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Frühstück im Hidiv Kasri

Nichts langweiliger als in einem fremden Land zu sein und sich dann von weltbekanntem Fastfood zu ernähren. Auch die Liebe zu einem Land oder einer Stadt geht durch den Magen. Und Istanbuls kulinarischen Genüssen erliegen fast alle. Auch ich.

Gerade für jene, die erstmals in Istanbul sind, ist es wichtig, sich außerhalb der touristischen Zonen zu bewegen. Nur so lernt man die Vielfalt der Küche kennen. Ich beginne gleich mit dem, was ich einmal und dann nie wieder gegessen habe. Es gibt in Istanbul unzählige Lokantas, die bis in den frühen Morgen geöffnet haben und mit einer Spezialität locken, die besonders Nachtschwärmer nach zu viel Alkoholkonsum anspricht: Iskembe Corbasi. Schlicht eine Kuttelflecksuppe, nun gut ich will nicht so sein, wer es mag, soll es essen.

Aber jetzt die richtigen Tipps. Beginnen wir mit dem Frühstück:

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Perde Pilav bei Niyazi Bey

Wer es einfach aber gut türkisch liebt, der isst in der Früh in einem einfachen Lokal, das es an jeder zweiten Straßenecke gibt: SU BÖREK und PORCA (Sade oder Peynirli, was heißt ohne oder mit Schafskäse). Hier sei gleich darauf hingewiesen, dass Nescafe immer noch die Nase vor dem Espresso, dem Verlängerten oder einem Cappucino hat. Die gibt’s eigentlich nur  in den Kaffeehausketten.

Für den Samstag und Sonntag empfiehlt sich ein wunderbares Köşk auf der asiatischen Seite in Vaniköy (ist etwas weit, aber zahlt sich aus) mit Namen: Hıdıv Kasrı. Das liegt inmitten eines Rosengartens und es gibt einen wundervollen Brunch mit allem Drum und Dran um cirka 15-20 Euro pro Person. Nach dem Brunch spaziert man einfach zum Hafen Kanlica mit dem besten Joghurt der Türkei und fährt dann mit der Fähre nach Besiktas. Aber auch zwischen Üsküdar und Kuzguncuk lässt sich gut brunchen im Pasalimani direkt am Bosporus. Das Hidiv Kasri und das Pasalimani werden von Beltur betrieben, direkt von der Stadt selbst, daher gibt es dort auch keinen Alkohol.

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Künefe

Zu Mittag als kleiner Snack ein Döner, am besten das Original mit Rind- oder Schaffleisch und nicht das Hühnchen (Tavuk). Auch ein gepflegtes Dürüm (gewickeltes Döner) ist zu empfehlen. Auch gut sind Lahmacun, das sind dünne türkische Pizzas, belegt mit Faschiertem. Auf das Lahmacun gibt man Petersilie, Zwiebel und Zitronensaft, wickelt es und genießt.

Wichtig ist die vor einigen Jahren eröffnete Franzis Sokak, die zwecks Streit mit Frankreich jetzt Cezayir Sokak (Algerische Straße) heißt und vom Taksimplatz kommend von der Istiklal Caddesi links nach dem Galatasary Lisesi abgehend, nach ca. 300 Metern scharfe Linkskurve und dann gleich rechts ist – Das ist megacool dort – mehr wird nicht verraten!

Am Abend ist ein langes Abendessen angesagt

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Ezme – Achtung scharf!

Die Türken bevorzugen es ungefähr zwei bis drei Stunden zu essen. Man beginnt mit verschiedensten Vorspeisen, Meze genannt, die auf einem Tablett präsentiert werden. Da finden sich gefüllte Auberginen, Paprika, Tomaten, Zwiebel oder Weinblätter. Was unbedingt dazu gehört ist Ezme, ein scharfer Aufstrich aus Tomaten, Paprika, Knoblauch und Gewürzen. Natürlich gibt es verschiedenste Bohnengerichte und Vorspeise-Variationen von Fisch und Meeresfrüchten. Wer rohes Fleisch mag, muss Cig-Köfte probieren. Das Fleisch wird mit Bulgur und verschiedenen Gewürzen sehr lange geknetet und dann in Form gebracht. Man isst Cig-Köfte, beträufelt mit Zitronensaft und in ein Salatblatt gewickelt. Nach einer kurzen Pause genießt man als Hauptgang dann am besten ein Fleisch- oder Fischgericht und schließt mit Obst und türkischem Kaffee (sade, orta şekerli oder şekerli, also ohne Zucker, mittel oder viel Zucker). Zum Essen unbedingt Rakı trinken. Der türkische Wein ist aber auch gut.

