Beiträge

…und Z. auch. Abschieben, ich erkläre dieses Wort zum Unwort  2012. Täglich schiebt die Republik Österreich Menschen ab. Abschieben sagt sich so leicht, es schreibt sich auch so leicht. Aber für die Abzuschiebenden ist es alles andere als leicht. Es ist in vielen Fällen das Ende einer Hoffnung. Die Hoffnung darauf auch teilhaben zu können. Leben zu können in einem Land, das Sicherheit und eine Zukunft bietet.

Abschieben ist das Wegschieben von Tatsachen. Tatsache ist, dass Menschen eine Zukunft in Österreich erhoffen. Menschen, die aus Ländern kommen, die keine Zukunft bieten. Ich kenne viele Menschen, die Asyl in Österreich bekommen haben und ebenso viele die noch darauf hoffen. Die Asylgesetzgebung, beschlossen vom österreichischen Parlament, verschärft im Juli 2011, ist das Instrument des Staates scheinbar objektiv das Schicksal von Menschen zu entscheiden. Interessanterweise passiert es oft, dass BürgerInnen sich zusammentun, weil sie nicht akzeptieren wollen, Menschen abzuschieben. Menschen, die bei uns um Asyl angesucht haben, oft viele Jahre hier leben, unter uns und mit uns leben. Die Freunde, Arbeit und eine neue Heimat gefunden haben.

Wenn Mitmenschen für sie auf die Barrikaden steigen, heißt das, dass das Gesetz in seiner scheinbaren Objektivität Mitmenschlichkeit vermissen lässt. Das sollte eigentlich Anstoß genug sein, darüber nachzudenken, das Gesetz zu ändern- nämlich mitmenschlicher zu machen.

Das fragen sich Millionen junge Menschen in Europa tagtäglich. Wieder sind die Jungen in Spanien auf die Straße gegangen. Wieder haben sie auf ihre hoffnungslose  Lage aufmerksam gemacht. Wieder hat die Polizei die Demonstrationen aufgelöst.

Millionen junge Frauen und Männer, gut ausgebildet, aus Spanien, Griechenland, Portugal, Italien und anderen Staaten der EU, sehen für sich keine Zukunft. Architektinnen, Pädagogen, Installateure, Ingenieurinnen, Tischler sind in der Warteschleife, ohne zu wissen, wo das Ziel ist. Sie fühlen sich nicht gewollt und unverstanden. Die Staaten sind angehalten zu sparen, das heißt weniger Investitionen in die Zukunft ihrer EinwohnerInnen.

Was geht im Kopf einer jungen Lehrerin vor, die weiß, dass unvorstellbare Summen für die Rettung von Banken ausgegeben wurden. Dass Milliarden bereitstehen, um die ominösen Finanzmärkte zu beruhigen. Dass ihr Land Stellen kürzt um kurzfristig zu sparen. Die junge Lehrerin hat keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sie geht auf die Straße, um ihren Unmut kund zu tun. Und mit ihr viele andere. Eine  Antwort des Staates bleibt aus.

Für eine Gesellschaft ist es besonders schlimm, wenn sie ihren jungen Menschen keine Hoffnung geben kann. Die Staaten der Europäischen Union müssen sich die Kernfrage stellen: Was ist uns mehr wert? Die Finanzmärkte oder die Zukunft unserer Jugend? Das bedeutet auch die Gelder neu aufzuteilen. Wenn in die abstrakten Finanzmärkte Milliarden gesteckt werden, dann müssen auch Milliarden bereit stehen, um jungen Menschen Arbeit und Lohn zu geben. Das Geld für die Finanzmärkte ist wichtig, um kurzfristig eine Katastrophe abzuwenden. Das Geld für die Jugend ist mittel- und langfristig eine sichere Investition in ein Europa der Chancengleichheit und Lebensqualität für alle.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/spanische-polizei-loest-camp-der-empoerten-auf-a-832888.html

Heute ist der 1. Mai! Uns geht es doch gut, oder? Die Wirtschaftskrise berührt uns nur mehr am Rande. Wir lesen in den Medien darüber, aber die Supermarktregale quellen über mit Waren, die wir unbedingt brauchen. Wer arbeiten will bekommt doch Arbeit, die Fachkräfte fehlen, die Wirtschaft schreit nach ihnen. Ja diese durchaus hohen Managergehälter, die Korruption in Politik und Wirtschaft regen uns manchmal auf, aber so wirklich berühren tut es uns nicht, oder? Was soll dann das ganze Getue mit diesem  Occupy New York, Occupy Frankfurt und Besetzt Salzburg?

