Interessantes zum Thema Gesellschaftspolitik

An die VS und NMS Liefering

Band der NMS Liefering

Liebe Schülerinnen und Schüler,
nochmals Danke für eure Einladung zu eurer Feier am Mittwoch. Ihr seid jetzt offiziell Menschenrechtsschulen. Das finde ich sehr gut. Menschenrechte sind sehr wichtig. Aber leider passiert es immer wieder, dass Menschen unterdrückt, missachtet und sogar getötet werden.

Was könnt ihr, was können wir alle tun, damit die Menschenrechte respektiert werden? Das Wichtigste ist die Menschenrechte zu kennen. Ich war sehr beeindruckt am Mittwoch, wie viel ihr wisst. Ihr habt euch wirklich sehr genau mit diesem Thema beschäftigt. Ihr habt das nicht einfach auswendig gelernt, sondern in vielen Workshops die Menschenrechte praktisch umgesetzt. Das Handbuch mit den vielen Ideen, wie ihr selbst die Menschenrechte gut anwenden könnt.

Oder die Interviews, die ihr auf der Straße gemacht habt. Ihr habt erzählt, dass viele Menschen euch nicht einmal gegrüßt oder eine Antwort gegeben haben. Und trotzdem seid ihr höflich und respektvoll geblieben. Damit seid ihr Vorbilder! Respekt ist ganz wichtig für die Menschenrechte. Der Respekt vor dem anderen Menschen, auch wenn er eine andere Kultur, Religion oder Sprache hat.


Und die vielen Logo-Entwürfe für eure Menschenrechtsschule waren super. Ein Logo zu zeichnen heißt nicht einfach etwas hinzukritzeln. Eure Logos zeigen, dass ihr euch auskennt mit den Menschenrechten. Und dass ihr motiviert seid die Menschenrechte umzusetzen, direkt hier in Salzburg, in Liefering, in eurer Schule, bei den Freunden und in der Familie.

Ihr jungen Menschen macht uns Mut, ihr gebt uns Hoffung.
Danke und bleibt so engagiert!

Eure Anja Hagenauer

PS: Ihr wolltet ja dem neuen Bundespräsidenten die Menschenrechtsschule vorstellen. Habt ihr die Einladung schon geschickt?

von Gabriele Rothuber

Was hat das Familienessen mit Missbrauchsprävention zu tun?

Bausteine in der Prävention / dem Schutz vor sexuellem Kindesmissbrauch

Folgende Szene kennen viele Eltern: man hat ein Abendessen gekocht – und das Kind möchte nicht essen. Irgendwie ist das zu rot oder zu wabbelig oder schaut einfach komisch aus.  „Was auf den Teller kommt, wird zusammengegessen“ hören zum Glück Kinder heute kaum mehr. In vielen Familien und leider auch manchen professionellen Nachmittagsbetreuungen werden Kinder jedoch dazu gezwungen, die Speise zumindest zu kosten.

Zwang bedeutet in dieser Hinsicht etwa, das Kind ansonsten nicht vom Tisch aufstehen zu lassen oder es hungrig ins Bett zu schicken oder ihm die Hausordnung abschreiben zu lassen – das Kind also dafür zu bestrafen, dass es nicht kosten möchte. Ich habe sogar von Kindergärten gehört, in denen Kindern der Löffel in den Mund geschoben wird, wenn sie nicht kosten möchten.

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Was darf wann in meinen Körper?

Die Argumente „für“ ein derartiges Verhalten Erwachsener reichen von „ohne zu kosten kann es gar nicht wissen, ob es schmeckt“ über „die Eltern zahlen für das Essen“ bis „mein Kind ist in der Nudel-mit-ohne-Sauce-Phase: wir brauchen künstliche Zusätze, damit es den Winter übersteht!“.

Die Argumente dagegen haben viel mit Selbstbestimmung über den eigenen Körper zu tun:

Wenn ich es gewöhnt bin, in meinem eigenen Tempo selbstbestimmt darüber zu entscheiden, was ich wann IN MEINEN KÖRPER lasse, werden meine Grenzen respektiert.  Und ich werde dies in vielen anderen Situationen automatisch einfordern.

Geschmäcker ändern sich, die Neugierde wächst und irgendwann ist das Kind bereit, Neues zu kosten. Und ehrlich: was kann man bei dem Machtspiel gewinnen, wenn das Kind aus Angst den Broccoli hinunterwürgt?

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Kinder dürfen mitreden

Für die Prävention ist es gut, wenn Kinder so bald als möglich so viel Mitspracherecht als möglich erhalten, wenn es um ihren Körper geht: das betrifft nicht nur das Thema Essen, auch Kleidung oder Frisur gehören hier etwa dazu. Selbst entscheiden zu dürfen, was ich anziehe oder mal eine Frisur auszuprobieren, die den Eltern vielleicht nicht so gut gefällt, bringt Kindern Autonomie.

