…und keiner geht hin!“ Dieser Wunsch ist hochaktuell, aber er erfüllt sich nicht.
Das HIIK (Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung) hat für 2011 weltweit 20 Kriege gezählt, die höchste Anzahl seit 1945. Diese Kriege sind die höchste Gewaltstufe, insgesamt gibt es 388 Konflikte.
Krieg betrifft uns alle
Vor kurzem sprach ich mit einer Syrerin, ich wollte wissen, wie es ihrer Familie geht, ob alle wohlauf sind? Die Frau sagte, dass ihre Familie in relativer Sicherheit in einer syrischen Kleinstadt ist. Aber zwischen den Zeilen hörte ich ihre Angst und ihre Verzweiflung. Sie ist hier in Österreich, sie lebt in Sicherheit. Aber sie kann eigentlich nichts tun. Ihr sind die Hände gebunden. Wie wird es weitergehen? Was ist, wenn der Krieg auch ihre Familie erreicht?
So geht es Millionen Menschen, hilflos zuschauen müssen, wenn Konflikte eskalieren. Nichts tun können, wenn sich wie in Syrien ein Diktator gestützt von einer Minderheit und zwei Weltmächten, Russland und China, blutig an die Macht klammert. Kriege sind nicht die glänzenden Paraden, glitzernde Waffen und bunte Uniformen. Krieg ist schrecklich, so schrecklich, dass er in Wahrheit nicht in Worte gefasst werden kann. Krieg bringt immer Leid, Schmerzen und unverzeihliche Erinnerungen. Und trotzdem ist die Welt voll davon, weil Machtgelüste, Gier, Religion und Ideologie vielen Menschen Rechtfertigung für Blutbäder sind. Heute sind Kriege oft nicht mehr zwischen zwei Staaten, sondern innerhalb eines Landes Bürgerkriege. Das macht den Krieg nicht besser, im Gegenteil. Oft dauern innerstaatliche bewaffnete Konflikte und Kriege länger und scheinen kein Ende zu finden. Andere Staaten können sich offiziell heraushalten, wenn das Interesse an dem Land nicht über Waffenlieferungen hinausgeht und die eigene Sicherheit oder wirtschaftliche Stabilität nicht bedroht.
Schützt Demokratie vor Krieg?
Seit 200 Jahren führen Demokratien eigentlich keinen Krieg mehr untereinander. Insofern schützt Demokratie, aber Demokratien führten und führen natürlich Kriege gegen Diktaturen und Autokratien. Meist mit dem Argument, damit Demokratie in dem bekriegten Land zu installieren. Wie der Irak und Afghanistan zeigen, ist diese Vorgangsweise zum Scheitern verurteilt.
In Anlehnung an den österreichischen Ökonomen und Nobelpreisträger Friedrich A. von Hayek meint Joshua Cooper Ramo: „Seit Jahrhunderten haben wir uns als Erbauer gesehen, die von Brücken bis Nationen alles konstruierten und dabei im Streben nach ihrem Traum von globalen Wohlstand rücksichtslos auf alle zur Verfügung stehen Ressourcen zurückgriffen. Politiker und Denker sollen die Welt nicht wie ein Arbeitsstück sehen, dass der Handwerker formt, sondern vielmehr Wachstum dadurch fördern, dass sie eine geeignete Umgebung schaffen, wie es etwa ein Gärtner für seine Pflanzen tut.“
Der alte Clausewitz sagte: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Es wird Zeit, dass wir erkennen, nicht der Krieg ist das andere Mittel, sondern Respekt, Kreativität und Miteinander.
http://hiik.de/de/presse/pdf/Pressemitteilung_2012.pdf
Frauentag-Darf’s ein bisserl mehr sein?
Gesellschaft, Miteinander, SalzburgNach 100 Jahren Frauentag könnte man meinen, dass es doch genug sein muss. „Was wollen’s denn noch?“, fragen sich manche. Wenn man an der Oberfläche bleibt, ist diese Frage durchaus berechtigt. Die ursprünglichen Forderungen nach dem Wahlrecht und einem 8-Stunden Arbeitstag sind erfüllt. Frauen können uneingeschränkt studieren, haben eigene Reisepässe und werden sogar Bundeskanzlerin. Eigentlich alles in Ordnung, oder?
Die Realität zeigt noch etwas anderes. In vielen Bereichen ist es noch immer keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen in Verantwortung mitbestimmen können. Einige Bastionen scheinen noch uneinnehmbar. Dazu gehören etwa die Unternehmensspitzen oder die Führungspositionen in der Medizin. Die Quotendiskussion, die jetzt schon seit einigen Jahren geführt wird, zeigt erste Erfolge.
