölle Kopf, und zwar gleich in drei Serien. Das Thema Engel, Gott, Teufel und Erlöser passt ja auch zu Ostern – auch wenn ich da nicht zu viel Zusammenhang zur Religion herstellen möchte.
Ich habe jedenfalls ein bisschen in die neuesten Serien reingeschnuppert: Luficer, Domonion und Damien

LUCIFER
Lucifer basiert auf den gleichnamigen Comics. Die Serie läuft seit Februar 2016 im amerikanischen TV. Es sind gerade die ersten Folgen gelaufen. Bei uns ist die Serie bereits auf Amazon als Stream verfügbar.

Inhalt
Der Teufel hat genug davon, bis in alle Ewigkeit Herr der Hölle sein, und nimmt sich Urlaub. Er lässt sich in Los Angeles (Stadt der Engel) nieder, benutzt den Namen Lucifer Morningstar (ein Synonym für Luzifer), gibt sich als Engländer aus (weil sowieso dekadent) – und hilft der Polizei Fälle zu lösen (ah, ja). Kaum auf der Erde, braucht Satan bereits Psychotherapie. Er spürt, wie der Erdenaufenthalt ihn verändert: anstatt böse Menschen zu quälen ist es ihm jetzt ein Bedürfnis, jenen zu Gerechtigkeit zu verhelfen, denen Unrecht getan wurde. Doch das ist nicht die einzige Veränderung, wie sich schon bald herausstellt.

[Seht den Trailer zu Lucifer an – oder lest unten weiter]

Mein Eindruck
Lucifers Unterstützung für die Polizei ist erwartungsgemäß unorthodox. Er schert sich nicht um Regeln und hat immer eine respektlosen Bemerkung auf den Lippen. (Dadurch erinnert er an Patrick Jane von The Mentalist). Lucifers hypnotische Fähigkeiten sind sehr hilfreich. „Was begehrst du wirklich?“, lautet seine Frage, während er den Menschen tief in die Augen schaut – und schon beginnen diese, ihm selbst die persönlichsten Geheimnisse anzuvertrauen. Diese Fähigkeit wird ein wenig überstrapaziert. Mystery-Elemente sind für meinen Geschmack recht spärlich eingesetzt. Anfangs eigentlich nur dann, wenn der Engel Amendadiel erscheint und versucht, Luzifer zur Rückkehr zur Hölle zu überreden. Denn dort droht das Chaos auszubrechen. Ich dachte immer, Hölle sei ohnehin ein Synonym für Chaos. Ansonsten wird in puncto Mystik die Tatsache, dass der Leibhaftige hier auf der Erde wandelt, etwas zu wenig ausgeschlachtet. Schade.

Amüsant, aber letztlich leichte Kost. Auf jeden Fall weniger düster, als ich es mir vom Fürsten der Finsternis erwartet hätte. Der wöchentlich zu lösende Kriminalfall ist für mich etwas zu sehr im Vordergrund. Ob ich einen längerfristigen Pakt mit dieser Serie eingehe, hängt davon ab, ob sich noch eine gute überspannende Geschichte entwickelt.

DOMINION
In jeder Beziehung eine ganz andere Geschichte. Anstatt der ersten Folgen sind in den USA gerade die letzten Folgen gelaufen. Bei uns ist sie auf SyFy zu sehen – und bei Amazon als Stream.

Inhalt
Auch hier hat jemand seinen angestammten Platz verlassen und es herrscht Chaos. Dennoch ist die Prämisse das Gegenteil von Lucifer: Es ist nämlich Gott selbst, der die Erde verlassen hat. Die Engel, geführt von Erzengel Gabriel, geben den Menschen die Schuld am Verschwinden ihres Vaters. Sie stellen ihren Herrschaftsanspruch auf die Erde und führen Krieg gegen die Menschheit. Nur Erzengel Michael steht auf der Seite der Menschen und rettet sie vor der Auslöschung. Las Vegas ist eine der letzten Festungen, genannt Vega. Dort tut sich Hoffnung auf, als sich auf dem Körper eines Soldaten plötzlich mysteriöse Zeichnungen zeigen: er ist der prophezeite Erlöser. Nicht nur ist das keine gute Nachricht für die Engel, es ist auch nicht allen Menschen recht.

