Vorgestellt und Nachgefragt: Hodan Hashi

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Hodan ist vor 17 Jahren in Somalia geboren und vor 11 Jahren nach Österreich gekommen. Jetzt lernt sie in einem Biogeschäft Einzelhandelskauffrau. Sie tanzt und malt gerne in ihrer Freizeit.

zartbitter trifft sie im Hangar 7 zum Gespräch.

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Hodan mit ihren Mentorinnen Herlinde Schuster (l.) und Magdalena Mayregg (r.)

zartbitter: Hodan, du hast den Troll Borostyani Preis 2015 für dein großes Engagement für junge Flüchtlinge, insbesondere Mädchen, bekommen. Was machst du da genau?

Hodan: Ich gebe Mädchen und Jungs aus Somalia Nachhilfe. Mit den Eltern gehe ich zu Sprechtagen, ich übersetze und ich helfe das Leben in Österreich zu verstehen. Ich bin jetzt selbst 11 Jahre in Österreich und ich weiß, wie sich ein Flüchtlingskind fühlt. Da helfe ich gerne.

zartbitter: Wie war für dich die erste Zeit in Österreich?

Hodan: Ich konnte kein Deutsch und außerdem waren alle Menschen weiß und ich braun. Ich hatte nicht einmal eine braune  Barbiepuppe. Mein Gefühl am Anfang war, dass ich nicht hierher gehöre. Die ersten Jahre in der Schule waren schwierig. Die Lehrer haben mir nicht zugehört, ich war nicht Teil der Klasse. Erst Frau Dirschlmayr in der 4. Klasse war super, endlich gehörte ich dazu, sie hat mich nie als Ausländerin behandelt. Das war cool.

zartbitter: Wie geht es deinen Schützlingen?

Hodan: Letzte Woche zum Beispiel passierte es zwei somalischen Kindern, dass sie vom Fahrer aus dem Bus geworfen wurden, ohne, dass sie etwas getan haben, wie mir ihre Klassenkollegen versicherten. Denen ging es nicht so gut. Ich habe ihnen dann erklärt, dass es halt überall schlechte und gute Menschen gibt. Und nächste Woche treffen sie sicher nette Menschen. Nur nicht unterbuttern lassen ist die Devise.

zartbitter: Haben es Mädchen schwerer als Jungs?

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Hodan dankt für den Troll Borostyani Preis

Hodan: Ja, weil wir ein Kopftuch tragen. Da glauben manche du bist Terroristin. Für somalische Mädchen ist es auch nicht einfach, weil hier in Österreich Mädchen und Jungs viel miteinander machen. Sie sitzen in der Schule zum Beispiel nebeneinander, in Somalia ist das anders. Aber mit Jungs zu reden muss normal sein. Mein bester Freund seit 9 Jahren ist ein Junge aus Serbien. Ich finde auch den Turn- und Schwimmunterricht ganz wichtig. Stell dir vor, da fällt man in die Salzach und kann nicht schwimmen! Manche Eltern meinen dann, wenn Gott will, dann überlebt man. Ich finde es gescheiter, wenn man schwimmen kann. Ich habe den Schwimmschein.

zartbitter: Hast du im Beruf mal schwierige Erfahrungen gemacht?

Hodan: ich habe mich für viele Lehrstellen beworben, das Kopftuch war schon ein Hindernis. Einmal habe ich für ein Bewerbungsgespräch auf den Chef gewartet, der dann eine halbe Stunde zu spät kam, mich anschaute und meinte, er suche keine Putzfrau. Im ersten Moment war ich schon schockiert. Andererseits denke ich mir, wie es wohl einem weißen Mädchen ohne Kopftuch in Somalia ginge. Die würde sich bei der Arbeitssuche auch schwer tun.

zartbitter: Was hast du in der nächsten Zeit vor?

Hodan: Ich will die Lehre abschließen und unbedingt den Führerschein machen. Sonst habe ich keine großen Pläne, ich bin nicht der Plantyp. Ich nehme es so wie es kommt.

zartbitter: Danke für das Gespräch und alles Gute!