Seit fast zwei Jahren bin ich Nichtraucherin. In Österreich. Warum erzähl ich das? Vor zwei Wochen habe ich mich auf einen Tratsch mit einem befreundeten Arzt getroffen. Bekas arbeitet in einer Einrichtung, die sich besonders um Menschen mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen kümmert. Darunter sind auch viele Raucher und er versucht ihnen einen Weg aus der Sucht zu zeigen. Und er hat mich gefragt:“Rauchst du immer noch nicht? Oder hast eh wieder angefangen?“ Und ich habe voller Stolz erzählt, dass ich meinen besonderen Weg noch immer gehe und das erfolgreich. Da meinte er: „Weißt du, dass deine Methode auch anderen helfen kann. Sprich darüber!“ Ich habe lange hin- und her überlegt, ob ich dazu schreiben will. Ja, ich will von meinem Weg aus der Nikotinsucht erzählen, vielleicht hilft es ja wirklich dem einen oder der anderen.

Meine Methode

Seit Studienzeiten habe ich viel geraucht. Im Durchschnitt sicher eine Packung am Tag, manchmal auch mehr. Und ich hatte eigentlich nie das Bedürfnis aufzuhören. Obwohl ich wusste, wie schlecht das Rauchen für die Gesundheit ist. Aber der Genuss war mir einfach wichtiger.

Vor nicht ganz zwei Jahren hatte ich meine übliche Wintererkältung, Husten, Schnupfen, Heiserkeit. In diesen zwei bis drei Tagen der jährlichen Erkältung habe ich nie geraucht. Auch damals nicht. Dann war die Erkältung vorbei und meinem Wiedereinstieg ins Raucherleben stand nichts mehr im Wege. Aber irgendwie habe ich mir gedacht, eigentlich freut es mich jetzt nicht. Die letzten Tage ging es gut ohne Zigaretten und ich mag jetzt nicht rauchen. Dann  habe ich mir eine Gewissensfrage gestellt und folgenden Dialog mit mir selbst geführt:

ni4„Willst du jetzt mit dem Rauchen aufhören? Für immer?“

„Ich will jetzt nicht rauchen. Aber für immer? Nie wieder eine Zigarette rauchen?“

„Ja, nie wieder eine Zigarette, wenn du einen Tee am Bosporus trinkst. Ja, nie wieder eine Zigarette, wenn du völlig begeistert aus einem Popkonzert in der Münchner Olympiahalle kommst. Nie wieder.“

„Nein, das will ich nicht. Ich will nicht zu rauchen aufhören. Aber ich rauche erst wieder, wenn ich nach Istanbul fliege, in 8 Wochen.“

So war es dann. Ich habe 8 Wochen nicht geraucht. Ich bin nach Istanbul geflogen. Ich habe mich an den Bosporus gesetzt, habe einen Tee bestellt und mir eine Zigarette angezündet. Köstlich, entspannend, schön. So habe ich es die vier Tage in Istanbul gehalten. Und in mir ist der Entschluss gereift, Nichtraucherin und gleichzeitig Raucherin zu sein. In Österreich will ich keine Zigarette rauchen. Aber im Ausland. Ha! Da denken jetzt sicher einige. Nichts leichter als das! Wenn man in Salzburg wohnt, fährt man halt öfters nach Freilassing. Nein, das mache ich nicht. Ins Ausland fahren heißt mindestens einen Tag dort sein. Und so halte ich es seit fast zwei Jahren. Ohne Probleme. Ich rauche im Ausland, sobald ich österreichischen Boden betrete, mag ich keine Zigaretten mehr.

Bin ich jetzt gesünder?

Meine letzte Zigarette habe ich Im August in Deutschland geraucht. Meine nächste Zigarette rauche ich am Montag, wenn ich im Libanon bin. So einfach ist das und so gut. Ich genieße es in Österreich nicht mehr daran denken zu müssen:

Habe ich eh genug Zigaretten dabei? Kann man in diesem Restaurant rauchen? Wo ist mein Feuerzeug?

