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Seit einigen Tagen gibt es Horrornachrichten aus Tschetschenien. Eigentlich nichts Neues würde man meinen. Ein Diktator von Gnaden Russlands regiert seit Jahren mit eiserner Hand. Die Unterdrückung der Menschen ist Alltag. Und jetzt geht das Regime massiv gegen Homosexuelle und Transgender vor.

Dass in vielen Ländern der Erde nicht-heterosexuelle Menschen kein leichtes Leben haben ist uns allen bekannt. Aber Folter und Mord gehörte in Tschetschenien noch nicht zum Alltag. Man könnte nun meinen: „Was geht uns die LBGTIQ-Community in Tschetschenien an? Die haben dort so schon genug Menschenrechtsverletzungen, Probleme und Unterdrückung.“ Genau deswegen, meine ich, muss es uns ein besonderes Anliegen sein, dieses Unrecht, die Folter und die Tötungen aufzuzeigen.

Liebe ist normal

Weil eine Minderheit es immer noch schwerer hat und man ihre Rechte oft zu Gunsten der Bedürfnisse und Anliegen  der Mehrheit bei Seite schiebt. Denn erst wenn Menschen, die nicht der vermeintlichen Norm entsprechen, volle Rechte und Akzeptanz genießen, gibt es auch volle Rechte für alle. Diese Rechte, diesen Respekt und diese Akzeptanz müssen wir einfordern. In Tschetschenien, in Europa. Von staatlichen und religiösen Institutionen. Weil uns allen klar sein muss, dass Liebe normal ist und jeder Mensch sich entscheiden darf, wen er liebt und mit wem er oder sie oder es leben will.

Demo in Wien am 21.4. 2017

Fotos: Hosi, Soho

Gedanken über bewegte Tage in der schwul-lesbischen Community

Von Georg Djundja

130.000 Menschen. 130.000 Lesben, Schwule, Transgender, Intersexuelle, und Heterosexuelle. 130.000 auf der Regenbogenparade in Wien feiern das Leben – feiern die Vielfalt – fordern die gleichen Rechte – erinnern und halten Still in Gedenken an Orlando.

Georg Djundja

Georg Djundja

Orlando? Ein Schauer rieselt mir über den Rücken. Kann so etwas auch bei uns passieren? Wie konnte so etwas überhaupt passieren? Warum kann so etwas passieren? Der Täter dürfte laut Medienberichten doch selbst schwul gewesen sein – er war des Öfteren Gast in diesem Szenelokal und war auf schwulen Dating-Plattformen aktiv.

Hatte er selbst Probleme mit seiner Homosexualität? Wenn jemand sein inneres Sein immer verstecken muss und nicht ausleben kann, ist das wie in einem Druckkochtopf. Irgendwann kann dieser explodieren.

Wir werden es wohl nie erfahren was die Gründe für seine Tat waren.

Auf der Regenbogenparade ist der erste Truck leer – ein Zeichen für die Verstorbenen von Orlando. Ein Zeichen aber auch für alle Länder dieser Welt, in denen Homosexualität noch immer unter Strafe, in sieben Ländern sogar unter Todesstrafe steht.

Die Gedanken kommen zurück. Die Musik am Truck lässt mich wieder bei der Regenbogenparade ankommen. Auch in Österreich haben wir Lesben, Schwule und Transgender noch immer nicht dieselben Rechte: Wir wollen die Öffnung der Ehe für alle, wir wollen die amtliche Erfassung von Hassverbrechen (bei uns wäre Orlando einfach „nur“ ein Attentat –  in den USA war es ein Hassverbrechen gegen Lesben und Schwule – ein UNTERSCHIED!), wir wollen Diskriminierungsschutz auch außerhalb der Arbeitswellt (noch immer können mein Freund und ich in Österreich eines Hotels verwiesen werden, weil wir schwul sind – einfach so!). Es gibt also noch viel zu tun!

Packen wir´s an! 130.000 Menschen packen´s an.

„Ihr seid viele – Gemeinsam seid ihr mehr“, sagt Christian Kern. Sagt der Bundeskanzler. Erstmals, dass ein Regierungschef auf der Regenbogenparade mit dabei ist! „Na und. Es ist 2016“, antwortet er sich selbst. Das gibt Mut. Das gibt Hoffnung.

Ich bin umso mehr voller Tatendrang für meine Arbeit in der SoHo (LGBTI Organisation der SPÖ), die rechtliche Gleichstellung auch in unserem Land zu erkämpfen, und die Akzeptanz in der Gesellschaft voranzutreiben. Denn wo Menschen sich lieben, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, dürfen Gesetze das nicht verhindern! Wir werden dafür Verbündete suchen. Wir werden dafür Brücken bauen. GEMEINSAM schaffen wir das!

Denn wir fordern GLEICH viel Recht für GLEICH viel LIEBE.