Selbstverständlich bedeutet dies jedoch nicht, kleinen Tyrannen die Türen zu öffnen: wenn ein Menü gezaubert wird und das Kind lieber doch nur das Dessert oder Schokolade hätte: Ein Butterbrot kann immer eine Alternative sein. Es wird auch an uns liegen, zu erklären, weshalb es nicht sinnvoll ist, im Winter mit Flip-Flops in die Schule zu gehen.

Gabriele Rothuber arbeitet bei: Verein Selbstbewusst , Courage , Hosi

Es ist mir schon eine liebe Tradition geworden mit dem Nikolaus unterwegs zu sein. In den letzten Jahren war es mir immer wichtig Menschen aus anderen Kulturen unsere schöne Nikolaustradition näher zu bringen. Dieses Jahr war es ein bisschen mehr.

Natürlich haben wir, der Nikolaus von Sei so frei und ich, einen Deutschkurs besucht. Dieses Mal einen Kurs der Stadt Salzburg für Mindestsicherungsnehmer. Neben Schokolade hatten wir auch den Text von „Lasst uns froh und munter sein“ dabei. Was soll ich sagen? Die Überraschung war perfekt als wir den Kursraum betraten. Staunende Augen und ein breites Lächeln. Und bevor es Schokolade gab, haben wir gemeinsam gesungen. Ich zitiere den Kursleiter:  Der Besuch war ein Wahnsinn – man sieht ja, wie sich die Leute gefreut haben!

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Lasst uns froh und munter sein. Im Deutschkurs.

Augenblicke des Erinnerns

Aber nicht nur Flüchtlinge freuen sich über den Nikolaus. Wir waren in einigen Büros zu Besuch, haben auf der Straße verteilt und im Europark auch ein Ständchen gesungen. Und wisst ihr was so schön war? Das Leuchten in den Augen. Nicht nur bei den Kindern. Ehrlicherweise muss ich ja sagen, dass einige kleine Kinder einen Riesenrespekt vor dem Nikolaus hatten.

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Auf Augenhöhe mit den Kleinen.

Aber ab dem Kindergartenalter gab es nur fröhliche Augen und lachende Gesichter. Und niemand wirklich niemand ist zu alt für den Nikolaus. Besonders berührend war ein alter Mann, der die Umgebung nicht mehr richtig wahrgenommen hat, wahrscheinlich hatte er Demenz. Er saß mit seiner Familie am Kaffeehaustisch, die Tochter kam zum Nikolaus und bat ihn, ein Foto mit dem alten Mann machen zu dürfen. Und als der Nikolaus sich zu ihm setzte ging ein Lächeln über das Gesicht des Alten und die Augen blitzten, das war ein Augenblick des Erinnerns. Wunderschön!

Alle Erwachsenen sind brav

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Der Nikolaus lässt Erwachsene strahlen.

Aber auch viele andere Erwachsene waren sofort wieder Kind, beteuerten wie brav sie denn das ganze Jahr gewesen wären und schauten erwartungsvoll, wenn der Nikolaus in seinen Leinensack griff, um die Schokolade rauszuholen. Meine Empfehlung: Ein Mal im  Jahr sollte man mit dem Nikolaus unterwegs sein, nicht nur als Politikerin, sondern einfach um zu erleben, wie schnell es geht ein bisschen Freude in die Welt zu bringen, Menschen zu berühren und ihnen einen seligen Augenblick zu schenken.

Die Wahl für den Bundespräsidenten ist geschlagen. Alexander van der Bellen und Österreich haben gewonnen.

Gewonnen hat das offene, liberale Österreich, das in die Zukunft schaut.

Gewonnen hat das Österreich, das keine Angst hat, sondern mutig alle Herausforderungen angeht.

Gewonnen hat das Österreich, das das Miteinander aller Menschen fördert.

Gewonnen hat das Österreich, das sich nicht auf sich alleine verlässt, sondern in einem europäischen Bund die humanistischen Werte weiterentwickeln will.

Gewonnen hat das Österreich, das die Freiheit der Gesellschaft, die Solidarität und den Respekt vor dem anderen hochhält.

Österreich macht mich stolz. Alexander van der Bellen wird ein würdiger Bundespräsident.

Bildnachweis: Website Van der Bellen 

Die erste Frage stellen sich oft junge Flüchtlinge, wenn sie Mädchen und Frauen Radfahren sehen. Die zweite Frage stellen sich viele Menschen, die wenig mit jungen Flüchtlingen zu tun haben. Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, wie denn die jungen Syrer, Afghanen, Iraker oder Somalier sind. Besonders von Interesse ist, wie diese jungen Männer eigentlich über Mädchen und Frauen denken.