Das ist mir alles völlig egal. Und im Ausland zelebriere ich es. Und ich fühle mich sehr gut dabei. Im Jahr rauche ich alles zusammen vielleicht drei bis vier Wochen. Den Rest der Zeit bin ich rauchfrei, habe auch während stressiger Situationen kein Bedürfnis nach Zigaretten. Ich esse auch nicht mehr Schokolade. Aber ich schnaufe die Stiegen nicht mehr hoch wie eine 70jährige Frau, meine Haut ist schöner geworden. Und insgesamt fühle ich mich stärker, gesünder, wohler.

Und diesen Weg werde ich weiter gehen. Wenn der eine oder die andere auch diesen Weg einschlagen will, um von dieser täglichen Nikotinsucht wegzukommen, dann freut mich das von Herzen. Und mein lieber Freund Bekas hat mich zu Recht motiviert meinen Umgang mit der Zigarettensucht zu erzählen.

Um 2:45 Uhr hat der Wecker geklingelt. Schnell einen Misteltee gekocht, der ist gut gegen hohen Blutdruck, sollte es aufregend werden und ab aufs Sofa.

2:55 Uhr: Gleich geht die zweite Debatte los. Clinton gegen Trump. Es ist die Townhall-Debatte, nicht nur Journalisten fragen, auch die Bürger stellen Fragen. Und das vor dem Hintergrund des großen Sex-Skandals von Donald Trump, der seit Freitag fast die ganze Berichterstattung bestimmt.

3:00 Uhr: Ohne Handshake geht es los. Clinton bekommt die erste Frage gestellt und sie legt gleich los mit Vielfalt und der Stärke, wenn man zusammenhält. Und sie will die Präsidentin aller Amerikaner sein. Trump wiederholt sein „Amerika muss wieder groß werden“ und switcht zwischen Obamacare und dem Iran.

3:10 Uhr: Trump muss sich den Fragen zu seinem Busgespräch stellen. Er beteuert die höchste Achtung vor Frauen zu haben und er will Amerika wieder sicher machen. Clinton zählt alle Menschen auf, die Trump schon beleidigt hat. Und wieder bekräftigt sie, dass das vielfältige Amerika die Zukunft ist.

3:16 Uhr: Trump greift an. Bill Clinton hat Frauen missbraucht, bei mir waren es nur Worte. Er wirft ihr vor, dass sie den Vergewaltiger eines zwölfjährigen Mädchens verteidigt hat. Hillary Clinton kontert, dass Trump sich nie entschuldigt für seine Entgleisungen. Und Trump will als Präsident einen Sonderstaatsanwalt nur für Clinton.

Zwischenfazit: Eigentlich eine peinliche Vorstellung, besonders von Trump. Wer sagt was über wen?

3.24 Uhr: Noch immer geht es um Wahrheiten oder Lügen. Jetzt um die Emails von Hillary Clinton, die sie von ihrem privaten Account geschickt hat.

3:30 Uhr: Endlich eine Frage mit Substanz zu Obamacare von einem Bürger. Clinton verteidigt die Gesundheitsversicherung, will aber Nachbesserung. Trump empfindet es eine Katastrophe, will etwas Billigeres.

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3:37 Uhr: Muslime in Amerika. Eine Muslimin fragt, wie sie mit der Islamfeindlichkeit umgehen soll. Trump verweist auf die Anschläge, die von Islamisten begangen wurden. Clinton verweist auf die erfolgreichen Muslime und will alle einladen, Teil Amerikas zu sein. Und mit Muslimen gemeinsam will sie den IS besiegen.

Zwischenfazit Halbzeit: Mit Trump kann  man nicht diskutieren. Er antwortet nicht auf Fragen, sagt einfach irgendwas, was vielleicht zum Thema passen könnte. Clinton müht sich ab, aber es ist schwer mit einem Menschen zu diskutieren, der sich nie an irgendeine Aussage erinnern kann.

3:48 Uhr: Bürgerfrage, ob Politiker eine öffentliche und private Meinung haben dürfen. Und Clinton bringt jetzt die Russen ins Spiel, die sich in den US-Wahlkampf einmischen. Trump meint Russland sei immer der Sündenbock. Trumps Steuererklärung ist immer noch nicht klar.