[Seht den Trailer zu Dominion an – oder lest unten weiter]

Mein Eindruck

Dominion ist die Fortsetzung des Films Legion. Hab ich nie gesehen – macht aber nix. Es ist die Apokalypse. Gott ist weg, doch nicht der Teufel will die Erde beherrschen, sondern die Engel. Es ist also kein klassischer Kampf von Gut gegen Böse.
Stellt sich die Frage: In der Offenbarung stellt sich der Antichrist, erkennbar an der Zeichnung auf seinem Körper, gegen das Heer der Engel. Dem folgend wäre unser Held, Alex, dann wohl der Antichrist. Wohl kaum. Lassen wir die Bibel also lieber beiseite. Denn auch abgesehen davon kommt mir immer wieder so manches ungereimt vor. Vega besitzt Verteidigungsanlagen gegen Engel, trotzdem tauchen diese mitunter in der Stadt auf, ohne dass es Alarm gibt. Die Engel nehmen menschliche Körper in Besitz, manche davon sind hübsch (Erzengel), andere hässlich und kreischend (niedere Engel). Die Serie sieht letztere also nicht anders als den gängigen Film-Dämonen. Doch kein Unterschied zwischen gut und böse? Noch irritierender: Warum besitzen Engel in menschlichen Körpern menschliche Gefühle und menschliche Lust nebst anderen allzu menschlichen Verhaltensweisen? Das passt eher in die griechische Götterwelt.

Es wird auch etwas zu viel geredet – viel Exposition. Die Story kommt dadurch recht schleppend voran. Ich bleib mal noch dran und sehe, wie sich der Weg des Soldaten Alex zum Erlöser entwickelt.

DAMIEN
Endlich sind Gut und Böse klar definiert: Gott gegen Satan bzw. die Kirche gegen den Antichristen. Die Serie läuft hierzulande noch nicht und ist auch nicht legal als Stream verfügbar. Lasst euch also vom Teufel zu nichts verführen ;-)
Trotzdem ein paar Worte dazu.

Inhalt
Damien spielt 25 Jahre nach dem Horrorklassiker Das Omen – uups, der Film ist allerdings schon 40 Jahre alt – und irgnoriert dessen schwache Fortsetzungen. Gute Entscheidung. Der nun 30 Jahre alte Damien Thorne ist als Kriegsfotograf in Syrien und hat dort ein verstörendes Erlebnis. Wieder zurück in New York, erfährt er nach und nach, wer er wirklich ist: der Antichrist.

[Seht den Trailer zu Damien an – oder lest unten weiter]

Mein Eindruck
Es sind erst zwei Folgen im amerikanischen TV gelaufen – vielleicht nicht genug, um sich ein richtiges Urteil zu bilden. Wie Alex in Dominion verfolgt die Geschichte den Werdegang des (Anti-)Helden wider Willen. Sein Vater, Satan, schickt seine Anhänger, um Damien zu beschützen. Wer der wahren Bestimmung Damiens auf der Spur ist, wird von schwarzen Bluthunden zerfleischt oder wird in außergewöhnlichen Unfällen eliminiert – der Teufel ist sehr einfallsreich. Es ist also ganz wie in den Omen-Filmen aus 70er Jahren. Dadurch wirkt die Serie zwar ein wenig antiquiert, aber wenn der Soundtrack von Jerry Goldsmith erklingt, ein mystisches, stark rhythmisches Chorwerk, dann verleiht dieses den Szenen eine dichte, unheimliche Stimmung – ebenfalls ganz wie im Original.

Auf ein starkes Ende der ersten Episode, folgt in der zweiten ein atmosphärisch starker Auftakt. Leider flachte in Folge 2 aber die Spannung bald ab. Damit ich dranbleibe, muss Damien noch teuflisch gut werden.

Was meint ihr zu diesen Serien? Hinterlasst mir doch eure Kommentare.

