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Immer wenn ich einen Peter Jackson-Film gleich als erstes in einer Mitternachtspremiere sehe, dann fragen mich am nächsten Tag alle, wie’s war. Die diplomatische Antwort lautet: Es kommt ganz drauf an. Und zwar darauf, ob man ein großer Tolkien-Fan oder Peter Jackson-Fan ist. Oder ob man Filme dann perfekt findet, wenn die CGI einfach umwerfend ist. Oder ob man einfach nur ein normaler Kinogänger ist, der nur eine gute Geschichte sehen will.

Ich selbst gehöre zur letzteren Gruppe. Und zu „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ kann ich nur sagen: Wie man Tolkiens Bücher gut verfilmt, hat noch kein anderer so richtig vorgemacht. Peter Jackson ist darin also der konkurrenzlose Meister. Und mit seiner Meisterhand hat er auch diesen Film sehr souverän inszeniert.

THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG

Im Goldfieber: Thorin Eichenschild

Aber ist es auch ein guter Film?
Erzählerisch sicher nicht – wenn man „Die Schlacht der fünf Heere“ als eigenständigen Film betrachtet. Das soll man nach dem Willen des Regisseurs auch gar nicht. Denn Teil 2 „Smaugs Einöde“ endet im spannendsten Augenblick, als der goldgierige Drache Smaug erwacht, seine Höhle im Einsamen Berg verlässt und auf die Seestadt Esgaroth zufliegt. Und genau dort setzt Teil 3 fort.

+++ SPOILER+++
Hätte Teil 2 eine Viertelstunde länger gedauert, hätte „Smaugs Einöde“ einen schönen Abschluss erhalten. Denn länger dauert es nicht, bis Smaug niedergestreckt wird. Hätte sich Peter Jackson nicht auf diesen furiosen Auftakt zu Teil 3 verlassen können, dann hätte er den Einstieg in die eigentliche Geschichte von „Die Schlacht der fünf Heere“ sorgfältiger aufbauen müssen.
+++SPOILER ENDE+++

Thorin Eichenschild, der König der Zwerge, verfällt dem Drachenfieber. Er ist besessen von der Wirkung des Arkensteins. Als Herr übergroßer Reichtümer im Berg will er weder den Menschen der zerstörten Seestadt helfen, noch den Elben einen bestimmten Teil des Schatzes aus weißglänzenden Juwelen überlassen, den sie als den Ihren betrachten. Da führt er doch lieber Krieg gegen die Menschen und die Elben – bis die Heere der Orks kommen. Menschen, Elben und Zwerge liefern gemeinsam den Orks einen erbitterten Kampf.

THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES

Nicht gut drauf und ziemlich fieser Ork: Bolg

Das große Gemetzel
Was folgt, sind knapp 1,5 Stunden Gemetzel. Es wird geschlagen, erstochen und Gliedmaßen abgehackt. Und die Orks kommen mit immer grässlicheren Fabelwesen daher. Alles ist visuell perfekt. Aber ich hab das Schlachten unberührt verfolgt, weder mit Spannung noch mit Langeweile. Es gibt ein paar dramatisch gut ausgenutzte Showdowns zwischen ein einigen der Hauptfiguren. So habe ich wenigstens nicht ganz geistig abgeschaltet. Was ein Film aber braucht, ist ein wenig Interesse an Schicksalen. Mir kommt vor, als würde ich das bei jedem zweiten Film-Kommentar fordern. Die fünf Minuten, die dem elbisch-zwergischem Liebespaar Tauriel [Evangeline Lilly – bitte mehr Filme mit ihr!] und Kili [„sexiest dwarf alive“ Aidan Turner] gewidmet sind, reichen dazu bei weitem nicht aus. Ebenso geht die Belastungsprobe der Freundschaft zwischen Thorin Eichenschild [Richard Armitage] und Bilbo Beutlin [Martin Freeman] im Gemetzel unter.

THE HOBBIT: THE BATTLE OF FIVE ARMIES

Erste Hlfe für Gandalf: Galadriel

10 Seiten aus einem Buch geben nicht viel her – jedenfalls nicht ausreichend Stoff für 2,5 Stunden Film. Dadurch dass die Zwerge und der Hobbit sich nicht mehr auf einer Wanderung befinden, auf der es immer neue Abenteuer zu bestehen gilt, wird nicht viel Abwechslung geboten. Peter Jackson hat sich bemüht, noch etwas Geschichte mit hineinzubringen, zum Bespiel indem er eine Konfrontation mit Sauron als Überleitung zu „Herr der Ringe“ schafft. Doch es kam mir ein bisschen so vor, als sollte diese nicht allzu sehr von der Schlacht ablenken. Da schludert der Regisseur genauso drüber wie beim Ende der Schlacht.