3:53 Uhr: Bürgerfrage, wie Trump es bewerkstelligen will, dass auch Reiche ihre Steuern zahlen. Trump meint, dass Hillary Clinton da als Senatorin was tun hätte können. Er will in Zukunft Steuern senken, besonders für den Mittelstand. Clinton will die Steuer-Schlupflöcher schießen, um in die Zukunft der Bürger zu investieren.

4:01 Uhr: Clinton zählt ihre politischen Erfolge auf, von der Kinderkrankenversicherung bis zu Atomverträgen, was Trump mit: Sie war eine Katastrophensenatorin kommentiert.

4:03 Uhr: Bürgerinnenfrage zu Syrien. Clinton bringt auch hier die Russen ins Spiel. Trump bedauert, dass Amerika bei Atomwaffen nicht auf dem neuesten Stand ist und Clinton hat als Außenministerin alles falsch gemacht. Trump würde in Mossul alle platt machen in 4 oder 5 Wochen, dann wäre der IS besiegt. Clinton will keine Bodentruppen schicken.

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4:14 Uhr: Bürgerfrage, ob die Kandidaten ein Präsident für alle sind. Trump will für alle da sein, Clinton ist Schuld, dass es weniger Arbeitsplätze gibt. Clinton redet nur, tut aber nichts. In den Städten ist die Armut.

4:20: Clinton betont, dass sie sich für ihre Ausrutscher entschuldigt. Trump sieht das gespaltene Amerika und sieht überall Hass, darum darf Clinton nicht gewählt werden. Denn auch sie hat Hass im Herzen.

4:30 Uhr: Die Umwelt ist Thema. Trump hat kein Problem mit Kohle. Clinton weiß, dass erneuerbare Energie notwendig sein wird.

4:35: Bürgerfrage: Was schätzen sie am anderen? Clinton lobt Trumps Kinder. Sie weist nochmals auf die Brisanz der Wahl hin, wie zukunftsweisend sie sein wird. Trump dankt für das Kompliment für seine Kinder. Er sieht sie als Kämpferin, das ist ein guter Charakterzug.

Die beiden gehen mit einem Händeschütteln auseinander – immerhin!

Fazit: Trump sieht alles nur als großes Spiel. Ein bisschen Pennälergespräche über Frauen im Bus, Steuern zahlen ist überbewertet und das amerikanische Atomprogramm ist veraltet. Clinton müht sich ab, seine Angriffe zu neutralisieren. Dabei bleibt sie meistens gelassen, lässt sich nicht unter Druck setzen. Trump mosert immer wieder, dass er viel weniger Zeit bekommt als Clinton. Die Performance von Clinton ist gut, sie kann Fragen auch inhaltlich beantworten, während Trump wild durch die Themen hüpft und sich sichtlich nicht intensiv mit einem Thema auseinandersetzt. Das ist eher Stammtischniveau. Aber für die Ausgangsposition, die meisten wichtigen Parteifreunde haben sich abgewandt, hat er sich trotzdem gut geschlagen Clinton brilliert nicht, man kann sie sich aber als Präsidentin vorstellen.

Hoffentlich heißt es im November nicht: Gute Nacht Amerika!

Wenn ich in ein Land fahre oder fliege, das ich nicht kenne, spreche ich vorab üblicherweise mit Menschen, die von dort kommen. Da hatte ich es in den letzten Jahren wirklich einfach. Als Deutschlehrerin durfte ich Schülerinnen aus fast 100 Nationen unterrichten. Von Albanien, über den Kongo, Südkorea bis Venezuela. Aber Libanon? Ich kenne niemanden aus dem Libanon.

Du fliegst zu Gaddafi?

Also muss ich mich ganz klassisch vorbereiten. Mit Büchern und dem Internet. Nächste Woche fliege ich mit der Caritas nach Beirut. Dort besuchen wir Caritas-Einrichtungen, die auch von Spendengeldern aus Österreich unterstützt werden. Eine Schule, Flüchtlingslager, ein Frauenhaus. Natürlich erzähle ich allen, die es wissen oder auch nicht wissen wollen davon. Und immer kommen die drei Bemerkungen:

  1. Von den älteren Semestern: Ja früher war der Libanon ein wunderbares offenes Land und Beirut das Paris der Levante. Aber mit dem Bürgerkrieg ist alles kaputt gemacht worden
  2. Von jenen, die sich für Flüchtlinge interessieren: Der Libanon hat doch mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen, obwohl die so ein kleines Land sind.
  3. Von einigen, die null Interesse haben: Was tust denn beim Gaddafi?