Gestern hat Österreich gewählt – über die Höhe der Wahlbeteilung weiß ich nichts. Ich habe mich leider nicht daran beteiligt. Ehrlich gesagt, hab ich erst heute vom Ergebnis erfahren: Zoe vertritt Österreich beim ESC mit Loin d’Ici. Den Song hab ich mir heute Früh zum allerersten Mal angehört. „Wirklich interessant“, dachte ich mir.

Zoe hat eine weiche, klare Stimme – da hört man richtig gerne hin. Der Song ist eingängiger Pop und klassisch aufgebaut: zwei kurze Strophen, ein sehr einfacher und eingängiger Refrain unterbrochen von einer kurzen Bridge. So kann man nach den ersten anderthalb Minuten bereits ungebremst und inbrünstig bis zum Schluss mitsingen – auch ohne Französisch-Kenntnisse.

So schön das Mitsingen ist, aber wenn der ewig gleiche Refrain zwei Minuten lang süß dahinplätschert, besteht die Gefahr, dass es langweilig wird. Egal. Den Österreichern hat’s gefallen. Und ob Zoe damit beim Song Contest das europäische Publikum anspricht, wird sich noch herausstellen.

Bekommen, was wir verdienen?
Beim ersten Anhören des Songs zum Morgenkaffe, dachte ich mir: So nett und harmlos das Ganze wirkt, aber Loin d’Ici drückt vielleicht ein echtes Bedürfnis aus. Immerhin haben wir in Österreich ein wirklich anstrengendes Jahr hinter uns. Über die große Anzahl Flüchtlinge haben wir uns völlig zerstritten. Politisch ist der Ton richtig grob geworden und innerhalb Familien gibt es deswegen Reibereien, Freundschaften sind zerbrochen – und vom herrschenden Umgang miteinander in den sozialen Medien möchte ich erst gar nicht anfangen.

[Schaut euch das Video an oder scrollt runter und lest weiter]

Zoe singt von der Suche nach der heilen Welt. Übersetzt etwa so:
In ein Land weit weg von hier

Auf der Suche nach dem Paradies

In einem Land weit weg von hier

Singen wir, singen wir

Wir haben uns diese kleine 3-minütige Flucht verdient – einmal die ganze Streiterei vergessen. Es ist richtig erholsam, Loin d’Ici anzuhören und mitzusingen.

Eskapismus ist ja jetzt schon mein persönliches Wort des Jahres und mein persönliches Programm. Doch es gibt Gegenden, in denen Menschen mehr brauchen, als kleine Fluchten in ein imaginäres Paradies.

Als ich heute auf YouTube Zoes Auftritt von gestern Abend ansah, wie sie im Prinzessinenkleid durch riesige Bildschirmschoner-Landschaften wanderte, war es wie eine Travestie dessen, was Hunderdtausende Flüchtlinge derzeit auf sich nehmen, um hierher zu gelangen.

Denn auch wenn viele Leute beklagen, wie schlecht „so schlimm wars noch nie“ es uns doch geht: Hier ist Frieden. Hier können wir leben und singen. Hier ist das Paradies.

c1Erfrischend ist es, wenn man auf ein Popkonzert geht.

Besonders zu einem jungen Star wie Ellie Goulding. Die Britin ist seit einigen Jahren fixer Stern am Pop- und Rockhimmel. Sie schreibt den Großteil ihrer Songs selbst, spielt Schlagzeug, Gitarre und Klarinette. Und performt ihre Lieder völlig unaufgeregt auf der großen Bühne. Ich habe sie in der Olympiahalle in München gesehen und bin beeindruckt. Sie hat eine unverkennbare Stimme und ihr Sound ist eigenwillig UND eingängig. Ellie Goulding braucht keine Stöckelschuhe, kein Megadekoltee und ihr Gesicht ist auf natürlich geschminkt und nicht auf Show. Das Bühnenbild ist einfach gehalten, die Animationen passend, aber nicht aufdringlich. Ihre Tänzer sind durchtrainiert, die Band hervorragend und die Backgroundsängerinnen zurückhaltend.

