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Der Tigerschnegel im Kompost

Immer wenn ich im Garten bin, mache ich eine Inspektionsrunde. Da werden jedes Blümchen, der Komposthaufen, die Beete und der Kräuterhügel genau begutachtet. Was hat sich seit dem letzten Besuch verändert? Was ist gewachsen und was ist den gefräßigen Schnecken zum Opfer gefallen? Sind die Himbeeren schon rot? Hängen die kleinen Birnen noch am Baum? Und ist der Tigerschnegel noch im Kompost zu Hause, wo er die Nacktschnecken fressen soll?

 

Vor etwa drei Wochen prüfe ich das Hochbeet. Die Bohnen wachsen wir verrückt, auch der Fenchel taucht schon richtig an. Kohlrabi, Mangold und Brokkoli geben ihr Bestes. Doch halt! Was ist das? Rund um Brokkoli und Kohlrabi sind so komische gelbe Flecken. Ist das Schimmel? Keine Ahnung, aber es gefällt mir nicht und ich hole Gartenschauferl und Kübel und entferne dieses gelbe Etwas.

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Mein erster Schleimpilz

Zwei Tage später bin ich wieder im Garten. Ich habe schon vergessen, dass ich gelbes Zeugs im Hochbeet entfernt habe. Die übliche Inspektionsrunde, dann komme ich zum Hochbeet und erschrecke. Was ist das? Es ist eine weiche Masse, die sich um Brokkoli und Kohlrabi gelegt hat. Beigefarben. Ich hole das Handy, Google frage ich mit „etwas Schleimiges im Beet“. Volltreffer! Tausende Ergebnisse. Es scheint ein Schleimpilz zu sein. Auch Lohblüte oder Hexenbutter genannt. Ich lese, dass Schleimpilze im Garten meist harmlos sind. Ihre Sporen ruhen oft schon länger in der Erde, bevor sie zu wachsen beginnen. Dann verhärten sie und verschwinden. Sie fressen nicht wie die grausigen Nacktschnecken frisches Grün sondern ernähren sich von Einzellern und Bakterien. Ich lese weiter: Der Schleimpilz ist selbst ein Einzeller. Keine Pflanze, kein Tier, kein Pilz. Er ist ein Amöbozoen. Dieser Einzeller bewegt sich durch seine Kerne fort, bis zu einem Zentimeter in der Stunde und er kann mehrere Quadratmeter groß werden. Eindeutig ein Rekord sagt die Wissenschaft. Und er ist schlau. Er kann den kürzesten Weg zwischen Nahrungsquellen finden. Wissenschaftler meinen, dass wir von Schleimpilzen lernen können. Besonders wenn es um Netzwerke geht, also Verkehrsströme oder Brandwarnsysteme.

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Der Schleimpilz und das Kraut der Unsterblichkeit

 

Meine kleine Panik, was dieses Etwas im Beet anrichten könnte, ist verschwunden und einer Faszination gewichen. Der Schleimpilz kann gerne ab und an mal im Beet auftauchen. Was er gestern gemacht hat, er hat sich rund um das „Kraut der Unsterblichkeit-Jiaogulan“ geschleimt – wie passend! Und bei seinem Anblick hab ich mich gefreut und gestaunt, was so ein Einzeller alles kann. Ich bin schon neugierig, wo er demnächst auftauchen wird!