Elysium – ein fades Spektakel
Sommerzeit ist seit einigen Jahren Kinozeit. Früher haben wir die Sommerabende ja lieber draußen am See oder in einem Schanigarten verbracht. Die Sommerkinohits aus Amerika haben wir dann erst im Weihnachtskinoprogramm zu sehen bekommen.
Aber es ist toll, dass wir nicht mehr so lange warten müssen.
Die Sommerfilme heißen jetzt übrigens Blockbuster. Das Wort alleine lässt schon Gewaltiges erwarten, auch wenn’s dieses Jahr nur gewaltige Bauchlandungen waren.
Elysium versprach dagegen, ein echtes Highlight zu werden. Mit Jodie Foster und Matt Damon sollten hochkarätige Schauspieler für Qualität bürgen – ebenso wie Regisseur Neill Blomkamp, der mit District 9 viel Aufsehen erregt hat.
Der Film beginnt: Eine dystopische Vision des Jahres 2154. Kamerafahrt hoch über Los Angeles hinweg, nur desolate Hochhäuser und ein Slum so weit wie das Meer; die ganze Erde überbevölkert mit unterprivilegierten Menschen. Am Himmel ein sternartiges Riesengebilde, x-fach größer als der Mond zu sehen – fast zum Greifen nah und doch unerreichbar. Der Waisenjunge Max verspricht seiner Freundin Frey, sie einmal dorthin zu bringen. Kamerafahrt über dieses Gebilde namens Elysium. Prächtige Villen, Pools und Gärten voller Palmen. Menschen, die in heller Kleidung Gartenpartys feiern. Die reiche Elite lebt in diesem Weltraum-Country Club. Krankheiten gibt es keine, denn jeder Haushalt besitzt eine Maschine, die jedes Leiden binnen Sekunden heilt.
20 Jahre später ist Max (Matt Damon) nach mehreren Verbrechen auf Bewährung und hat nach einen Arbeitsunfall mit radioaktiver Strahleneinwirkung nur noch fünf Tage zu leben. Zufällig trifft er Frey (Alice Braga), nun Krankenschwester, wieder und findet heraus, dass ihre Tochter Matilda an Leukämie im Endstadium leidet. Für sie und Max ist eine Heilung nur auf Elysium möglich.
Dann gibt es den Unterweltboss Spider, der Max quasi zu einem Halbroboter umbauen lässt und ihm einen gefährlichen Auftrag gibt, bevor er ihm die Reise auf Elysium ermöglicht. Die Bewohner Elysiums, die wir kennenlernen sind: ein böser Geschäftsmann, für den die Erdenbewohner weniger als Würmer sind, die noch bösere Außenministerin (Jodie Foster), die illegale Erdenflüchtlinge kaltblütig abschießen lässt, und der oberböse Geheimagent Kruger, der Spaß am Töten und Vergewaltigen hat.
Mit dieser Ausgangssituation ließe sich ein ordentlicher Film machen, doch statt Kurzweil oder gar Tiefgang liefert er zahlreiche Ungereimtheiten: Wieso braucht Elysium eine Außenministerin, wenn es keine diplomatischen Beziehungen zur Erde gibt, sondern diese praktisch ein unterworfenes Gebiet ist, in dem Roboter für Recht und Ordnung sorgen? Blomkamp gibt uns auch keine Informationen über das Leben der Menschen in den beiden Welten. Sind alle auf der Erde kriminell (Krankenschwestern ausgenommen)? Sind die Menschen auf Elysium grundsätzlich böse? Machen die sonst noch was außer Gartenpartys? Und am wichtigsten: Was treibt Max an? Fast bis zum Schluss lautet die unbefriedigende Antwort: purer Egoismus.
Viele Actionszenen und ein dröhnender Soundtrack können von diesen Fragen nicht ablenken. Ich lasse mich gerne und leicht auf andere Welten und auf die Geschichten ihrer Protagonisten ein, aber es war mir egal, ob Max lebt oder nicht. Wofür bitte? Weil es der biologische Imperativ ist? Er wollte noch nicht mal das Leben der kleinen Matilda retten und so dient diese Nebengeschichte nur dazu, um wenigstens die letzten fünf Minuten etwas billige Spannung in die Sache zu bringen.
Max sollte aufgrund seiner Erlebnisse genug Wut gegen die Situation entwickelt haben, um eine Revolution anzuführen, eine Änderung zu bewirken. Doch dazu kommt es nicht und Blomkamps politische Parabel geht überhaupt nicht auf. Der Unterweltboss Spider stellt sich am Ende als Held heraus, denn er sorgt uneigennützig durch einen Reboot des zentralen Computersystems von Elysium dafür, dass der Erde Heilungsmaschinen zur Verfügung gestellt werden.
In den Vereinigten Staaten ist der Zustand des Gesundheitswesens ein großes Thema, so hat dieser Teil des Films gewisse Relevanz, ist aber dennoch unbefriedigend. Bei den Zuständen für die Menschen, wären nämlich bessere Lebensumstände wichtiger, um Krankheiten vorzubeugen.
Zum Schluss verliert der Film auch noch den Überblick über seine eigene Geschichte. Wenn Max Frey sagt, er haben ihr doch versprochen, dass er sie auf Elysium bringen würde, kann man nur den Kopf schütteln. Der oberböse Kruger hat sie nämlich unter Gewaltanwendung dorthin gebracht – als Druckmittel gegen Max. Max selbst hatte keine Absicht, sie dort hinzubringen, wo auf die kleine Matilda Heilung wartet. Anstatt Rührung hat sich an dieser Stelle bei mir nur Ärger geregt.
So hab ich wieder einen Abend im Kino verbracht und nicht im Garten oder am See. Dieses Jahr kann ich schon kaum erwarten, dass der Blockbuster-Sommer endlich vorbei ist, echt wahr.
Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Verdient wären 5 Punkte, aber Matt Damons tolle Muskeln waren mir einen Extrapunkt wert.