 

c4Man mag zu Pop, Rock, Soul, Blues und Jazz stehen wie man will. Eines ist unbestritten. Frauen sind in dieser Welt oft aktiver Part. Sie komponieren, sie performen, sie sind Chefinnen. Wie die Männer auch. Das fehlt mir in der Welt der Klassik immer noch. Gut, die Sängerinnen sind oft berühmter als die Sänger. Aber sie interpretieren bereits Geschaffenes. Aber wo sind die berühmten Komponistinnen, Dirigentinnen, Intendantinnen, Bühnenbildnerinnen. In der Welt der sogenannten U-Musik sind aktive Frauen in den verschiedensten Bereichen schon lange nichts Ungewöhnliches mehr. Oft sind sie die treibenden Kräfte, wie Aretha Franklin oder Madonna, um auch gesellschaftspolitische Botschaften zu setzen. Oder wie Ellie Goulding, die einfach ihre Lieder komponiert, die Texte schreibt und ihr Werk dann auf der Bühne selbst umsetzt. Da geh ich gerne wieder hin :)

5 Gründe ein Popkonzert zu besuchen

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Schöninger und Heinl in der Folge WEIBERLEUT

Seit ein paar Wochen läuft im Bayrischen Fernsehen wieder eine meiner absoluten Lieblingsserien: Polizeiinspektion 1. Da gibt scheint’s noch viele so nostalgische Menschen wie mich, sonst tätens die Serie ja nicht wiederholen. Das freut mich. Weil diese Krimiserie einfach liebenswert ist. Keine brutalen Morde, niemand ist hektisch, die Fernsehbilder sind ruhig und nicht mal die Musik lässt den Puls steigen. Blut gibt es vielleicht mal, weil ein alter Polizeihund zubeißt. Sonst spielt sich alles in der kleinkriminellen Münchner Szene ab. Wegen einem Münzdiebstahl oder Herumlungerns tät keine CSI-Folge heute die Zuschauer am Bildschirm halten. Die Polizeiinspektion kann das immer noch. Wegen der Figuren, die perfekt die 1970er und 1980er in Bayern verkörpern.

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„Polizeiinspektion 1 – Schöninger!“

Der „Held“ der Serie ist Franz Schöniger, der Chef der Inspektion, gespielt von Walter Sedlmayr, bayrischer geht’s nicht mehr. Wenn er seine Frau, die „Mama“ (Bruni Löbel), als gütiger Patriarch durch die Abenteuer des Lebens führt und dabei nicht merkt, dass sie die Hosen anhat, ist das entzückend. Sein Bub, der Karli (Philipp Seiser), probt den Aufstand, aber nie zu viel, wie es halt damals war. Laute Musik ja und auch einmal über Nacht wegbleiben, aber die richtige Revolution ist dann doch nicht drin. Dafür mag man Mama und Papa viel zu gern. Wachtmeister Heinl, genial verkörpert von Elmar Wepper, erlebt die Höhen und Tiefen einer jungen Ehe. Seine Frau Ilona spielt Uschi Glas, ich finde das ist ihre beste Rolle. Und Max Griesser als Inspektor Moosgruber versucht verzweifelt eine Frau zu finden und jemanden, der seine Bilder als Kunst versteht. Die Nebenrollen sind immer wieder mit den bayrischen Topschauspielern besetzt. Ob Gustl Bayrhammer, Ruth Drexel oder Toni Berger. Sie sind Garant für den speziellen bayrischen Humor.

130 Folgen gibt es. 130 Mal entspanntes Krimischauen mit vielen amüsanten Szenen. Und mindestens 130 Mal das berühmte „Polizeiinspektion 1 – Schöninger!“ , wenn der Kommissar Schöninger in der Inspektion den Telefonhörer abhebt. Wer über 40 Jahre alt ist wundert sich nicht über klapppernde Schreibmaschinen, Trockenhaubenungetüme und 12-jährige Buben, die im Wirtshaus dem Papa den Schaum vom Bier trinken dürfen.