Die „leidige“ Quote
Die Einführung einer Frauenquote ist nicht mehr zu verhindern. Alle Beteuerungen von Unternehmen und Organisationen mit einer Selbstverpflichtung, mehr Frauen in die Führungsspitze zu bringen, sind Schall und Rauch. Das zeigt das Beispiel Deutschland, wo man in den DAX-notierten Unternehmen Frauen immer noch mit der Lupe suchen muss. Dass die Welt nicht untergeht und die Wirtschaft eines Landes zum Erliegen kommt, wenn es eine Frauenquote gibt, zeigt das Beispiel Norwegen. Der wahre Grund ist wahrscheinlich die Angst vieler Männer vor dem Verlust von Macht. Dass man Macht auch teilen kann, ist noch nicht zu allen vorgedrungen.
Dasselbe gilt auch beim Thema gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Es geht um den Machtverlust. Das kann ja wohl nicht so schwierig sein in der Umsetzung. Die Kraft, die darin gesetzt wird, eine Lohn-Gleichheit zu verhindern, wäre richtiger eingesetzt für Verbesserungen für alle.
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Ja, es darf.
Männer kommen zum Frauentag
Gesellschaft, Menschenrechte, Miteinander, SalzburgWeiterlesen
Autofasten statt Ölpreisjammern
Europa, Gesellschaft, Welt, WirtschaftDer Ölpreis steigt wieder massiv. Seit Jahresbeginn ist er um 9% in die Höhe geklettert. Ende der Preissteigerung ist keine in Sicht. Gründe für die massiven Preissteigerungen seien die Eskalation der Lage im Iran (drittgrößter Erdölexporteur der Welt), aber auch eine Geldschwemme der Notenbanken, die Investoren in Spekulationen mit dem Ölpreis treiben. Und natürlich die steigende Nachfrage nicht nur in den westlichen Ländern, sondern auch in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern wie Indien und China.
Ich maße mir nicht an, das komplexe System zu durchschauen. Es ist abhängig von verschiedensten Faktoren. Aber eines ist für mich klar. Ich mag diese Abhängigkeit vom Öl nicht. Sie ist mir zuwider. Dieser Rohstoff ist einer der Hauptfaktoren, warum Kriege geführt werden. Der Abbau und Transport führt in regelmäßigen Abständen zu gigantischen Naturkatastrophen. Schließlich ersticken wir im Plastikmüll, der vom selben Rohstoff produziert wird.
Nun steigt der Ölpreis, wieder einmal. Das zieht bekanntlich massive Teuerungen mit sich: Erhöhung bei Transportkosten, Heizkosten und Lebensmittelkosten. Es gibt nicht viele, die sich über diese Entwicklung freuen – außer der Finanzministerin natürlich.
Ich frage mich immer, was ich selbst tun kann. In diesem Fall: Einfach nicht mitmachen. Ich gebe diesem auf Erdöl aufgebauten System so wenig Macht als möglich. Denn Systeme haben immer nur soviel Macht, wie man ihnen gibt.
Hier mein persönliches 5 Punkte Programm samt dem persönlichem Gewinn, den ich dabei habe:
1.) Ich lasse das Auto stehen, wann immer es geht. Ich fahre öffentlich, auch Routen, die vorher undenkbar für mich gewesen sind. Damit kann ich die Zeit zum Lesen oder Arbeiten verwenden.
2.) Es gibt kein Zweitauto in der Familie. Das spart enorm viel Geld kurz- und langfristig gesehen.
3.) Ich gehe vermehrt zu Fuß oder fahre mit dem Rad. Besonders die täglichen Wege geben mir die Möglichkeit, heilsam in Bewegung zu kommen.
4.) Ich esse Lebensmittel aus der Region. Da weiß ich, woher sie kommen und die Transportkosten sind möglichst gering.
5.) Beim Einkauf verzichte ich auf Plastiksackerl und nehme bereits gebrauchte Taschen mit.
Ich liebe meine Freiheit. Diese beginnt nicht zuletzt im verantwortungsvollen Umgang mit diesem außergewöhnlichen Rohstoff.
Links:
http://derstandard.at/1330390391379/Geopolitische-Faktoren-Oelpreis-hat-weiteren-Hoehenflug-vor-sich?seite=2#forumstart
www.autofasten.at
Die Türken kommen!