Einige Restaurants, die echt toll sind:

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Cig Köfte

Das DEMGAH, das jetzt anders heißt und ich immer vergesse wie: dieses Restaurant befindet sich im hinteren Teil der Ciçek Pasaj (in der Mitte der Istiklal Caddesi). Das heißt man muss durch den Fischmarkt, dann geht rechts eine Straße weg, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Super Vorspeisen, das beste ist der Oktupussalat!

Natürlich finden sich rund um die Istiklal Caddesi noch unzählige andere Restaurants, Lokantas und Schnellimbisse.

In Asien:

Das ISMET BABA: hier fährt man mit der Fähre nach Üsküdar, setzt sich in ein Taxi und sagt: Ismet Baba in Kuzguncuk. Es ist der Geheimtipp an Fischrestaurants in Istanbul!

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Auberginen Salat

Und nicht zu vergessen das Niyazi Bey  mit dem coolen Vorhangreis (Perde Pilav) und einer Nachspeise namens Künefe, die wirklich dort am himmlischsten schmeckt, warmer Käse, gesüßt und mit einem speziellen Schlagobers verfeinert! Zu finden in Üsküdar von der Anlegestelle sind es zu Fuß vielleicht 10 Minuten. Die Leute dort wissen Bescheid.

Wer ein Fleischtiger ist sollte in eines der vielen Kepabrestaurants gehen- ich bevorzuge das Nakkas-Kepab auf der asiatischen Seite am Nakkastepe direkt über Kuzguncuk.

Wer ein Schnellrestaurant testen möchte, das höchste Qualität bietet ist am besten im Kanaat Lokantasi aufgehoben. Einfach nach Üsküdar-Hafen und dann hinter der großen Moschee neben dem Yeni Saray Otel. Das Kanaat wurde vor einigen Jahren unter die besten 10 Schnellrestaurants der Welt gewählt- zu Recht!

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Fleischplatte mit Zwiebelsalat

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Frisch aus dem Meer

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer jetzt noch in der Nacht Hunger bekommt, sollte wagemutig sein und Kokoreç essen, das sind gegrillte Lammdärme. Quasi nur gegrillte Wursthaut ohne Fülle – köstlich! Aber nur die am Fischmarkt in Beyoglu, direkt bei der Cicek-Pasaj, die sind weltmeisterlich!

Wer Baklava und anderes Süßes testen möchte ist am besten beim Güllüoglu in Karaköy aufgehoben, dort gibt es sogar Schoko-Baklava. Einfach bei der Galatabrücke rechts am Ufer entlang gehen, an den vielen Lokalen vorbei und dann am Ende links rauf- dann sieht man das Geschäft schon.

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Waffelglück in Ortaköy

ORTAKÖY: Am Sonntag zu empfehlen, da gibt’s einen Markt und hier trifft sich die Jugend Istanbuls zum Flanieren, Tee trinken und spielen. Ortaköy ist kurz vor der ersten Bosporusbrücke auf der europäischen Seite. Kleiner Essenstipp: hier gibt’s die besten gefüllten Waffeln, einfach göttlich, man wählt zwischen zig Zutaten aus und wird vor Glück mit der Waffel eins! Wer es nicht so süß mag, der isst Kumpir, das sind Ofenkartoffel, die man sich auch mit verschiedensten Zutaten füllen lassen kann. Mit Kumpir oder Waffel (oder beidem) setzt man sich an den Bosporus und genießt. Von hier kann man auch einen Spaziergang durch den Yıldız Park machen und mittendrin wieder ein schönes Köşk zum Tee trinken, einfach von Ortaköy in Richtung Besiktas gehen und dann vorm Cigaran Kempinski rechts rauf.

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Was bringt die Zukunft?

