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Als ich zum ersten Mal hörte, dass Andy und Lana Wachowski wieder einen neuen Film planen, war ich aufgeregt. 16 Jahre ist ihr Sensationserfolg Matrix her. Gleich zu echten Cyberpunk-Stars aufgestiegen, enttäuschten Sie mit allen folgenden Projekten. Aber, wie gesagt, 16 Jahre später … nach so langer Zeit war meine Hoffnung groß. Es könnte wieder ein großer Wurf gelingen.

Ein russisches Einwanderermädchen in Chicago, Jupiter Jones [Mila Kunis], bringt sich gemeinsam mit ihrer Mutter als Putzfrau bei reichen Leuten durch. Doch bald erfährt sie, dass sie zu Höherem geboren ist. Und zwar nicht, weil ihr Vater Astrophysiker war und die Mutter eigentlich Mathematikerin ist. Sie ist genetisch identisch mit der jüngst verstorbenen Eigentümerin der Erde. Intergalaktische Herrscher-Familien teilen sich nämlich das Universum auf und Jupiter ist somit Mitglied des Abrasax Clans, einer der mächtigsten Familien des Universums. Nur dass ihre drei neuen Verwandten (es sind sozusagen ihre Kinder!) sie gleich wieder loswerden wollen – vorzugsweise durch Mord. Die verzogenen Space-Adeligen hatten von ihrer Mutter einige von Menschen dicht bevölkerte Planeten geerbt. Durch Jupiters Existenz würden sie Planeten und Völker wieder verlieren – und Menschen sind aus makabren Gründen ein wertvolles Gut. Caine Wise, ein Mensch-Wolf-Hybridwesen/gefallener Engel [Channing Tatum, derzeit auch in Foxcatcher zu sehen] hilft Jupiter, zu ihrem Recht zu kommen und ihr Leben zu retten – nicht ganz ohne Eigennutz.

Mila Kunis alias Jupiter lässt andere SciFi-Prinzessinnen vor Neid erblassen

Mila Kunis alias Jupiter lässt andere SciFi-Prinzessinnen vor Neid erblassen – und dann trägt sie auch noch dieses Outfit

Visuell ist Jupiter Ascending beeindruckend: elegante Raum-Kampffluggeräte, kathedralenhafte Raumschiffe und opulente Kostüme. Selbst die Raumanzüge sind so schick, dass ich unbedingt einen davon haben wollte. Und die Outfits von Mila Kunis erst – dagegen sieht Prinzessin Leia in Star Wars wie eine Landpomeranze aus Hintertupfing aus. Leider ist damit auch schon alles Positive gesagt, das mir zu dem Film einfällt.

Mila Kunis spielt also eine einfache Haushaltshilfe, die völlig unverhofft zum Spielball einer mächtigen Elite wird. Das läuft dann so ab: Jupiter wird verfolgt, wahlweise bedroht oder mit Lügen getäuscht, fast getötet und in allerletzter Sekunde von Caine Wise gerettet – vorzugsweise mitten im (minutenlangen) freien Fall. Man wiederhole dieses Muster so oft, bis der letzte Widersacher tot ist. Und das geht einige Male hintereinander so dahin.

In der Mitte des Films ist ein Moment, in dem Jupiter eine schockierende Wahrheit erfährt. Das hätte der große Höhe- und Wendepunkt im Film sein sollen – war es aber nicht. Dabei hat es mich nicht gestört, dass die Wachowskis, einen recht ähnlichen Effekt bereits Cloud Atlas verbraten haben (dieser Schock-Moment ist aus dem Film Soylent Green ausgeliehen). Nur kann man diesen Moment schon eine Stunde lang kommen sehen. Ich war jedenfalls nicht im Geringsten überrascht oder schockiert. Und letztlich war diese Enthüllung für die weitere Entwicklung der Geschichte völlig belanglos.

Bis alle Abenteuer bestanden sind, wollte man es auch spannend machen, ob die Majestät Jupiter und der Underdog Caine denn zusammenkommen. Doch bis sie endlich einander küssen, war ich aber schon nicht mehr an der Handlung interessiert. Handlung ist überhaupt das große Stichwort hier. Über die Tatsache, dass eine Story etwas abgestanden ist, sehe ich wirklich recht gern hinweg. Aber: Von einer Hauptfigur erwartet das Publikum, dass sie tatsächlich handelt. Jupiter wird aber nur herumgeschupst und kann aus eigenem Antrieb keine Entscheidungen fällen, die tatsächlich Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben. Jupiter reagiert nur auf die Umstände. Schwach. Einem männlichen Haupthelden hätte man solche Ohnmacht sicher nicht zugemutet.

Jupiter Ascending ist also doch nicht der neue, große Wurf der Geschwister Wachowski, auf den viele gehofft haben. Vielleicht das nächste Mal.

Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Visuell ist der Film großartig. Es mangelt aber an Originalität, Leidenschaft für Geschichten, die Figuren und die Menschheit insgesamt.

(alle Fotos: Courtesy of Warner Bros. Pictures)