Hier geht’s zur 1. Folge:

 

Die Geschichte von Hugh Glass ist zur Volkslegende geworden. Ihm wurde eine Statue errichtet, Gedichte wurden über ihn geschrieben und auch Bücher. Er ist ein Musterbeispiel dessen, wozu der menschliche Wille imstande ist. Der Scout wurde 1823 auf einer Expedition für eine Fell-Handelsgesellschaft von einer Bärin angefallen und schwer verletzt. Von John Fitzgerald und Jim Bridger zum Sterben zurückgelassen, kroch und robbte er hunderte Kilometer durch die Wildnis von South Dakota, um ihnen zu folgen.

Wahrheit vs. Dichtung
Wie genau die Umstände waren, wie böswillig Fitzgerald und Jim Bridger handelten, ist unklar. Mit jeder Neuerzählung der Ereignisse wurden jedoch immer mehr Ausschmückungen dazugedichtet. Der Film The Revenant – Der Rückkehrer ist die neueste Version der Geschichte hat wohl die meisten Ausschmückungen dazuerhalten. Die Wild-West-Geschichte ist damit angereichert, dass Hugh Glass’ Sohn vor seinen Augen von John Fitzgerald ermordet wurde. Außerdem gibt es in der Geschichte noch eine Gruppe von Arikara-Kriegern, die auf der Suche nach einer entführten Stammestochter immer wieder auftauchen und alles niederschießen, was sich bewegt.

[Seht hier den Trailer – oder scrollt runter und lest weiter]

Echte Größen am Werk
Der Film ist keine Dokumentation. Darum ist für mich der Wahrheitsgehalt nicht so wichtig. Der Film muss mir als solches gefallen. Wichtig ist, dass er unterhält und etwas in mir bewegt. Was bei mir am längsten nachhält ist sicher die unglaubliche, brillante Filmtechnik. Es sind wunderschöne Naturaufnahmen und wirklich atemberaubende Action-Szenen. Vom Bären-Angriff bis zum perfekt choreografierten Zweikampf-Showdown habe ich mich gefragt: Wie haben die das bloß gemacht? Für solche Aufnahmen holte sich der Regisseur Alejandro G. Iñárritu wieder den Kameramann Emmanuel Lubezki, der das Publikum schon mit Birdman und Gravity in Staunen versetzt hat. Für diese Filme wurde er auch mit je einem Oscar ausgezeichnet.

Leonardo diCaprio Christopher William Adach http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode

Leonardo DiCaprio
Christopher William Adach
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode

Zugegeben, ein toller Regisseur und ein großartiger Kameramann, sind wohl kaum die großen Kassenmagnete. Die Besetzung dürfte aber genug Breitenwirkung haben. Ich sag mal ganz flapsig und gender-stereotypisiert: Leonardo DiCaprio für die Mädels, Tom Hardy für die action-interessierten Jungs – beide hervorragend. Für Leonardo DiCaprio ist die körperliche und mentale Anstrengung des Drehs in Schnee, Eis und Wind auch Teil des Kampfs seiner Figur. Er wirkt dadurch sehr authentisch als unglaublich willensstarker und zäher Hugh Glass, denn ein solcher muss dieser gewesen sein. Vielleicht gelingt es ihm mit dieser Rolle, endgültig das vor 20 Jahren durch Titanic erworbene Frauenschwarm-Prädikat „süß“ abzulegen. Auch wenn er schon vorher öfter bewiesen hat, dass viel mehr als das in ihm steckt. Tom Hardy, hat sich schon mehrfach als tougher Typ bewährt.