Übrigens Tee trinken kann man immer. Oder auch türkischen Kaffee. Der eignet sich auch wunderbar zum in die Zukunft schauen. Dazu trinkt man den Kaffee, bis nur mehr der Satz in der Tasse ist. Man legt den Unterteller darauf, dreht das Ganze dreimal im Uhrzeigersinn und stellt es dann auf den Kopf. Dann wartet man bis die Tasse erkaltet ist, nimmt sie und sieht sich mit Kennerblick den Kaffeesatz an. Der Kaffeesatz, der auf dem Unterteller gelandet ist, dient der Prognose für Geld und Wohnen. In der Tasse ist die Zukunft für Liebe, Familie, Freunde und Sonstiges zu finden.

Man entdeckt im Satz immer Interessantes, das durchaus Potenzial für weise Voraussagen hat. Zum Beispiel, wann man das nächste Mal nach Istanbul kommt!

Hier Teil 1 – Was muss man unbedingt sehen in Istanbul?

Hier Teil 2 – Einkaufen in Istanbul

bi3Ich muss gestehen, dass ich oftmals Videos nicht aus dem Kopf bekomme. Die letzten Tage war das Video, in dem die Pariser Terroristen den Polizisten auf der Straße erschossen, ständig zu sehen. In allen Kanälen, auf jedem Nachrichtenportal. Bilder, die mich tief betroffen gemacht haben. Und mit denen ich schwer umgegangen bin. Bilder die Angst machen. Mitleidlose Bilder, brutale Wirklichkeit.

Und dann bekam ich heute früh einen Link geschickt zu einem anderen Video . Es zeigt Menschen am Straßenrand, die offensichtlich auf jemanden warten. Es nähert sich eine Limousine. Dahinter ein kleines Auto. Sie bleiben stehen. Die Tür öffnet sich und der Papst steigt aus. Die Menschen kommen näher, schieben ihm eine Trage hin. Darauf ein schwer behinderter Mann. Der Papst berührt und küsst ihn. Er spricht mit den anderen, berührt auch sie, segnet sie. Es ist eine Atmosphäre der Liebe zu spüren. Bilder voller Zärtlichkeit, Hoffnung und Zuwendung.

Das zweite Video hat nicht das erste aus meinem Kopf gelöscht. Aber das zweite Video ist stärker, denn es hat mir die Angst genommen. Hoffnungsfrohe Wirklichkeit.

Denn Liebe ist stärker als der Hass.

Udo Jürgens Als kleiner Junge half ich natürlich zu Jerry. Die Kleineren zu unterstützen, war immer mein Anliegen. Schließlich hatte doch Tom immer das Nachsehen. Gut so. Aber es war Udo, der die Serie aus den 40iger Jahren im deutschen Sprachraum zum Aufblühen brachte. Vielen Dank für die Blumen.

Jedes Lied wurde mit Sahne serviert. Denn das Leben ist ja nicht nur eine Schokoladentorte, sondern auch die süßen Schnitten können genossen werden. Auch wenn er noch niemals in New York gewesen ist, so hat er doch 1001 mal bei sentimentalen Akkorden griechischen Wein genossen.

Sein Bruder, der wunderbar malen kann, den hat er bewundert. Weil er Zeitloses schaffen kann. Das wollte Udo, Geschichte schreiben, aber nicht durch Kriegszüge. Sondern durch alltägliche und hochpolitische Geschichten, die jede/r versteht. Denn diese Welt braucht Lieder: Lieder vom gläsernen Menschen, vom ehrenwerten Haus, vom Drachen-Bauen, vom Schwimmen gegen den Strom, von unserer Angst und vom größten Wunsch.

Gib uns Deine Angst, wir geben Dir unsere Hoffnung dafür. Heute begann der Rest Deines Lebens. Ein Augenblick, ein Stundenschlag, 1000 Jahre sind ein Tag. So lange klingt Dein Lebenswerk nach.

Danke Udo, merci Chéri!!!

 

Jeder Mensch hört gerne ein Kompliment. Nicht-Komplimente kommen weniger gut an, gibt es aber auch immer wieder. Das gehört zu zwischenmenschlichen Beziehungen.

Das Politikerinnenleben bringt es mit sich, dass man des öfteren einige Termine knapp hintereinander hat. Und auf dem Weg zum nächsten Termin bereite ich mich innerlich vor auf den nächsten. Und manchmal vergesse ich in den Spiegel zu schauen. Noch mal Lippenstift auflegen oder die Haare richten. Was mir heute zwischen zwei Terminen wieder mal passiert ist.

