Willkommenskultur und Religion
Wöchentlich gibt es einen Aufreger rund um Willkommenskultur, Integration und Religion.
Zwei Beispiele: Ein Flüchtling möchte nicht im Gastgewerbe arbeiten, weil er da Gläser abwaschen muss, in denen Alkohol war. Und es wird so hingenommen. Und heute die große Meldung, dass in der Schweiz zwei Jungs einer Lehrerin nicht die Hand geben wollen und das wird von der Schule akzeptiert.
Tja, das ist nicht meine Willkommenskultur. Und auch nicht die vieler anderer Menschen. Wenn es uns mit dem Willkommen für die Flüchtlinge ernst ist, dann heißt das nicht einfach nur die Arme ausbreiten und alles hinnehmen. Ein echtes Willkommen ist es für mich dann, wenn ich jedem Menschen klar mache, in welcher Gesellschaft mit welchen Rahmenbedingungen er/sie hier gelandet ist. Eine der Rahmenbedingungen ist sicherlich die Religionsfreiheit. In Österreich gibt es viele anerkannte Religionsgemeinschaften. Allerorten und bei jeder Gelegenheit wird betont, dass jeder Mensch seine Religion frei ausüben kann. Ich als Katholikin, meine Freundin die Orthodoxe, meine Nachbarin, die Muslimin. Vor lauter Religionsfreiheit vergessen wir aber immer öfter darauf, dass es auch die Freiheit von der Religion gibt. Ich muss an keinen Gott glauben, auch nicht an mehrere oder an sonst irgendetwas oder jemanden. Die vielen Menschen in Österreich, die ohne Bekenntnis sind, zeigen das. Aber in der ganzen Integrations- und Willkommensdebatte vergessen wir immer mehr darauf. Dass Österreich eigentlich ein Land ist, in dem Staat und Religion weitgehend getrennt sind. Dass Respekt vor der Religion angebracht ist, aber die Religion nicht bestimmend sein kann für das Handeln des Staates oder staatlicher Einrichtungen.
Darum ist es für mich vollkommen in Ordnung, wenn jemand keine Gläser abwaschen will, in denen Alkohol war. Leider muss er/sie dann auch auf staatliche Unterstützung verzichten, das ist auch Geld, das von Menschen stammt, die eventuell Alkohol trinken. Und wenn zwei Jungs meinen, dass sie einer Frau die Hand nicht geben müssen, weil sie es religiös nicht verantworten können, dann muss das disziplinare Konsequenzen haben. Respektlosigkeit darf nicht geduldet werden.
Denn eines ist klar: Über allen religiösen Gesetzen stehen unsere Verfassung und die Menschenrechte. Beide geben keiner Religion den Vorzug. Und das soll auch so bleiben. Und unsere Aufgabe ist es allen Menschen, die zu uns kommen dies auch so bald wie möglich zu sagen und vorzuleben, damit wir weiterhin ein respektvolles, friedliches und selbstbestimmtes Miteinander haben.