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Bunt waren sie die 1950er Jahre, zumindest in der Mode. Und laut, zumindest wenn Rock’n Roll gespielt wurde. Aber sonst staubte es gehörig, auch in Ku’damm 56. Mutter Schöllack, Tanzschulbesitzerin, und ihre drei Töchter im Berlin der 1950er Jahre. Die Nazizeit ist vorbei, aber die Menschen sind noch nicht frei. Die Vergangenheit holt sie ein, trotz aller Bemühungen alles hinter sich zu lassen.

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aus: Die vollkommene Ehe von Van der Velde

Alles, was uns heute selbstverständlich ist, hat damals nur im Verborgenen existiert, wurde geleugnet oder verschwiegen. Der Ehemann der einen Tochter geht abends gerne in den Park, Homosexualität stand damals noch unter Strafe. Der Arzt, den die andere Tochter anhimmelt, beginnt seine Karriere im KZ und therapiert mit Elektroschocks. Und Monika, die dritte Tochter, ist das hässliche Entlein. Vergewaltigt und niemand glaubt ihr, dass sie es nicht wollte. Ihre Geschichte ist der rote Faden und gibt Hoffnung, dass frau es trotz aller Widrigkeiten schaffen kann. Im Rock’n Roll kündigt sich schon der Aufstand der 1968er Generation an.

Und mein Blick fällt aufs Bücherregal. Da steht doch dieser alte Schinken „Die vollkommene Ehe“ von Van de Velde. Ich schaue Ku’damm 56, blättere gleichzeitig im Buch, das damals als gefährlich eingestuft wurde von der Katholischen Kirche. Zu aufklärerisch. Heute ist es überholt, wie so vieles aus dieser Zeit.

Aber es ist ratsam in diese Zeit einzutauchen. Damit wir wissen, wie gut es ist, dass wir uns gesellschaftspolitisch rasant weiterentwickelt haben. Innerhalb von zwei Generationen.

Hier die weiteren Sendetermine: Ku’damm 56