Die Occupy-Bewegung weitet unseren Blick. Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung finden weltweit statt und alles greift ineinander. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass Lebensbedingungen für viele Menschen geschaffen werden, die ein menschenwürdiges Leben möglich machen. Ich will nur ein einfaches und überspitzes  Beispiel nennen, wie eins mit dem anderen zusammenhängt und jeder einzelne von uns Verantwortung trägt.

Das Frühjahr ist da und damit die Zeit der Diäten, um möglichst einen unbeschwerten Badesommer erleben zu können. Zu einer Standarddiät gehört natürlich Thunfisch. Viele Fangflotten der Europäischen Union sind in internationalen Gewässern unterwegs, um Thunfische für uns zu fangen. Sie fahren auch die westafrikanische Küste entlang und fischen alles leer. Die einheimischen Fischer im Senegal, in Guinea oder an der Elfenbeinküste kommen mit leeren Booten zurück. Wie sollen sie ihre Familien ernähren? Da ist es doch einen Versuch wert mit dem Boot auf die Kanarischen Inseln zu gelangen, an Bord die Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Was machen wir? Wir schließen die Grenzen fest zu, ziehen Zäune hoch und  lassen die Frontex, eine Polizeitruppe der EU-Staaten, eine Festung Europa bauen. Und lassen damit auch unsere Verantwortung draußen!

Darauf hinzuweisen und uns nicht wegschauen lassen ist auch Aufgabe der Kunst! Die Grenzen des Ortes, der Region, des Landes und eines Kontinents zu überwinden. Die Grenzen des Alltags zu überspringen. Und uns auch auf das sichtbare und unsichtbare Unangenehme und Ungerechte aufmerksam zu machen. Wegschauen lässt etwas nicht verschwinden. Wegschauen macht Ungleichheiten nur tiefer.

So geht es mir und sicher vielen von Ihnen auch täglich, wenn wir durch unsere Stadt gehen. Gepriesen ob ihrer Schönheit, ihrer Kultur und Natur. Seit einigen Jahren sitzen wie Mahnmale der Ungleichheit Bettler an vielen Ecken und Straßen der Stadt. Ihre Armut berührt uns, oftmals unangenehm. Wir wollen sie nicht sehen. Sie sind da, jeden Tag. In ihren Herkunftsländern, wie Rumänien, Bulgarien oder Ungarn sind sie eine Minderheit, die ausgegrenzt und oft verachtet wird. Sie haben wenig Chancen auf ein gleichberechtigtes Leben und so versuchen sie es in anderen Ländern, auch sie sind Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union und damit gleichberechtigt. Das vergessen wir oft.

Natürlich können wir nicht mit einem Schlag die Welt zu einem besseren Ort machen, das wäre naiv gedacht. Aber jeder einzelne von uns kann täglich ein kleines bisschen dazu beisteuern, dass die Chancen für viele Menschen  größer werden, ein menschenwürdiges Dasein zu leben.

Danke an das Landestheater, insbesondere an Astrid Großgasteiger und Angela Beyerlein. Danke an alle Mitwirkenden! Sie tragen mit ihren Mitteln dazu bei das Bewusstsein zu schärfen und mehr Licht in die Schatten unserer globalen Gesellschaft zu werfen!

Besetzt Salzburg mit Ideen, Besetzt Salzburg mit Interesse am anderen, Besetzt Salzburg mit Gedanken, die zu einem gerechten Miteinander führen! Setzt Taten!

http://www.salzburger-landestheater.at/index.php?option=com_content&view=article&id=520&Itemid=218&lang=de

 (Meine Worte zur Eröffnung des Festivals „Besetzt Salzburg“ des Salzburger Landestheaters)

Seit Tagen geht das Video und die Facebook-Kampagne  eines israelischen Grafikdesigners um die Welt – mit der einfachen Botschaft: „ Iraner, wir lieben euch – wir werden niemals euer Land bombardieren!“.  

