Eindrücke aus Bulgarien

von Osman Günes

aos3Seit 2007 ist Bulgarien Mitglied der Europäischen Union. Da es unsere erste Reise nach Bulgarien war, wussten wir bei unserem Lokalaugenschein von 08. bis 12. Februar natürlich nicht, was uns erwarten würde.

Zu Beginn unserer Reise besuchten wir die Stadt Chaskowo. Die Straßenbedingungen sind nicht mit dem österreichischen Standard zu vergleichen. Trotz der vielen Schlaglöcher entgingen uns auch die Unterschiede in der Bauqualität der Häuser nicht.

Während der weiteren Fahrt änderte sich das Aussehen der Häuser und Straßen. Die Fahrt wurde ruhiger und die Häuser wurden luxuriöser, mit gepflegten Gärten und ansprechenden Fassaden. Auch in der Einfahrt standen teurere Autos.

Der Großteil der Stadt machte aber einen heruntergekommenen und teilweise verfallenen Eindruck. Diese Wahrnehmung bezieht sich auf alle Gebäudearten, wie z.B. Wohnhäuser, öffentliche Gebäude, oder auch Geschäftslokale. Auffallend war noch, dass viele dieser Gebäude leer standen. Fast geschockt waren wir über den Zustand ihres Krankenhauses.

Unser Führer erklärte uns, es gäbe viele Einkaufszentren in denen nur wenige Geschäfte sind, da aufgrund des geringen Einkommens die Kaufkraft der Einwohner fehlt. Viele Bulgaren pendeln mehrere Stunden ins benachbarte Griechenland oder in die Türkei, da dort die Einkommen höher sind.

Eine Ansammlung von Menschen zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Unser Reiseleiter erklärte uns, dass diese Leute auf Arbeit warten. Einige Baufirmen entsenden hierher ihre Wägen um günstige Arbeitskräfte für einen Tag, durchschnittlich werden € 10,- pro Tag bezahlt, zu rekrutieren.

aos2Wir konnten mit Hilfe unseres übersetzenden Führers mit einigen Studenten auf der Straße sprechen. Fast alle hoffen auf einen späteren Job im Ausland, da das durchschnittliche Gehalt bei einem abgeschlossenes Masterstudium bei € 500,- pro Monat liegt.

Mit diesen geballten –  für unseren Standard ernüchternden – Eindrücken ist es aus unserer Sicht nicht verwunderlich, warum viele Bulgaren auswandern wollen. Allein in der Stadt Chaskowo ist die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten von ca. 100 000 auf 79 000 Einwohner zurückgegangen.

Abschließend möchte ich sagen, dass dieser Besuch eine sehr große Wirkung auf uns hatte. Die Korruption der Regierung und die Macht der bulgarischen Mafia setzen den Einwohnern hart zu. Auch wenn wir das Vorgehen nicht direkt gesehen/erfahren haben, sind diese Vorgänge doch allgegenwärtig. Es ist für uns nicht vorstellbar, dass in einem EU Land die Wirtschaftsleistung auf einige Wenige aufgeteilt wird und den meisten Menschen das Geld für unbedingt notwendige Dinge wie Medikamente, Hygieneartikel oder Nahrungsmittel nicht zur Verfügung steht.