Und wie es sich für einen guten Stammtisch gehört, gibt es nicht nur etwas fürs leibliche Wohl und das gemütliche Beisammensein sondern auch was fürs Hirn. Beim letzten Stammtisch war das ein toller Vortrag von Professor Josef Heringer, ein Landschaftsökologe und Gartenfan: „Was haben Krautkopf und Co mit Integration zu tun?“. Klar war ich dort, als Pflanzenfan und Integrationsexpertin. Spannend war es, lehrreich und motivierend. Wir alle wissen, dass Tomaten, Erdäpfel und Kürbisse vom amerikanischen Kontinent stammen. Aber dass Rüben, Karotten oder Bohnen als kultivierte Pflanzen aus Asien kommen, ist weniger bekannt. Oder Äpfel und Birnen. Und unsere Wachauer Marille ist eigentlich eine armenische Pflaume. Und manchmal glauben wir, dass es ein Gemüse schon lange bei uns gibt, so wie den Brokkoli. Dabei ist er erst seit einigen Jahrzehnten bei uns zu Hause.
Menschen und Pflanzen wandern
So wie die Menschen seit Jahrtausenden kreuz und quer über die Kontinente wandern, sind auch die Pflanzen nicht an einen Standort gebunden. Die meisten Pflanzen sind uns hoch willkommen und ihre Kultivierung liegt oft Jahrtausende zurück. Besonders der fruchtbare Halbmond, der von der heutigen Türkei über den Irak in die Levante reicht, ist der Ausgangspunkt unserer wichtigsten menschlichen Entwicklung. Hier sind wir sesshaft geworden. Und zu Gärtnern, meint Professor Heringer. Und darin liegt auch unsere Zukunft. „Wir brauchen keinen englischen Rasen zwischen unseren Häusern und Siedlungen, sondern mehr Gärten. Dass es heute über sieben Milliarden Menschen gibt, ist auf den ersten Blick nicht sehr beruhigend für unseren Planeten. Aber wenn wir unseren Enkeln wieder das Garteln lernen und den Menschen befähigen mit Hilfe der Pflanzen fürs sein Überleben zu sorgen, dann braucht uns nicht bange sein.“ so Heringer und zitiert abschließend Blaise Pascal, einen französischen Wissenschaftler des 17. Jahrhunderts:
In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten ward sie erlöst.