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Schon beim ersten Auftritt der Minions in Ich– Einfach unverbesserlich als gleichermaßen patschert-süße wie boshafte Sidekicks des Antihelden Gru war klar: die sind Instant-Kult!

Doch es dauert noch, bis das dritte Abenteuer mit ihrem (inzwischen gar nicht mehr so) bösen Meister Gru in die Kinos kommt. So haben die Kauderwelsch sprechenden Überraschungseier in Latz-Jeans ihr eigenes Vehikel bekommen. Vom ersten Plakat und ersten Teaser-Trailer an hab ich mich auf diesen Film gefreut. Sicher ein Fest des anarchischen Humors. Sehr lustig für Erwachsene.

Minions_3Der Kino-Spaß des Sommers?
Weit gefehlt. Die ersten 10 Minuten verlaufen überraschungslos, denn es wurde bereits alles, aber auch wirklich alles in den Trailern gezeigt und somit das Lustigste vorweggenommen. Trotzdem kann man sich noch am Humor in der typischen Minions-Manier freuen. Doch nur wenig später hängt die Unterhaltung schon durch. Und zwar ab dem Punkt, an dem die eigentliche Geschichte beginnt. Einige Filmkritiker vermuten, dass diese kleinen gelben Kartoffelnockerl einfach keinen ganzen Film tragen können. Ich finde, das stimmt nicht. Den Film hätten die Minions leicht gestemmt, ohne dass das Publikum sich an ihnen sattsieht. Doch der Autor hat einen großen Fehler begangen: Er hat den Minions in der Mitte einfach ihren Film weggenommen und ihn an eine andere Figur abgegeben: Scarlett Overkill.

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Nomen est Omen
Scarlet Overkill will die Krone von Queen Elisabeth I. stehlen. Wie gut, dass drei Minions Stuart, Kevin und Bob gerade auf der Suche nach einem neuen Schurken sind, dem sich das Minions-Volk als Lakaien (die deutsche Übersetzung des englischen Worts „minion“) andienen kann. Sie sind ohne Skrupel auch zu dieser Schandtat bereit. In diesem Fall ist es halt eine Schurkin, die dazu einen schurkisch-trotteligen Ehemann hat. Zu gerne hätte ich den Film im Original gesehen, wo Sandra Bullock [Gravity] und Jon Hamm diesen Figuren die Stimmen verleihen.

So weit so gut, doch die Geschichte kommt nie so richtig schön ins Fließen. Der Weg zum Höhepunkt ist holprig, denn die Minions werden als Hauptfiguren immer wieder in die Rolle der Sidekicks gedrängt und dann wieder ins Zentrum gerückt – ein klassischer Erzählfehler. Vielleicht wäre das noch verschmerzbar, wäre der Film wenigstens durchgehend so unterhaltsam, wie es die Trailer suggerierten. Wenngleich einzelne Slapstick-Einlagen zum Schmunzeln waren, war im ganzen Kinosaal kein einziges Mal ein herzhaftes Lachen zu hören. Bis zum Schluss war aus der Story die Luft schon weitgehend raus. Dass die bis dahin schon bekannten James-Bond-mäßigen Bösewicht-Gadgets von Scarlet Overkill an dieser Stelle nur noch ein paar Nummern größer aufgeblasen werden, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Versprechen nicht eingelöst wurden. Es war halt alles nur größer und durch die Übertreibung leider nicht besser. Scarlet Overkill – der Name wird letztlich zum Programm.

Um dem Ganzen dann noch eins draufzusetzen, nehmen die drei Minions am Ende als herzige Helden, die alles in Ordnung bringen und das englische Königreich retten, artig von der Queen höchstpersönlich Ehrungen und Geschenke entgegen. Eigentlich die ultimative Erniedrigung für einen wahren Minion. Das wäre in den ansonsten süßlich endenden Ich – Einfach unverbesserlich-Filmen nicht passiert – dort blieben sie konsequent bis zum Schluss auf entzückende Weise fies. Das Ende von Minions lässt vermuten, dass es kein weiteres Solo der gelben Verbrecher-Helferlein mehr geben wird. Gut so. Ich freue mich umso mehr, sie in Ich – Einfach unverbesserlich 3 so zu sehen, wie die Welt sie kennen und lieben gelernt hat.

Meine Bewertung auf IMDB: 5 Punkte
Kleinere Kinder finden den Film ganz sicher wirklich sehr lustig. Viele Erwachsene, die einen anarchischen Spaß erwarten, werden wahrscheinlich enttäuscht sein.