Periscope und Elendstourismus

Und ich? Was weiß ich? Auch nicht viel mehr. Bücher und Internet helfen da weiter. Jeden Tag schau ich auf Periscope, da sieht man Livevideos aus aller Welt, um ein bisschen einen Eindruck zu bekommen. Interessant war die Busfahrt mit einer italienischen Reisegruppe durch Beirut. Und die Videos einer Hochzeitsfeier, da ging die Post ab.

Aber wie soll ich mich auf ein Flüchtlingslager vorbereiten? „Was machst du denn auch so eine Elendstourismus-Reise?“ meinte jemand zu mir. Das hat mich lange beschäftigt. Ich fliege dorthin, bin fünf Tage unterwegs und mein Reisepass ermöglicht mir wieder nach Europa zurückzukommen. Ohne Schlepper, Boot, Kleinlastwagen. Seit 1993 habe ich mit Flüchtlingen zu tun. In meiner politischen Funktion bin ich seit 2014 zuständig für die Integrationsagenden in der Stadt Salzburg. Mehr als je zuvor sind Flüchtlinge in den Focus der Integrationsarbeit gerückt. Natürlich sieht jeder von uns tagtäglich die Bilder aus den Flüchtlingslagern, kennt die Reportagen der Auslandsmagazine im Fernsehen. Und wer mit Flüchtlingen arbeitet, kennt die unzähligen Erzählungen der Menschen. Aber ich will es selbst sehen, ich möchte selbst zu einem Urteil kommen. Ich will auf dieser Caritasreise in den Libanon lernen und erfahren. Damit ich in Salzburg in der Integrationsarbeit vielleicht etwas besser machen kann. Im Sinne aller, der Salzburger und der Flüchtlinge.

Mit diesen Gedanken und dem Wissen aus Büchern und Internet fliege ich und komme wahrscheinlich mit unerwarteten Eindrücken zurück. In zwei Wochen weiß ich mehr!

Im Juni war ich bei den Salzburg Ducks, einer tollen American Football Mannschaft. Und was eine gute Football Mannschaft ist, braucht natürlich auch Cheerleaderinnen. Im Juni habe ich sie nicht getroffen, aber heute! Die Mädchen haben mindestens so viel Power wie die Jungs. Ich war total begeistert von der Lebensfreude der Daisy Ducks. So heißt ihre Cheerleader-Truppe.

Cheerleading ist Sport

Wer jetzt glaubt, die Mädchen hüpfen halt ein bisschen am Spielfeldrand herum, schütteln die Pompons und sind sonst nur schön, der täuscht sich. Wenn Eva Gallus, die Trainerin,  und die Co-Trainerin Jaqueline Will über die Daisy Ducks erzählen, dann weiß man: das ist Sport!

„Wir trainieren drei Mal in der Woche. Am liebsten stunten wir. Das heißt wie machen Hebefiguren, wie zum Beispiel eine Pyramide.“, erzählt Jaqueline begeistert.

Daisy Ducks sind eine Familie

Und die Mädchen zeigen mir gleich, wie das geht. Wirklich beeindruckend und mir wird klar, dass Cheerleading eine besondere Mischung aus Akrobatik, Turnen und Tanzen ist. Und man ist nicht zu alt für diesen Sport: „Wenn eine Frau noch gut beweglich ist, kann sie auch mit 70 Jahren bei uns mitmachen. Wir brauchen eine bunte Mischung aus jung und alt, groß und klein, dick und dünn. Wie beim Team der Football-Spieler auch. Es gibt für jede einen guten Platz in unserem Sport. Um eine schöne Pyramide machen zu können brauchen wir kräftige Mädchen als Basis und die jüngsten und leichtesten machen die Spitze. Derzeit sind wir 20 Mädchen und Frauen, wir freuen uns über jeden Neuzugang. Sport UND Spaß zeichnet uns aus und irgendwie sind wir hier alle wie eine große Familie.“, sagt mir Eva mit strahlenden Augen.

