von Friedemann Derschmidt
Das Projekt permanent breakfast ist so etwas wie mein lediges Kind, das erwachsen geworden ist und sich bei mir meldet, weil es Geburtstag hat. In den letzten 20 Jahren ist aus dem immerwährenden Frühstück im öffentlichen Raum eine globale Bewegung geworden, deren Dimension in Österreich so gar nicht wahrgenommen worden ist.
permanent breakfast hat sich auf vielfältige Weise global verbreitet und vielen Menschen große Handlungsspielräume eröffnet. Ob vom Stadtlabor Zürich in der Schweiz, dem dänischen Urban Morgenmad oder der Stadt Zerbst in Anhalt, wo das Projekt Anhaltendes Frühstück eine ganze Stadt erfasst hat oder in Bochum oder Kaiserslautern, Frankfurt und Berlin, bis zu mindestens drei hochaktiven Gruppen in Spanien deren größte Desayuno con Viandantes in Valencia bis heute unglaubliche breakfast Events macht, über die ebenso aktive Gruppe Desayuno Calle in Puerto Rico – die Anzahl der bekannten Frühstücke ist riesig, die Dunkelziffer ist enorm!
Die Befrühstückung des öffentlichen Raumes bietet Potential. Ursula Hofbauer hat in ihrem Text von der Erlaubniskultur permanent breakfast als Lackmustest bezeichnet für die Offenheit einer Gesellschaft: „Wer darf was im öffentlichen Raum“ oder „Wem gehört die Stadt“. In Zeiten des immer enger werdenden gesellschaftspolitischen Spielraumes gilt es, unseren Raum – den öffentlichen Raum – in Schutz zu nehmen. Wir alle sind der Souverän in dieser Demokratie, uns gehört der öffentliche Raum – wir fragen nicht um Erlaubnis, wir nehmen Platz! Bereits 2002 haben wir auf dem Wiener Heldenplatz im Rahmen des permanent breakfast – „geschlossene Gesellschaft“ ironisch auf die Gefahr der „Verinnerösterreicherung“ hingewiesen. Leider erscheint dies heute aktueller denn je!