Ein (außer-)gewöhnlicher Chor: Die Rollatoren von Hellbrunn
Wie sich singend neue Welten eröffnen
Es ist Dienstag, 10 Uhr im Seniorenwohnhaus Hellbrunn in Salzburg: Eine Gruppe von 82 bis 93 Jährigen versammelt sich im Festsaal de Hauses. Eilig stelle ich die Tische zusammen, schenke allen ein Glas Wasser ein und teile die Gesangsbücher „Die schönsten Lieder Österreichs“ aus. Heute ist wieder die wöchentliche Chorprobe. Ich bin wieder mal ein bisserl spät dran, aber sobald ich „meine“ Sänger und Sängerinnen sehe, ist jede Hektik verflogen. Nach der Begrüßung geht es gleich mit ein paar Klassikern los. Auch wenn die meisten mit ihren Rollatoren gekommen sind: „Das Wandern ist des Müller’s Lust“ ist einer der Topfavoriten in der Gesangsliste. Es macht auch nichts, dass der „Weg zu mein‘ Dirnderl“ steinig ist, wir haben dennoch einen richtigen Spaß beim Singen. Ein paar Witze lockern die Stimme noch mehr. Wir wissen, dass wir keine Goldkehlchen sind, aber unsere Begeisterung ist umso mehr spürbar. Der Name, den wir uns gegeben haben zeugt davon, dass wir uns selbst mit einem Augenzwinkern sehen: Die Rollatoren.
Dabei geht es nicht um Beschäftigungstherapie. Es ist neben der fröhlichen Gemeinschaft viel mehr: Im Singen geben wir unserer Seele Raum und drücken unsere Gefühle aus. Eine Bewohnerin sagt mir beim Abschied nach einer im Eiltempo verflogenen Stunde: „Beim Singen tut sich eine andere Welt in mir auf.“ Sie freut sich jetzt schon auf die kommende Woche. Das letzte Lied klingt noch nach in mir. Ich summe es und fühle mich einfach sehr gut.