Adventkalender-17.Türchen: Der „schiarche“ Christbaum
Als Christbaum hat man es auch nicht mehr so leicht. Früher da reichte eine schöne Glühbirnenkette. Die schlang sich von unten nach oben. Lag auf den Ästen, die Lichter leuchteten durch die Äste durch. Das genügte, um Kinderaugen zum Strahlen zu bringen und den Erwachsenen noch vor dem ersten Glühwein ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern in unserem schönen Salzburg.
Heute ist das ganz anders. Da muss man als Christbaum schon Modelmaße vorweisen, also ein Heidi-Klumscher-Baum sein. Wehe man ist ein bisschen krumm gewachsen, die letzten 80 Jahre, weil vielleicht der Wind immer vom Westen kam. Oder man hat bei einigen Ästen nicht ganz so viele Nadeln, weil man die verloren hat, weil da irgendein Pilz in einem schwachen Moment die Gesundheit beeinträchtigt hat. Oder so wie der Christbaum heuer vor dem Schloss Mirabell. Seine Äste hängen irgendwie nach unten, nicht schön. So ist es in der Zeitung gestanden, irgendwie peinlich für die Stadt meinten manche. Dabei hat dieser Baum so wunderbar viele schwere Zapfen oben. Herrlich! Aber anscheinend sind Zapfen derzeit nicht in, so wie es eine Zeit gab, da hatten Menschen mit Sommersprossen kein leichtes Leben, entsprachen sie doch nicht dem Schönheitsideal.
Also sollten wir uns damit abfinden, dass Christbäume neuerdings auch genormten Schönheitsidealen entsprechen müssen. Gerade gewachsen, dichte Äste, nicht zu breit und schon gar nicht hängend. Und das obwohl jeder noch so genormte Christbaum nach dem dritten Glühwein so wie so ein bisserl schief scheint und auf ein Mal abertausende Lichter hat.