Nachdem Teil 1 und 2 schon als je über 20 Minuten längere Versionen auf Blu-ray erschienen sind, dürfen sich Fans sicher nächste Weihnachten auf eine Extended Version von Teil 3 freuen. Liebes Christkind, bitte beschere mir jedoch eine verkürzte Version dieser Trilogie – zwei Teile mit je zwei Stunden. Ich würd mich drüber freuen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Wie erwartet, technisch Perfekt: noch mehr Computer-generierte Bilder, noch mehr Orks. Vorschlag für einen alternativen Titel: „Wo ist Bilbo Beutlin?“

 

Alle Photos: Courtesy of Warner Bros. Pictures

 

Felder in geboostetem Grün, unendliche Hochgebirgszüge, gefährliche Wälder, Zwerge, Zauberer, Elben, Orks, Drachen – und der Hobbit Bilbo Beutlin, der Held wider Willen. Das ist der Stoff aus dem das Fantasy-Märchen Der Hobbit besteht. Angelockt von den Bergen an Gold, das die Zwerge besitzen, zerstört der schreckliche Drache Smaug deren Stadt. Nach vielen Jahren will eine Gruppe von Zwergen zurückerobern, was rechtmäßig das Ihre ist. Unterstützt von Gandalf dem Zauberer erwählen sie Bilbo Beutlin, den kleinen Hobbit, dazu sie als Meisterdieb zum Erfolg zu führen. Er soll einen besonderen Edelstein aus der vom feuerspeienden Drachen bewachten Stadt im Berg stehlen.Foto 3

Der Herr der Ringe hatte mir gut gefallen, Teil 1 fand ich ganz großartig, Teil 2 und 3 nur in der Extended Version auf DVD wirklich interessant und fesselnd. (Macht mich das zum „Fanboy“ oder finden wahre Fanboys, dass man daran nur die totalen Banausen erkennt?) Trotzdem konnte ich mich im letzten Jahr nicht überwinden, für The Hobbit – Eine unerwartete Reise ins Kino zu pilgern. Gestern hatte ich die Gelegenheit, das nachzuholen und gleich anschließend noch die brandneue Fortsetzung Smaugs Einöde anzusehen – im Double Feature bis halb drei Uhr morgens.

Noch ein bisschen erschöpft und müde, möchte ich hier nur ein paar Eindrücke wiedergeben und keine Kritik. Das-Buch-ist-sowieso-viel-besser-Vergleiche bleiben euch auch erspart, weil ich Der kleine Hobbit nie gelesen habe.

Ich frage mich: Warum habe ich mich im letzten Jahr so geweigert, den Hobbit-Film anzusehen? Wenn man Der Herr der Ringe gesehen hat, ist einem von der ersten Minute an alles in der Fantasy-Welt Mittelerdes vertraut. Viele der Figuren, der Landschaften und Wesen kennt man bereits. Und es geht wieder um ein aufregendes, gefährliches Abenteuer. Nur die Atmosphäre des Films ist jedoch eine ganz andere. Alles ist etwas niedlicher, etwas weniger grimmig und weniger fruchteinflößend – sogar die Orks kommen einem etwas weniger bösartig und blutrünstig vor. Es gibt viele Tote, hauptsächlich Orks, mit Blut wird trotzdem gespart. Immerhin sollte sich ja die Freigabe für Jungendliche ab 12 Jahren ausgehen – mit Eltern ab 6(!) Jahren. Es gibt dazu ziemlich viel Klamauk, zum Beispiel wenn über ein Dutzend Zwerge den ahnungslosen Bilbo Beutlin überrumpeln und sich in seinem Haus breitmachen. Oder wenn riesige, primitive Trolle die Zwerge braten wollen und sich dann übertölpeln lassen, weil sie mehr damit beschäftigt sind, sich gegenseitig anzunörgeln.

Die Zwerge, der Zauberer Gandalf und Bilbo Beutlin, der Hobbit, wandern von einer Station zur nächsten – und jede Station stellt neue Gefahren und Probleme. Oft beginnen sie damit, dass die ganze Gruppe Berghänge oder Höhlen hinabstürzt und oft enden sie wiederum mit einem ebensolchem Sturz. Selbst der robusteste Zwerg kann so etwas nicht überleben. Aber diese Frage darf man sich nicht stellen, denn wir sind hier im Wesentlichen in einem auf Kinder zugeschnittenen Fantasy-Abenteuer (stellenweise erinnerte es mich sogar an Die Goonies.

Foto 1Das Showdown von Smaugs Einöde spielt in der Stadt unter dem Berg, die einstmals das Reich der Zwerge war. Bilbo, inzwischen schon im Besitz von Saurons Meister-Ring, der seinen Träger unsichtbar macht, verhält sich geschickt. Es wäre dennoch dem Drachen ein Leichtes, mal eben kurz Feuer zu husten und nicht mehr als ein Häufchen Asche von dem tapferen Hobbit übrig zu lassen. Doch er entschließt sich, mit ihm zu sprechen. Zu sprechen? Ja, die furchterregende Bestie Smaug redet mit menschlicher Stimme eine menschliche Sprache und führt sogar recht ausgedehnte Unterhaltungen. Wir sind eindeutig im Märchen.

Das große Zwei-Drittel-Showdown, sei freilich nicht verraten.

Man hat’s vielleicht herausgehört: Ich war überrascht, mich in einem Märchenfilm zu befinden. Wirklich vieles erinnerte mich an Märchenfilme meiner Kindheit. „Überrascht“ heißt allerdings nicht, dass mir die beiden Hobbit-Filme nicht gefallen hätten. Es waren fünf sehr kurzweilige Stunden für Erwachsene, die Fantasy mögen und sich ein Stück Kindlichkeit bewahrt haben

Doch eine Einschränkung habe ich: Ob sich diese Mischung aus Märchenwelt und brutalem Gemetzel zur Unterhaltung von Kindern eignet, finde ich fragwürdig.

 

Meine Bewertung auf IMDB: 7

Kurzweilige Unterhaltung, keine Längen. Aber: Entgegen der Meinung der FSK ist die Grätsche als Film für die ganze Familie nicht ganz geglückt.