Bunte Glasperlen
Angelika Hager`s Buch “ Schneewittchenfieber “ ist das Nächste, das ich lese. Ich hörte ein Interview mit ihr darüber und kann vieles nur unterstreichen, manches macht mich nachdenklich. Es geht darin um die “ Retrofrauen „, also junge Frauen, die lieber heim an den Herd wollen als selbständig im Berufsleben zu stehen. Die Autorin warnt vor der Abhängigkeit, die dadurch entsteht. Vor kurzem wollte ich emotionalen Ballast abwerfen und Schmuck aus zwei Ehen zum Verkauf anbieten. Die Stücke waren mir dereinst mit dem Ausdruck ewiger Verbundenheit und besonderer Betonung des immensen Wertes gegeben worden. Bei näherer Betrachtung stellte sich nun heraus, dass das Armband des einen Mannes nur Silber vergoldet war und die Uhr des anderen Mannes hübsch, aber völlig wertlos. Ich wiederum investierte zwanzig Jahre lang mein Gehalt in diese beiden. Bei näherer Betrachtung fragt man sich als doppelt- und dreifach belastete Frau hintennach schon, ob es wirklich dafürsteht, sich aufzuarbeiten und ohne Unterhaltsanspruch und Pensionsanspruch vom Mann danach dazustehen, weil man ja ohnehin sein eigenes Geld hat ( das allerdings beim Mann verblieb ). Man bleibt wie ich, im wahrsten Sinne mit bunten Glasperlen zurück. Entweder hatte ich schlechte Anwälte, oder es gibt noch einiges beim Gesetz zu tun. Aber es ging auch anderen Frauen meiner Generation so, während ich Beispiele kenne, die als Hausfrauen und Mütter sehr gut aus ihren Scheidungen ausstiegen.Sie wurden allerdings auch offiziell betrogen, was mich persönlich nie interessierte und was beim neuen Scheidungsgesetz, bei dem es keine Schuldfrage mehr gibt, herausfällt. Warum Frauen das begrüßt haben, entzieht sich meiner Kenntnis und verwundert mich eher, da es bestimmt nicht frauenfreundlich ist.
Was rät man also, noch dazu als Mutter zweier Töchter, den jungen Frauen ? Meine Mutter war berufstätig und schärfte mir ständig ein: “ Sei nie finanziell abhängig ! “ Sie bezahlte diese Belastung von Beruf und Hauhalt mit einem sehr frühen Tod, konnte sich aber davor ein Leben nach ihrer Facon leisten. Ich bekam nie mit, da mein Vater mitspielte, dass Frauen ständig um die Gleichwertigkeit kämpfen müssen bevor ich mit Ehe und Beruf begann. In diesen Jahren wurde mir jedoch vielmals in Erinnerung gerufen, was es heißt, körperlich unterlegen zu sein.Denn auf nichts anderem basiert ja die Mär von der Überlegenheit des Mannes. Meine beiden Töchter halten es unterschiedlich. Die eine ging in den Beruf und will darin bleiben, wenn auch nicht vollzeitbeschäftigt. Die andere verbringt die Kinderjahre zu Hause und will dann wieder einsteigen. Ich tendiere dazu ihnen doch in Hinblick auf die eigene Pension, die ich nun sehr wohl erhalte und die meine einzige Sicherheit darstellte, nahezulegen, ihre Jahre zu erfüllen, vor allem vor dem Hintergrund, dass nach zwanzig Jahren Kindererziehung noch viel Leben übrigbleibt, das ja auch geistig gefüllt gehört. Es geht ja auch darum, dass Frauen einen hohen Bildungsstand haben und diesen auch anwenden können sollen. Sonst wäre es sogar, allen Männern nahegelegt, volkswirtschaftlich eine Verschwendung, dieses Potential nicht zu nützen.