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Freitag Abend eröffnete das 34. Motzart Festival in Salzburg. Und zwar mit einer Lesung des Russisch-Berliner Autors Wladimir Kaminer.
Ich selbst kenne Wladimir Kaminer als Autor noch gar nicht so lange. Eine sehr liebe Kollegin hat mir letzten Geburtstag ein Buch von ihm geschenkt – „Meine kaukasische Schwiegermutter“. Ich habe es mit Genuss gelesen und im letzten Strandurlaub die ganze Zeit über im Liegestuhl vor mich hingekichert.
So amüsant seine Bücher sind … Ist eine Lesung von Wladimir Kaminer für ein Kabarett-Festival geeignet?

Ja. Denn eine Lesung im eigentlichen Sinne war es ohnehin nicht. Eigentlich hätte der Autor ja sein neuestes Buch „Das Leben ist keine Kunst“ vorstellen sollen. Doch Kaminer unterbricht sich stets nach ein, zwei Sätzen selbst für einige Minuten, liest dann weiter und zwei Sätze später kommt schon wieder der nächste Exkurs. Es ist interessant und erheiternd, ihm zuzuhören, wie er mit deutlich hörbarem russischen Akzent (er könnte alles erzählen und ich würds deswegen schon lustig finden) Gedanken spinnt und verknüpft. Kaminer schien zudem nicht zu sehr daran interessiert, die Reaktionen auf ein Buch zu erleben, das ohnehin schon im Handel erhältlich war. Vielmehr wollte er Reaktionen auf noch unveröffentlichte Geschichten testen. Er wollte dabei aber behutsam vorgehen.

Das Buch war ein Geburtstagsgeschenk – und hat mir köstliche Lesestunden beschert

Das Buch war ein Geburtstagsgeschenk – und hat mir köstliche Lesestunden beschert

Vorsichtig fragt er ab, ob das Publikum eine Kostprobe anderen Buchidee hören wolle. Es ging dabei um ein alles beherrschendes, äußerst polarisierendes Thema: Flüchtlinge. Oder eigentlich um Syrer. Denn, so erklärt Kaminer, alle Leute, die im letzten Jahr nach Deutschland gekommen sind werden Syrer genannt. Er erzählt, warum in einer Stadt Syrer die Bibliothek umarmen – amüsiertes Staunen beim Publikum, bei der Auflösung der Geschichte. Er macht damit weiter, was es bedeutet, wenn Syrer auspacken – ebenfalls sehr amüsant. Und zuletzt erklärt er, was das Wort „Flüchtlingswelle“ für ihn bedeutet. Denn diese hat ausgerechnet seiner 83-jährigen Mutter gehörigen Anschub verliehen – Humor typisch Kaminer’scher Manier, der mit herzlichem Lachen und Applaus aufgenommen wird.
Doch der satirisch begabte Autor ist sehr darauf bedacht, Situationen so zu schildern und Dinge so zu formulieren, dass er nirgendwo aneckt. Sein Humor soll leicht sein und die Leute zum Schmunzeln bringen. Sein Verlag findet das Thema Flüchtlinge zu heiß und ist sieht die Buchidee skeptisch – man macht sich sicher Sorgen um die Umsätze. Vielleicht ändert der Herausgeber ja angesichts positiver Publikumsreaktionen noch seine Meinung. Wladimir Kaminers Publikum versteht ihn. In Salzburg jedenfalls.
Ich glaube, es sind nicht nur die vergeudeten Pointen, um die es Kaminer leid täte, wenn die Syrer-Geschichten nie veröffentlicht würden. Sein Anliegen begründet sich durch eine Lebensphilosophie, die mir sehr gefällt:

Wenn etwas schrecklich und traurig ist, dann hilft einem die Trauer nicht weiter. Durch die Trauer bleibt man stecken. Man muss darüber lachen, sich umdrehen und von dort aus weitermachen, damit man vorankommt.

So vorsichtig, wie Kaminer die Reaktionen des Publikums auslotete, möchte man meinen, er sei einer, der es einfach jedem recht machen will. Er bewies, dass er auch anders kann. In zwei Punkten wurde er sehr deutlich: Leute (auch Publikum), die lieber über die 5 Folgen einer „wirklich blöden“ (sic!) Fernsehsendung reden wollen, die er im Herbst für 3Sat gemacht hat, ärgern ihn. Als habe diese unwichtige Sendung mehr Bedeutung als die dutzenden Bücher, die er bereits veröffentlicht hat. Man merkt, er fühlt sich dadurch richtiggehend beleidigt. Und in einer kurzen Bemerkung kommt der russische Präsident Putin gar nicht gut weg. Zwar nur für eine Sekunde, aber er tut klar und unverhohlen seine Meinung kund. Aber er hat Hoffnung: Es könnte nämlich sein, dass Putins Regime ohnehin nicht mehr viel länger an der Macht ist. Wer dafür sorgt? Die amerikanische Fernsehserie „Twin Peaks“. Die hat es schon einmal geschafft, ein russisches System zu stürzen. Mehr sei nicht verraten. Ob das nun eintritt oder nicht, wenn Kaminer von Russland und den Menschen dort erzählt, spürt man die Liebe für seine alte Heimat, auch wenn er seine Erzählungen wieder ein reichlich Satire verpackt. Er sieht die russische Seele jetzt halt mit den Augen eines Deutschen.

