Nina und Mohammad
Sie steht auf der Bühne. Jung, wunderschön, langes Haar. Ganz in sich selbst vertieft. Sie lächelt sich an, zieht die Lippen mit einem Gloss nach. Nochmal schaut sie in den imaginären Spiegel. Einmal noch bessert sie die Farbe ihrer Lippen nach. Da kommt er. Ein großes Tuch in der Hand. Er wirft ihr das Tuch um die Haare. Knotet es unter ihrem Kinn zu. Er geht. Sie bleibt zurück, verdattert. Dann beginnt sie zu singen. Ein Lied, das hoffnungsfroh klingt. Er kommt zurück. Er knebelt sie. Sie verstummt. Sie beginnt zu tanzen. Er schnürt ihr die Arme und Beine zusammen. Sie sucht mit ihren Augen. Er verbindet sie ihr. Wickelt sie dann in einen Teppich. Ihr gelingt die Flucht nach Europa. Dort erwartet sie Freundlichkeit, Hilfe. Bis zu dem Moment, als sie nach ihren Fluchtgründen gefragt wird. Vergewaltigung, Zwangsverheiratung, Gewalt. Das alles ist kein Fluchtgrund. Sie muss gehen.
Beeindruckend wie Nina Vasiltshenko und Mohammad Sadeqi diese Performance spielen. Sie aus Georgien, er aus Afghanistan. Beide Flüchtlinge. Bei fast jeder Szene läuft ein Film in meinem Kopf ab. Gesichter und Namen und die dazugehörigen Geschichten ziehen vorbei. Wahre Geschichten, die ich von meinen Frauen aus den Deutschkursen kenne. Hier auf der Bühne verdichten sich die Schicksale der Frauen zu einem Schicksal. Sehr beklemmend. Und gleichzeitig befreiend. Denn Nina und Mohammad schaffen es durch ihre Persönlichkeiten immer ein Stückchen Hoffnung mit zu geben. Auf der Bühne und im richtigen Leben.
Danke den beiden für ihr Engagement!