Gesellschaft, Kultur, Literatur, Miteinander, WeltDer Integrations-Aufreger der Woche ist sicher das druckfrische Buch von Inan Türkmen „Wir kommen“. Die Medien stürzten sich darauf, also musste ich mir das Buch auch zulegen. Gerade habe ich es fertig gelesen. Ein durchaus erfrischendes Buch, finde ich. Ein junger Mann erzählt aus seinem Leben, was er sich so denkt, wenn das Mitteleuropäische auf das Türkische trifft und umgekehrt. Er genießt es „uns Europäern“ den Spiegel vorzuhalten, durchaus humorvoll, aber nicht ohne Ernsthaftigkeit. Natürlich schafft er es mit seinen Provokationen vor allem die Kommentarseiten der Onlinemedien zu füllen. Und das ist gut so.
http://derstandard.at/1330389965365/Vorzeigemigrant-Meine-Haare-sind-tuerkisch
Ja dürfen’s das?
Ein Knackpunkt in der ganzen Integrationsdebatte ist ja, dass viele Nicht-Migranten schwer damit umgehen können, wenn sich ein Migrant, insbesondere der 2. Generation, unverblümt zu Wort meldet. Es schwingt immer ein „Ja, darf der denn das überhaupt?“ mit. Das ist mir in vielen Diskussionen schon untergekommen, dass einige sich darüber beschweren, wenn „die da“ auch mitreden. Inan Türkmens Buch ist so ein „Ich sage mal, was ich mir denke“-Buch.
Gewöhnlich lesen wir über unterdrückte Frauen, bildungsunwillige Kinder und nicht-arbeitswillige Männer. Jetzt schreibt Türkmen über „hungrige“ junge Menschen, die mehr wollen und dafür viel zu geben bereit sind. Er sieht viele Potenziale in der 2. Generation, die in Österreich und Deutschland brach liegen. Er ist überzeugt davon, es hier in Österreich oder in der Türkei zu schaffen.
Kein Anti-Sarrazin
Er verklärt an einigen Stellen die Türkei, sein Blick reicht hier in vielen Aspekten nicht über das moderne und pulsierende Istanbul hinaus. Was er fordert, ist der Türkei und ihren Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und er bringt einige Beispiele, die vielen von uns den Spiegel vorhalten. Und das mag niemand so gerne. Als Beispiel sage ich nur: Frauen in Führungspositionen. Wenn wir seit Jahren über Quoten diskutieren und merken, dass die gläserne Decke nur langsam dünner wird, dann hat die Türkei hier wirklich eine andere Tradition. Eine weibliche Führungskraft, insbesondere in der Wirtschaft, ist nichts Ungewöhnliches. Am anderen Ende stehen aber natürlich Frauen, die nicht in den Genuss einer Führungsposition kommen, die nicht die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben. Aber dieses Thema behandeln andere, von Seyran Ates bis zu Necla Kelek.
Wenn Türkmen allerdings meint, sein Buch wäre ein Anti-Sarrazin, dann ist es gut für die Werbung, aber den Tatsachen entspricht es nicht. Was er leistet ist, aus einer persönlichen Perspektive den ganzen Integrationsdebatten eine zusätzliche Stimme zu geben, die auch gehört werden soll!
Gott los lassen
Gesellschaft, Leben, Miteinander, SpirituellSchwienhorst Schönberger
Samstag Morgen, leichter Nieselregen, der Winter scheint noch nicht vorüber zu sein. Dennoch: Ein guter Tag, um große Dinge zu tun: Den Weg nach Innen zu gehen. Einen Tag sich Zeit zu nehmen, um bewusst Spuren Gottes zu entdecken. Schon spannend, denn 50 Männer kommen da zu einem Männertag mit dem Titel „Tabu Spiritualität“ ins Bildungszentrum St. Virgil.
Religionssoziologen meinen, Spiritualität sei Frauensache. Tendenziell stimmt das. In Seminaren kommen im Normalfall drei Viertel Frauen, wenn es um spirituelle Themen geht. Warum? Steht Spiritualität im Gegensatz zur Rationalität? Spreche ich von Spiritualität, wenn ich nicht mehr weiter weiß? Ist das Ganze nichts für gestandene Männer? Haben Männer Angst? Wenn ja, wovor?
Der vage Begriff gehört definiert. Spiritualität „zeigt uns wie die Wirklichkeit in Wahrheit beschaffen ist“, meint der Referent des Männertages Schwienhorst-Schönberger. Da geht es nicht um Weltflucht. Das Sitzen von 20 bis 30 Minuten am Tag führt zu einer geschärften Wahrnehmung der Wirklichkeit. Gedanken tauchen dabei auf. Probleme die mich beschäftigen, oder sogar belasten. Aber auch die andere Seite mit beglückenden Bildern, die mich bereichern. Ich gebe ihnen kein Gewicht, gleichgültig ob positiv oder negativ. Ich lasse sie los. Auch meinen Willen.