Wer jetzt Lust auf Cheerleading bekommen hat, kann sich bei jedem Heimspiel der Salzburg Ducks die Daisy Ducks anschauen. „Und dann einfach beim  nächsten Training vorbeikommen, mitmachen und dabei bleiben!“ so Eva und Jaqueline.

„Es gibt so viel coole Storys, die man verfilmen könnte. Fällt denen nichts mehr ein? Es gibt so viel echte Helden auf dieser Welt, warum pikt [sic] man sich da niemanden heraus?“ So lautete einen Kommentar, den jemand unter meinen Filmbericht über Die glorreichen Sieben setzte.

Hier sind gleich zwei Beschwerden enthalten:
1. Es gibt keine neuen Storys.
Meine Antwort: Stimmt überhaupt nicht.
2. Niemand macht Filme über Menschen, die echt was geleistet haben.
Meine Antwort: Die gibt es doch. Aber das Marketing dafür ist nicht so stark.

Darum möchte ich diesmal ein paar neue Filme über Helden des echten Lebens vorstellen.

 Sully

Am 15. Jänner 2009 machte ein Mann weltweit Schlagzeilen: Der Pilot Chesley „Sully“ Sullenberger. Nach einem Vogelschlag waren beide Triebwerke seiner Maschine ausgefallen. Anstatt zu versuchen zum Flughafen umzukehren, beschloss er, auf dem Hudson River notzuwassern. Alle 155 Passagiere überlebten.

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Der Film Sully erzählt keine hochdramatisierte Geschichte, die im „Absturz“ des Flugzeugs gipfelt. Vielmehr wird betrachtet, wie Sullenberger es nach der aufsehenerregenden Notlandung erging. Denn einerseits rissen sich die Medien und die Öffentlichkeit um den Helden, während gleichzeitig ein Untersuchungsverfahren eingeleitet wurde. Ihm wurde vorgeworfen, er habe immensen Sachschaden verursacht und das Leben der Passagiere gefährdet.

Der Film erzählt sehr unaufgeregt und neutral, aber dennoch spannend. Sully wirkt sehr authentisch – selbst in den Szenen, wo der Absturz gezeigt wird. Es gibt keine kreischenden oder sich irrational verhaltenden Passagiere, wie man sie in so manchen Katastrophenfilmen sieht.

Tom Hanks ist in der Rolle des Sully perfekt besetzt. Wieder einmal. Er hat auch schon früher Helden des echten Lebens verkörpert, wie James B Donovan in Brige of Spies oder Richard Philops in Captain Philips – beide Filme ebenfalls sehr sehenswert.

Sully läuft bei uns ab 1. Dezember im Kino

The White Helmets

Die Weißhelme sind eine syrische Zivilschutz-Organisation. Über 1000 Menschen sind im ganzen Land zur Stelle, wenn Bomben fallen und Hilfe benötigt wird. Sie retten Menschen aus Trümmern, bergen Leichen und löschen Brände. Sie begeben sich täglich für andere in höchste Gefahr. Dafür haben sie im September den Right Livelyhood Award erhalten – den alternativen Nobelpreis.

Die 40-minütige Dokumentation wurde 2016 gedreht und folgt drei Männern, die in Aleppo bei den Weißhelmen täglich im Einsatz sind. Sie kommen aus allen möglichen Berufen, wie Schneider oder Bauarbeiter. Schon wenn sie ein Flugzeug hören, springen sie auf und tatsächlich fallen bereits kurz darauf die Bomben. Sie retten, suchen, weinen – oft vor Schmerzen, oft vor Glück. Manchmal da lachen sie auch – oder sie reden über Hoffnung. Auch das ist bewundernswert.

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Authentischere Einblicke in die Zustände in Aleppo bekommt man selten. Es ist mitunter unbequem, sich das anzusehen. Doch gerade dann ist es wichtig nicht wegzuschauen, denn sonst werden wir uns die verheerenden Zustände nie annähernd vorstellen können.

Zu sehen auf Netflix

Hacksaw Ridge

Kann man Soldat und Pazifist sein? Desmond Doss konnte das. Er und nur zwei weitere US-Soldaten verweigerten im zweiten Weltkrieg den Dienst an der Waffe. Vom Kriegsdienst zurückgestellt wollte er trotzdem nicht werden. Er diente seinem Land ohne Waffe – und rettete dennoch im Schlachtfeld vielen Kameraden das Leben. Dafür erhielt er als erster Soldat, der keinen einzigen Schuss abgefeuert hatte, die höchste Auszeichnung für Verdienste um die USA.

