Dienstagabend. Ein Saal im Musikum. Voll mit Kindern, Eltern, Großeltern und Patentanten. Magdalena wird aufgerufen und vorgestellt. Das Notenbuch fest an die Brust gedrückt, geht sie ganz konzentriert auf die Bühne. Sie setzt sich ans Klavier, schlägt das Notenbuch auf. Dann rückt sie den Klavierhocker zurecht. Sie nickt ins Publikum. Dann beginnt sie zu spielen. Die Finger klopfen in die Tasten, ein- zweimal trifft sie den Ton nicht. Das Stück ist zu Ende. Sie steht auf, verbeugt sich, ganz tief. Das Publikum applaudiert. Stolze Eltern, stolze Geschwister und eine stolze Patentante.
Mit sieben Jahren beim Klavierabend kann man sich Fehler leisten, trotzdem sind alle begeistert. Aber ist diese Fehlertoleranz eigentlich normal. Noch immer regiert der Rotstift in vielen Schulheften. Kinder lernen ganz schnell, was sie nicht können. „Du musst das noch mehr üben!“ „Da musst du dich ein bisserl mehr anstrengen!“ „Das geht noch besser!“ Ich tappe in die gleiche Falle. Viel öfter hören meine Schülerinnen von mir, wo sie einen Fehler gemacht haben. Viel seltener sage ich, wie gut sie es eigentlich gemacht haben.
Das Lob soll den Tadel überwiegen.
Das ist mir heute beim Klavierabend meines Patenkindes wieder richtig bewusst geworden.