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Das fragen sich Millionen junge Menschen in Europa tagtäglich. Wieder sind die Jungen in Spanien auf die Straße gegangen. Wieder haben sie auf ihre hoffnungslose  Lage aufmerksam gemacht. Wieder hat die Polizei die Demonstrationen aufgelöst.

Millionen junge Frauen und Männer, gut ausgebildet, aus Spanien, Griechenland, Portugal, Italien und anderen Staaten der EU, sehen für sich keine Zukunft. Architektinnen, Pädagogen, Installateure, Ingenieurinnen, Tischler sind in der Warteschleife, ohne zu wissen, wo das Ziel ist. Sie fühlen sich nicht gewollt und unverstanden. Die Staaten sind angehalten zu sparen, das heißt weniger Investitionen in die Zukunft ihrer EinwohnerInnen.

Was geht im Kopf einer jungen Lehrerin vor, die weiß, dass unvorstellbare Summen für die Rettung von Banken ausgegeben wurden. Dass Milliarden bereitstehen, um die ominösen Finanzmärkte zu beruhigen. Dass ihr Land Stellen kürzt um kurzfristig zu sparen. Die junge Lehrerin hat keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sie geht auf die Straße, um ihren Unmut kund zu tun. Und mit ihr viele andere. Eine  Antwort des Staates bleibt aus.

Für eine Gesellschaft ist es besonders schlimm, wenn sie ihren jungen Menschen keine Hoffnung geben kann. Die Staaten der Europäischen Union müssen sich die Kernfrage stellen: Was ist uns mehr wert? Die Finanzmärkte oder die Zukunft unserer Jugend? Das bedeutet auch die Gelder neu aufzuteilen. Wenn in die abstrakten Finanzmärkte Milliarden gesteckt werden, dann müssen auch Milliarden bereit stehen, um jungen Menschen Arbeit und Lohn zu geben. Das Geld für die Finanzmärkte ist wichtig, um kurzfristig eine Katastrophe abzuwenden. Das Geld für die Jugend ist mittel- und langfristig eine sichere Investition in ein Europa der Chancengleichheit und Lebensqualität für alle.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/spanische-polizei-loest-camp-der-empoerten-auf-a-832888.html

Heute ist der 1. Mai! Uns geht es doch gut, oder? Die Wirtschaftskrise berührt uns nur mehr am Rande. Wir lesen in den Medien darüber, aber die Supermarktregale quellen über mit Waren, die wir unbedingt brauchen. Wer arbeiten will bekommt doch Arbeit, die Fachkräfte fehlen, die Wirtschaft schreit nach ihnen. Ja diese durchaus hohen Managergehälter, die Korruption in Politik und Wirtschaft regen uns manchmal auf, aber so wirklich berühren tut es uns nicht, oder? Was soll dann das ganze Getue mit diesem  Occupy New York, Occupy Frankfurt und Besetzt Salzburg?

Die Occupy-Bewegung weitet unseren Blick. Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung finden weltweit statt und alles greift ineinander. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass Lebensbedingungen für viele Menschen geschaffen werden, die ein menschenwürdiges Leben möglich machen. Ich will nur ein einfaches und überspitzes  Beispiel nennen, wie eins mit dem anderen zusammenhängt und jeder einzelne von uns Verantwortung trägt.

Das Frühjahr ist da und damit die Zeit der Diäten, um möglichst einen unbeschwerten Badesommer erleben zu können. Zu einer Standarddiät gehört natürlich Thunfisch. Viele Fangflotten der Europäischen Union sind in internationalen Gewässern unterwegs, um Thunfische für uns zu fangen. Sie fahren auch die westafrikanische Küste entlang und fischen alles leer. Die einheimischen Fischer im Senegal, in Guinea oder an der Elfenbeinküste kommen mit leeren Booten zurück. Wie sollen sie ihre Familien ernähren? Da ist es doch einen Versuch wert mit dem Boot auf die Kanarischen Inseln zu gelangen, an Bord die Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Was machen wir? Wir schließen die Grenzen fest zu, ziehen Zäune hoch und  lassen die Frontex, eine Polizeitruppe der EU-Staaten, eine Festung Europa bauen. Und lassen damit auch unsere Verantwortung draußen!

Darauf hinzuweisen und uns nicht wegschauen lassen ist auch Aufgabe der Kunst! Die Grenzen des Ortes, der Region, des Landes und eines Kontinents zu überwinden. Die Grenzen des Alltags zu überspringen. Und uns auch auf das sichtbare und unsichtbare Unangenehme und Ungerechte aufmerksam zu machen. Wegschauen lässt etwas nicht verschwinden. Wegschauen macht Ungleichheiten nur tiefer.