Eigentlich müsste der Film Der Alte Mann und das Meer heißen. Dieser Titel war leider schon vergeben, aber All is Lost hat tatsächlich etwas von Earnest Hemingways berühmter Novelle an sich. Nur dass wir die Gedanken des Protagonisten, einen für den Zuseher namenlosen Segler [Robert Redford], nie kennenlernen. Zu unergründlich ist sein Gesicht.meer 2

Der Segler wird eines Morgens unsanft geweckt. Es gibt einen Rums und schon läuft Wasser ins Boot. Ein im offenen Meer treibender Container hat ein Loch in den Rumpf geschlagen. Wie reagiert man da? Ich hätte vermutet, man ist mal erschüttert, hat Angst und flucht ein bisschen. Der alte Mann hingegen reagiert wortlos und besonnen. Er weiß anscheinend genau, was zu tun ist: dem Container einen Anker anlegen, damit er sich vom Boot löst; das Loch im Rumpf stopfen; nass gewordene elektronische Geräte mit Frischwasser abspülen und in der Sonne trocknen; funken versuchen. Man kann in der Aufregung schon mal vergessen, dass ja ein Satellitenhandy auch noch an Bord ist. Keine Panik, nicht reden – es hört ja sowieso keiner (was mich nicht davon abhalten würde, ausgiebig zu fluchen – es hört ja sowieso keiner). Frischwasser in Kanister abfüllen, weil ein Sturm aufzieht; und wenn man nach dem Sturm dann schon bis zum Nabel im Wasser steht, noch einmal rasieren(!), bevor man das Rettungslfloß aufbläst. Daran hätte ich nie gedacht.

Dieser Mann hat offenbar schon zu viel erlebt, als dass ihn etwas erschüttern könnte. Auch nicht, dass er zusehen muss, wie sein Boot untergeht – er bleibt regungslos. Vielleicht, weil er weiß, dass er beim Versuch sein Boot zu retten viele Fehler gemacht hat. Zu den Fehlern, die der alte Mann im Film macht, gibt es im Internet auf Seglerseiten einiges nachzulesen. Nach einer Stunde und acht Minuten die erste emotionale Reaktion, als er Wasser trinken möchte und feststellt, dass der Kanister nicht richtig verschlossen war und sich jetzt Salzwasser darin befindet: FUUUUUCK!!! Zu einem solchen Gefühlsausbruch lässt er sich später nicht einmal hinreißen, wenn innerhalb weniger Stunden zwei große Schiffe direkt an ihm vorbeifahren und seine (letzten) Leuchtraketen ignorieren. Eines davon ist ausgerechnet ein Containerschiff. „Verdammte Container!“, möchte man da an seiner statt wütend nachschreien. meer 3

Man kann es gut finden, dass der Film sich keiner „dramaturgischen Krücken“ bedient, wie der Rezensent in Die Zeit es bemerkte. Als normaler Zuseher bin ich da etwas gespalten, vor allem wenn mir ein existentialistisches Drama versprochen wird. Sollte der Film dann nicht mehr bieten als eine Chronik? Mit wem ringt der alte Mann da eigentlich? Und für wen? Ganz am Anfang wird der Abschiedsbrief des Mannes (den er gegen Ende des Films schreibt) gelesen – die einzigen Gedanken des Mannes, die wir je erfahren. Es tue ihm leid. Er habe versucht, stark, ehrlich und liebevoll zu sein. Er habe bis zum Ende gekämpft und wisse nicht, ob das etwas zähle. Alles sei jetzt weg, bis auf Körper und Seele bzw. was davon noch übrig sei – es tue ihm leid. Wem dieser Brief gilt ist unklar. Wofür er sich wiederholt entschuldigt ebenso. meer 1Was Robert Redford betrifft, könnte ich an dieser Stelle einfach abschreiben, was in den fast allen Kritiken steht, ohne als Plagiator überführt zu werden. Alle sind sich einig, dass Robert Redford in dieser Rolle eine großartige schauspielerische Leistung bringt. Ich tu mir schwer dabei, das einfach so hinzuschreiben. Was Robert Redford hier auf alle Fälle zeigt, ist eine tolle körperliche Leistung. Immerhin wird sein Boot in den Stürmen herumgerollt und auch das Floß kentert. Da musste er sich beim Dreh einige Male ordentlich dümpfeln lassen. Die Person des Seglers wird für mich aber durch dessen unergründlichen Gesichtsausdruck und fehlende emotionale Reaktion nicht greifbar.

Es hat seinen Reiz zuzusehen, aber letztlich fehlt diesem Protokoll eines Schiffbruchs eine Geschichte, die auf menschlicher Ebene anspricht.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte

Siehe mein Abschluss-Statement in der Kritik. Und: Wo ist der Tiger?!?