Schreie sind zu hören, es rumpelt und poltert. Dann wird die Tür aufgestoßen, zwei Personen schleppen Carnegiea gigantea, einen riesigen Kaktus, in ein Polizeibüro. Dann beginnt ein 90minütiges Verhör. Der Kaktus ist ein Gefährder, ein Schläfer. Auf dem Frankfurter Flughafen soll er einen Terroranschlag geplant haben. Vier Personen verhören den Kaktus: eine Polizeianwärterin mit Abitur, ein Polizeianwärter mit Hauptschulabschluss und türkischem Migrationshintergrund, ein Oberrat der Bundespolizei und ein GSG 9 –Beamter. Siespielen alle Stückerl eines Verhörs. Good und Bad Cop, Anschreien, Schläge und Elektrofolter.
Die Satire „Der Kaktus“ von Juli Zeh, aufgeführt in den Kammerspielen, lässt keine Plattheit und kein Vorurteil aus. Das macht die Stärke des Stücks aus. Spritzig und doch nachdenklich inszeniert von Astrid Großgasteiger, lässt es viel Stoff zum Diskutieren und Hinterfragen. Was sind unsere Vorurteile? Wem können wir vertrauen? Wer trägt die Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben? Wie halten wir es mit der Terrorbekämpfung? Opfern wir unsere Grundrechte und unser Recht auf Freiheit der Angst? Wer kann schon sicher sagen, dass er richtig handeln würde?
Es gibt keine sichere Antwort, aber eine Gewissheit: Die Angst darf nicht die Herrschaft übernehmen, denn dann ist die Menschlichkeit in Gefahr.
Zu sehen ist „Der Kaktus“ noch bis 12. Mai- es lohnt sich!
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