Das wissen wir ein bisschen besser, seit der Verein Selbstbewusst für die Stadt Salzburg das Projekt „Vom Du zum Wir“ durchführt. Da geht es um Wertevorstellungen in  unserer Kultur, Gesetze, aber auch über Aufklärung, Verliebtsein, Heiraten, Homosexualität und Jungfräulichkeit.

Gerade hat die dritte Workshopreihe mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen begonnen. Und alle sind voll motiviert, die jungen Flüchtlinge und die TrainerInnen. Wir reden so viel über die Menschen. Und wir haben Erwartungen: was sie sein sollen, wie sie handeln sollen, was sie denken sollen. Dazu müssen wir sie besser kennen und wissen, was sie jetzt denken und fühlen. Und in einem zweiten Schritt können wir unsere Erwartungen, Werte und Moralvorstellungen sagen. Und das funktioniert mit unserem Projekt gut. Da sind die jungen Männer, die in ihrer Heimat etwa gelernt haben, dass der erste Sex, der schönste ist und es dann einfach bergab geht. Darum sind die Hochzeitsnacht und die Jungfräulichkeit so wichtig. Mit Staunen und Erleichterung erfahren sie, dass das anders ist. Dass nicht jede Frau Jungfrau ist, weil sie dieses Jungfernhäutchen einfach nicht hat. Und, dass es auch nach der ersten Nacht nicht schlechter sondern durchaus besser wird. Da stellen die Jungs ganz ehrlich die Frage an die Trainerin, wie das mit dem Radfahren geht, ob das nicht weh tut? Denn in ihrer Heimat fährt kein Mädchen mit dem Fahrrad, da könnte ja was passieren, etwa mit der Jungfräulichkeit. Und natürlich  geht es auch um ganz normale biologische Vorgänge im Körper.

Und was wünschen sich die Jungs von ihrer Zukünftigen?

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Wünsche an die Zukünftige

Die jungen Flüchtlinge sind wissbegierig und auch dankbar, dass sie ehrlich und offen Fragen stellen können. Die TrainerInnen von Selbstbewusst gehen sehr sensibel mit den Themen um, stellen aber auch immer wieder klar, welche Werte und Gesetze hier in Österreich herrschen. Das ist Prävention, Aufklärung und Wertevermittlung im besten Sinne. Und dann stellen die Trainer immer die Frage, was die Jungs sich in einer zukünftigen Partnerschaft oder Ehe von ihrer Freundin oder Frau wünschen. Und das deckt sich mit den Wünschen vieler Burschen und Männer aus allen Kulturkreisen und Herkunftsländern: Liebe, Respekt und Ehrlichkeit.

Titelfoto: Facebook Stadt Salzburg 

Gewalt gegen Frauen und Kinder. Gibt es. Auch wenn es in unserem Alltag meist nicht zu sehen ist. Das war früher noch anders. Da war die Gewalt auch Teil des Alltags.

Ich erinnere mich noch gut, dass bei uns im Dorf einige Frauen Schläge und mehr aushalten mussten. Alle haben davon gewusst, auch wir Kinder. Das ist halt so, war der allgemeine Tenor. Was hätte die Frau auch machen können? Scheidung? Fast undenkbar, denn dann hätte sie nicht mehr dazugehört zur Gemeinschaft. Also durchhalten, es als normal und gottgegeben sehen.
Die Zeiten sind vorbei. Die Zeiten, in denen Gewalt gegen Frauen und Kinder einfach toleriert wurde. Gewalt ist heute alltäglich und sichtbar im Fernsehen, im Internet. Aber nicht mehr im alltäglichen Zusammenleben. Aber Gewalt gibt es weiterhin, wegschauen gilt nicht. Darum braucht es öffentliche Aufmerksamkeit.

Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen.

Noch immer ist nicht der dunkle Park der gefährlichste Ort für Frauen und Kinder. Es sind Familie und Bekanntenkreis in denen die Gewalt meist passiert. In all den Jahren, die ich in der Sozialarbeit tätig war, ist mir die Gewalt in vielfältiger Form untergekommen. Vom blauen Auge über Würgespuren bis zu Schnittverletzungen. Und psychisch durch Drohungen, Erpressungen und Kleinmachen. Einsperren, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung. Aber eines ist heute besser als vor 40 Jahren in meiner Kindheit. Jede Frau und jedes Kind kann Hilfe bekommen. Es gibt viele Organisationen, die den Weg raus aus der Gewalt unterstützen. Und die Gesetze dulden keine Gesunde Watschen und Vergewaltigung in der Ehe mehr. Viel hat sich geändert. Weil wir darüber reden, es öffentlich machen, Hinschauen und Handeln. Diesen Weg müssen wir weitergehen.

Bildnachweis: Land Salzburg