Aktuell gibt es 88 SprachtrainerInnen an 20 Standorten in der Stadt Salzburg. Sie lernen mit hunderten Menschen Deutsch. Freiwillig. Ohne Bezahlung.
Seit knapp einem Jahr gibt es das Freiwilligennetzwerk der Diakonie in Kooperation mit Stadt und Land Salzburg. Heute wollte ich von den Trainerinnen und Trainern wissen, wie es ihnen so ergeht. Zwei Stunden angeregter Austausch mit vielen Geschichten, Schicksalen, Ideen aber auch Kritik und Wünschen:
Als TrainerIn kommt man den Schicksalen der Menschen sehr nahe. Vieles stellt sich dann ganz anders dar, als in den Medien berichtet. Viele berichten darüber, wie schwer das Warten ist auf das erste Interview, Monate oft Jahre dauert es bis es zu einer Entscheidung kommt. Gleichzeitig ist da bei manchen die Angst vor dem Danach. Bekomme ich Asyl? Und wenn ja, wie soll es weitergehen, Wohnung, Arbeit? Das macht unsicher. Viele Flüchtlinge lernen eifrig Deutsch, nehmen die Angebote wahr. Dann gibt es andere, die zwar angemeldet sind, aber einfach nicht kommen. Das frustriert natürlich die Freiwilligen, die hier ihre Zeit geben, das wird auch als Respektlosigkeit empfunden. Bei den Flüchtlingen gibt es das gleiche Potpourri an Menschen, wie bei anderen auch. Die meisten wollen Deutsch lernen, sich integrieren, arbeiten und eine Zukunft aufbauen. Und dann sind auch einige dabei, die sich für das alles nicht interessieren. Dann gibt es jene, die erstmals in ihrem Leben einen Stift in der Hand halten, Erwachsene, die unter größten Mühen Lesen und Schreiben lernen. Und die Kinder, die am Anfang oft zurückhaltend sind, lernen dann in Windeseile Deutsch.
Aber die SprachtrainerInnen erleben auch, was es heißt wenn es zu Missverständnissen kommt, die falsch interpretiert werden können. Warum essen die Flüchtlinge nicht immer, was man ihnen vorsetzt? Sind sie undankbar? Eine Trainerin erzählt, dass in ihrem Quartier eine große Ladung Cornflakes gespendet wurde. Aber keiner der Flüchtlinge rührte das an. Die Packungen standen ungeöffnet herum. Bis eines Tages ihre Deutschkollegin eine Packung öffnete und die Cornflakes essen wollte. Die Flüchtlinge bedeuteten ihr das auf keinen Fall zu essen! Auf ihr Nachfragen erklärten sie ihr, dass das Hühnerfutter sei. Schließlich war auf der Packung ja ein Hahn abgebildet.
Die Arbeit der Freiwilligen kann nicht hoch genug geschätzt werden. Es geht oft über das Sprachtraining hinaus. Sie begleiten die Flüchtlinge zum Arzt oder zur Behörde. Manches Mal entstehen Freundschaften. Auf alle Fälle ist ihre Arbeit ein wichtiger Teil der Integration in Österreich. Dafür Danke und mein allergrößter Respekt für diesen Einsatz für die Menschen und für ein gedeihliches Miteinander in Salzburg.
Und wer sich auch engagieren möchte, hier die Infos: Freiwilligennetzwerk Diakonie