Gedanken zu: Rogue One – A Star Wars Story

Jede Weihnachten ein Star Wars Film – bis 2019 ist dieser Traum für Fans der Weltraum-Saga schon gesichert. Was mich betrifft, gibt Rogue One Grund, sich darauf zu freuen, was Disney uns in den nächsten Jahren bieten wird.

Rogue One war nicht so lange ersehnt und ungeduldig erwartet wie Episode VII – Das Erwachen der Macht im letzten Jahr. Dabei sollte das eigentlich der Film sein, auf den Fans schon fast 40 Jahre warten. Denn seit 1977 der erste Star Wars-Film ins Kino kam, kritisierten Fans, dass es auf zwei wichtige Fragen keine Antworten gibt: Wie sind die Rebellen an die Baupläne des Todesstern gekommen? Und: Warum hat der Todesstern überhaupt so eine eklatante Schwachstelle? Rogue One liefert nun endlich die Antworten.

Der Film folgt der jungen Jyn Erso und wie sie sich nach einer unfreiwilligen Rettung durch Rebellen, deren Kampf gegen das galaktische Imperium anschließt. Denn das Imperium hat eine riesige Raumstation gebaut, die gleich ganze Planeten auslöschen kann: den Todesstern.

Warum ist eine Frau als Heldin wichtig?

Manche Star Wars-Fans haben sich schon im letzten Jahr schwer damit getan, dass in Episode VII eine junge Frau, Rey, im Mittelpunkt steht. Und dieses Jahr schon wieder eine Frau. Das kam bei einigen wieder nicht gut an. Doch Disney hat es damit geschafft, am Eröffnungswochenende 40 Prozent Frauen ins Kino zu locken. Sollen die Fanboys sich doch beschweren, aber es ist doch so: Ob es jetzt einen Helden oder eine Heldin gibt, macht für die Qualität des Films keinen Unterschied. Es macht jedoch sehr wohl einen Unterschied, wie Frauen in Filmen dargestellt und wahrgenommen werden. Und siehe da: Plötzlich interessieren auch mehr Mädchen sich für den Kampf gegen das unterdrückerische galaktische Imperium. Es müssen sich jetzt nicht alle Mädchen für Action interessieren, aber es ist Zeit, mit dem Klischee aufzuräumen, dass Frauen nur für romantische Komödien ins Kino gehen.

Wer ist die Bessere?

Rey [Daisy Ridley] war geschickt, behauptete sich gleich im Zweikampf gegen den größten Laserschwert-Meister und beherrschte die Macht wie sonst kaum jemand – und das alles ohne langes Training. Das ist vielleicht eine Spur zu unrealistisch – selbst im Science Fiction-Märchen.

Jyn Erso [Felicity Jones] ist auch taff, aber es fällt ihr nicht alles einfach so in den Schoß. Außerdem steht sie nicht so sehr im Vordergrund wie Rey. Jyn ist im Kampf gegen das Imperium Teil eines Teams, in dem alle ihre Aufgabe erfüllen – bis hin zum spannenden und ergreifenden Showdown.

Das Team

Auch hier hat Disney sich geschickt verhalten. Es gibt nicht nur einen Ruf danach, weibliche Figuren angemessen darzustellen, sondern auch nach mehr Diversität bei der Herkunft der Darsteller. Der aus Mexiko stammende Diego Luna als Cassian Andor und der chinesische Star Donnie Yen als Chirrut Îmwe helfen dem Film auch in wichtigen internationalen Märkten zum Erfolg. Britische Schauspieler wie Riz Ahmed als Bodhi Rook waren von Anfang an in den Star Wars-Filmen immer gut vertreten. Doch der Schauspieler und Musiker ist pakistanisch-stämmig und trägt dadurch ebenfalls zu mehr Diversität bei. Diese Diverstität könnte in so manchem Film aufgesetzt wirken, nicht aber im Star Wars-Universum, wo fremdartige Wesen verschiedener Planeten aufeinander treffen. Es gibt keinen Grund, warum die Menschen in den Star Wars-Abenteuern ausschließlich kaukasisch aussehen sollten.

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Erstaunliche Technik

Selten zahlen sich die Mehrkosten für die 3D-Version, noch dazu im IMAX Kino, mehr aus als bei diesem Film. Blicke aus dem All auf Planeten, die Raumschiffe – alles sieht phänomenal aus. Viel beeindruckender als je zuvor. Und zum ersten Mal erleben wir, was auf jenen Planeten vor sich geht, auf die der Todesstern seine alles vernichtenden Strahlen schickt. Sahen wir früher nur einen billigen pyrotechnischen Effekt, bei dem ein Planet wie ein Feuerwerkskörper verpufft, zeigt Rogue One, wie der Planet sich auflöst – in einem furchterregenden Tsunami aus Geröll und Staub.

Alle lieben Droiden

Zu den beliebtesten Star Wars Figuren zählen die Droiden, denn sie sorgen für Comic Relief. Anders als C-3PO und R2-D2 oder der kugelige BB-8 ist der umprogrammierte imperiale Droid K2-S0 gänzlich im Computer entstanden. Das ist schade, aber die meiste Zeit im Film kaum zu erkennen. Der Humor, den er mitbringt, ist genau richtig dosiert. K2-S0 hat keine müden Kalauer auf Lager, sondern völlig rationale Feststellungen in brenzligen und emotionalen Momenten, das macht ihn so erfrischend.

Wiederauferstehung im Kino

Ganz aus dem Computer kommen auch zwei völlig andere Figuren. Echte Menschen aus dem Star Wars-Film von 1977, denn das Ende von Rogue One soll sich nahtlos mit dem Beginn von Episode IV – Eine Neue Hoffnung zusammenfügen. Seht selbst, welche Darsteller hier aus dem Computer kommen. Es ist schon ziemlich erstaunlich, was hier geschafft wurde. Ist das der Beginn bisher nicht realisierbarer Möglichkeiten, sämtliche Film-Storys auch nach Jahrzehnten mit Sequels und Prequels weiterzuspinnen, ohne dass wir uns an neue Gesichter gewöhnen müssen? Das war bis vor wenigen Jahren noch Zukunftsmusik. Jetzt ist diese Aussicht greifbar nah. Ich überlege noch, ob das etwas Gutes bedeutet – für Darstellende ebenso wie fürs Publikum.

Rogue One hat sich zum Glück nicht zu sehr auf die computergenerierten Darsteller konzentriert. Sie helfen nur dabei, einen Film aus dem Jahr 2016 glaubwürdig mit einem Film aus 1977 zusammenzufügen. Wie weit wird das bei den Star Wars-Filmen gehen? Vorerst können wir aufatmen: Der für 2018 geplante Film über Han Solo, wird keinen jungen Harrison Ford aus dem Computer zeigen. Die Rolle wurde schon mit einem ganz echten Schauspieler besetzt: Alden Ehrenreich.

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punkte 

Nach anfänglichem Hin- und Hergehüpfe zwischen den Schauplätzen wird die Story letztlich spannend erzählt. Technisch ist alles sowieso perfekt – wahrscheinlich sogar wegweisend. Science Fiction- oder Action-Abenteuer vergessen meist, dass wir uns auch für die Charaktere interessieren müssen. Meiner Meinung nach ist das hier gut gelungen. Dafür gabs einen Extra-Punkt.