Der Weg ist radikal. Er ist kritisch gegenüber allen Bildern, auch den Gottesbildern. Den Vorstellungen, die ich mir oder wir uns über Gott machen. Selbst bei einem atheistischen Zugang zu Gott macht man sich bestimmte Bilder, die dann abgelehnt werden. Werden Vorstellungen absolut gesetzt führen sie zu Fanatismus und Ideologien. In diesem Sinne lasse oder werde ich Gott los. Und bin dennoch zutiefst überzeugt, dass es eine göttliche oder letzte Wirklichkeit gibt, die mein Leben bestimmt. Das ist paradox. Auf jeden Fall ist es ein offener Prozess, den ich sehr aufregend finde.
Hier ist auch eine interessante Spur für den gewaltfreien interreligiösen Dialog.
„Stell dir vor es ist Krieg…
Europa, Geschichte, Kultur, Welt…und keiner geht hin!“ Dieser Wunsch ist hochaktuell, aber er erfüllt sich nicht.
Das HIIK (Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung) hat für 2011 weltweit 20 Kriege gezählt, die höchste Anzahl seit 1945. Diese Kriege sind die höchste Gewaltstufe, insgesamt gibt es 388 Konflikte.
Krieg betrifft uns alle
Vor kurzem sprach ich mit einer Syrerin, ich wollte wissen, wie es ihrer Familie geht, ob alle wohlauf sind? Die Frau sagte, dass ihre Familie in relativer Sicherheit in einer syrischen Kleinstadt ist. Aber zwischen den Zeilen hörte ich ihre Angst und ihre Verzweiflung. Sie ist hier in Österreich, sie lebt in Sicherheit. Aber sie kann eigentlich nichts tun. Ihr sind die Hände gebunden. Wie wird es weitergehen? Was ist, wenn der Krieg auch ihre Familie erreicht?
So geht es Millionen Menschen, hilflos zuschauen müssen, wenn Konflikte eskalieren. Nichts tun können, wenn sich wie in Syrien ein Diktator gestützt von einer Minderheit und zwei Weltmächten, Russland und China, blutig an die Macht klammert. Kriege sind nicht die glänzenden Paraden, glitzernde Waffen und bunte Uniformen. Krieg ist schrecklich, so schrecklich, dass er in Wahrheit nicht in Worte gefasst werden kann. Krieg bringt immer Leid, Schmerzen und unverzeihliche Erinnerungen. Und trotzdem ist die Welt voll davon, weil Machtgelüste, Gier, Religion und Ideologie vielen Menschen Rechtfertigung für Blutbäder sind. Heute sind Kriege oft nicht mehr zwischen zwei Staaten, sondern innerhalb eines Landes Bürgerkriege. Das macht den Krieg nicht besser, im Gegenteil. Oft dauern innerstaatliche bewaffnete Konflikte und Kriege länger und scheinen kein Ende zu finden. Andere Staaten können sich offiziell heraushalten, wenn das Interesse an dem Land nicht über Waffenlieferungen hinausgeht und die eigene Sicherheit oder wirtschaftliche Stabilität nicht bedroht.
Schützt Demokratie vor Krieg?
Seit 200 Jahren führen Demokratien eigentlich keinen Krieg mehr untereinander. Insofern schützt Demokratie, aber Demokratien führten und führen natürlich Kriege gegen Diktaturen und Autokratien. Meist mit dem Argument, damit Demokratie in dem bekriegten Land zu installieren. Wie der Irak und Afghanistan zeigen, ist diese Vorgangsweise zum Scheitern verurteilt.
In Anlehnung an den österreichischen Ökonomen und Nobelpreisträger Friedrich A. von Hayek meint Joshua Cooper Ramo: „Seit Jahrhunderten haben wir uns als Erbauer gesehen, die von Brücken bis Nationen alles konstruierten und dabei im Streben nach ihrem Traum von globalen Wohlstand rücksichtslos auf alle zur Verfügung stehen Ressourcen zurückgriffen. Politiker und Denker sollen die Welt nicht wie ein Arbeitsstück sehen, dass der Handwerker formt, sondern vielmehr Wachstum dadurch fördern, dass sie eine geeignete Umgebung schaffen, wie es etwa ein Gärtner für seine Pflanzen tut.“
Der alte Clausewitz sagte: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Es wird Zeit, dass wir erkennen, nicht der Krieg ist das andere Mittel, sondern Respekt, Kreativität und Miteinander.
http://hiik.de/de/presse/pdf/Pressemitteilung_2012.pdf