Ich hetze heute also die Stufen zum nächsten Termin hinauf. Vor der Tür begegnet mir ein lieber alter Arbeitskollege. Wir sagen hallo und dann kommt von ihm ein Nicht-Kompliment: „Anja, was schaust du denn so derangiert aus?“. Zum „guten Ton“ würde es jetzt gehören, wenn ich ein bisschen eingeschnappt reagiert hätte. Aber was soll ich sagen, ich habe über das ganze Gesicht gestrahlt, weil ich in diesem Moment einfach happy war. Was für ein schönes altes Wort: derangiert! Ich habe es schon lange nicht mehr gehört. Er hat nicht gesagt: durcheinander, zerzaust, strubbelig. Nein, es war dieses wunderbare Wort DERANGIERT! Ich habe mich so richtig über das Nicht-Kompliment gefreut – danke Josef für diesen schönen Moment :)

Manchmal fällt einem ein Buch in die Hände, das einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

oma1„Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation“ von Susanne Bode ist so ein Buch. Ich habe mir ehrlich gesagt noch nie darüber Gedanken gemacht, ob der Zweite Weltkrieg mein Leben maßgeblich beeinflusst hat. Natürlich habe ich viele Geschichten über den Krieg gehört. Meine beiden Großeltern haben immer wieder davon erzählt. Ohne den Krieg hätten sich Oma und Opa väterlicherseits wahrscheinlich nicht kennengelernt. Wobei eine Geschichte von meiner Oma immer wieder kam. Als sie aus Metz flüchten musste, blieben die Möbel zurück. Das hat sie oft beklagt. Ich habe mich als Kind immer wieder gefragt, was so schlimm sein sollte, wenn man die Möbel zurücklässt, man kann sich ja neue anschaffen. Ich hatte diese Geschichte vergessen, bis ich Bodes Buch gelesen habe. Jetzt ist mir klar, dass es nicht um die Möbel ging, sondern um den Verlust der Heimat. Dass Oma ihr Trauma nicht anders benennen konnte. Als Kind konnte ich das noch nicht verstehen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich in den letzten 20 Jahren so viel mit Menschen gearbeitet habe, die auch fliehen mussten. Ich habe ganz viele Geschichten erfahren von den Flüchtlingen. Und jede einzelne hat mich interessiert. Ich habe viel zugehört. Fluchtgeschichten aus Bosnien, aus Vietnam, aus Somalia und vielen anderen Ländern. Vielleicht habe ich unbewusst versucht dadurch auch meine Oma zu verstehen. Wer weiß?

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Kommunalfriedhof Salzburg

Halloween ist mir wurscht. Aber Allerheiligen nicht. Denn das erinnert an die lieben Menschen, die schon tot sind. Ja, man könnte jetzt meinen, an liebe Menschen kann man sich das ganze Jahr erinnern. Das stimmt. Aber es ist schön, wenn eine Gesellschaft bewusst einen Feiertag hat, der die Toten in den Mittelpunkt stellt. An dem man auf den Friedhof geht und ein bisschen Zeit jenen Menschen schenkt, die nicht mehr unter uns sind. Bei uns in Österreich ist das ein ruhiger Tag, am Friedhof sind alle sehr rücksichtsvoll, niemand spricht laut. Die Gräber sind dezent mit Erika, Chrysanthemen und Kerzen geschmückt. Eine schöne Stimmung.

Was ich immer noch nicht verstanden habe ist Halloween. Muss ich aber auch nicht. Ich gönne den Kindern ihren Spaß und die Süßigkeiten. Als Kinder haben wir auch was Süßes bekommen, allerdings erst an Allerheiligen. Nach dem Kirchgang und dem Besuch am Friedhof, kam immer die Taufpatin und brachte eine Torte. Das war etwas ganz Besonderes. Denn die Torte, war nicht selbst gemacht, sondern vom Konditor. In den 1970er Jahren gab es noch nicht so viele Konditoreien und man leistete sich nur zu speziellen Anlässen eine Torte. Und oft brachte die Taufpatin eine Torte mit ganz viel Buttercreme. Und wir Kinder durften zur Feier des Tages zwei Stück essen.

Wenn ich morgen am Friedhof stehe, werde ich auch an meine Taufpatin denken und den besonderen Nachmittag, den sie mir als Kind immer geschenkt hat- mit Buttercreme ;)