So geht es mir und sicher vielen von Ihnen auch täglich, wenn wir durch unsere Stadt gehen. Gepriesen ob ihrer Schönheit, ihrer Kultur und Natur. Seit einigen Jahren sitzen wie Mahnmale der Ungleichheit Bettler an vielen Ecken und Straßen der Stadt. Ihre Armut berührt uns, oftmals unangenehm. Wir wollen sie nicht sehen. Sie sind da, jeden Tag. In ihren Herkunftsländern, wie Rumänien, Bulgarien oder Ungarn sind sie eine Minderheit, die ausgegrenzt und oft verachtet wird. Sie haben wenig Chancen auf ein gleichberechtigtes Leben und so versuchen sie es in anderen Ländern, auch sie sind Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union und damit gleichberechtigt. Das vergessen wir oft.

Natürlich können wir nicht mit einem Schlag die Welt zu einem besseren Ort machen, das wäre naiv gedacht. Aber jeder einzelne von uns kann täglich ein kleines bisschen dazu beisteuern, dass die Chancen für viele Menschen  größer werden, ein menschenwürdiges Dasein zu leben.

Danke an das Landestheater, insbesondere an Astrid Großgasteiger und Angela Beyerlein. Danke an alle Mitwirkenden! Sie tragen mit ihren Mitteln dazu bei das Bewusstsein zu schärfen und mehr Licht in die Schatten unserer globalen Gesellschaft zu werfen!

Besetzt Salzburg mit Ideen, Besetzt Salzburg mit Interesse am anderen, Besetzt Salzburg mit Gedanken, die zu einem gerechten Miteinander führen! Setzt Taten!

http://www.salzburger-landestheater.at/index.php?option=com_content&view=article&id=520&Itemid=218&lang=de

 (Meine Worte zur Eröffnung des Festivals „Besetzt Salzburg“ des Salzburger Landestheaters)

Das Sparpaket, das den Griechen von der Europäischen Union aufgezwungen werden soll, wird Griechenland kaputt machen. Die Lohneinschnitte für die Griechen sind dramatisch. Das bedeutet, dass die Menschen nichts mehr haben werden, um die Wirtschaft im eigenen Land zu stärken und damit ihr Land wieder auf den Weg der Genesung zu bringen.

Die Europäische Union beklagt die lasche Steuerpolitik der Griechen. Aber wie jemand, dem das Einkommen gekürzt wird, mehr Steuern zahlen soll, wird völlig ausgeblendet. Natürlich hat Griechenland in der Vergangenheit große Fehler gemacht. Aber das waren Fehler, die nicht im Geheimen passierten. Allein bei der Aufnahme in den Euroraum hätten die Alarmglocken in Brüssel klingeln müssen. Die EU hat bewusst weggeschaut und jetzt will sie nichts davon gewusst haben. Dazu kommt eine strukturelle Ungleichheit in den Ländern Europas. Deutschland hat es mit seinem Lohndumping geschafft, Exportweltmeister zu bleiben.  Natürlich auf Kosten anderer Länder. Nun will Deutschland mit seinem Modell Europa aus der Krise führen. Das kann nicht funktionieren. Das geht vielleicht für ein Land, aber wenn alle es machen, zahlen auch alle drauf.

Der Theaterbesuch

Friederike Spieker, eine deutsche Volkswirtin, die schon lange vor der Katastrophe warnt hat ein ganz einfaches, aber klares Beispiel gebracht. Stellt dir ein vollbesetztes Theater vor. Alle, die in der ersten Reihe sitzen, haben einen tollen Blick auf die Bühne. In Reihe zwei ist der Blick nicht mehr so toll. Nun denkt sich ein Theaterbesucher: „Ich stehe auf, dann sehe ich besser!“ Natürlich folgen ihm nach der Reihe alle anderen. Zum Schluss stehen alle Theaterbesucher, bis auf die Menschen in der ersten Reihe. Was ist das Ergebnis? Die erste Reihe sieht immer noch gut. Alle anderen sehen genau so schlecht wie vorher und haben zusätzlich noch Beinschmerzen vom ungemütlichen Stehen. Insgesamt hat sich die Lage verschlechtert! Auf unsere Wirtschaft in Europa übertragen heißt das, dass für den Einzelnen sich aufgrund einer Maßnahme kurzfristig etwas bessert, folgen alle ihrem Einzelinteresse wird es für alle mieser.  

Einer für alle und alle für einen

Die Europäische Union hat die Verantwortung ein Mitgliedsland nicht willentlich in die Katastrophe zu schicken. Die Kürzung von Löhnen wird den Menschen dort das Leben noch erschweren. Damit würgt man Investitionen in eine produktive Zukunft ab. Wenn dieses Modell Schule macht, wird es über kurz oder lang auf Portugal, Spanien usw. übertragen. Und dann? Wenn man Menschen an der Entwicklung nicht teilhaben lässt, dann steht eine Radikalisierung bevor, die auch nicht vor den „reichen“ Ländern halt machen wird.

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