Der perfekte Film?
Man merkt, ich möchte nur Gutes über diesen Film schreiben, weil ich so sehr wollte, dass er mich rundum einfach umwirft. Darum komme ich erst zuletzt auf die Geschichte zu sprechen. Am Drehbuch hat Regisseur Iñárritu mitgeschrieben. Das hat meine Erwartungen hochgeschraubt. Doch bei allen Anreicherungen der Geschichte mit Ereignissen, persönlichen Motiven und Erinnerungen ist der Stoff zu dürftig um mehr als 2,5 Stunden damit auszufüllen. Es gibt Längen, während derer man sich wenigstens an wunderbaren Aufnahmen ergötzen kann. So packend die actionreichen Schlüsselstellen sind, so distanziert begleitet das Bild den Protagonisten Hugh Glass. Die Weite der Landschaft in ständiger Kälte, Schnee und Eis, die Wortkargheit der Figuren und die Trostlosigkeit der Situation machen es schwer, nach dem Bärenangriff und dem Mord an dem Sohn weitere zwei Stunden lang den Überlebenswillen und den Zorn dieses Mannes auf stets gleich hohem Niveau mitzufühlen. Der Film bietet kein Auf und Ab der Emotionen. So kommt es, dass für mich die Gefühle des Protagonisten fern wirkten – trotz allen Drecks, Bluts und Leidens.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte
Leonardo DiCaprio und Tom Hardy sind großartig. Ebenso versetzt die unglaubliche Kameraarbeit in Staunen. Allein die Geschichte und Regie von Alejandro Iñárritu gibt dem Publikum nicht genug, um emotional einzutauchen. Trotzdem zahlt sich der Weg ins Kino aus.

Star Wars – Das Erwachen der Macht. Um 23:58 Uhr im ältesten Kino Salzburgs mit enger Bestuhlung und ohne 3D. Ich wollte einer der ersten sein, die den Film sehen und ich habe bewusst auf ein Erlebnis in einem großen Multiplex-Kino verzichtet – aus Nostalgie. Endlich. Nach Werbung und Vorschauen gehen die Lichter ganz aus. Plötzlich die berühmte Fanfare von John Williams und mir rutscht ganz unwillkürlich ein kleiner Freudenkiekser raus. Ich bin aufgeregt wie damals mit zehn.

Aufstieg und Fall
Krieg der Sterne, wie Star Wars früher mit deutschem Titel hieß: Was für ein Hype. Was für Spezialeffekte. Was für eine Geschichte über die Revolution gegen ein böses, intergalaktisches Imperium. 1978 (in den USA 1977) waren alle völlig aus dem Häuschen. Im Vorspann wurde der Film als Episode IV bezeichnet. Sehr mysteriös. Hatte die ganze Welt die Teile 1–3 verpasst? Nein. Als drei Trilogien konzipiert, begann die Serie mit den mittleren drei Teilen. Ein genialer Trick, viel Interesse und Spekulationen zu erzeugen.

Episode V, Das Imperium schlägt zurück, übertrumpfte 1980 seinen Vorgänger sogar noch. Jetzt waren endgültig alle im Star Wars Fieber. Doch danach gings irgendwie bergab. Für mich begann das bereits mit Episode VI, Die Rückkehr der Jedi-Ritter, und seinen unerträglichen Ewoks. Nach langem Warten zwischen 1999 und 2005 die Episoden I bis III – für viele Fans der absolute Niedergang der Reihe. Doch die Star Wars Fangemeinde war treu. Von Film zu Film hoffte sie, dass der Star Wars Schöpfer George Lucas wieder das auf die Leinwand bringt, was Star Wars zum Kult und ihn selbst groß gemacht hatte.

George Lucas saß jedoch wie ein vom Wahnsinn befallener Imperator in seinem Olymp und war nicht mehr derselbe. Er war einer dunklen Macht verfallen: CGI – computergenerierte Bilder. Obwohl jetzt jede noch so phantastische Welt lebensecht wirkte, konnten diese Bilder nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Geschichten die Spannung fehlte. Und, noch schlimmer, selbst gute Schauspieler wie Ewan McGregor starrten vor riesigen Green Screens verloren in die Kamera und agierten hilflos ins Leere.

Eine neue Hoffnung
Bei Star Wars – Das Erwachen der Macht lagen jetzt alle Hoffnungen bei J. J. Abrams und Disney, für viele ist der Konzern ja ebenfalls ein ganz übles Imperium. Vorfreude und Skepsis waren stark gemischt.

