US- Wahl: ICH gegen WIR?
So jetzt bin ich wieder im USA-Wahlkampffieber. Die Vorwahlen in New Hampshire haben zwei Sieger. Bernie Sanders für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner. Ich habe mir die Dankesreden beider angehört und für mich die wesentlichsten Botschaften rausgehört.Es wird noch spannend die nächsten Wochen und Monate, so viel steht fest. Aber nun zu den beiden Männern und ihren Reden:
Bernie Sanders spricht fast eine halbe Stunde zu seinen Anhängern, während Donald Trump mit einer knappen Viertelstunde auskommt.
Trump spricht erst mal 4 Minuten über sich und seine Familie und stellt die wunderhübschen, gestriegelten Menschen vor, die rechts und links von ihm stehen. Dann stellt er fest, dass die Menschen ihn lieben und er wird sie nicht vergessen. „Make America great again“ ist sein Wahlspruch. Er will den Respekt der Welt für die USA und das geht nur mit traditionellen Methoden. Militär, Grenzzäune und Mauern. Die Drogen müssen bekämpft werden und die Bildung muss lokal organisiert werden. Er warnt vor den Tieren, die in Paris, die Menschen niedergeschossen haben, die keine Waffen hatten, also müssen mehr Waffen her. Und weg mit dieser Krankenversicherung! Und ja es gibt eine Hoffnung, nämlich ihn. Denn Gott hat noch nie einen größeren Präsidenten geschaffen wie ihn, der die Jobs schafft. Und die Veteranen nicht vergisst. Er macht Amerika größer als je zuvor.
Trump ist ein absoluter ICH-Mensch. Alles bezieht sich auf ihn, selbst Gott hat ihn auserwählt. Er repräsentiert Stärke, alte Werte und will weiterhin den Weltpolizisten geben. Die Leute, die ihn bei dieser Rede umringen sind uniform, jung, ausgesprochen schön und definitiv keine Afroamerikaner. Es ist ein klarer Wahlkampf für die konservative weiße Mittel- und Unterschicht. Er will den Menschen über nationale Stärke eine Wertigkeit geben. Er will keine „Anderen“, aber sonst hat er nicht viele Ideen. Sein Programm ist ER.
Sanders erzählt am Beginn von Clintons Gratulationsanruf und dann dankt er allen, die für die Kampagne gelaufen sind. Seine Botschaft „A Future to believe in“ zieht sich auch durch seine Rede. Er spricht von einer politischen Revolution. Die Regierung gehört allen Amerikanern und nicht nur einigen wenigen. Er distanziert sich immer wieder von der Wallstreet und stellt klar, dass er kein Geld von ihnen will für den Wahlkampf, sondern von den normalen Leuten. Seine Themen sind Klimawandel, Gleichberechtigung, Teilhabe von Minderheiten und internationale Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Er will Obamas Weg weitergehen und das Gesundheitssystem noch mehr ausbauen. Und Millionen Jobs schaffen, in dem er die marode Infrastruktur saniert. Und er will mehr Bildung für die jungen Leute und weniger Menschen in den Gefängnissen. Erst am Ende wird er persönlich und erzählt von seiner Familie mit polnischen Wurzeln und den bescheidenen Verhältnissen in denen er aufgewachsen ist. Seine Eltern hätten nie zu träumen gewagt, dass ihr Sohn Kandidat für das Präsidentenamt ist. Aber das ist der amerikanische Traum, den es für die nächsten Generationen weiter zu geben gilt.
Sanders redet selten von ICH sondern fast immer von WIR. Er versucht in seiner Rede keine Gruppe an Menschen vergessen. Er wird am Rednerpult umringt von nicht so gestylten Menschen, die auch nicht alle jung oder auf jung operiert sind. Und auch nicht alle mit weißer Hautfarbe. Die Botschaft ist klar. Die Revolution schaffen die Demokraten nur, wenn alle, die sich vielleicht als Minderheit fühlen zusammenschließen. Dann sind sie die Mehrheit. Da knüpft er an Obamas Wahlkämpfe an. Was ihm fehlt ist nicht das Programm, aber das Charisma, das Menschen zu 100 % für ihn begeistern kann.
Es bleibt spannend!