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Bisher habe ich nur den Tailer gesehen. Andrew Garfield scheint eine gute Wahl für die Figur des Desmond Doss. Insgesamt dürfte die Geschichte recht sehenswert sein, auch wenn der Film nicht ganz ohne Pathos auskommt.

Ab November läuft Hacksaw Ridge in den USA (möglicherweise folgt dann schon ein detaillierter Bericht), ab Jänner ist er dann auch in Deutschland und Österreich zu sehen.

Und die Frauen?

Dieses Jahr ist mir erst ein einziges Biopic über eine Frau aufgefallen: Joy mit Jennifer Lawrence. Joy Magnano war die Erfinderin des ersten Wischmops, den man nicht per Hand auswringen musste. Das kann nicht die einzige weibliche Heldentat gewesen sein. Ich mache mich gleich auf die Suche, nach weiteren neuen Filmen über wahre Heldinnen. Wenn jemand Tipps dafür hat, dann freue ich mich. Schreibt mir doch.

(Beitragsbild: Bill Kirkpatrick
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/legalcode)

zwischen den seiten der staub von alten zeiten

bücher saugen, seite für seite? ich hab’s gemacht. vier tage lang hab ich bei der bücherreinigung in admont mitgeholfen. in der größten klosterbibliothek der welt stehen 70.000 bücher auf zwei kilometern regalfläche in einem einzigen raum unter sieben freskenverzierten kuppeln. neben und unter heiligendarstellungen gibt es erstausgaben von kant, eine uralte „göttliche komödie“ von dante und ein kirchenrecht aus dem 18. jahrhundert, in dem es heißt: „rücksichtlich des wandels der beamten wurde erklärt, dass zu den […] eingerissenen sittenverderbnisse besonders das üble beispiel der staatsdiener, beamten […] beigetragen hat“. beamten-bashing schon damals. genial auch ein wörterbuch: zwischen „jauchzen“ und „jawort“ hat irgendwann jemand „jause“ mit bleistift dazugeschrieben, und dass das unter „vesper“ zu finden sei. mit den lateinischen büchern war ich schneller fertig…

wer hatte hunger und hat das wörterbuch ergänzt?

wer hatte hunger und hat das wörterbuch ergänzt?

leichen, larven, eier

als ennstalerin hat mich der bücherschatz in admont schon als kind überwältigt. dass ich dort mithelfen konnte, das war nicht wie arbeit für mich, sondern eher ein aktiv-urlaub. warum das ganze? die undichten fenster sind zwar eine natürliche klimaanlage, aber auch eingangstür für insekten – ebenso die vielen menschen, die admont besuchen. der bibliothekskäfer und sein gefolge hatten sich zwischen den seiten festgesetzt und lebten gut von altem leim und papier. die bibliothek wurde deshalb begast, eineinhalb jahre lang haben vier mitarbeiterinnen seite für seite die leichen, larven und eier und den staub weggesaugt. diese schätze in die hand zu nehmen, durch die versteckte tür hinter einem regal auf die galerie hinaufzugehen – für mich als leidenschaftliche leserin war das eine unbezahlbare erfahrung.

stiftsbibliothek admont

stiftsbibliothek admont

stiftsgründung im jahr 1074

das stift admont ist ein benediktiner-stift. erzbischof gebhard von salzburg hat es 1074 nach einer stiftung der heiligen hemma von gurk gegründet. ich hab‘ eine messe besucht, eine bibliotheksführung mitgemacht, die ringelblumen im kräutergarten studiert und die gleichförmigkeit des kloster-rhythmus‘ genossen. und dabei ein paar christliche werte aufgefrischt. nächstenliebe und barmherzigkeit. die sieben hauptsünden, eindrucksvoll dargestellt in den holzskulpturen von josef stammel. habsucht, neid und trägheit/überdruss sind darunter. und dass das auch meinen alltag betrifft. es waren vielleicht die vier wertvollsten urlaubstage heuer.

alexandra saugt bücher

alexandra saugt bücher