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Ich möchte nicht zu viel über den Film verraten. Nur das sei gesagt: Das Erwachen der Macht hat alle meine Erwartungen erfüllt, wenn nicht übertroffen. Es gibt Begegnungen mit Figuren aus den ersten Filmen wie Prinzessin Leia [Carrie Fisher], Han Solo [Harrison Ford], Luke Skywalker [Mark Hamill] und natürlich Chewbacca(!), C-3PO(!!) und R2-D2(!!!). Und trotzdem ist es kein reines Nostalgieerlebnis – wie zum Beispiel Jurassic World, das sich in jeder Szene mehrfach auf den 25 Jahre alten Vorgänger Jurassic Park bezog.

So schön das Wiedersehen mit altbekannten Protagonisten der Star Wars Filme ist, sie nehmen aber nicht die Hauptrollen ein.

Was gibt es Neues?
30 Jahre sind vergangen, seit die Revolution dem Imperium den vernichtenden Schlag versetzte und Darth Vader getötet wurde. Doch es hat sich der „Erste Orden“ gebildet und er ist dabei, die Stellung des ehemaligen Imperiums einzunehmen. Der mysteriöse Kylo Ren [Adam Driver], in schwarzem Umhang mit Maske, sieht sich eindeutig als Nachfolger von Darth Vader, dessen Andenken er ehrt.

Die Rebellion gibt es noch und sie bekommt neue Mitglieder, die am Anfang des Films noch gar nichts davon ahnen, wo sie hineingeraten. Es ist eine Freude, der Entwicklung der Schrottsammlerin Rey [Daisy Ridley] und des abtrünnigen Storm Troopers FN-2187, auch Finn genannt, [John Boyega] zuzusehen. Und wieder spielt ein kleiner Droide eine wichtige Rolle: der kugelige BB-8. Phantstisch, wie dieser Roboter für den Film gebaut wurde, anstatt ihn im Computer zu animieren. Er hat nicht nur mein Herz im Sturm erobert.

R2-D2 und C-3PO durften bei der Premiere in LA auf dem Roten Teppich nicht fehlen. (Photo by Jesse Grant/Getty Images for Disney)

R2-D2 und C-3PO durften bei der Premiere in LA auf dem Roten Teppich nicht fehlen.
(Photo by Jesse Grant/Getty Images for Disney)

Es ist eine geglückte Rückkehr in eine vertraute Science-Fiction-Welt. Es ist eine Abkehr von seelenlosen, „allglatten“ Bildern und Filmfiguren aus dem Computer. Niemand vermisst dich, Jar Jar Binks! Statt dessen verleiht J. J. Abrams dem Film wieder seinen Used-Future-Look, mit dem George Lucas 1978 überraschte. Ja, auch in der Zukunft mit Laserwaffen und Raumschiffen gibt es abgegriffene Dinge und abgeschepperte Fahrzeuge. Die Geschichte konzentriert sich wieder auf seine Figuren. Und diese müssen sich erst in ihrer Rolle einfinden – selbst der sinistre Kylo Ren. Seine Macht zwar stark ist, doch sein Charakter bei weitem nicht so ausgereift und unerschütterlich wie der von Darth Vader. Vor allem ist es aber eine Rückkehr zu einer Geschichte, die von den handelnden Personen auch vorangetrieben wird – eine Wohltat nach den endlosen Labereien in den Episoden I–III, durch die stets irgendwelche Umstände dem Publikum erklärt wurden. Zugegeben, die Geschichte von Das Erwachen der Macht ist plakativ und einfach gestrickt. Doch die Star Wars Filmreihe ist ein Weltraum-Märchen über den Kampf von Gut gegen Böse. Und diesen Kampf müssen wir mit unseren Gefühlen verstehen – wie die Märchen unserer Kindheit.

Meine Bewertung bei IMDB: 9 Punkte
Kurzweilig, spannend, mit einem guten Schuss Humor und sehr nah am originalen Star Wars-Feeling dran – nicht nur durch den Einsatz altbekannter Protagonisten. Meiner Meinung nach haben J. J. Abrams und Disney das erfüllt, was Fans so lange von George Lucas nicht bekommen haben.