Ja wie naiv ist das denn?- wird sich so mancher denken. Da kommt einer daher und schickt diese Grüße in die Welt und er bekommt tausendfach Antwort. Andere schließen sich ihm an und rund um den Globus wird darüber berichtet. Zugegeben auch ich dachte mir im ersten Moment, das ist eine ganz nette Sache,  aber was soll das denn bringen? Die Wirklichkeit schaut doch anders aus. Zwei Länder, Israel und Iran, beide bis an die Zähne bewaffnet, belauern sich und fürchten jeden Augenblick, dass der erste Schuss losgeht, die erste Bombe fällt. Millionen Menschen haben Angst und fühlen sich den politischen Entscheidungsträgern ausgeliefert.

Aber die Botschaft des Israelis Ronny Edry gibt den Menschen eine Stimme, die anders denken. Jenen Menschen, die keinen Krieg wollen, die friedlich miteinander oder auch nebeneinander leben wollen. Die Kampagne wird keinen Krieg verhindern, wenn er schon beschlossene Sache ist. Aber der Aufruf nach Frieden  kann nicht mehr rückgängig gemacht werden-  er ist in der Welt und er gibt vielen Menschen Hoffnung, dass sie mit ihrem Wunsch nach einem angstfreien Leben nicht alleine sind.

httpv://www.youtube.com/watch?v=mYjuUoEivbE

 

 

Anti-Terrorgesetz, ACTA, Angriff auf das Berufsgeheimnis, Vorratsdatenspeicherung- was ist los in den Staaten? Es ist schlicht die Angst vor dem mündigen Menschen. In vielen europäischen Ländern und so auch in Österreich fällt auf, dass Gesetze, die der Überwachung der BürgerInnen dienen sollen, immer ausgefeilter werden. Das ist wohl die Reaktion auf eine sich immer schneller und sich neu entwickelnde Informationsgesellschaft. Information bedeutet Macht. Jahrtausende haben die Herrschenden die Hand auf Informationen gelegt. Dann kam die Demokratie und die Medien übernahmen es Informationen zu sammeln und allen Menschen zur Verfügung zu stellen. Jetzt ist eine neue Zeit angebrochen.

Das Netz fördert die Freiheit

Die Menschen haben durch die unbegrenzten Weiten des Internet die Möglichkeit selbst Informationen einzuholen, zu interpretieren und weiter zu verwenden. Selbst aus den tiefsten Kellern der Geheimdienste werden heute Dokumente schnell und direkt veröffentlicht, etwa durch Plattformen wie Wikileaks. Viele Informationen sind ungeschminkt, nicht interpretiert. Sie sind einfach in der Welt, können nicht mehr zurückgeholt werden. Die arabische Revolution hat gezeigt dass sich die Menschen unter einander mit Nachrichten und Filmen versorgen. Sie sind nicht mehr auf den Staat und die Medien angewiesen. Das macht den Herrschenden große Angst. Ihre Reaktion ist vergleichbar mit den Sanktionen der „Schwarzen Pädagogik“. Mit Verschärfungen der Gesetze, mehr Kontrolle und höheren Strafen meinen sie die Entwicklung aufhalten zu können. Die Entwicklung ist unaufhaltbar. Nur wenige Verantwortliche setzen sich mit den Veränderungen auseinander und diskutieren darüber, wie diese Entwicklung positiv gesehen und genutzt werden kann.

Vertrauen ist besser als Kontrolle                                

Das alte System geht gerade in Rente und das nachfolgende wird sich nicht verhindern lassen. Was braucht es? Vor allem Vertrauen in die Mündigkeit der BürgerInnen. Und die Erkenntnis, dass die Gesellschaft nicht mehr länger eine Hierarchie, sondern ein Netzwerk ist. Ein Netzwerk, das im ständigen Prozess ist und keine Grenzen im herkömmlichen Sinne kennt

 

http://www.zeit.de/digital/internet/2012-02/wir-die-netz-kinder/seite-1

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,806855,00.html