Gedanken über bewegte Tage in der schwul-lesbischen Community
Von Georg Djundja
130.000 Menschen. 130.000 Lesben, Schwule, Transgender, Intersexuelle, und Heterosexuelle. 130.000 auf der Regenbogenparade in Wien feiern das Leben – feiern die Vielfalt – fordern die gleichen Rechte – erinnern und halten Still in Gedenken an Orlando.
Orlando? Ein Schauer rieselt mir über den Rücken. Kann so etwas auch bei uns passieren? Wie konnte so etwas überhaupt passieren? Warum kann so etwas passieren? Der Täter dürfte laut Medienberichten doch selbst schwul gewesen sein – er war des Öfteren Gast in diesem Szenelokal und war auf schwulen Dating-Plattformen aktiv.
Hatte er selbst Probleme mit seiner Homosexualität? Wenn jemand sein inneres Sein immer verstecken muss und nicht ausleben kann, ist das wie in einem Druckkochtopf. Irgendwann kann dieser explodieren.
Wir werden es wohl nie erfahren was die Gründe für seine Tat waren.
Auf der Regenbogenparade ist der erste Truck leer – ein Zeichen für die Verstorbenen von Orlando. Ein Zeichen aber auch für alle Länder dieser Welt, in denen Homosexualität noch immer unter Strafe, in sieben Ländern sogar unter Todesstrafe steht.
Die Gedanken kommen zurück. Die Musik am Truck lässt mich wieder bei der Regenbogenparade ankommen. Auch in Österreich haben wir Lesben, Schwule und Transgender noch immer nicht dieselben Rechte: Wir wollen die Öffnung der Ehe für alle, wir wollen die amtliche Erfassung von Hassverbrechen (bei uns wäre Orlando einfach „nur“ ein Attentat – in den USA war es ein Hassverbrechen gegen Lesben und Schwule – ein UNTERSCHIED!), wir wollen Diskriminierungsschutz auch außerhalb der Arbeitswellt (noch immer können mein Freund und ich in Österreich eines Hotels verwiesen werden, weil wir schwul sind – einfach so!). Es gibt also noch viel zu tun!
Packen wir´s an! 130.000 Menschen packen´s an.
„Ihr seid viele – Gemeinsam seid ihr mehr“, sagt Christian Kern. Sagt der Bundeskanzler. Erstmals, dass ein Regierungschef auf der Regenbogenparade mit dabei ist! „Na und. Es ist 2016“, antwortet er sich selbst. Das gibt Mut. Das gibt Hoffnung.
Ich bin umso mehr voller Tatendrang für meine Arbeit in der SoHo (LGBTI Organisation der SPÖ), die rechtliche Gleichstellung auch in unserem Land zu erkämpfen, und die Akzeptanz in der Gesellschaft voranzutreiben. Denn wo Menschen sich lieben, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, dürfen Gesetze das nicht verhindern! Wir werden dafür Verbündete suchen. Wir werden dafür Brücken bauen. GEMEINSAM schaffen wir das!
Denn wir fordern GLEICH viel Recht für GLEICH viel LIEBE.