Es war ein leichter, amüsanter und kurzweiliger Abend. Bemerkenswert war, dass seine Mutter immer wieder eine zentrale Rolle spielt, wenn er spricht. Ich denke, das ist weniger psychologisch zu erklären, als damit, dass Wladimir Kaminers nächstes Buch von seiner Mutter handeln wird. Denn beim nächsten Buch wird es für eine humorvolle Behandlung des Themas Flüchtlinge noch viel zu früh sein.

Whatever happened to Fay Wray? In der Rocky Horror Show vermisst Dr. Frank-N-Furter die Eleganz des Hollywood-Stars. Doch das ist nicht das Einzige, wofür sie berühmt ist: Fay Wray ging für ihre Rolle in King Kong als erste Scream Queen in die Filmgeschichte ein – die Königin der Schreie.

Lange gab es keine würdige Nachfolgerin. Bis 1978 ein billiger Slasher-Film eine regelrechte Welle an Teenie-Horrorfilmen auslöste – und Jamie Lee Curtis zur neuen Scream Queen einer ganzen Generation machte.

Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen

Aufstieg und Fall. Und Aufstieg
Slasher Movies wie Halloween, Freitag der 13., A Nightmare on Elm Street erhielten endlose Fortsetzungen, bis sie zur ramschigen Meterware verkamen. Doch nichts ist so grausig wie die Realität: Anfang der 90er Jahre erschütterte eine Mordserie in Florida ganz Amerika – vier Stundentinnen und ein Student wurden vom Gainesville Ripper erstochen und ihre Leichen so arrangiert, dass der Schock-Effekt beim Anblick möglichst groß war. Die Taten inspirierten Horrormeister Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson. 1996 hauchten Sie mit Scream dem Slasher-Genre neues Leben ein. Und wer bis dahin dachte, Drew Barrymore würde nur als der Kinderstar aus E.T. – der Außerirdische in Erinnerung bleiben, lag falsch. Die ersten unvergesslichen 10 Minuten des Films gehören ganz ihr. Als erstes Opfer des sadistischen Mörders mit der unheimlichen Maske hat sie sich einen Ehrenplatz als Scream Queen verdient.

Das Besondere an dem Film war, dass er in seiner Geschichte die Metaebene mit einbezog. Der gruselige Ghostface-Mörder versetzt seine jugendlichen Opfer zuerst am Telefon in Angst, indem er ihnen Quizfragen über Horrorfilme stellt, die Schüler spekulieren darüber, welche Rolle sie hätten, wenn das ein Horrorfilm wäre – und welchen Mustern und Regeln die Ereignisse dann folgen müssten. Unzählige Filmzitate machten Scream zum frischen hocherfolgreichen, satirischen Slasher-Hit. Und schon war eine neue Welle ausgelöst.

Jetzt, fast 20 Jahre später gibt es Scream als Fernsehserie. Zuerst auf MTV ausgestrahlt, steht sie jetzt auf Netflix zum Streamen bereit. Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]

 

Morde in Serie
Wes Craven trieb die Story seines Films Scream rasch voran – und jagte uns zwischen Komik und Schauer von einem Ereignis zum nächsten. Ob eine Serie dasselbe schafft? Die erste Folge war recht vielversprechend. Insgesamt kommt die Serie jedoch nicht an den Film heran. Sie spielt aber von Neuem mit der Metaebene, und die Highschool-Schüler stellen fest: Ein Slasher Movie treibt die Story rasch voran – er eignet sich nicht für eine Fernsehserie. Hätte das der Autor dieser Zeilen mal selbst beherzigt. Es wäre sicher möglich gewesen etwas mehr Tempo und Spannung in die Geschichte zu bringen. Zwischen Folge 4 und 9 bietet die Serie zu viel von einer typischen, harmlosen Teenie-Serie und zu wenige Mordeinlagen. Stellenweise waren die Dialoge lang und spannungslos. Sie wirkten manchmal wie aus Dawson’s Creek. Interessantes Detail am Rande: Kevin Williamson, der Autor des originalen Scream-Films, schrieb auch Scream, die Serie – und von ihm stammt auch Dawson’s Creek. Als ich das gelesen hatte, war mir alles klar.

Damsels in Distress
Der Fernseh-Herbst hat aber noch eine vielversprechende Neuheit: Scream Queens. Die Serie hat mit Jamie Lee Curtis, inzwischen Grand Dame des Filmschreis, einen echten Trumpf in der Hand. Aber das ist nicht alles: Sie stammt noch dazu von den Machern von Glee und American Horror Story.

Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]

Was darf man sich also erwarten? Ziemlich guten Horror in Quietschbunt, mit viel Satire und völlig überzeichneten Charakteren – nicht nur für Teenies. Auch Erwachsene, die mal eine Abwechslung zu den düsteren Serienwelten von The Walking Dead und Game of Thrones suchen, könnten Gefallen daran finden.
Die Studentinnenverbindung Kappa Kappa Tau wird von der schönen, aber skrupellosen Mega-Zicke Chanel regiert. Am Uni-Campus geschehen bizarre Morde, und zwar gleich mehrere pro Folge. Wie es sich für eine Slasher-Story gehört, sind alle verdächtig: Chanel, die ihr treu ergebenen Verbindungs-Schwestern, aber auch die Studienleiterin – denn diese verachtet die verwöhnten Gören.
Es sind bisher drei Folgen veröffentlicht und die waren eine völlig absurde Mords-Gaudi – mit höchst-skurrilen Morden und ganz wunderbar, schrillen Schreien. Und mehr wird einem ja gar nicht versprochen. Ich bin gespannt, wie’s weitergeht.

Vorschaubild: FOX

Bild Ghostface: von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons